Nach dem Frühstück packen wir unsere sieben Sachen, zahlen unsere Rechnung und verabschieden uns von den netten Besitzern. Wir müssen zunächst einige Kilometer über eine üble Schotterpiste fahren bis der idyllisch gelegene Arenal-See in Sicht kommt.

Hier treffen wir erstmals wieder auf eine asphaltierte Straße. Am Straßenrand entdecken wir plötzlich eine große Brüllaffen-Familie, die sich an den Knospen eines Baumes gütlich tuen. Natürlich bleiben wir nicht das einzige Auto, das sich dieses Spektakel anschauen möchte. Die Situation erinnert uns irgendwie an die "Mainstream-Nationalparks" in Afrika, wenn irgendjemand Löwen entdeckt und sich danach Dutzende Safariautos im Halbkreis um den Spot herum versammeln!


Wir setzen schleunigst unseren Weg fort und treffen auf eine Abzweigung, bei der uns unser Navi anzeigt, die Hauptroute zu verlassen. Wie sich kurze Zeit später herausstellen wird, endet die Piste vor einem Privatgrundstück, dennoch wird sich der kurze Abstecher lohnen. Die Landschaft, die wir durchfahren, könnte ebenso in der Schweiz anzutreffen sein. Bereits nach kurzer Zeit entdecken wir einige Keel-billed Tukane in der Nähe der Straße. So viele Tukane auf einmal haben wir noch nie gesehen!
Fischertukan (Keel-billed Toucan)
Nachdem wir unsere Foto-Session beendet haben, setzen wir unseren Weg über die normale Route fort. Die letzten Kilometer nach Monteverde führen aus allen Richtungen über Schotterpisten mit tiefen Schlaglöchern - das ist die letzte "Romantik", die sich die beiden Orte unbedingt erhalten wollen! Endlich erreichen wir Monteverde und bereits bei der Einfahrt wird uns klar, das Monteverde mittlerweile zu einem regelrechten „Touristenkaff“ mutiert ist. An jeder Ecke bieten Tour-Veranstalter Canyoning, Bungee-Jumping, Nightwalks oder Canopy-Adventures an.

Wir sind natürlich von dem Rummel nicht überrascht und hatten ohnehin vor, das Monteverde Reserve auszulassen und im deutlich geringer frequentierten Santa Elena Nebelwald zu wandern. Auch der Besitzer des Hotels de Campo hatte uns bereits schon gewarnt, dass in Monteverde aufgrund des Rummels nahezu keine Tiere mehr anzutreffen sind. Kaum vorstellbar, dass sich noch Anfang der 80er Jahre so gut wie kein Tourist für die Gegend interessiert hat. In Santa Elena verdingten sich einige Tico-Familien mit Landwirtschaft, während in Monteverde eine Quäkergemeinde von Milchwirtschaft und Käserei lebte. Erst das Aufspüren des berühmten Quetzals und ein Artikel in der National Geographics sorgten dann für einen einzigartigen Boom.
Christian, der Besitzer der Rainbow-Valley Lodge, begrüßt uns herzlich und gibt uns einige wertvolle Tipps zur Umgebung. Wir beziehen unser kleines Zimmer mit Balkon mit traumhaften Blick in ein tief eingeschnittenes und urwüchsiges Tal (80 $ ohne Frühstück). Da wir uns auf Anhieb einig sind, dass wir heute unser Abendessen auf unserem verglasten Balkon in diesem einmaligen Ambiente genießen wollen, fahren wir noch einmal zurück nach Santa Elena und kaufen in einer Bäckerei Brot und Empanadas, sowie in einem kleinen Supermarkt Zutaten für einen Salat und ein bisschen Käse ein.
Christian hat uns den Tipp gegeben, dass sich nachmittags regelmäßig ein Lesson´s Motmot auf einem der Bäume ganz in der Nähe unseres Zimmers einfindet. Wir legen uns also auf die Lauer und müssen tatsächlich nicht lange warten. Der Motmot „verrät sich“ an seinem unverkennbaren Ruf, ein markantes, wenn auch dezentes „Hoop Hoop“. Wir haben kaum Mühe, ihn in einem der Bäume zu erspähen - die knallblaue Farbe seines Kopfes macht es uns leicht! Natürlich sind wir begeistert, da die bunten Motmots ebenfalls auf unserer Wunschliste standen. Der Motmot verbirgt sich hinter Ästen und fliegt dann weiter auf einen benachbarten Baum, wo wir ihn kurze Zeit später erneut erspähen und nun auch passable Fotos von diesem prachtvollen Vogel schießen können.

Diademmotmot (Lesson´s Motmot)
Abends bereiten wir ein idyllisches „Dinner for Two“ auf unserem Balkon zu – wir genießen es, einfach einmal in trauter Zweisamkeit in Ruhe zu essen, noch dazu in diesem einzigartigen Ambiente.
15. Februar 2017 – Santa Elena
Wandern im Nebelwald
Wir genießen unser Frühstück auf unserem aussichtsreichen Balkon in vollen Zügen. Endlich gibt es auch eine süße Mango, die wir so lieben. Hinter dem vor uns liegenden Taleinschnitt geht gerade die Sonne auf. Von der Rainbow-Valley Lodge fahren wir ungefähr zwanzig Minuten zum Eingang des Santa Elena Reserves (Eintritt 7.560 Colones).
Das Santa Elena Reserve erstreckt sich über eine Fläche von 310 Hektar. Gemeinsam mit den Reserves von Monteverde und dem Rainforest de Ninos sind es gar 28000 Hektar, die in Zukunft durch den Zukauf angrenzenden Farmlandes und der Wiederaufforstung noch vergrößert werden sollen. Der Grund dafür ist in erster Linie, dass viele Wildtiere, wie der Quetzal, Pumas, Jaguare oder Ozelote größere Territorien benötigen, um überleben zu können.
Das Reserve befindet sich in Höhenlagen zwischen 1.330 und 1.550 Meter, daher herrschen hier ganzjährig moderate Temperaturen zwischen 13 und 24 Grad Celsius – geradezu ideale Temperaturen zum Wandern! Wir laufen zunächst den Challenge Trail ab. Auf den ersten Metern ist der Lärm von einem angrenzenden Canopy-Adventure Park zu hören, wo vergnügungshungrige Touris sich laut juchzend an Stahlseilen durch den Nebelwald katapultieren. Warum man ein Disneyland ähnlichen Vergnügungspark mitten in einen ursprünglichen Nebelwald einbauen muss, erschließt sich uns nicht. Kurze Zeit später haben wir den Lärm hinter uns gelassen und den Wald fast für uns alleine, da wir sehr früh auf den Beinen sind. Wieder einmal haben wir echtes „Birder-Glück“, denn der endemische und recht seltene Schwarze Guan kommt uns bereits nach wenigen Kilometern vor die Linse.

Mohrenguan (Black Guan)
Wegen der hohen jährlichen Niederschlagsmenge und der Luftfeuchtigkeit ist der Wald üppig bewachsen. Bemooste, hohe Bäume, Lianen, Baumfarne, Bromelien in den Wipfeln und andere wuchernde Nebelwaldpflanzen sorgen für eine grüne Hölle. Wir gelangen zum Aussichtsturm und erhaschen einen Blick auf den Vulkan Arenal, der meistens von dichten Nebelbänken eingehüllt ist.

Vom Turm aus hat man eine ganz andere Perspektive auf den Nebelwald. Spätestens hier stellt man fest, dass der Urwald ein einziges Blütenmeer ist, dies ist aus der Bodenperspektive nicht immer erkennbar. Die Blüten streben zum Licht und sind daher eher in den Baumkronen anzutreffen. Wer genau hinschaut, wird aber auch am Boden überall die herabgefallenen bunten Blüten entdecken.
Auch der Cano Negro Trail, den wir anschließend begehen, ist wunderschön. Immer wieder erfreuen wir uns an den kleinen Dingen, die der Wald zu bieten hat: Bunte Blüten, kuriose Rüsselkäfer und Raupen, Frösche oder aber die von Blüte zu Blüte schwirrenden Kolibris; sogar Kugel-rollende Mistkäfer, die wir aus Afrika kenne, gibt es hier.



Den Abschluss unserer Wanderung bildet schließlich der Encantado Trail. Insgesamt sind wir fast sieben Stunden unterwegs - dabei geht es auf den Wegen stetig bergauf und bergab. Entsprechend platt sind wir, als wir wieder zum Ausgangspunkt gelangen.
Wir belohnen uns im Café Cabure mit süßen Leckereien und Kaffee. Das Café gehört zu einer Kakao-Plantage, in der man auch eine Führung machen kann und es gibt hier sagenhaft leckere hausgemachte Soufflés und Kuchen aus Schokolade mit Fruchtsoßen und Eis.
Unser Abendessen genießen wir erneut auf unserem gemütlichen Balkon. Wir haben uns aus dem Schnellrestaurant „Sabor Tico“ in Santa Elena zwei Gerichte mitgenommen, die wir in unserer Mikrowelle erwärmen.
< Caño Negro Matapalo & Uvita >
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