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Osa & Corcovado 2

09. April 2011
Um 4.00 Uhr klingelt der Wecker. Da auch unsere Mitbewohner sich regen – sie haben offenbar mit ihrem Führer eine kleine Wanderung in den frühen Morgenstunden vor -, müssen wir glücklicherweise nicht einmal sonderlich Rücksicht nehmen. Wir packen den Rest unserer Sachen zusammen, füllen drei 1,75 Liter Flaschen mit Wasser auf und dann geht es auch schon los. Draußen herrscht stockfinstere Nacht. Neben unseren Stirnlampen spendet uns unsere Maclite Stablampe Licht, um den Weg durch den Dschungel zur Furt zu finden. Pünktlich um 5.00 Uhr stehen wir wie geplant am Ufer des Rio Claro. Zunächst einmal wird der Fluss „gescannt“ nach Crocs. Nahe am Äquator ist es am Morgen so, als ob irgendjemand das Licht anschaltet und schon ist es Tag. Da kein „Ungeheuer“ ausgemacht werden kann, beginnen wir den Weg durch den Fluss, immer in Richtung der Bojen-Markierung, die am anderen Flussufer zu erkennen ist. Ein mulmiges Gefühl bleibt allemal, dagegen sind wir beide nicht gefeit, zumal Krokodile sich meisterhaft in der Tarnung verstehen! Am anderen Flussufer wird es noch einmal ein bisschen tiefer - hier reicht uns das Wasser ungefähr bis an die Hüften. Unbeschadet erreichen wir schließlich das andere Ufer und atmen erst einmal durch.

  

Auf der anderen Flussseite führt der Pfad noch ein kurzes Stück durch den Wald bis zum Strand. Dort machen wir erst einmal eine Frühstückspause und verzehren ein pappiges Sandwich mit Scheiblettenkäse aus unserem Lunchpaket. Ein Nasenbär macht sich genüsslich an einer Kokosnuss zu schaffen und beäugt uns neugierig. Sodann watschelt er seines Weges. Wir sind sehr erstaunt, dass der Dschungel heute Morgen verhältnismäßig ruhig ist, normalerweise ist im Dschungel um diese Zeit „der Teufel los“! Der Weg führt nun parallel zum Strand durch Palmen und Bananenbäume und auch durch einige Waldabschnitte. In Sichtweite befindet sich jederzeit ein traumhafter, palmenumsäumter tropischer Strand. Am Ende der ersten Bucht bildet eine winzige Palmeninsel in unmittelbarer Ufernähe, den ersten markanten Punkt, der auch auf unserer Skizze zu finden ist. Hier fühlt man sich fast wie Robinson!


  

Unmittelbar darauf folgt die Punta Satispuedos. Dieser ins Wasser hinausragende Felsvorsprung kann nur bei einsetzender Ebbe überstiegen werden. Da das Wasser noch zu hoch steht, legen wir eine kurze Pause mit einem zweiten Frühstück ein. Eine größere Gruppe Spider Monkeys nähert sich uns vorsichtig, darunter zwei Affenmütter, deren Babys sich unter dem Bauch festklammern.

Als der Felsvorsprung schließlich passierbar wird, setzen wir unseren Weg fort. Es folgt ein wunderschöner Strandabschnitt bis zur Punta La Chandia. Dort muss erneut ein Felsvorsprung überquert werden - ebenfalls nur bei Ebbe möglich. Wir beobachten Pelikanformationen, die in Richtung Norden fliegen. Eugenio in Durika hat uns über das ungewöhnliche Verhalten vieler Vogelarten berichtet, die aufgrund der Vielzahl der Gefahren in den Tropen ihr normales Verhalten ändern und beginnen, in Gruppen zu fliegen. So können alle Mitglieder der „Reisegemeinschaft“ frühzeitig gewarnt werden, sobald ein Vogel eine Gefahr erkennt. Dies scheint ein solches Phänomen zu sein.





Bei der Punta La Chandia führt der Pfad kurz zurück in den Wald. Wir treffen dort auf ein aufgeregtes junges Pärchen, das mit einem Guide unterwegs ist. Sie haben soeben einen Puma gesichtet. Wir schließen uns schnell entschlossen der kleine Gruppe an und entdecken tatsächlich den Puma, der in aller Seelenruhe aus einem kleinen Bachlauf trinkt. Die Drei verfolgen das Raubtier, nachdem dieser seinen Weg hinauf auf eine kleine Anhöhe fortgesetzt hat. Wir folgen der Gruppe jedoch nicht, da wir es zum einen nicht für richtig halten,ein wildes Tier in seinem Territorium zu verfolgen, zum anderen die Verfolgung auch sehr gefährlich sein kann. Der Puma bleibt ein Raubtier, welches angreifen kann, wenn es sich in die Enge gedrängt fühlt. Was für ein Glück wir haben: Das Erlebnis, auf einen Puma zu treffen, widerfährt tatsächlich den wenigsten Hikern. Das zweite große Raubtier, welches im Corcovado NP vorkommt, der Jaguar, ist noch sehr viel seltener anzutreffen. Der Jaguar hat sich aus dem Corcovado Park weitestgehend zurückgezogen. Dies führen die Experten auf den schwindenden Bestand an Beutetieren, vornehmlich Peccaris (Wildschweine) zurück. Das Aufeinandertreffen mit dem Puma kam so überraschend, dass wir lediglich ein einziges unscharfes Foto - und das zudem von hinten - von dem seltenen Ereignis schießen können. Erschwerend kommt in dieser Situation hinzu, dass sich der Autofocus meines Teleobjektivs während der Wanderung verabschiedet hat und ich daher in der Situation viel zu langsam bei der Fokussierung des Pumas war. Was soll´s, das besondere Erlebnis kann uns niemand nehmen!

Wir setzen unseren Weg durch den Wald fort und sichten noch mehrere Macaws. Die Schmerzen in den Füßen plagen mich trotz der Schmerztabletten, die ich zu Beginn der Wanderung eingeworfen habe, schon heftig. Der Abschnitt bis zum Rio Madrigal zieht sich endlos. Wir entdecken unterwegs noch die nachtaktive „Mouthless Crab“ (Winkerkrabbe), die durch ihre kreischenden Farben kurios wirkt.



Von einem Felsen am Strand läuft das Wasser aus dem Regenwald herab. Wie ich später erfahre, trinkt Corinna aus dieser „scheinbaren Quelle“ – ein äußerst riskantes Unterfangen, da eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, sich eine Giardiasis (Biber Fieber) einzufangen, die durch die Protozoen Giardia lamblia verursacht wird und von schwerstem Erbrechen, Durchfall, und Magenkrämpfen gekennzeichnet sein kann. Einige Wochen nach unserer Rückkehr werden bei Corinna tatsächlich die im Mikroskop wie kleine Drachen aussehenden Einzeller nachgewiesen. Die Behandlung erfolgt übrigens über eine einwöchige Antibiotika-Therapie. Unproblematischer und viel gesünder ist doch da das Knacken einer frischen Kokosnuss und der Genuss des frischen Kokossaftes.

Auch eine weitere grüne Leptophis Schlange entdecke ich später noch in einem Bananenbaum. Endlich kommt der Rio Madrigal in Sicht. Die Überquerung dieses Flusses ist glücklicherweise nicht abhängig von den Gezeiten. Von hier aus sind es entlang eines traumhaften und breiten Tropenstrandes noch rund 30 Minuten Fußmarsch bis zur La Leona Rangerstation. In der Nähe von La Leona sind zahlreiche Scarlet Macaw Pärchen aus nächster Nähe zu beobachten. Bei dem bunten Treiben der Paare kann man stundenlang zuschauen!




In der Ranger Station tragen wir uns erst einmal aus dem Trailheadbuch aus. Wir erzählen, dass wir unterwegs einen Puma gesichtet haben und werden fast wie Helden von den anderen Gästen der Rangerstation "gefeiert". Eine halbstündige Siesta unter Palmen und kühles frisches Wasser weckt neue Lebensgeister. Die letzten 3,5 Kilometer führen entlang der La Leona Eco Lodge an einem tollen dunklen Sandstrand nach Carate. Ziel aller Hiker ist die Pulperia, zugleich Abfahrtsstation für das Collectivo. Dort ordern wir beim etwas desinteressiert wirkenden Inhaber ein kaltes Bier und versorgen meine geplagten Füße.

Zusammen mit einigen einheimischen Teenies und anderen Ticos warten wir auf das Collectivo, das um 15.45 Uhr eintri
fft. Es handelt sich dabei um einen LKW und die Gäste nehmen auf zwei langen Pritschen Platz.  Der Fahrpreis nach Matapalo, unserem nächsten Ziel, beträgt 6 USD. Die Fahrt dorthin ist abenteuerlich. Durch die tiefen Schlaglöcher der Piste werden alle Fahrgäste kräftig durchgeschüttelt. Außer uns scheint allerdings kaum jemand Notiz davon zu nehmen, eine temperamentvolle Unterhaltung beginnt zwischen den Fahrgästen. Schade, dass wir noch nicht in der Lage sind, mit unseren geringen Spanischkenntnissen am Gespräch teilzunehmen. Die niedlichen jungen Mädels beäugen zwei smarte Jungs, die unterwegs zugestiegen sind und kichern - bestimmte Rituale sind überall auf der Welt gleich! Es ist Samstag – wahrscheinlich geht es nach Puerto Jiminez in die Disco. Auf halber Strecke hält das Collectivo unvermittelt an, alle Fahrgäste steigen aus und versorgen sich in einer Bar am Straßenrand erst einmal mit Bier und anderen Erfrischungen. Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir Matapalo, eine kleine Streusiedlung auf halbem Weg zwischen Carate und Puerto Jiminez, bestehend aus einer Hand voll Lodges, Farmen und einer Schule. Wir haben uns in der
Ojo del Mar Eco-Lodge, auf Deutsch, „das Auge des Meeres“ eingebucht (110 USD inklusive Frühstück).

  

Hier finden wir ein kleines Paradies vor. Auf umweltverträgliche, ökologische und sozial verantwortliche Bauweise ist bei der Gestaltung der Lodge größter Wert gelegt worden. So gibt es in den Cabinas selbst keinen Strom, lediglich das Casa Grande, ein gemütliches kleines Freiluftrestaurant mit diversen Sitzecken, Hammocks (Hängematten) und einer kleinen Bibliothek, wird von einer kleinen Solaranlage gespeist. Die geständerten Cabinas sind in offener Bauweise errichtet, mit großer Liebe zum Detail. Ein bequemes Kingsize Bett wird von einem geschmackvollen Moskitonetz überspannt. Inhaberin Nico hat überall kleine Mosaike, Steinskulpturen oder geschnitzte Baumstümpfe mit Kerzen, die in der Nacht den Gästen den Weg zu ihrer Cabina leuchten, installiert.

Wir werden von Michael, einem netten Amerikaner, der in Ojo del Mar arbeitet, in Empfang genommen und erhalten eine kurze Einführung in die Lodge. Unter der stilvollen Open-Air Dusche vor der Cabina machen wir erst einmal wieder Menschen aus uns, eine Wohltat, nach drei Tagen endlich nicht mehr den Geruch von Moskito-Repellents und durchgeschwitzten Klamotten um sich zu haben. Die gewaltigen Blasen unter meinen Füßen werden desinfiziert und versorgt. In den nächsten Tagen werde ich ihnen sicher erst einmal etwas Ruhe gönnen!

Um 19.00 Uhr wird in Ojo del Mar das Abendessen serviert. Das Casa Grande ist der Treffpunkt aller Gäste. An einer langen Tafel kommen wir sogleich mit Ina und Christian, einem jungen Paar aus Hamburg, ins Gespräch. Gegenseitig erzählen wir uns unsere Reiseabenteuer. Heute gibt es ein Pasta Buffet mit Salat (Abendessen 19 USD). Dazu gibt es einen leckeren Sauvignon Blanc aus Chile. Nach den drei Tagen im Dschungel genießen wir das gepgflegte Mahl in der Zivilisation sehr. Es entwickelt sich ein sehr netter Abend mit den beiden Hamburgern, für Costa Rica Verhältnisse halten wir sehr lange durch und gehen erst gegen 21.00 Uhr ins Bett. Auch das saubere und große Bett ist eine Wohltat und wir schlafen 10 Stunden lang bis 6.30 Uhr in der Frühe den „Schlaf der Gerechten“.
 
10. April 2011
Zum Frühstück wird eine delikate mexikanische Tortilla mit Tomaten, Zwiebeln, Koriander und Spiegeleiern von Michael serviert. Zuvor gibt es frische Früchte mit Joghurt. Wir schmökern anschließend eine Weile in der gut sortierten Bibliothek, in der so manches Werk über Flora und Fauna in Costa Rica zu finden ist. Wir finden unter anderem einen wunderschönen Bildband, den wir allen Costa Rica Fans ans Herz legen wollen: „OSA – Where the Rainforest meets the Sea“. Leider ist dieses Buch in Deutschland nur schwer zu bekommen.

Am Strand befinden sich Hammocks unter den Bäumen, in denen wir es uns gemütlich machen. Es weht eine angenehme leichte Brise vom Meer herüber. Hier lässt es sich aushalten! Wir haben uns entschieden, unseren Aufenthalt in Ojo del Mar um einen Tag zu verlängern. Wir telefonieren kurz mit Carlos in der Suital Lodge und kündigen an, dass wir erst einen Tag später zurückkommen werden. Alles kein Problem – pura Vida! Mittags essen wir Quesadillos mit Hühnchen, Avocados und Tomaten in der nahen Esperanza Bar (4,30 €). Danach geht es zurück in die Hängematte, mehr ist mit meinen lädierten Füßen heute nicht drin! Es ist Sonntag, einige Ticos verbringen das Wochenende mit Angeln im Meer, während die Ticas mit ihren Kindern am Strand spazieren gehen.
 

 


 
Am späten Nachmittag trinken wir mit Ina Christian im Casa Grande ein kühles Bier und plaudern eine Weile. Ein heftiger Tropenregen setzt ein, es schüttet wie aus Kübeln – der erste Regen in diesem Jahr in dieser Intensität. Die Regenzeit kündigt sich allmählich in Matapalo an. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich die Niederschlagsmengen in benachbarten Regionen ausfallen. 35 Kilometer weiter in Sirena fällt fast täglich so viel Regen wie heute Abend hier, sicher auch darauf zurückzuführen, dass der Regenwald hier zu großen Teilen landwirtschaftlichen Flächen weichen musste.

Zum Abendessen gibt es Hühnchen in einer Mango-Cocos-Soße mit Bohnen/Paprika Gemüse, dazu einen Salat aus Mango und Palmherzen – sehr exotisch, sehr lecker. Kulinarisch werden wir in Ojo del Mar richtig verwöhnt. Zum Abend erklingt ein lautes Froschkonzert. Von Geräuschen aus der Natur werden wir gerne „gestört“, seien sie noch so durchdringend.

 
11. April 2011
Nach dem Frühstück hat uns Nico zu einer kleinen Gartenführung eingeladen. In ihrem Kleinod wächst Kakao, mehrere Ingwerarten, Traveller Palmen aus Madagaskar, Sternfrucht, ein Zimtbaum (die Rinde wird getrocknet und rollt sich dann ein zu den uns bekannten Zimtstangen), Rosenapfel, Guanabana, Mangostin (eine dunkel lila Frucht, die das Immunsystem stärken soll) und vieles andere mehr. Auch Calebassen mit ihren Fußballgroßen Früchten, die wir schon zuvor bewundert haben sowie Cas Früchte, aus denen ein leckerer zitrusähnlicher Saft (Sugo de Cas) gepresst wird, sind im Garten zu finden. Nico gibt uns eine Miracle Frucht zum Probieren: Eine Stunde lang sollen alle anderen Speisen und Getränke danach süß schmecken. Schließlich zeigt sie uns noch Vanille, letztendlich eine Rankpflanze, die sich gerne an andere Bäume, bevorzugt Kakaobäume, andockt und den Stamm als Kletterhilfe nutzt.


Kakao    /     Ingwer


Calebasse

Zu guter Letzt sehen wir noch den Kräutergarten, in dem Curryblätter, Basilikum, Koriander und vieles andere mehr gedeiht. Zahlreiche bunte Schmetterlinge, zum Beispiel der Banded Peacock, der knallgrüne und wunderschöne Malachitfalter sowie der Julia Butterfly, flattern während unseres Rundganges durch den tropischen Garten.
 
 
Malachitfalter                                                                                                                                        

Gegen 11 Uhr gehen wir mit Ina und Christian zur Lapa Rios Lodge – dies ist der costaricanische Name für die Macaw Papageien. Auf der Schotterstraße nach Carate beobachten wir aus nächster Nähe auch erstmals zahlreiche Totenkopfäffchen (Squirrel Monkeys) in den Bäumen. Nunmehr haben wir auch die vierte der in Costa Rica lebenden Affenarten „abgehakt“.

Die Luftfeuchtigkeit ist nach den ergiebigen Regenfällen in der letzten Nacht extrem hoch, so dass wir reichlich verschwitzt in der Lodge ankommen. Das Lapa Rios ist eine geschmackvoll hergerichtete Edel-Lodge, in der überwiegend wohlhabende Amerikaner absteigen. Der Blick vom ganz in edlem Tropenholz gehaltenen Restaurant aus ist gigantisch. Man blickt auf die Baumwipfel des sattgrünen Regenwaldes und den Golfo Dulce. Dennoch bleiben aus ökologischer Sicht einige Fragen offen, zum Beispiel die Energiefrage: Anders als in Ojo del Mar wird der Strom über einen lärmenden Generator erzeugt, der mitten im Wald platziert worden ist, nur damit jeder der noblen Gäste Kühlung durch Ventilatoren unter der Decke erhält. Wir bestellen die Empfehlung des Hauses „Tres Gallos“, Hühnchen, Rind und Fisch auf einer Tortilla, dazu Tomate und Avocado, außerdem ein Seebrassenfilet mit Reis, dazu ein superleckerer Fruchtcocktail aus tropischen Früchten, beide Gericht je 12 USD. Das Essen ist wirklich hervorragend. 

 

Nachdem wir nach dem Essen noch die Aussichtsplattform des Restaurants erklommen haben, fragen wir an der Reception nach, ob wir durch den privaten Wald von Lapa Rios zurück nach Ojo del Mar gehen dürfen. Das Wegenetz ist eigentlich ausschließlich den Hausgästen vorbehalten. Nach kurzem Zögern willigt der Receptionist ein und wir steigen hinab zum Wasserfall. Wir haben von Nico den Tipp bekommen, dass hier die bunten Giftpfeifröschen zu finden seien. Tatsächlich entdeckt Ina schon nach kurzer Zeit ein Prachtexemplar eines Grün-Schwarzen Giftpfeilfrosches, einen Goldbaumsteiger. Das Gift, mit dem der Körper dieses ca. drei Zentimeter großen Frosches überzogen ist, reicht aus, um acht Menschen zu töten! Aufgeregt werden von allen Seiten Fotos geschossen, bevor der Frosch an einem Baum hinauf klettert und aus unserem Sichtfeld verschwindet. 
 
 
                        Goldbaumsteiger

Unten am Wasserfall wechsele ich meine Tevas mit Gummistiefeln, da ich noch kein Wasser an meine Wunden lassen möchte. Das Laufen fällt mir heute schon sehr viel leichter, glücklicherweise haben sich die Wunden nicht entzündet. Am Wasserfall haben wir das zweite Erfolgserlebnis: Dieses Mal entdecke ich einen roten Golfo Dulce Poison Dart Frog. Es handelt sich um eine endemische Art eines Giftpfeilfrosches, die nur hier am Golfo Dulce in Costa Rica vorkommt. Bevor ich die Kamera zücken kann, verschwindet er jedoch unter einem Baumstamm. So leicht geben wir uns jedoch nicht geschlagen. Mit einem Ast stochere ich unter dem Baum herum, um ihn hervor zu locken, vergeblich! Wir rollen schließlich den Stamm etwas zur Seite und plötzlich sehe ich ihn. Nachdem wir  den Stamm noch ein Stückchen weiter bewegt haben, gelingen mir einige tolle Fotos mit dem Macro-Objektiv.

Golfo Dulce Poison Dart Frog

Mal durch, mal neben dem Bach führt der Pfad hinauf zur kleinen Fußgängerbrücke an der Schotterpiste, über die wir zurück nach Ojo del Mar laufen. Eine Dusche ist dringend erforderlich, da wir total durchgeschwitzt sind. Wir treffen danach Nico auf dem Weg zum Strand und berichten stolz über unsere Begegnungen mit den Giftpfeilfröschen. Der Spaß in der Hängematte ist heute nur von kurzer Dauer, da es erneut anfängt zu regnen. Im Casa Grande treffen wir ein junges Paar aus Münster, Andrea und Moritz, die heute in Ojo del Mar angekommen sind. Natürlich werden wieder Reiseanekdoten gewechselt und wir schmunzeln ein wenig über die minimalistische Fotoausrüstung der Beiden: Alle Reiseerinnerungen werden mit dem I-Phone festgehalten! Sie zeigen uns unter anderem Bilder aus dem Natinalpark Manuel Antonio, ihrer vorherigen Station. Unsere Vorbehalte gegenüber einer der größten Touristenattraktionen Costa Ricas werden dadurch nicht gerade zerstreut. Das Wildlife hat sich dort komplett an den Menschen gewöhnt, da immer wieder einige Touristendeppen die Tiere mit menschlichen Lebensmitteln füttern. Das führt dazu, dass beispielsweise die Affen regelmäßig die Rucksäcke der Touristen plündern oder gar das gesamte Hab und Gut auf Nimmerwiedersehen entschwindet. Man tut den Tieren, seien sie aus der Nähe betrachtet auch noch so niedlich, mit der Fütterei aus verschiedenen Gründen keinen Gefallen:
-die Tiere kommen in Berührung mit für sie tödliche Bakterien, die von Menschenhand übertragen werden.
-das regelmäßige Füttern führt zu Verhaltenänderungen bei den Affen, verbunden mit erhöhter Aggressivität.
-Bananen sind bisweilen kein bevorzugtes Futter von Affen und führen zu Verdauungsproblemen.
-der enge Kontakt mit Menschen erleichtert Wilderern die illegale Jagd auf Tiere. 
 
Nachdem wir das Wildlife in Corcovado von seiner schönsten und vor allem seiner natürlichsten Seite bewundern durften, sind wir sehr unschlüssig, ob wir uns Manuel Antonio antuen wollen. Wir werden die Entscheidung vertagen!

Am Abend haben die Tico Angestellten von Ojo del Mar ein köstliches costaricanischen Buffet vorbereitet. Alle Speisen liegen auf Palmblättern und sind durch bunte Blumenarrangements hübsch verziert. Das Auge isst bekanntlich mit! Auf dem Speiseplan stehen:
-Puré de Papa y Camote (Kartoffelpüree mit Camote)
-Picadillo de Chayote con Zanahoria y Maiz (Gemischtes Gemüse)
-Platanos fritos con Espinaca y Macadamia (frittierte Platanen mit Spinat und Makadamianüssen)
-Ensalada mixta con Remolacha (gemischter Salat mit Rote Beete)
-Bananas fritos con helada (frittierte eingelegte Bananen mit Eis)
Bei einigen Gläschen Sauvignon Blanc plaudern wir anschließend noch eine ganze Weile – heute in größerer Runde – und gehen gegen 21.30 Uhr zu Bett.
 
 
 

12. April 2011
Ina und Christian haben sich entschieden, uns noch einen weiteren Tag zu begleiten - wir freuen uns über die verlängerte Gesellschaft der Beiden. Positiver Nebeneffekt dieser Entscheidung: Wir müssen nicht Collectivo und Bus fahren, um zurück zur Suital Lodge zu kommen. Zunächst frühstücken wir
in aller Ruhe, begleichen unsere Rechnung, packen unsere kleinen Rucksäcke und verabschieden uns schließlich von Nico und Michael. Wir haben die Tage hier sehr genossen.

Über die berüchtigte Schotterpiste geht es nach Puerto Jiminez. Wir wissen zwar nicht wie die Strecke noch vor ein paar Jahren war, für uns hat die Straße jedoch ihren Schrecken verloren. Sicher, man benötigt in jedem Fall einen 4 x 4 Wagen, dann sollte die Fahrt zumindest in der Trockenzeit kein Problem darstellen. Auch hier musste der Regenwald landwirtschaftlichen Flächen weichen. Auf den Feldern sind zumeist vereinzelte ausladende Bäume stehen gelassen worden, um dem Vieh Schatten zu spenden.


In Puerto Jiminez wollen wir erst einmal unser Bargeldproblem lösen. In drei Banken versuchen wir unser Glück mit unseren EC-Karten – leider ohne Erfolg. Da wir unseren Reisepass in Suital gelassen haben, bekommen wir auch am Schalter auf unsere Kreditkarten kein Geld. Bislang gab es auf unseren Reisen weltweit kein Problem, mit EC-Karten Bargeld abzuheben. Wir werden uns nunmehr einen Pin für unsere Kreditkarten besorgen, damit wir künftig diesbezüglich flexibler sind. Die Stecke zwischen Puerto Jiminez und La Palma ist neuerdings asphaltiert und lässt sich jetzt sehr gut fahren. Lediglich einige Brücken sind noch nicht fertiggestellt, so dass wir über abenteuerliche Stahldrahtgeflecht-Konstruktionen  Flüsse überqueren. In La Palma gibt es auch keinen Bankomat. Ina und Christian haben dankenswerter Weise angeboten, uns Geld zu leihen.

Wir erreichen die Suital Lodge und begrüßen Carlos herzlich. Dieses Mal beziehen wir eine andere Cabina und erhalten unsere frisch gewaschene Wäsche zurück. Ina und Christian entscheiden sich für eine kleine Cabina direkt am Haupthaus, die sogar noch 10 USD günstiger ist. Da uns schon wieder der Hunger plagt, gehen wir im schönen Restaurant Mirador eine Kleinigkeit essen. Dort erfahren wir, dass die dortigen nett aussehenden Cabinas lediglich 30 USD kosten, sicher einmal eine kostengünstige gute Alternative. Es gibt hier sogar einen Swimming Pool.

Später laufen wir über die schönen Wanderwege durch den Regenwald von Suital hinunter zum Strand. Unterwegs kann man, wenn man Glück hat, ebenfalls viele Tiere sehen. Heute entdecken wir zum Beispiel zwei ineinander verschlungene große Raupen, die sich unter einem Stein versteckt haben, später eine Gruppe von Weißkopf-Kapuzinern.

Am Strand schmeißen sich die anderen erst einmal in die brühwarmen Fluten, während ich weiterhin meine offenen Wunden unter den Füßen schone und dem bunten Treiben der Krabben zuschaue. Die Tierchen sehen mit ihren kuriosen Stilaugen nicht nur witzig aus, sie bewegen sich auch so!

Das gemeinsame Abendessen gibt es um 18.30 Uhr. Carlos hat eine Reispfanne mit Hühnchen und Gemüse vorbereitet. Mit uns isst ein holländisches Paar, das derzeit in der Nähe vom Starnberger See lebt. Es entwickelt sich ein interessantes Gespräch, da er Biologe und ein ausgesprochener Experte für Schlangen ist. Beide waren schon diverse Male in Costa Rica und er hat hier auch einige Jahre für ein Schildkrötenprojekt gearbeitet. Auf ihren Costa Rica Reisen haben die beiden schon zahlreiche Schlangen gesehen und sogar gefangen, darunter auch den gefährlichen „Bushmaster“, der nicht wie andere Giftschlangen auf Vibration hin flüchtet sondern sehr aggressiv werden kann. Auch ihr Gift ist, wie die von so mancher anderen Schlange hier, absolut tödlich. Sehr beruhigende Informationen für die restlichen Tage in Costa Rica. Neu für uns ist auch die Information, dass auf dem Boden lebende Schlangenarten nicht zubeißen können, wenn man sie am Schwanz hält. Diese Arten verfügen nicht über die Muskulatur, um sich hoch zu ziehen. Carlos zeigt uns noch einige Fotos, die seine Ex-Frau Helen in der Umgebung von Suital aufgenommen hat, unter anderem fantastische Aufnahmen von einer Viper mit einem soeben gefangenen Leguan im Maul. Auch über die costaricanische Umweltpolitik wird diskutiert. Carlos berichtet, dass die chinesische Regierung dem Staat soeben ein neues Stadion in San Jose geschenkt hat – das verheißt nichts Gutes, da sich die costaricanischen Politiker möglicherweise dadurch haben kaufen lassen.



 

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