16. Februar 2020 – Auf dem Mekong von Houayxay nach Pak Beng
Wir stehen früh auf, um dem „Tag Bat“ beizuwohnen. Der Almosengang der Mönche zählt zu den wichtigsten religiösen Handlungen im Buddhismus. Mönche dürfen nur über sehr wenig persönlichen Besitz verfügen, daher benötigen sie für ihre Ernährung die Unterstützung der Bevölkerung. Die Gläubigen knien am Straßenrand und füllen die Schalen der vorbeiziehenden Mönche mit Reis, anderen Lebensmitteln und manchmal auch kleinen Geldgaben. Zum Ritual gehört auch, dass die Mönche den Gläubigen für die Gabe nicht danken, sondern ganz im Gegenteil, die Gläubigen dankbar sind, da sie die Gelegenheit erhalten, Karma für ihr Leben nach dem Tod zu sammeln. In Luang Prabang haben wir diese „Attraktion“ bewusst ausgespart, da die traditionelle Zeremonie mittlerweile von unzähligen Touristen am Wegesrand beeinträchtigt wird. Fotografierende Touristen stören die Mönche, indem sie ihnen in Scharen den Weg versperren oder sich als Nichtgläubige gegen Bezahlung an dubiose Reisebüros gar an der Ausgabe von Almosen selbst beteiligen.
In Houay Xay ist von alldem nichts zu sehen; wir sind die einzigen Touristen am Wegesrand und dürfen so exklusiv einem authentischen und unvergesslichen Ereignis beiwohnen. Die Mönche teilen sich für ihren Almosengang an den Straßenkreuzungen auf und ziehen so nahezu durch das gesamte Stadtgebiet.
Wir frühstücken in unserem Hotel – immerhin gibt es Toast mit zwei Spiegeleiern und gebratenem Speck. Die undefinierbare Wurst, Tomatenscheiben und Salatblätter lassen wir lieber links liegen! Um 9.00 Uhr werden wir von einem Tuktuk von Mekong Smile Cruises abgeholt und zum Pier gebracht. Das Boot stellt sich als nicht annähernd so komfortabel wie das von Shompoo-Cruise heraus, die Reiseabfolge ist indes identisch. Erneut passieren wir eine der chinesischen Bausünden, ein pompöses Spielcasino, das gerade an der Brücke, die über den Mekong nach Thailand hinüber führt, errichtet wird.
Unser Guide Boun spricht hervorragend Englisch und führt uns später durch ein anderes Village, das dieses Mal von Khmer bewohnt wird. Mit rund 2.000 Einwohner ist es deutlich größer als das von uns auf dem Hinweg besuchte Dorf. Es verfügt über Strom und eine sehr viel bessere Infrastruktur, einige Brunnen liefern den Dorfbewohnern sogar sauberes Trinkwasser.
Erneut genießen wir die Fahrt auf dem Mekong in vollen Zügen und plaudern sehr angeregt mit Neva aus Berlin, die ursprünglich aus Florida stammt. Wir verabreden uns, in Luang Prabang gemeinsam essen zu gehen, wenn wir in einigen Tagen von dort aus in den Süden fliegen.
Am Anleger in Pak Beng werden wir in das Hotel gebracht, das wir gestern Abend noch zum günstigen Preis bei Booking.com gebucht haben, das Le Grand Pak Beng. Das Hotel ist ein einziger Traum und eine der besten Unterkünfte unserer gesamten Reise: Wir beziehen einen schönen Bungalow oberhalb des Mekongs und begeben uns sogleich zum Infinity-Pool, wo wir ein erfrischendes Bad nehmen und uns bei einem Gläschen Weißwein und dezenter Live-Musik eines Gitarristen den Sonnenuntergang anschauen. Das Hotel ist eigentlich viel zu schade nur für eine Nacht und hätte ganz sicher einen längeren Aufenthalt verdient, zumal auch das Personal reizend und sehr aufmerksam ist. Wir erkundigen uns an der Rezeption nach unserer Weiterreise mit dem Minibus nach Oudomxay und nach Muang Khua. Um 9 Uhr startet der erste Local Bus von der Bus Station Pak Beng.
Abends bestellen wir auf der Terrasse des schönen Hotelrestaurant bei lauschigen Temperaturen … Pizza!!! Wir hätten nie gedacht, dass uns ausgerechnet Pizza einmal glücklich machen könnte - neun Tage Laos-Food mit Sticky Rice machen es möglich.
17. Februar 2020 – Von Pak Beng nach Muang Khua
Malerisch geht der rote Feuerball über dem Mekong-Tal auf. Durch die Pizza gestern Abend sind wir noch so satt, dass an Frühstück nicht zu denken ist. Anstatt dessen lassen wir uns eine Breakfast-Box zubereiten und trinken im Hotel lediglich einen Kaffee. Um 8 Uhr werden wir vom Shuttle Bus zum außerhalb der Stadt gelegenen Busbahnhof gefahren. Wir stellen fest, dass 8.30 Uhr vollkommen gereicht hätte. Am Ticketschalter kaufen wir Fahrkarten für die Fahrt nach Oudoumxay (50.000 Kip/Stück). In Pak Beng steigen nur wenige Mitreisende in den Local Bus, was sich im Laufe der Fahrt noch ganz gewaltig ändern soll. Pünktlich um 9 Uhr geht es los, und der Bus sammelt nach und nach Einheimische ein, die winkend am Straßenrand stehen - Bushaltestellen gibt es unterwegs keine! Kurze Zeit später ist jeder reguläre Sitzplatz belegt, auch die kleinen Plastikhocker, die im Gang des Busses aufgestellt werden. Neben mir hat es sich eine junge Mutter mit ihrem süßen kleinen Mädchen auf dem Arm bequem gemacht. Wir sind die einzigen Touristen im Bus - es ist in jedem Fall ein besonderes Erlebnis, eine Fahrt im überfüllten Local Bus zu machen. Uns fällt auf, dass niemand genervt ist, niemand die Stimme erhebt, alle Mitreisenden gelassen bleiben, auch wenn sie lediglich auf einem unbequemen Notsitz Platznehmen müssen! Das ist ansteckend und von Tag zu Tag überträgt sich die laotische Gelassenheit auch auf uns.
Nach gut dreieinhalb Stunden rollt der Bus in der Station Süd, dem neuen Busbahnhof von Oudomxay, ein. Mit dem Tuktuk lassen wir uns hinüber zur alten Bus Station Nord fahren (15.000 Kip/Person), der ziemlich abgewrackt und schäbig daherkommt. Das Stadtbild sind auf den ersten Blick nicht sehr einladend aus, so dass wir auf eine Stadtbesichtigung verzichten, obwohl unser Bus nach Muang Khua erst in dreieinhalb Stunden abfährt. Unser Bus steht bereits da, und der freundliche Fahrer signalisiert uns, dass wir unsere Taschen einladen können. Auf dem Busbahnhof finden wir die erste richtig eklige Toilette in Laos vor, die zudem auch noch 2.000 Kip „Eintritt“ kostet! Apropos Toiletten: In Laos (und auch anderen asiatischen Ländern) ist es in öffentlichen Toiletten Gang und Gäbe, dass man sich ohne Toilettenpapier und nur mit der Hand säubert - natürlich ausschließlich mit der "unreinen linken". In besseren Etablissements gibt es fest installierte Wasserschläuche mit einer Düse oder eben, wie hier, einfach nur einen Wassertrog inklusive Schöpfkelle (das Bild unten dient nur der Illustration und gibt nicht die Schmuddeltoilette auf dem Busbahnhof von Oudomxay wieder)!
Um 16 Uhr geht es endlich mit einem staatlichen Bus, den man an seiner blau-weißen Lackierung erkennt, weiter. Entlang eines Flussbettes durch eine malerische Landschaft gelangen wir nach weiteren 2,5 Stunden an unser Ziel, Muang Khua. Die kurvigen Strecken in den Bergen sorgen bei den Fahrgästen häufig zu Unwohlsein in den Bussen. Heute muss sich ein kleines Mädchen während der kurvigen Fahrt übergeben. Der Vater entsorgt unbeeindruckt die volle Tüte durch das offene Fenster, während das Mädchen wieder einschläft, als ob nichts geschehen wäre!
Das Tuktuk (je 10.000 Kip) bringt uns zum Chalernsouk Guest House, wir zahlen dort für das Doppelzimmer im neueren Teil des Gebäudes am Fluss 100.000 Kip (9 €) - das dürfte so ziemlich das billigste Hotelzimmer unseres Lebens sein, natürlich zu unserem gestrigen schicken Hotel ein hundertprozentiges Kontrastprogramm! Das Zimmer ist für eine Nacht vollkommen in Ordnung, sauber, ausgestattet mit einem großen Doppelbett, einer halbwegs passablen Dusche, mit der wir uns alsbald den Reisestaub von der Haut spülen sowie einem "geschmackvollen" güldenen Gardinen-Ensemble!
Ein paar Schritte vom Hotel entfernt befindet sich das kleine Restaurant Sabeidee, betrieben von einem Franzosen und seiner laotischen Frau - einfache laotische Küche zu günstigen Preisen! Und vor allem können wir den Sticky Rice umgehen, denn es gibt alternativ selbst hergestellte French Fries, dazu einen chilenischen Wein – was willst du mehr!
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