12. September 2019 – Springfontein
Exkursion durch den Fynbos mit Rock-Arts
Wir werden am frühen Morgen geweckt durch Paul, dem Haus-Pfau und einem ganzen Schwarm von Hagedasch-Ibissen, die im Wechsel lautstark um die Wette schreien. Auch der markante Ruf von Rainfrogs aus dem nahen Fluss stimmt sich in das Konzert mit ein. In der Lodge bekommen wir ein wunderbares Frühstück serviert, mit Eiern, Käse, Joghurt, Orangensaft und selbst gebackenem Brot. Susanne hat für uns eine geführte Tour durch den Fynbos gebucht im Phillipskop Mountain Reserve. Chris, der Inhaber der dortigen Lodge, vermietet fünf Self-Catering Cottages inmitten unberührter Fynbos Vegetation. Chris ist Biologe und hat seine Doktorarbeit über den Fynbos geschrieben und ist anschließend mit seiner Familie nicht wieder nach England zurückgekehrt. Bei den jetzigen politischen Bedingungen rund um den Brexit kann man nur sagen, alles richtig gemacht!
Nachdem wir eine Gebühr von 500 Rand entrichtet haben führt uns Chris über einen markierten Hiking-Trail durch die Fynbos Landschaft und erklärt das absolut faszinierende Ökosystem. Von Fynbos spricht man nur, wenn Proteen, Erica-Gewächse sowie bestimmte Gräser (Reet-Gräser) vereint anzutreffen sind.
Der Fynbos ist abhängig von Feuern, die in Abständen von 10 bis 15 Jahren die oberflächigen Pflanzenstrukturen vernichten und fruchtbaren Boden hinterlassen. Die Fynbos Pflanzen haben dabei unterschiedliche Strategien entwickelt, wie sie der Feuerbrunst wiederstehen, entweder durch verschiedene unterirdische Pflanzenteile wie Wurzeln oder „Bulbs“, aus denen die Pflanze nach dem Feuer sofort wieder austreibt oder aber durch feuerresistente Samen. Wenn ein Feuer über einen langen Zeitraum ausbleibt, können Pflanzenarten unwiderruflich verschwinden. Wie in vielen anderen Ökosystemen sind „Alien-Pflanzen“ eine große Gefahr und können der Fynbos verdrängen. Grundsätzlich ist der Fynbos ein Baum-freies Ökosystem und gerade aus fremden Ländern eigeführte Bäume schädigen die Vegetation nachhaltig. Natürlich ist auch der Mensch eine Gefahr, in dem durch Unachtsamkeit unnatürlich häufig Feuer verursacht werden.
Auf dem Weg sichten wir auch zahlreiche Vögel, viele Sunbirds, wie zum Beispiel den Orange-breasted Sunbird, einer von insgesamt sechs im Fynbos Ökosystem endemischen Vogelarten. Sunbirds spielen bei der Bestäubung vieler röhrenförmiger Erika-Blüten eine zentrale Rolle. Außerdem sehen wir erneut Karoo-Prinias sowie Cape-Grassbirds, die für uns am Wegesrand ein wunderschönes Liedchen trällern.
Kap-Grassänger (Cape-Grassbird)
Am Ende des Trails in den Felsen befindet sich eine Höhle, in der ein Spezialist erst vor zwei Jahren Rock-Arts entdeckt hat. Die Zeichnungen stammen von Sans und Khois und sind ungefähr vor zwei- bis dreitausend Jahren entstanden. Die Khois haben Fingerprints und Abdrücke einer Kinderhand hinterlassen, während einige figürliche Zeichnungen, die Menschen und Tiere darstellen, von den Sans stammen.
Ein stärkerer Regen setzt auf dem Rückweg zur Phillipskop Mountain Lodge ein. Es war eine derartig beeindruckende Tour mit Chris, der durch seinen Enthusiasmus für das hiesige Ökosystem soviel nachhaltige Eindrücke bei uns hinterlassen hat, an die wir sicher lange zurückdenken werden.
Gegen Nachmittag ist das regnerische Wetter weitgehend verschwunden und es klart sich langsam über dem Meer auf. Wir fahren nach De Kelders, wo wir in einem Vorgarten in der Umgebung eines Feeders zahlreiche interessante Vögel ausmachen, unter anderem Dominikanerwitwen (Pin-tailed Whydah), Wellenastrilde (Common Waxbills), eine Kap-Frankolin Familie mit einer Schar kleiner Küken (Cape Spurfowl), Fiskalwürger (Common Fiscal), Kap-Turteltauben (Cape Turtle Dove) und Senegaltauben (Laughing Doves).
Dominikanerwitwe (Pin-tailed Whyhah) Wellenastrild (Common Waxbill)
Wir fahren zum Entrance Gate des Walker Bay Nature Reserves, das ebenfalls Sanparks angeschlossen ist, so dass wir mit der Wild Card kostenlosen Eintritt erhalten. Über einen Treppenweg gelangt man zu den Klipgat Caves, ein riesiger Höhlenkomplex, der bereits in der Steinzeit von Menschen genutzt worden ist. Archäologen haben zahlreiche Gegenstände aus den unterschiedlichsten Epochen hier gefunden. Auf Schautafeln wird die Historie erklärt.
Durch die Dünenlandschaft führt ein 4x4 Trail, auf dem wir hinab wandern zum Strand. Auch heute sichten wir keine Wale in der Bucht, nicht schlimm, da wir durch eine grandiose Landschaft entschädigt werden. Meterhohe Wellen peitschen an den Strand und es herrscht ein kräftiger Wind, der uns in Strandnähe geradezu sandstrahlt.
Das heutige Dinner steht dem gestrigen in nichts nach – wir sind erneut begeistert von der Kochkunst des Springfontein-Teams, das uns als einzige Gäste am heutigen Abend von A – Z verwöhnt. Hervorzuheben ist ein kaltes Sauerampfer-Süppchen, in dem eine Vanille-Eis Kugel und ein Griesknödel schwimmen – ein Dessert zum Sterben!