Wir sind mit diesem Reisebericht inzwischen umgezogen auf unsere neue Website Wehr-Reinhold.de und empfehlen dir, dorthin zu wechseln!
Endlich realisieren wir eine Wanderreise auf die Blumeninsel Madeira! Schon lange steht diese Destination auf unserer Liste, da sie Natur pur und grandiose Wandermöglichkeiten verspricht - kurzum, Madeira scheint ein Reiseziel wie für uns gemacht zu sein!
Vorbereitung:
Im sonnigen Südwesten der Insel, in Calheta, buchen wir ein traumhaftes Häuschen unmittelbar an der Steilküste, die Villa Sealine. Zu dieser Jahreszeit ist das super ausgestattete Haus für 83,-- € pro Nacht zu haben, in der Hauptsaison ist es jedoch wesentlich teurer. In Calheta und Umgebung gibt es aber auch noch eine ganze Reihe weiterer sehr schöner und günstigerer Häuser und Apartments mit Meerblick. Großer Vorteil der unmittelbar am Meer gelegenen Objekte sind die abendlichen Temperaturen gerade in der kälteren Jahreszeit (gut 5 - 6 °C wärmer als in den Ortschaften Arco de Calheta oder Prazeres).
Angenehm an der Madeira-Reise ist, dass Condor und TUI Fly Direktflüge ab Hannover anbieten (gut 300,-- € p.P.). Den auf Madeira unverzichtbaren Mietwagen (Economy-Class) buchen wir mit dem Rundum-Sorglos Paket für sagenhaft günstige 20,-- €/Tag inkl. Vollkasko ohne SB, 2. Fahrer etc. bei Billiger-Mietwagen.de (Auto kommt von Avis, also einer seriösen internationalen Autovermietung). Ein größerer Wagen wäre auf der kleinen Insel reine Geldverschwendung!
Alle Wandertouren planen wir mit dem Madeira-Wanderführer von Rother, absolute Pflichtlektüre für Wanderer!
2.11.2017 – Ankunft auf der Blumeninsel
In knapp 4,5 Stunden bringt uns der Condor-Flug aus dem schmuddeligen Novemberwetter Hannovers auf die mit 23 ° C angenehm warme Insel Madeira. Am Flughafen nehmen wir bei Sixt unseren Mietwagen, einen Renault Clio, in Empfang und machen uns sogleich auf den Weg nach Calheta im Südwesten der Insel. Man hat das Gefühl, dass ganz Madeira von Tunneln durchbohrt ist – das ist nicht sonderlich aussichtsreich, dafür aber sehr schnell! In nicht einmal einer halben Stunde stehen wir vor unserem gemieteten Häuschen, der Villa Sealine, die über ein extrem steiles Holpersträßchen erreichbar ist (schätzungsweise 35° Grad Gefälle!). Besitzer Enio ist noch nicht zur Schlüsselübergabe vor Ort, so dass wir ihn anrufen. Ich fahre, während Corinna auf ihn wartet, hoch nach Arco de Calheta zum Supermercado „A Sua Mercearia“, um das Notwendigste für heute Abend und morgen früh einzukaufen.
Die Villa Sealine befindet sich in absolut ruhiger und unverbauter Lage an der Steilküste Calhetas mit traumhaftem Ausblick auf das Meer. Im Garten wachsen Avocados, Zitronen, Mangos, Bananen und Papayas, die allesamt leider gerade nicht reif sind. Auch einen winzig kleinen sechseckigen Pool mit halbwegs passabler Wassertemperatur gibt es.
Was für ein traumhaft schönes Plätzchen – hier werden wir es uns in den nächsten gut zwei Wochen sicher gut gehen lassen! Das Haus verfügt über drei Schlafzimmer, allesamt mit guten Betten, sowie über eine bestens ausgestattete Küche mit Induktionsherd. Besitzer Enio wird im Obergeschoss in nächster Zeit noch ein zweites Badezimmer einbauen, was vorteilhaft ist, wenn das Haus von mehr als zwei Personen genutzt wird.
Zünftig starten wir in unseren Urlaub mit einem Gläschen Madeira Wein, den uns Enio neben weiteren Kleinigkeiten zur Begrüßung bereitgestellt hat. Die Sonne taucht direkt vor unserer Nase ins Meer – welch ein Idyll! Später sitzen wir auf unserer Terrasse, genießen bei lauen Temperaturen Salat, Käse und Rotwein und vor allem den Blick auf das vom Vollmond beschienene Meer.
3.11.2017 – Eine erste Levada-Wanderung
Unsere erste Wanderung führt uns rund 1.300 Höhenmeter aufwärts zur Hochebene Paul de Serra. Ausgangspunkt ist der Parkplatz Cova Grande. Wir wollen zwei Wanderungen aus dem Rother Wanderführer kombinieren (Nr. 47 und 48). Zunächst laufen wir entlang der Levada do Paul in Richtung Rabacal. Immer wieder blockieren störrische Kühe den Weg, als wollten sie sagen, „das hier ist mein Weg, von hier weiche ich keinen Zentimeter“! Also verlaufen die Begegnungen stets nach dem gleichen Motto - "Der Klügere gibt nach"!
Die Tour 48 ist eine reine Genusswanderung und man hat während des gesamten Weges eine grandiose Aussicht auf die Südküste der Insel. Das Wetter spielt auch einigermaßen mit, auch wenn es gelegentlich etwas nieselt. Häufig liegt das Paul de Serra Plateau im dichten Nebel, der dann natürlich die wunderbare Aussicht behindert.
Auf gleichem Weg geht es wieder zurück. An der Gabelung zur ER209 folgen wir auf der gegenüber liegenden Seite der Straße nun der Levada da Bica da Cana (Nr. 47). Auf diesem Levada-Weg sind an einigen Stellen Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt. Hier und da müssen wir auf schmalen Betonkanälen balancieren oder auf einer schmale Treppe aufwärts steigen, während neben uns die Steilwand senkrecht abfällt. Nach einer guten Stunde erreichen wir einen idyllischen Wasserfall – ein idealer Ort für unsere Mittagsrast. Wir beobachten eine ganze Weile lang eine ziemlich zutrauliche Gebirgsstelze, die am Wasserfall aufgeregt hin und her flattert. Den restlichen Weg zur Quelle der Levada schenken wir uns und kehren auf gleichem Weg zurück zum Auto.
Abends essen wir im Restaurant Chico in Prazeres. Spezialität des Hauses ist unter anderem Ochsenschwanz (13,50 €), der tatsächlich hervorragend schmeckt. Auch Corinnas Pfeffersteak ist von bester Qualität und auf den Punkt gegrillt.
4.11.2017 – Großeinkauf in der Markthalle von Funchal
Besonders samstags ist der Besuch der Markthalle in Funchal empfehlenswert – dann verkaufen die Bauern der Umgebung ihr frisches Gemüse und Obst. In der Nähe der Markthalle befindet sich ein Parkhaus, wo wir unser Auto abstellen. Zunächst zieht es uns in die Fischhalle. Eigentlich hatten wir für unser heutiges Dinner geplant, Pulpo zu kochen, der jedoch leider nicht zu bekommen ist. Also entscheiden wir uns für frischen Gelbflossen-Thunfisch, das Kilo für ganze 12,-- €! Nahezu alle Fischhändler bieten natürlich auch die madeirensische Spezialität, den Schwarzen Degenfisch an. Dieser Raubfisch mit den großen schwarzen Augen und seinen gefährlich aussehenden Zähnen wird an Angelhaken aus rund 1.000 Metern Tiefe gefangen. In Europa kommt der Fisch ausschließlich im Atlantik rund um Madeira vor.
Nächste Station ist die Haupthalle, in der Gemüse und Obst zu finden sind. Zunächst kaufen wir exotische Obstsorten, von denen wir teilweise noch nie etwas gehört haben, wie zum Beispiel „Maracuja-Bananen“ (Passiflora tarminiana), die zur Gattung der Passionsblumen gehört, oder aber die kolbenartigen Früchte des „Fensterblattes“ (Monstera), die nach einer Mischung aus Ananas und Bananen schmecken. Gerade für letztere Früchte verlangen einige Händler horrende Preise – man sollte also auf der Hut sein, sich nicht über das Ohr hauen zu lassen! An anderen Ständen kaufen wir noch Gemüse für die nächsten Tage ein.
Oben auf der Galerie gefällt uns die Atmosphäre dann längst nicht mehr so gut, da die Händler sich voll auf Touristen eingeschossen haben und ziemlich penetrant versuchen, Kunden an ihren Stand zu ziehen. Bei einem Schlachter neben der Markthalle kaufen wir noch ein großes Stück Rinderfilet (20,-- €/Kilo), von dem wir den größten Teil einfrieren werden.
Nachdem wir ein paar Stündchen am Pool unseres Häuschens gechillt haben, fahren wir am Nachmittag ins beschauliche Jardim do Mar. Unten am Meer führt eine Uferpromenade am Dörfchen entlang. Am westlichen Ortsrand balancieren wir unterhalb der steil aufragenden Felswand ein gutes Stückchen auf einem ruppigen Pfad über Felsblöcke. Bei niedrigem Wasserstand kann man auf diesem unwegsamen Terrain bis nach Paúl do Mar wandern. Wir lassen uns jedoch am Felsstrand nieder und schauen eine Weile auf das Meer.
Über das idyllische Gässchen der Vereda dos Pescadores, die uns ein bisschen an El Guro auf La Gomera erinnert, laufen wir schließlich zurück zum Auto. Auf dem Rückweg kaufen wir in Calheta im Supermarkt Pingo Doce für unser heutiges Abendessen ein.
Unser Dinner besteht aus Papayas aus dem eigenen Garten mit Schafskäse und Olivenöl, gefolgt von einem extrem leckeren gegrillten Thunfischsteak mit in Weißwein gedünsteten Zwiebel sowie Bratkartoffeln.
5.11.2017 – Spontane wetterbedingte Planänderung
Das Wetter macht uns am heutigen Morgen einen Strich durch die Rechnung: Die Hochebene von Rabacal, dem Ausgangspunkt unserer geplanten Tour, liegt im Nebel und es regnet. Also ändern wir spontan unseren Plan und fahren ganz in den Nordwesten der Insel zum Ribeira da Janela, dem längsten Fluss Madeiras (Rother Wanderung Nr. 60). In Lamaceiros geht es entlang der Levada da Central tief hinein in die Schlucht mit atemberaubenden Tiefblicken auf die terrassierte gegenüberliegende Felswand. Auf den ersten beiden Kilometer ist der Weg gesäumt von Hortensien und Schmucklilien (Liebesblumen), die größtenteils leider schon verblüht sind. Überall am Wegesrand finden sich auch Bananen-Maracujas mit ihren prachtvollen Blüten, deren Verwandtschaft zu den Passionsblumen unverkennbar ist. Die erreichbaren Früchte sind leider allesamt noch nicht reif. Im weiteren Verlauf wird der Weg spektakulär. Die Levada führt durch die senkrecht abfallende Wand, die von Farnen und Moosen überwuchert ist, später wandern wir durch eine grüne Hölle aus Lorbeerbäumen.
Schließlich stehen wir vor einem langen Tunnel, den wir durchqueren müssen. Eine Stirnlampe ist auf dieser Tour daher obligatorisch! Nach einem weiteren Tunnel erreichen wir nach kurzer Zeit ein Wasserhaus, den Wendepunkt der Wanderung. Dort wartet bereits eine Horde von Madeira-Buchfinken darauf, einige Krumen von unseren Broten abzubekommen. Auf gleichem Weg geht es nach unserer Pause wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Auf dem Rückfahrt stoppen wir in Paul do Mar und schlendern durch das eher schmucklose, aber sehr authentische Fischerdörfchen. An einem mit Süßwasser gespeisten Wasserlauf am Hafen entdecken wir eine große Warzenenten-Familie inklusive Küken, die von einem Anwohner aus gutem Grund mit Brot gemästet werden - das Fleisch von Warzenenten ist sehr wohlschmeckend! Warzenenten sind die domestizierte Form der Moschusente, einstmals aus Südamerika in Europa eingeführt.
In der kleinen Bar am Hafen, Dos Pescadores, gönnen wir uns ein kühles Bier und bestellen dazu eine Portion Pulpo, die mit leckerem Kräuterbrot serviert wird. Die Bar wird mehr oder weniger ausschließlich von Einheimischen frequentiert, die lautstark einen sonntäglichen Plausch halten. Auf dem Rückweg beäugt uns ein Hund, der offenbar auf besondere Art und Weise auf Haus und Hof Acht gibt, misstrauisch!
Am Abend bereiten wir eines unserer Lieblingsgerichte zu, Thunfisch-Sashimi, das wir unseren Lesern an dieser Stelle wärmstens zum Nachkochen ans Herz legen wollen:
Zutaten für 2 Personen:
-möglichst frischer Thunfisch - Sushi-Qualität, fein gewürfelt (100 g pro Person)
-1 Stange Staudensellerie (oder alternativ Fenchel) und eine Zwiebel fein gewürfelt leicht andünsten
-abgeriebene Schale einer Bio-Zitrone und einen Spritzer Zitronensaft
-1 EL Kapern
-2 große fein gewürfelte Sardellenfilets
-2-3 EL Olivenöl (oder besser Arganöl)
-1 EL Soya (gute Qualität)
-gehackter Koriander (oder alternativ Minze)
-gerösteter Sesam
Zutaten vermischen und im Kühlschrank eine Weile ziehen lassen. Danach dünne Scheiben Weißbrot toasten und mit einer Knoblauchzehe abreiben. Sashimi in eine möglichst breite Tasse füllen und auf das Knoblauchbrot umstürzen und mit Korianderblättern und Sesam anrichten.
Auch wenn wir auf Madeira weder Sesam noch Koriander bekommen, schmeckt unser Sashimi mit dem super-frischen Thunfisch einfach himmlisch!
6.11.2017 – Im Tal von Tabua
Das Wetter über den Bergen sieht noch immer nicht besonders verheißungsvoll aus, so dass wir uns zu einer Wanderung im sonnigen Süden im Tal von Tabua entscheiden (Rother Wanderung Nr. 8). Der Ausgangspunkt ist das oberhalb von Ribeira Brava gelegene Dörfchen Corujeira. Wir folgen der Levada Nova bis tief in das Tabua Tal hinein. Wieder ist ein kurzer Tunnel zu durchqueren. Auch auf diesem Weg sollte man schwindelfrei sein, da man an einigen Stellen ungesichert auf einem schmalen Levada-Mäuerchen entlang laufen muss. Wir passieren das Dörfchen Ribeiro da Tabua, um auf der anderen Talseite wieder südwärts in Richtung Meer zu laufen. Immer wieder erfreuen wir uns an der tollen Aussicht. In Candeleira, dem Wendepunkt der Wanderung, befindet sich ein kleines Bänkchen, wo wir mit tollem Fernblick unsere Mittagspause einlegen. Eine angebundene Ziege beäugt uns dabei neugierig. Auf gleichem Weg geht es anschließend zurück.
Wir schauen uns noch eine Weile in Ribeira Brava um. Ein von einer Mole gesicherter kleiner schwarzer Sandstrand lädt zum Baden ein. Die Promenade ist gesäumt von großen, touristisch und nicht besonders einladend wirkenden Restaurants. In einem davon trinken wir dennoch eine Tasse Kaffee, bevor wir noch einen Blick auf den Hafen werfen, der durch einen Tunnel durch eine Felswand erreicht werden kann. Von hier hat man einen schönen Blick über die Steilküste.
Am Abend grillen wir leckere marinierte Rinderfilets, dazu gibt es Bohnen und Rosmarinkartoffeln sowie Aioli.
7.11.2017 – Traumtour in luftiger Höhe
Heute steht eine der Top-Touren Madeiras auf unserem Programm, eine Küstenwanderung in luftiger Höhe im äußersten Nordosten der Insel (Rother Nr. 14). Im Rother Wanderführer ist die Tour schwarz gekennzeichnet, wie sich herausstellen wird, können wir diese Einschätzung nicht voll umfänglich teilen. Wenig aufregend startet die Wanderung am Canical Tunnel - wir folgen zunächst der gleichnamigen Levada. Man kann sich diesen Teil der Tour gut und gerne ersparen und erst in Ribeira Seca einsteigen und dort der Levada folgen, vorausgesetzt, man wandert auf gleichem Weg zurück. Es folgt ein halbstündiger Aufstieg zur Boca do Risco, wo wir erstmals einen grandiosen Ausblick auf die zerklüftete Nordküste inklusive der Landzunge von Sao Lourenco erhaschen. Der nun folgende Abschnitt ist ein einziger Genuss: Durch die senkrecht abfallende Felswand führt ein schmaler Pfad. Direkt neben uns geht es 300 Meter abwärts, einige ausgesetzte Passagen sind durch Seile gesichert. Dennoch ist der Weg jederzeit breit genug, um nicht weiche Knie zu bekommen.
Unseren ursprünglichen Plan, von Porto da Cruz mit dem Bus zurück zu fahren verwerfen wir und kehren anstatt dessen nach einer Mittagspause kurz hinter dem Felsvorsprung Espigao Amarelo wieder auf gleichem Weg zurück. Auf diese Weise kommen wir ein zweites Mal in den Genuss des luftigen Pfades in der Felswand. Eine empfehlenswerte und etwas kürzere Variante dieser Tour wäre, aus umgekehrter Richtung in Larano zu starten, bis zum Boca da Risco zu wandern und danach zum Ausgangspunkt zurück zu kehren. So hätte man alle spektakulären Passagen in der Wanderung integriert, schenkt sich aber die weniger aufregenden!
In Machico machen wir auf der Rückfahrt noch einen kurzen Stopp, um Kaffee zu trinken und im sehr gut sortierten Continente Supermarkt einzukaufen. Danach fahren wir zurück nach Calheta.
Heute kochen wir in unserem Häuschen eine madeirische Spezialität, die es nahezu in jedem einheimischen Restaurant gibt – einen Espada Preta, (Schwarzer Degenfisch). Der ganze Fisch von fast einem Meter Länge hat uns filetiert gerade einmal 10,-- € gekostet! Wir bereiten den Degenfisch nach heimischem Originalrezept mit einer Maracuja-Fruchtsoße zu – sehr lecker!
8.11.2017 – Auf der Halbinsel Sao Lourenco
Diese Tour macht wohl so ziemlich jeder Madeira Urlauber; ... und natürlich auch zahlreiche Gäste der Kreuzfahrtschiffe, die fast täglich im Hafen von Funchal ankern: Die Tour auf die Halbinsel Sao Lourenco (Rother Nr. 12)! Bereits der voll besetzte Parkplatz bei Baia d´Abra lässt nichts Gutes ahnen! Gleich einer Ameisenstraße zieht sich eine Menschenkarawane den schmalen Pfad entlang in Richtung des bereits vom Ausgangspunkt auszumachenden markanten Gipfels des Morro do Furado (der „Durchlöcherte“). Das Schuhwerk und die Ausrüstung der meisten Wanderer lassen darauf schließen, dass dies für viele wahrscheinlich die einzige Tour während ihres Madeira Aufenthaltes ist! Leider ist das Licht zum Fotografieren heute schlecht - der Himmel präsentiert sich Grau in Grau -, so dass wir die spektakuläre Szenerie der schroff ins tosende Meer abfallenden Felswänden nicht wirklich zufriedenstellend festhalten können. Der kurze, aber steile Anstieg zum Morro do Furado lässt uns am Ende des Pfades noch einmal ins Schwitzen kommen, danach entschädigt das spektakuläre Panorama rund um den Leuchtturm auf der Ilheu do Farol für alle Mühen.
Unten am Casa do Sardinho am Fuße des Morros machen wir nach dem Abstieg unsere Mittagpause. Zahlreiche Kanarengirlitze trällern uns dazu ein fröhliches Liedchen. Anschließend laufen wir zum Parkplatz zurück.
Im Hafen von Calheta gönnen wir uns ein sehr leckeres Eis in einer Eisdiele und erledigen danach unseren Einkauf im Pingo Doce für unser heutiges Abendessen – frische Scampis mit Spaghetti.
9.11.2017 –Stau auf der Levada
Auch die Wanderung zu den 25 Quellen (Rother Nr. 51) gehört zum Pflichtprogramm nahezu eines jeden Madeira Urlaubers. Wir starten vom Parkplatz Rabacal und mit uns Busladungen von Wanderern, die die nur für den kostenpflichtigen Kleinbus befahrbare Asphaltstraße zum Forsthaus Rabacal hinabströmen. „Das kann ja heiter werden“, denken wir noch, aber es soll noch schlimmer kommen! Nach einem weiteren kurzen Abstieg, erreichen wir die Levada das 25 Fontes, der wir eine Weile folgen. Der letzte Abschnitt vor den 25 Quellen führt auf einem schmalen Absatz der Levada. Da es neben der Levada zumeist steil abwärts geht, ist der Weg mit einem Zaun gesichert. Immer wieder kommen uns andere Wanderer entgegen, und man muss sich regelrecht aneinander vorbei quetschen, um auf dem schmalen Pfad passieren zu können. An den 25 Quellen ist dann buchstäblich die Hölle los! Unzählige Wanderer haben ihr Pausenbrot ausgepackt und belagern die Felsen rund um die Gumpe, in der die Wasserfälle der 25 Quellen hinabrauschen. Kein Ort zum Wohlfühlen, so dass wir nach einem kurzen „Beweisfoto“ das Weite suchen.
Zweihundert Meter hinter der Brücke finden wir ein ruhigeres, sonniges Plätzchen an der Levada, wo wir unsere Mittagspause einlegen. In den Sträuchern vor uns entdecken wir niedliche Madeira-Sommergoldhähnchen (Regulus madeirensis), nach dem Wintergoldhähnchen der kleinste Vogel Europas! Es handelt sich bei diesen Vögeln um eine endemische Unterart, die sich von dem im restlichen Europa bekannten gewöhnlichen Sommergoldhähnchen in Ruf und Färbung unterscheidet.
Der Rückweg zum Forsthaus Rabacal gleicht einem einzigen Spießroutenlauf! Auf der schmalen Levada-Mauer kommen uns unzählige geführte Wanderungen von jeweils bis zu 30 Personen entgegen und verursachen regelrechte Staus. Immer wieder müssen wir minutenlang an breiteren Stellen ausharren, bis sich die endlose Schlange an uns vorbei bewegt hat. Die wenig kompetent wirkenden Führer geben ihren Gruppen lautstarke und belanglose Anweisungen und stören damit empfindlich die Ruhe. Die meisten geführten Gruppen treten ihren Rückweg über die bequeme Variante, einen ebenen 800 Meter langen Tunnel an - somit sparen sie sich auch noch den Aufstieg zum Parkplatz von Rabacal! Das Resümee zu dieser Tour: Besser auslassen – es gibt viel bessere und vor allem ruhigere Wanderungen auf Madeira!
Den Nachmittag genießen wir auf der großen Sonnenterrasse der Sunkeeper Villa über uns, die ebenfalls unserem Vermieter Enio gehört (die letzten Gäste haben das Haus gestern verlassen, so dass es derzeit leer steht!). Ich "rette" zwei Eidechsen aus dem Pool, stelle aber in den kommenden Tagen, dass die wechselwarmen Tiere das Wasser zur Abkühlung nutzen und durchaus freiwillig in die Fluten springen.
Am Abend gönnen wir uns ein exklusives Degustationsmenü im Armazém do Sal in Funchal. Wir bestellen die achtgängige „Gastronomic Tour of Madeira Islands“ mit Spezialrezepten aus den verschiedenen Regionen der Insel inklusive der begleitenden Weine (43,-- € zzgl. 24,-- € für die Weine). Drei Stunden lang schlemmen wir nach allen Regeln der Kunst in dem sehr netten Ambiente des Restaurants.
10.11.2017 – Wandern im äußersten Westen
Nach zwei äußerst rummeligen Touren wollen wir es heute unbedingt wieder ruhiger angehen lassen. Eine wunderbare Runde kann man oberhalb Ponta do Pargos im äußersten Westen der Insel drehen (Rother Nr. 57). Wir stellen unser Auto in Pedregal an der ER 101 ab und ersparen uns damit den eher uninteressanten Abschnitt ab Ponta do Pargos. Nach einem kurzen Anstieg über eine asphaltierte Straße erreichen wir die Levada Nova, der wir eine ganze Zeit mit tollem Ausblick auf die zerklüftete Küste folgen. Nach einer guten Stunde erreichen wir eine asphaltierte Straße, der wir hinab in den kleinen Weiler Cabo folgen. Hier befinden sich eine Kapelle und ein Mirador mit einer Aussichtskanzel – ein phantastischer Ort für unsere Mittagspause. Die Westküste bricht hier spektakulär über dem tosenden Meer ab.
Zurück wandern wir zumeist über Betonsträßchen durch kleine Weiler zu unserem Ausgangspunkt zurück und verbringen den Rest des Tages auf der Sonnenterasse unseres schönen Häuschens.
11.11.2017 – Die Königstour
Jeden Morgen schauen wir nun schon seit acht Tagen auf die Webcam des Pico Ruivo – immer mit dem gleichen Ergebnis: Es herrscht dichter Nebel! Aber heute, welch Überraschung, scheint plötzlich auf dem höchsten Gipfel Madeiras die Sonne! Wir zögern nicht lange, packen unsere Wandersachen und fahren über Funchal zum Ausganspunkt der Königstour Madeiras, die vom Pico Arieiro zum Pico Ruivo führt (Rother Nr. 34). Nun muss man nicht glauben, dass man auf dieser Tour alleine mit der Natur und den Bergen ist. Die Ernüchterung folgt schon am Parkplatz am Pico Arieiro, der von Bussen und PKW´s fast vollständig belegt ist. Wir schnüren unsere Bergschuhe uns sagen uns, die Menschenmassen werden sich unterwegs schon lichten – tuen sie auch, aber vor uns laufen ähnliche geführte Wanderungen, wie wir sie bereits bei den 25 Quellen erlebt haben. Unerträglich lärmende Wanderführer, die ihre größtenteils unerfahrenen Gruppen den Berg hoch- und runtertreiben und lautstark allerlei Hinweise und Anweisungen geben, verleiden uns auf den ersten Metern das grandiose Naturerlebnis! So etwas haben wir eigentlich noch nie auf irgendeiner Wanderreise erlebt! Wanderführer sollten sich für unseren Geschmack im Einklang mit der Natur auf ihren Touren bewegen – davon sind diese Guides bedauerlicherweise meilenweit entfernt!
Nachdem wir alle vor uns laufenden Gruppen überholt haben, können wir uns endlich auf die wahrhaft grandiose Szenerie der Berge einlassen. Im Norden blicken wir auf eine geschlossene Wolkendecke unter uns, während wir uns auf schmalen Graten auf- und abwärts bewegen.
Einige Tunnel sind zu durchqueren, so dass sich die Mitnahme einer Taschenlampe empfiehlt.
Unterwegs sichten wir eine große Gruppe von Rothühnern, die sich in dieser Höhe offenbar pudelwohl fühlen! Beim Anstieg zu einem Grat über eine steile Treppe geraten wir mächtig ins Schwitzen. Von hier aus ist die Casa de Abrigo und der Gipfel des Pico Ruivo bereits zu sehen. Nach einer kurzen Rast machen wir uns auf die letzte Etappe. Vom Casa ist es noch einmal eine Viertelstunde bis zum Gipfel mit mäßig steilem Anstieg. Am Casa kann man seinen Wasservorrat auffüllen, was uns nach der schweißtreibenden Etappe sehr willkommen ist! Da man den Gipfel des Pico Ruivo auch über eine bequeme und kurze blaue Wanderung von Achado do Teixera (Rother Nr. 33) erreicht, ist auch hier oben wieder einmal eine ganze Menge los. Erneut sichten wir jede Menge Sightseeing-Touristen mit völlig ungeeignetem Schuhwerk, wie Chucks, Slippern oder profillosen Segelschuhen an den Füßen! Wir lassen uns dennoch die grandiose Rundumsicht nicht vermiesen.
Nach einer ausgiebigen Pause laufen wir auf gleichem Weg wieder zurück und stellen zufrieden fest, dass die nervigen Gruppen allesamt den blauen Weg zum Achado do Teixera eingeschlagen haben, so dass wir den Rückweg in vollen Zügen genießen können. Insgesamt sind auf dieser Wanderung je 1.000 Höhenmeter auf- und abwärts zu bewältigen – man kann also mit Fug und Recht von einer sehr anstrengenden Tour sprechen, die eine sehr gute Grundkondition voraussetzt. Unser Tipp: Erst um 11 Uhr loslaufen, dann sind die meisten Gruppen bereits durch! In der Bar am Pico Arieiro genehmigen wir uns ein Bier und Chips, letztere auch, um unseren Salzhaushalt wieder ein bisschen aufzufüllen.
12.11.2017 – Verschnaufpause
Nach der ziemlich heftigen Tour am gestrigen Tag, gönnen wir uns eine Verschnaufpause und machen eine Sightseeing-Tour mit dem Auto über die Insel. In Ribeira Brava fahren wir über den Serra de Agua Pass hinüber in den Norden der Insel nach Sao Vicente, dem wichtigsten Weinanbaugebiet Madeiras. Im Tal sind entlang der Straße üppige blühende Aloe Vera Kakteen zu sehen, alle anderen Blüten am Straßenrand, wie die allgegenwärtige Schmucklilien sowie die Hortensienbüsche sind allesamt längst verblüht. Es ist Sonntag und in dem authentischen Städtchen promenieren einheimische Familien am Meer entlang oder trinken einen Kaffee in einer der zahlreichen Bars.
Wir machen zunächst einen kurzen Stopp in Seixal – hier sind die Touristen noch nicht in der Überzahl, auch wenn es das eine oder andere B&B oder kleine Hotel gibt! Auf der schmucken Landzunge wird ebenfalls auf jedem freien Quadratmeter Wein angebaut. Wir verweilen eine kurze Zeit unten beim Naturschwimmbecken und fahren dann weiter nach Porto Moniz. Oberhalb der in Lavafelsen befindlichen Naturschwimmbecken essen wir im Restaurant Cachalote mittelmäßigen Pulpo – wir haben in dieser prominenten Lage allerdings auch nichts anderes erwartet.
So ganz ohne Bewegung geht es dann doch nicht, so dass wir uns für eine kleine Runde am Forsthaus Fanal entscheiden (Rother Nr. 46). Wir haben großes Glück, denn die sattgrüne Ebene liegt knapp oberhalb des dichten Nebels. Immer wieder wabern dichte Schwaden herein und erzeugen rund um die knorrigen Stinklorbeerbäume eine einzigartige Stimmung. Unsere Kameras laufen heiß, da ein grandioses Fotomotiv das nächste jagt!
Auch von den beiden Hügeln haben wir sagenhafte Ausblicke auf die geschlossene Wolkendecke im Norden und die Hochebene, auf der Rinder friedlich unter Stinklorbeerbäumen grasen. An dieser Stelle lassen wir einfach Bilder sprechen:
Oben auf dem Gipfel liegen wir eine ganze Weile in der Sonne und steigen nach einer Weile wieder gemütlich zum Auto ab. Am Forsthaus Fanal genießt eine madeirensische Großfamilie den freien Tag beim Grillen. Auf dem Rückweg kaufen wir noch in Calheta für unser heutiges Dinner ein.
13.11.2017 – Fast einsames Wandern
Es gibt sie wirklich, Wanderungen auf Madeira, bei denen man fast keiner Menschenseele begegnet! Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben, so etwas hier zu finden, jedoch heute unternehmen wir solch eine Tour! Wir fahren zum Encumeada-Pass, dem Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung. Man sollte das Auto 400 Meter unterhalb der Snackbar Encumeada am gut sichtbaren Schild PR 12 bzw. Boca da Corrida abstellen, da man sich damit den Ab- und Aufstieg auf der ER 105 erspart. Zunächst wandern wir eine ganze Zeit durch einen Eukalyptus-Wald. Nicht stören sollte man sich an der provisorischen Sperrung des Weges, die vermutlich aufgrund eines Erdrutsches, an den man nach wenigen Hundert Metern gelangt, aufgestellt worden ist. Unterwegs beobachten wir erneut einige Madeira-Sommergoldhähnchen, die sich mit dem Ruf von unserer Vogel-App sehr leicht anlocken lassen. Nach einer knappen Stunde erreichen wir den unbewohnten Weiler Curral Jangao. Überall gedeihen Kastanienbäume, man müsste sich nur bücken, um die köstlichen essbaren Maronen vom Weg einzusammeln. Über einen überwiegend gepflasterten Pfad geht es nun rund dreihundert Höhenmeter aufwärts zum Fenda do Ferreiro. Unterhalb des Pico Grande ist unser Umkehrpunkt, an dem wir unsere Mittagsrast einlegen.
Gerne würden wir von hier noch weiter wandern, da der Weg sehr vielversprechend aussieht, aber unser Auto steht nun einmal am Encumeada-Pass, zu dem wir nach unserer Pause zurückwandern.
Noch einmal essen wir abends im Chico in Prazeres und sind erneut sehr zufrieden. Dieses Mal entscheiden wir uns für ein traditionelles Gericht, Espetada Madeirense, Fleischspieße mit Loorbeerblättern gewürzt. Auch das Dessert ist grandios, ein hausgemachtes Maracuja-Mousse.
14.11.2017 – Durch schattigen Lorbeerwald
Eine sehr schöne Tour machen wir heute, die Runde bei der Levada dos Cedros (Rother Nr. 53). Die Wanderung ist besonders an heißen Tagen empfehlenswert, da sie fast ausschließlich durch schattigen Lorbeerwald führt. Ausgangspunkt ist der Parkplatz Fanal. Zunächst müssen wir einen Abstieg von fast 300 Höhenmetern zur Quelle der Levada bewältigen. Unten stürzt ein imposanter Wasserfall über eine Felskante hinab und speist die Levada, der wir nun ein gutes Stück durch den dichten Lorbeerwald folgen. Auch hier sichten und hören wir wieder jede Menge Goldhähnchen entlang des Weges, unverkennbar zu identifizieren an dem hellen Fiepen. An einigen Stellen ist der Weg extrem stark ausgesetzt und die senkrecht von der Levada abfallende Wand auch nicht immer mit einem Zaun gesichert – eine gewisse Schwindelfreiheit und Trittsicherheit ist somit gefragt.
Wer über eine Wander-App verfügt, wie z.B. die von Komoot, kann sich den im Rother beschriebenen Rückweg über die Landstraße ersparen. Kurz hinter einer Brücke zweigt ein schmaler Pfad steil nach oben vom Levada-Weg ab. Offensichtlich nutzen Mountainbiker diese Strecke, wovon Reifenspuren zeugen. Mit Hilfe unserer App navigieren wir uns über beständig ansteigende Pfade zur ER 209 am Lagoa do Fanal, wo wir die Straße kreuzen. Leider ist der kleine Vulkansee ausgetrocknet, so dass wir den Weg zum Auto direkt fortsetzen. Die Stinklorbeerbäume werden heute leider nicht so eindrucksvoll von Nebelschwaben umspielt, wie noch vor zwei Tagen. Dennoch ist Fanal ein äußerst idyllisches Plätzchen.
Nach dieser tollen Levada-Tour mit eindrucksvollem Wasserfall fragen wir uns natürlich allen Ernstes, warum nur übervölkern täglich Hunderte von Besuchern die 25 Quellen, während eine solche Tour von den meisten Wanderern nahezu links liegen gelassen wird? Uns soll es recht sein, wir bevorzugen eindeutig solch ruhige, einsame Touren wie die heutige!
15.11.2017 – Rundfahrt im Osten der Insel mit aussichtsreicher Wanderung
Jeden Morgen erfreuen wir uns am Panorama vor unserem Frühstückstisch und natürlich an der aufgehenden Sonne hinter den Bergen im Osten - ist es nicht traumhaft???
Zumindest wollen wir uns das touristische Cabo Girao einmal anschauen! Nach den bisherigen Erfahrungen auf der Insel erwarten wir Rummel pur und unsere Erwartungen werden nicht „enttäuscht“! Schon bei der Anfahrt auf dem kleinen aufwärts führenden Sträßchen kommen uns sage und schreibe sechs Touristenbusse entgegen. Und auf dem kürzlich errichteten gläsernen Skywalk sieht es erwartungsgemäß auch nicht viel anders aus. Wir schauen einmal hinunter auf die fast 600 Meter unter uns liegende Faja - der Blick ist schon überwältigend - und suchen dann das Weite.
Auch das benachbarte Camara de Lobos gefällt uns nicht besonders gut. Die bunten Fischer-Holzboote liegen auf dem kleinen Strand des Hafens wohl größtenteils nur noch zur Zierde. Ansonsten strahlt der Ort für unseren Geschmack nicht viel aus.
Über den Serra de Agua Pass fahren wir hinüber in den Norden der Insel. Erstaunlicherweise ist heute tatsächlich auf der ansonsten eher schattigen Nordseite mehr Sonnenschein als noch eben im Süden. Wir fahren die alte aussichtsreiche Küstenstraße hinauf nach Ponta Delgado, die wohl bislang eindrucksvollste Straße, die wir bislang gefahren sind! Doch ihre Tage gezählt – längst wird schon mit Hochdruck an ebensolchen Tunneln gearbeitet, wie sie auf der restlichen Insel anzutreffen sind!
In dem kleinen verschlafenen Nest Arco de Sao Jorge stellen wir unser Auto ab, denn wir wollen den alten Dorfverbindungsweg nach Boaventura begehen. Dieser Pfad ist wieder einmal ein Traum: In eine Steilwand wurde in mühsamer Handarbeit ein alter Königsweg hineingeschlagen. An einem Aussichtspunkt bewundern wir nach wenigen Minuten das Panorama der Nordküste und können unter uns bereits das Ziel unserer Wanderung erkennen: Das Ausflugslokal Sao Cristovao. Rund 200 Höhenmeter geht es nun beständig abwärts. Im Restaurant bestellen wir Tintenfisch mit Zwiebeln (Polvo com Cebolas) – der Beste, den wir bislang auf Madeira bekommen haben, butterweich und zart! Dass es sich bei dem Weg nicht um einen Sonntagnachmittagsspaziergang handelt, merken wir auf dem Rückweg, denn bei dem steilen, wenn auch nicht allzu langen Anstieg kommen wir ganz schön ins Schwitzen!
Auf der Fahrt zurück nach Calheta schauen wir uns noch die spitzgiebeligen und mit Reet gedeckten bunten Casas do Colmo im Städtchen Santana an. Natürlich werden auch hier wieder Busse von Touristen abgeladen, aber insgesamt hält sich der Rummel am späteren Nachmittag doch in Grenzen.
16.11.2017 – Im Garten Eden
Eine ganz großartige Wanderung haben wir heute Morgen auf dem Programm: Ein Rundweg entlang zweier übereinander liegender Levadas oberhalb von Ponta do Sol (Rother Nr. 9). Nicht zu Unrecht ist die Tour im Rother Wanderführer schwarz gekennzeichnet, da zumindest bei der oberen Levada, der Levada Nova, Trittsicherheit gefragt ist und hohe Schwindelgefahr besteht. Nicht durchgehend ist der Levada-Pfad durch einen Zaun gesichert, so dass nicht schwindelfreien Wanderern dringend von dieser Tour abgeraten werden muss. Wie so häufig auf den Levada Wanderungen auf Madeira fällt die Felswand neben dem schmalen Levadaweg senkrecht ab - zumindest an den ungesicherten Stellen ist somit höchste Konzentration gefragt. Erneut ist ein längerer Tunnel zu durchqueren und kurz danach führt uns die Levada in ein tief eingeschnittenes Tal, an dessen Ende wir hinter einem Wasserfall hindurchlaufen müssen.
Nach diesem kleinen, feuchten Abenteuer folgen wir der Levada bis ans Ende des Tals. Eine kleine Kletterpartie führt uns hinunter zu einem rauschenden Bach, den wir über die Felsen trockenen Fußes überqueren. Unterhalb eines weiteren Wasserfalls befindet sich ein lauschiger kleiner Rastplatz mit steinernen Tisch und Bänken, wo wir unsere Mittagspause einlegen.
Über die untere Levada do Moinho, die auch für nicht schwindelfreie Wanderer leicht begehbar ist, aber nicht annähernd so spektakulär ist wie die Levada Nova, wandern wir zurück nach Lombada da Ponta do Sol.
Den Nachmittag wollen wir in Faja dos Padres verbringen. In die kleine fruchtbare Ebene unterhalb einer 500 Meter hohen Steilwand gelangt man ausschließlich mit einer Seilbahn (10,-- € hin und zurück), der benachbarte gläserne Fahrstuhl dient mittlerweile nur noch als Back-Up, wenn die Seilbahn aufgrund des Windes einmal nicht betrieben werden kann. Unten fühlt man sich wie im Garten Eden, ja geradezu wie in einer anderen Welt! Wir durchlaufen einen Obstgarten, in dem Bananen, Avokados, Papayas, Maracujas und vieles mehr prächtig gedeihen. Es herrscht eine greifbare Stille abseits der Zivilisation, wie wir sie bislang auf Madeira nicht erlebt haben. Hier unten wurden mehrere kleine Häuschen restauriert, die angemietet werden können. Für uns steht fest: Wenn wir nach Madeira zurückkehren, dann nur nach Faja dos Padres, buchbar über Booking.com.
Im kleinen sympathischen Restaurant trinken wir zunächst Kaffee und genießen dazu ein Stückchen hausgemachten Bananenkuchen mit Früchten aus dem eigenen Garten. Danach mieten wir zwei Liegen (2,--€ p.p.) und verbringen den Rest des Nachmittags lesend auf der kleinen Mole. Sogar ein kleines Bad im Meer wagen wir – die Wassertemperaturen sind absolut akzeptabel! Abschließend gönnen wir uns noch ein Gläschen Wein im Restaurant, bevor wir mit der Seilbahn wieder zurück in die „Zivilisaton“ fahren. Bewohner der Häuser von Faja dos Padres können übrigens mit dem Gondelbetreiber individuell vereinbaren, auch außerhalb der normalen Betriebszeiten (bis 18 Uhr) nach unten zurück zu ihrer Unterkunft befördert zu werden.
17.11.2017 – Auf der Levada dos Tornos
Die Levada dos Tornos ist eine der längsten Levadas auf Madeira überhaupt und es können an verschiedenen Stellen Abschnitte begangen werden. Wir laufen heute von Camacha nach Santo da Serra (Rother Nr. 10). Zu Beginn sind einige kürzere Tunnel zu durchqueren, danach verläuft die Levada durch diverse Weiler und relativ unspektakulär – kein Vergleich zu der großartigen Levada-Wanderung von gestern! Erwähnenswert auf der Tour ist sicher die schwindelerregende Passage im Tal der Ribeira dos Vinhaticos - sicher der Grund für die schwarze Kennzeichnung. Auf einem sehr schmalen und ungesicherten Levada-Mäuerchen balancieren wir rund fünfzehn Meter zum „rettenden Ufer“ – rechts neben uns geht es senkrecht abwärts! Hier wird mir erstmals etwas mulmig und ich benötige zwei Anläufe, um die Stelle zu passieren. Wer mit der Passage nicht klarkommt, zieht halt seine Schuhe aus und läuft einfach durch die Levada, ansonsten ist nicht Schwindelfreien von der Tour absolut abzuraten.
Entlang des gesamten Weges sind immer wieder prachtvolle Bananen-Maracuya Blüten zu finden, die Früchte sind leider allesamt noch nicht reif, ebenso wie die leckeren Cherimoyas in den Gärten der Dörfer. Sogar einige Schmucklilien (Liebesblumen) blühen noch prachtvoll!
Nach über drei Stunden reiner Gehzeit und rund 16 Kilometern erreichen wir unser Ziel Santo de Serra. Mit dem 77er Bus fahren wir zurück nach Camacha. Wenn die hiesigen Busfahrer ihre Monstren im Affenzahn die schmalen Passstraßen hochprügeln, schaut man am besten nicht aus dem Fenster!
Am Abend essen wir in Ribeira Brava im Restaurant Muralha. Das Ambiente ist zwar nur durchschnittlich (für die nette Terrasse ist es uns heute Abend zu kühl), die Freundlichkeit der Bedienung und die Qualität der Speisen jedoch erstklassig. Wir ordern gemeinsam als Vorspeise einen Pulpo-Eintopf, danach frischen Red Snapper ca. 17,-- €). Der Fisch wird auf Wunsch im Ganzen serviert, halbiert oder sogar filetiert. Dazu gibt es hervorragende selbstgemachte gebackene Kartoffeln sowie Salat. Als Wein entscheiden wir uns für eine echte Rarität, einen Arnsburger, eine Neuzüchtung aus Müller-Thurgau und Gutedel, der nur auf minimalen Flächen im Rheingau sowie auf Madeira angebaut wird.
18.11.2017 – Eine letzte Gipfeltour
An unserem letzten Tag wollen wir noch einmal eine Gipfeltour unternehmen, da wir nach den beiden letzten Tagen nicht schon wieder Lust auf eine Levada-Wanderung haben. Der Pico Grande soll heute bezwungen werden (Rother N. 38), dazu fahren die kleine Passstraße hinauf nach Boca da Corrida, wo der PR 12 startet. Das Wetter ist heute sehr unbeständig, die Sonne lässt sich so gut wie gar nicht sehen. Der Pfad startet mit spektakulären Tiefblicken – über die Bergkämme wabern die Nebelschwaden. Bis zur Boca do Cerro ist der Weg relativ einfach, dennoch immer wieder atemberaubend. Wir passieren Boca do Cerro und stehen sogleich vor einem schmalen Steig, der durch Drahtseile gesichert ist und mit deren Hilfe wir nach oben klettern. Für diese Passage braucht man Schwindelfreiheit und Trittsicherheit, jedoch ist sie aus unserer Sicht für geübte Wanderer gut machbar.
Das letzte Stück vor dem Gipfel durch eine geröllige und steile Furche ist kraftraubend. Schließlich stehen wir vor der sechs Meter hohen Felsenburg des Pico Grande. Die im Rother Wanderführer fast verniedlichend (und aus unserer Sicht falsch) dargestellte „kurze Klettereinlage“ an einem Drahtseil verkneifen wir uns, da sie uns zu gefährlich erscheint, es außerdem angefangen hat zu regnen und die Sicht zunehmend schlechter wird.
Der Abstieg geht mächtig auf die Knie, so dass wir bei Boca do Cerro bei leider mittlerweile dauerhaftem Nieselregen unsere Mittagspause einlegen. Da diese leicht feuchte Pause ungemütlich ist, steigen wir nach kurzer Zeit auf gleichem Weg wieder ab zu unserem Ausgangspunkt. Trotz des nicht optimalen Wetters gehört die Pico Grande Tour für uns zu den Wanderhighlights Madeiras.
Unser Abschluss-Dinner genießen wir im Requinte do Rachao oberhalb von Arco de Calheta. Als Vorspeise entscheiden wir uns für eine madeirensische Spezialitat, eine Brotsuppe mit pochiertem Ei. Als Hauptgang wählen wir noch einmal Espetada sowie Pulpo – Qualität und Service sind hervorragend. Für uns ist das Requinte do Rachao das beste Restaurant, das wir auf unserer Reise erlebt haben und somit ein würdiger Abschluss.
Fazit
Wir haben das wunderbare November-Klima auf Madeira und die Lage unseres gemieteten Häuschens sehr genossen. Durch die zahlreichen Tunnel sind alle Ziele auf der Insel relativ schnell erreichbar, auch wenn der Sightseeing Aspekt während des Autofahrens dabei auf der Strecke bleibt. Ein Teil der Wanderungen war außergewöhnlich und spektakulär. Wandern entlang von Levadas hat sicher seinen Reiz und kann aufgrund fehlender An- und Abstiege als Genusswandern bezeichnet werden. Auf die Dauer sind Levada-Wanderungen aber auch etwas eindimensional. Als befremdlich haben wir den Massentourismus auf einem Teil der Wanderungen empfunden (Sao Lourenco und 25 Quellen), insbesondere die Lautstärke, mit der die zum Teil unbedarften riesigen Gruppen von ihren selbst ernannten Wanderführern durch die Natur gescheucht wurden. Dies hat unsere Wanderauswahl leider beschränkt. Gerne hätten wir auch noch Wanderungen durch das Nonnental oder durch die Caldeirao Verde unternommen, was wir aber aufgrund des erwarteten Rummels auf diesen Touren bewusst ausgelassen haben. Die permanente Anwesenheit von Kreuzfahrtschiffen und täglich Tausender Passagiere auf der Insel trägt sicher ebenfalls zu dem gefühlten Massentourismus bei. Unter dem Strich sind für uns letztlich die kleineren kanarischen Inseln (La Palma, La Gomera) die weitaus spannenderen Winter-Wander-Destinationen, die in jedem Fall ein größeres Natur-Erlebnis garantieren.
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