Bollito setzt uns am Playa Cacao an unserem Auto ab und wir fahren weiter in Richtung San Vito. Unterwegs staunen wir zum wiederholten Mal über die pink-farbenen Blütenteppiche auf der Straße, die sich unter Water-Apple Trees ausbreiten - es ist jedes Mal ein regelrechter Farbflash!
Beim Mar y Luna Restaurant in Golfito stoppen wir erneut zum Mittagessen – wir teilen uns eine Seafood-Platte, die sogar noch besser ist, als die in Lola´s Bar.
Hinter Rio Claro geht es hinauf in die Berge und somit wird es endlich etwas kühler. In Golfito sind wir bei 37° C gestartet, in San Vito zeigt das Thermometer noch angenehme 27 °C an. Die Besitzer des Casa Botania, Kathleen und Pepe, machen heute einen kleinen Badeausflug nach Golfito, so dass wir von den reizenden Eltern empfangen werden. Die Beiden sind jedes Jahr vier Monate in Costa Rica und helfen Kathleen und Pepe dann in ihrem kleinen B&B. Wir beziehen unseren Bungalow, von dem aus wir eine gigantische Aussicht über die satt grüne und hügelige Landschaft haben. Fast fühlt man sich wie in der Schweiz! Unser Bungalow ist sehr geschmackvoll eingerichtet, hat sogar eine kleine Küche mit Kühlschrank und ist vor allem mit einem großen Kingsize Bett ausgestattet – was für ein Luxus nach sechs Tagen spartanischem Dschungelleben!
Wir sitzen auf unserer aussichtsreichen Terrasse, speichern erst einmal mehrere Hundert Fotos und Videos der letzten Tage auf einer externen Festplatte ab. Vor unserer Terrasse schwirren zahlreiche Hummigbirds von Blüte zu Blüte, währenddessen wird es über den Hügeln ganz dunkel; es zieht ein Unwetter auf. Eine halbe Stunde lang schüttet es kurz darauf wie aus Eimern, dann ist der Spuk auch schon wieder vorbei.
Am Abend bekocht uns Robert, der Vater von Kathleen, auf der wunderschönen, von einem lokalen Künstler namens Pancho entworfenen Terrasse. Sichtbar ist, dass er bei seiner Arbeit von Gaudi inspiriert worden ist. Robert hat gestern einen großen Red Snapper in Golfito gefangen, den er heute Abend für uns und ein amerikanisches Paar zubereitet. Robert hat den Fisch mit wunderbaren Kräutern und einer deutlichen Estragon Note in einer Kasserolle im Ofen gegart. Wir haben schon viel über die überragenden Kochkünste im Casa Botania gelesen, was sich heute Abend in beeindruckender Weise bestätigt.
Nach dem Dinner plaudern wir noch eine ganze Weile mit Robert und er bietet uns dabei seinen selbstgemachten Limoncello an, der ebenfalls großartig ist.
26. Februar 2017 - San Vito
Im Wilson´s Botanical Garden
Ein delikates Frühstück eröffnet einen Tag bei herrlichstem Sonnenschein, frische Früchte, selbst gebackenes Brot, ein Omelett und Bananenbrot mit hausgemachter Papaya/Orangen Marmelade – einfach köstlich. Wir wollen den Morgen im benachbarten Wilson Botanical Garden verbringen. Der von dem Ehepaar Wilson in den Sechziger Jahren angelegte Garten und der benachbarte Wald umfasst eine Fläche von 326 Hektar. Der für Farmland abgeholzte Primärwald wurde wieder aufgeforstet und viele tropische Pflanzen etabliert. 2.000 Pflanzen- und über 400 Vogelarten sind hier anzutreffen. Zunächst bewundern wir den Hummingbird-Garden, in dem wir auch zahlreiche Kolibris entdecken, unter anderem einen endemischen und raren White-crested Coquette, in der deutschen Übesetzung klangvoll Weißschopfelfe genannt! Kolibris sind teilweise schwierig zu bestimmen, da sie sich teilweise sehr ähnlich sehen, zudem Männchen und Weibchen zumeist unterschiedlich gefärbt sind.
Gartenkolibri, female (Garden Emerald) / Weißschopfelfe, male (White-crested Coquette)
Im Garten befindet sich hier die zweitgrößte Palmensammlung der Welt. Wir sind beeindruckt von der riesigen „King Kong“ Palme, die ursprünglich aus Thailand stammt, dem haushohen Bambuswald oder der bunten Vielfalt der Ingwer-Arten.
Auf dem urwüchsigen Jungle Trail entdecken wir einen schönen grün-rot gesprenkelten Baumfrosch. Überall wuchern die buntesten Blüten in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Natürlich erspähen wir auch Vögel, unter anderem erneut einen wundervollen Lesson´s Motmot. Später läuft uns auch noch ein Aguti über den Weg. Diese Tiere ähneln Meerschweinchen und stehen in Mittel- und Südamerika auch durchaus auf dem Speiseplan der Einheimischen. Sie sind nur deutlich größer und bilden mit elf verschiedenen Arten eine eigene Gattung.
Zum Mittag sitzen wir im Restaurant Cascata del Bosce. Der freundliche Besitzer fragt uns, ob wir ein „Sloth“, ein Faultier sehen mögen. Natürlich mögen wir, und so führt er uns hinein in seinen Wald, wo wir tatsächlich zwei Prachtexemplare von dreifingrigen Faultieren sichten. Eines fühlt sich offenbar in seiner Ruhe gestört und klettert gemächlich ganz weit nach oben in die Baumwipfel. So „schnell“ haben wir noch nie ein Faultier sich bewegen sehen! Währenddessen schläft sein Kumpel den Schlaf der Gerechten und wird seinem Namen somit mehr als gerecht. Das Essen im Restaurant ist keine Offenbarung, aber in Ordnung – Corinna ordert lediglich eine Suppe, da sie Magen-Darm Probleme hat. Hoffentlich hat sie sich nicht wieder wie 2011 die kleinen „Tierchen“ eingefangen, die Biber-Fieber auslösen!
Weißnackentityra (Masked tityra) / Dreifingriges Faultier
Wir machen eine ausgedehnte Siesta in unserem Bungalow. Erneut zieht eine dunkle Wetterfront über die Hügel und es regnet eine ganze Zeit lang.
Sonntags bleibt die Küche im Casa Botania grundsätzlich kalt. Robert hat uns einen neuen Italiener sechs Kilometer außerhalb von San Vito in Richtung Sabalito empfohlen, das La Casa Italiana. Eine Familie aus Verona hat sich hier niedergelassen, was unschwer an den Fotos an den Wänden erkennbar ist. Wir bestellen gemischte Antipasti und sind überrascht, dass der Käse, der Schinken und auch die Salami original italienisch sind. Als Hauptgericht bestelle ich Kaninchen, auch wenn ich die völlig unbegründete Befürchtung habe, dass hier Aguti und nicht Kaninchen auf den Teller kommt. Corinna ordert Spaghetti Bolognese. Original italienische Küche in guter Qualität hätten wir an diesem Ort nicht erwartet, ist jedoch damit begründbar, dass San Vito Mitte des 19. Jahrhunderts von Italienern gegründet worden ist.
27. Februar 2017 - San Vito
Warme Quellen und kulinarische Genüsse
Wir besuchen heute die Agua Caliente des Cotobrus. Robert hat uns eine „geheime“ Karte gegeben, damit wir die warmen Quellen finden. Es ist eine gute Stunde Fahrt hinauf in Richtung Berge. Auch eine Rangerstation des Nationalparks La Amistad befindet sich hier in der Nähe – die Gegend ist touristisch so gut wie gar nicht erschlossen. Ohne die Skizze sind auch die Quellen nicht zu finden, da der kleine Pfad im Wald nicht ausgeschildert ist. Ein Tico Paar hat bereits einen der beiden Pools belegt – sicher haben wir sie jetzt bei ihrem kleinen Tete-a-Tete gestört. Die Quellen befinden sich unmittelbar oberhalb eines reißenden Baches, dessen Wassertemperatur gut und gerne 15 °C kälter ist. Wir legen uns eine ganze Zeit lang in das Badewannen-warme Wasser und genießen die Ruhe. Überall schwirren bunte Schmetterling und Libellen durch den Wald und ich versuche ein paar Makroaufnahmen zu schießen.
Zurück in San Vito gönnen wir uns gemeinsam eine Pizza in der Pizzeria Liliana und beobachten noch eine Weile das bunte Treiben in der Stadt. Auch ein paar Guaymi Indianer sind hier anzutreffen, ein Stamm, der im Grenzgebiet von Panama und Costa Rica in Reservaten lebt. Die Frauen tragen ihre traditionellen bunten Kleider, in ihrer Sprache "Dongdu" oder "Nagua" genannt, die vermutlich einstmals durch Missionare eingeführt wurden.
Anschließend verbringen wir noch eine Weile in der Finca Cantaros, die auch für ihre Vogelvielfalt bekannt ist. Die Finca steht gerade zum Verkauf, da die alten Besitzer in die Jahre gekommen sind. Am Eingang treffen wir niemanden an, der unser Eintrittsgeld entgegennehmen könnte (normalerweise 6 $), so dass wir uns notgedrungen ohne Eintrittskarte auf den Weg machen. Um einen kleinen See herum, in dem sich Wasservögel tummeln, sind Wanderwege angelegt. Überall laden Bänke zum Verweilen und Vögel beobachten ein. Wir sind heute allerdings nicht besonders erfolgreich, so dass wir nach einer Stunde zurück ins Casa Botania fahren. Dort relaxen wir bis zum Abendessen auf unserer aussichtsreichen Terrasse.
Heute freuen wir uns richtig auf das Dinner, das exklusiv für uns zubereitet wird, denn wir sind die einzigen Gäste. Trotzdem gibt es eine handgeschriebene Speisekarte auf einer Tafel. Im Casa Botania wird vegetarisch gekocht, auch wenn das heutige Menü mit einer fantastischen Fischsuppe startet, die Robert aus den Fischresten von vorgestern zaubert. Das Hauptgericht ist ein Gedicht: Zucchini-Feta Blinis, gebratene Pilze, Salat sowie Couscous mit hausgemachter Tomatensoße! Zum Abschluss gibt es Crepes mit karamellisierten Äpfeln. Wir sind schlichtweg begeistert von den außergewöhnlichen Aromen der Gerichte und der Kochkunst im Casa Botania!
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