In Springbok finden wir einen Campingausstatter, bei dem wir einige fehlende Ausrüstungsgegenstände kaufen (Bratpfanne, 12 Volt-Lampe, die kaputt gegangen ist sowie tiefe Teller). Im gut sortierten Spar Superstore füllen wir zudem unsere Vorräte auf, hauptsächlich Frischwaren, da wir in den nächsten Tagen im Richtersveld Transfrontier Park keine Möglichkeit zum Einkaufen haben werden.
Schnurgerade führt die Landstraße von Springbok nach Vioolsdrif, wo sich eine Grenzstation nach Namibia befindet. Wir fahren jedoch noch weitere 20 Kilometer entlang des Orange Rivers auf einer staubigen Gravelroad zum Richtersveld Wilderness Camp, das idyllisch am Fluss gelegen ist. Entlang der Straße werden überall Rafting-Touren auf dem Fluss angeboten. Wir fragen uns, wo und wann man bei diesem dahin plätschernden Fluss wohl ein Rafting erleben kann!?
Das Richtersveld Wilderness Camp ist mit viel Liebe eingerichtet – jede Campsite verfügt über eine Feuerstelle, Strom- und Wasseranschluss sowie eine überdachte „Lapa“. Da wir die einzigen Gäste im Camp sind, haben wir freie Platzwahl und entscheiden uns für Campsite Nummer 16, die besonders schön gelegen ist (250 Rand). Den ganzen Nachmittag haben wir Zeit zum Entspannen und endlich Muße, unsere Fotos herunterzuladen und zu speichern. Natürlich sind wir auch wieder auf der Jagd nach Vögeln, die rund um den Fluss herumschwirren, unter anderem Kaprötel, Fiskalwürger und einen bunten Wellenastrild.
Kaprötel (Cape Robin-Chat) / Wellenastrild (Common Waxbill)
Fiskalwürger (Common Fiscal)
Am Abend gibt es einen extrem leckeren Gemüseauflauf aus dem Potje mit gegrilltem Springbock-Filet. Wir genießen die nächtliche Stille am Orange-River – auch das ist ein Grund, der uns immer wieder nach Afrika zieht! Vor allem sind die Temperaturen hier wieder angenehm warm, so dass wir uns nicht wie im Namaqualand dick einpacken müssen. Nachts ziehen Wolken auf und es fängt an zu regnen – ein ziemlich seltenes Ereignis für die Gegend am Orange River, wo die Temperaturen im Sommer schon einmal gut und gerne 50°C erreichen können!
26. August 2015 – Vom Richtersveld Wilderness Camp zum Richtersveld Transfrontier Park - Pojiespram Campsite (160 Km)
Abwechslungsreiche Fahrt durch die Richtersveld World Heritage Site
Wir werden geweckt von einem uns nur allzu bekannten Geräusch, das wir mit Afrika verbinden: Der Ruf der Kap-Turteltaube, auch „Work-Harder-Taube“ genannt. Dazu gesellt sich das Gezwitscher Hunderter Bülbüls und anderer Singvögel sowie das markante Geschrei über uns hinweg ziehender Hadida-Ibisse. Es ist ein friedlicher schöner Morgen und wir genießen die aufgehende Sonne über dem Fluss.
Beim Frühstück haben wir es zwar dieses Mal nicht mit diebischen Meerkatzen zu tun, dafür schleicht sich die Katze des Hauses, die uns seit unserer Ankunft nicht von der Seite weicht, in einem unbemerkten Augenblick an unseren Milchtopf. Wir entdecken noch eine prächtige und farbenfrohe Raupe auf unserem Platz.
Um 10 Uhr ist unser Lager abgebrochen und wir durchqueren die Richtersveld World Heritage Site. Am Wegesrand sind Dolomitfelsen mit zahlreichen Petroglyphen zu entdecken, die von den Ureinwohnern des Richtersveld herrühren, den frühen San. Es wird vermutet, dass die meisten Gravuren bis zu 2.000 Jahre alt sind, einige sogar bis zu 10.000 Jahre. Die Landschaft ist karg, nahezu vegetationslos und erinnert uns sehr an das Kaokoveld in Namibia – genau so einsam ist die Strecke auch! Bis Eksteenfontein bekommen wir weder ein anderes Auto noch eine Menschenseele zu Gesicht. Wir passieren noch ein riesiges Steinmännchenfeld – die Erbauung dieser Steinhaufen muss Ewigkeiten gedauert haben!
Bis Eksteenfontein ist die Route unwegsam und nur sehr langsam zu befahren. Am Helskloof Pass sind einige steile Passagen zu bewältigen - insgesamt aber kein Problem für Allradfahrzeuge.
Hinter Eksteenfontein wandelt sich Landschaft und Vegetation beträchtlich. Sie wird flacher und plötzlich sind ganze Blumenteppiche – mal lila, dann wieder orange oder gelb - an den Bergrücken auszumachen. Dann durchfahren wir wiederum Ebenen, die geradezu lieblich wirken und fast an eine Alpenlandschaft erinnern. Die Gravelroad ist nun deutlich schneller zu befahren. Dennoch benötigen wir mit zahlreichen Fotostopps für die 160 Kilometer bis zum Richtersveld Parkeingang geschlagene fünf Stunden.
Der Richtersveld Transfrontier Park ist eine spektakuläre Gebirgswüste im äußersten Nordwesten Südafrikas, das 2007 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde. Der Nationalpark umfasst eine Fläche von rund 160.000 Hektar. Seit 2003 besteht der Zusammenschluss des Ai-Ais/Fish River Nationalparks in Namibia mit dem Richtersveld Park in Südafrika zum „Ai-Ais-Richtersveld Transfrontier National Park“.
Unser ursprünglicher Plan heute zum De Hoop Campsite zu fahren, klappt nicht, da das Camp voll belegt ist. Die nette Angestellte von Sanparks bietet uns jedoch alternativ den Poojiespram Campsite an, der ebenfalls am Fluss gelegen ist; für morgen bekommen wir dann wie geplant die Kokerboomkloofs Campsite (Campsites 560 Rand p.d. inklusive Permit). Das Poojiespram Camp erweist sich als guter Tausch, da es hier mit Sicherheit ruhiger zugeht, als in dem allseits beliebten De Hoop, das von den meisten Besuchern angesteuert wird. Dort soll es die besten sanitären Einrichtungen des ganzen Parks geben. Außerdem sind wir sehr froh, nicht mehr zwei bis drei Stunden im Auto sitzen zu müssen, da Poojiespram nur sechs Kilometer vom Parkeingang entfernt liegt. Immerhin gibt es im Camp Toiletten mit Wasserspülung sowie Duschen, allerdings nur mit kaltem Wasser. Wir wählen eine Campsite direkt an einem Brackwassertümpel. Von dem etwas erhaben gelegenen Platz aus können wir wunderbar Vögel beobachten. Da wir nach der langen Autofahrt bewegungshungrig sind, laufen wir noch hinunter zum Orange-River, setzen uns auf einen Felsblock am Ufer und genießen einmal mehr die Stille.
Bei einem prasselnden Lagerfeuer kochen wir abends Tortillas – nicht unbedingt ein afrikanisches Essen, aber von uns im Urlaub immer wieder gerne eingesetzt. Es ist auch am Abend mit Temperaturen um 20 °C noch angenehm warm.
27. August 2015, Von der Pojiespram Campsite zur Kokerboomskloof Campsite (90 Km)
Eine betörende Vollmondnacht in einer Traumlandschaft
Wir teilen unser Frühstück (French Toast!) mit einem zahmen Kapfrankolin, der uns buchstäblich aus der Hand frisst und fahren dann tiefer hinein in das Richtersveld. Schon kurz nach unserem Start entdecken wir am Wegesrand eine Ghoap (Hoodia grodonii), eine Sukkulente mit einer farbenfrohen Blüte, die an eine Satellitenschüssel erinnert. Die Blüten verströmen einen „Duft“ nach verwesendem Fleisch und sind dadurch äußerst attraktiv für Fliegen.
„Nomen est Omen“, am Bergrücken des Halfmen-Passes kleben die endemischen Halfmen Trees. Jede Pflanze hat eine einzigartige Form. Die Blüten am Kopf der Stämme beginnen gerade an zu blühen – es ist Frühjahr im südlichen Afrika!
Wir passieren die „Hand Gottes“, ein zwei Meter großer Abdruck einer Hand in einem Felsblock, von dem die Einheimischen glauben, er sei von der Hand Gottes entstanden.
Am Akkedis Pass müssen wir erstmals Allrad dazu schalten, da der Pfad steinig und steil wird. Immer wieder kommen wir an kleinen Kraals von Nama-Familien vorbei, die im Richtersveld bis heute halbnomadisch von Ziegenzucht leben. Dabei geht es im Wesentlichen um das Ziegenfleisch - Milchgewinnung spielt bei den Namas dagegen eine eher untergeordnete Rolle.
Die karge Berglandschaft des Richtersveld Parks ist faszinierend. Kurz vor Kokerboomskloof passieren wir in einem langgestreckten Tal einen perfekt geformten Köcherbaum und steuern noch zwei View Points an, die uns atemberaubende Blicke eröffnen.
Wir sind auf der Campsite die einzigen Gäste und sind froh, uns für dieses Camp entschieden zu haben. Die vier Campsites sind perfekt eingefügt in die Felslandschaft und verfügen seit neuestem über einen kleinen Abolution Block mit Toilette und Wasserhahn, Duschvorrichtungen sind bereits angelegt, funktionieren aber noch nicht. Nur zu dumm, dass sich unsere Solardusche als „Schweizer Käse“ erweist – wir werden versuchen, sie in der nächsten Stadt auszutauschen, bevor wir in den KTP fahren.
Wir richten uns ein und wärmen erst einmal die Reste des gestrigen Abendessens auf, bevor wir uns zu einer ersten Erkundung der Umgebung aufmachen. Es macht viel Spaß, in den flachen Felsen herum zu klettern und sich am Gipfel angekommen vom Ausblick berauschen zu lassen. Unter uns in einem Trockenflussbett wachsen zahlreiche Köcherbäume, wenig überraschend für die „Kokerbloomskloof“.
Diese durchstreifen wir als nächstes – die bizarren Köcherbäume geben fantastische Fotomotive ab. Schließlich gelangen wir an einen Bergrücken, an dem sich scheinbar Riesen mit überdimensionalen Felskugeln beworfen haben. Wie kommen diese fast kreisrunden Felsen nur an diesen Platz?
Es ist Zeit zum Camp zurück zu kehren, um noch ein wenig das Farbspiel der Abendsonne zu genießen. Um uns herum herrscht nichts als Stille – kein anderes menschliches Wesen ist weit und breit zu sehen oder zu hören. Der Vollmond taucht die rötlich schimmernden Felsen und die Köcherbäume in ein atemberaubendes Licht – leider ist dadurch die südliche Milchstraße nicht optimal sichtbar, sehr wohl aber das Kreuz des Südens. Noch lange sitzen wir am Lagerfeuer und lassen die Gedanken schweifen. Kokerbloomskloof ist wieder einmal einer dieser magischen Orte, die sich in unser Gedächtnis brennen und weiteres Suchtpotential nach Afrika auslösen wird!
28. August 2015, Vom Richtersveld National Park (Kokerboomskloof) zur Naruthsama River Lodge (170 Km)
Begegnung mit einer „Hummeldumm“-Reisegruppe
Wir haben eine recht frische Nacht hinter uns – das Thermometer fällt auf 8 °C. Sowie die Sonne über den Bergen erscheint, wird es schlagartig warm und angenehm. Nach einem ausgiebigen und gemütlichen Frühstück bei wolkenlosem Himmel brechen wir unser Lager ab und sind um 9.30 Uhr startklar. Seit gestern klappert unser vorderer Dachgepäckträger und ich stelle fest, dass eine Verankerung am Dach gebrochen ist. Mit Kabelbindern, einem Stück Stoff zum Dämpfen sowie Panzerklebeband versuche ich das metallische Schlagen auf dem Dach ein wenig einzudämmen, was auch zunächst gut funktioniert.
Auf gleicher Strecke wie gestern fahren wir die ersten Kilometer zurück. Ab der Kreuzung zum Domorogh Pass, der als „kleiner Van-Zyl´s-Pass“ in den Beschreibungen dargestellt wird, präsentiert sich die Wegstrecke als unwegsam, steinig und steil und wir kommen nur im Schritttempo voran. Der Prozentsatz der Besucher, die im Richtersveld eine Reifenpanne erleben, ist sehr hoch, kein Wunder bei diesen Passstraßen. Die Landschaft ist einmal mehr atemberaubend. Am Helskloof sind auch erstmals wieder Wildblumen zu entdecken, hier sind auch in großer Anzahl Botterbooms (Tylecodon paniculatus), eine dickstämmige Sukkulente, zu finden. Auch finden wir noch einige weitere typische Richtersveld-Pflanzen, wie zum Beispiel die Pearson´s Aloe (Aloe pearsonii), die ganze Bergrücken rot einfärben. Nach zwei Stunden reiner Fahrzeit erreichen wir den Parkausgang und fahren auf der Gravelroad bis Sendelingsdrift.
< Namaqualand Fish River Canyon >
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