10. August 2017 – Von Isernhagen nach Lagow/Polen (420 Km)
Ein wolkenverhangener Morgen, feiner Sprühregen und Temperaturen um 17° Grad „versüßen“ uns unsere Abreise in Hannover, in der Hoffnung auf unserer bevorstehenden Wohnmobil-Premiere deutlich angenehmere Wetter-Rahmenbedingungen vorzufinden. Pünktlich um 11 Uhr stehen wir zur Übernahme unseres Wohnmobiles bereit - die Einweisung beansprucht eine geschlagene Stunde, da wir nun einmal echte Womo-Novizen sind.
Der Stauraum des kleinen Davis-Campers erweist sich nicht gerade als üppig, wie wir später beim Beladen feststellen. Dennoch bekommen wir mit einem bisschen Kreativität unsere vorbereiteten Utensilien verstaut. Nachdem wir auch noch unsere Fahrräder fachgerecht am Heck befestigt haben geht es auf die Piste. Glücklicherweise bleibt uns ein Stau auf der chronisch verstopften A-2 nach Berlin erspart, so dass wir schneller vorankommen, als geplant. Je weiter wir nach Osten vordringen, desto wärmer wird es. Wir passieren die polnische Grenze bei Frankfurt/Oder und fahren noch bis Lagow, wo wir auf dem idyllischen, an einem Fischteich gelegenen kleinen Rancho Kimana Campingplatz unsere erste Nacht verbringen werden. Schnell haben wir uns eingerichtet und stoßen mit einem südafrikanischen Pinotage-Rosé auf die erste Etappe unseres Urlaubes an.
Ein Restaurant gibt es auf dem kleinen Campingplatz nicht, und da wir nicht mehr kochen wollen, fahren wir mit dem Fahrrad in den zwei Kilometer entfernten Ort. Der Kurort Lagow ist eine sehr alte Stadt, deren Bild von einer trutzigen Burg des Johanniter-Ordens bestimmt wird. Hier befindet sich heute das exklusive Hotel Zamek Joannitów, das man zu einem unschlagbar günstigen Preis buchen kann (DZ ca. 57,-- €). Polnische Urlauber flanieren entlang des lauschigen Sees und erfreuen sich an dem lauen Sommerabend.
Wir entscheiden uns für das Restaurant Pod Lipami, das uns von den jungen Besitzern des Campingplatzes empfohlen wurde. Glücklicherweise gibt es eine deutschsprachige Speisekarte und wir bestellen Piroggen, gefüllte Teigtaschen. Anschließend entscheide ich mich für den gegrillten Fischteller, der so groß ausfällt, dass wahrscheinlich eine vierköpfige Familie davon satt werden würde. Corinna ordert eine Wildroulade mit an Germknödeln erinnernden Klößen (eine etwas trockene Angelegenheit!) als Beilage.
11. August 2017 – Von Lagow nach Nowe Guty (620 Km)
Bereits um 6 Uhr morgens sind wir hellwach – wir haben beide nicht sonderlich gut geschlafen, obwohl das Bett erwartungsgemäß groß und bequem ist. Wahrscheinlich haben wir noch nicht den Hebel auf Urlaubsmodus umschalten können! Unser Frühstück am Teich wird begleitet durch den exotischen Gesang eines Pirols, den wir jedoch leider nicht zu Gesicht bekommen. Wenn man die Augen zumacht und nur dem Sound dieses Vogels lauscht, meint man in Afrika oder Südamerika zu sein, keinesfalls jedoch in Polen!
Wir fahren noch einmal nach Lagow, um noch eine Weile durch das malerische kleine Örtchen zu schlendern, wo wir einen richtig schnuckeligen Oldtimer entdecken, der jetzt wohl als Verkaufswagen dient. Leider zeigt sich der Himmel wolkenverhangen mit einem nicht gerade idealen Fotolicht. Durch das Polnische Tor aus dem 15. Jahrhundert gelangen wir zur Burg, in der wir den Turm besteigen wollen.
Von oben erschließt sich uns die malerische Seenlandschaft rund um Lagow mit seinem ausgedehnten Landschaftspark.
Nachdem wir noch bei einem Bauernstand frisches Brot und geräucherten Ziegenkäse eingekauft haben, machen wir uns auf den Weg in Richtung Masurische Seenplatte. Heute steht uns die weiteste Etappe unserer Reise bevor. Corinnas auserwählte Route erweist sich alles andere als ideal, da sie uns bereits bei Kutno von der Autobahn führt. Wir müssen uns nahezu 500 Kilometer über zum Teil mit Schlaglöchern übersäte Nebenstrecken quälen. So benötigen wir für die Strecke rund neun, anstatt der geplanten sieben Stunden. Entlang des gesamten Weges sichten wir auf Feldern oder Nestern immer wieder Heerscharen von Störchen, derzeit emsig mit der Nahrungssuche für die Jungvögel beschäftigt. An der Masurische Seenplatte gibt es rund 10.000 Weißstorchpaare, gleichbedeutend mit 6 Prozent der weltweiten Gesamtpopulation.
In Pisz tanken wir erst einmal voll und fahren dann weiter nach Nowe Guty, einem kleinen Urlaubsörtchen am Rande der Masurischen Seenplatte. Der Campingplatz von Nowe Guty liegt unmittelbar an einem See. Wie bereits in Lagow ist der Platz inklusive Sanitäranlagen piek-sauber. Die Toiletten werden sogar nach jeder Nutzung desinfiziert! Nach der langen Autofahrt haben wir uns den Sundowner auf dem Steg am See redlich verdient. Wir genießen eine Weile die friedliche Stimmung und den Sonnenuntergang über der spiegelglatten Wasserfläche.
Da wir keine Lust mehr haben, zu einem einen Kilometer entfernten Restaurant zu radeln, brutzeln wir uns unser Abendessen schnell aus unseren spärlichen mitgebrachten Lebensmittelbeständen, Gurken mit Ziegenkäse sowie Nudeln mit einer Oliven-Tomatensoße. Wir stellen fest, dass die Einrichtung der Küche in unserem Wohnmobil der pure Luxus ist, wenn man es mit unserer einfachen Campingküche in Afrika vergleicht!
12. August 2017 – Von Nowe Guty nach Gawrych-Ruda (125 Km)
Wir starten in den Tag mit einem erfrischenden Bad im See und machen uns nach dem Frühstück startklar zur Weiterfahrt. Wir haben uns nach dem anstrengenden gestrigen Tag entschlossen, heute nicht allzu weit zu fahren und so wählen wir als heutiges Ziel die an die Masuren grenzende Litauische Seenplatte, allerdings noch auf der polnischen Seite, aus.
Im Kaufland-Supermarkt von Elk frischen wir erst einmal unsere Vorräte auf und fahren dann weiter nach Gawrych-Ruda, das am Rande der Seenplatte liegt und ziemlich verschlafen wirkt. An das „Nad Wigrami Resort & Pure Nature“ ist der Campingplatz Nad Stawem angeschlossen, eine kleine Wiese mit Stromanschlüssen und Entsorgungsmöglichkeit. Außer uns befinden sich nur noch wenige weitere Zelte auf dem Platz. Das Nad Wigrami Resort vermietet übrigens auch günstig bestens eingerichtete Zimmer (DZ mit F um 45,-- €).
Wir relaxen erst einmal eine Weile unten am See, schmökern in unseren Büchern (Gesa Neitzel: Elefanten zum Frühstück!) und beobachten Bienen und Schmetterlinge, die emsig Nektar saugen. Es ist mit Temperaturen um 30° Grad immer noch ziemlich heiß, so dass uns eine Erfrischung im See gerade Recht kommt.
Am Nachmittag werden unsere Pläne, eine kleine Radtour zu unternehmen, zunächst durch ein kleines Gewitter gestoppt. Nach ein paar Tropfen ist der ganze Spuk schon nach wenigen Minuten wieder vorbei und wir können starten. Ein sehr schöner 15 Kilometer langer Rundweg führt entlang der malerischen Seenlandschaft und durch tiefe Wälder des Wigierski Narodwy Parks. Sogar Elche soll es hier geben, die wir jedoch leider nicht zu Gesicht bekommen. Anhalten, um die Landschaft zu genießen, funktioniert leider nicht, da man umgehend von fies beißenden Bremsen "aufgefressen" wird!
Eigentlich wollen wir im Restaurant des Nad Wigrami Resorts abends essen, jedoch gibt es nur noch Truthahn oder Suppe, der frische Fisch ist bereits aus! Also entscheiden wir uns, den Grill anzuschmeißen und einen frischen Salat dazu zu machen – keine schlechte Alternative in einer lauschigen Sommernacht!
13. August 2017 – Von Gawrych-Ruda zum Berg der Kreuze / Litauen (330 Km)
Bevor wir heute nach Litauen weiterfahren, wollen wir noch eine große Fahrradtour um den Wigrysee unternehmen. Direkt nach einem leckeren Frühstück – es gibt French Toast! – brechen wir auf zu der rund 50 Kilometer langen Rundtour. Diese Tour ist kein „Kindergeburtstag“ - das merken wir relativ schnell. Es geht auf schmalen Waldwegen durch den Wigierski Narodwy Nationalpark stetig bergauf und bergab. Die Ausschilderung ist perfekt, so dass wir den Weg nicht verfehlen können. Zwischendurch führt die Strecke über lange Holzstege durch den dichten Wald – immer wieder eröffnen sich aber auch Blicke auf den Wigrysee.
In Cimochowizna kann man zum ersten Mal einen Blick über den See auf das malerische Eremitenkloster Wigry werfen.
Natürlich machen wir einen Stopp bei diesem architektonischen Juwel, nachdem wir um den See herum gefahren sind. Da heute Sonntag ist, haben nicht nur wir diese Idee; es herrscht ein ganz schöner Trubel von einheimischen Sonntagsausflüglern. Das Kloster wurde 1694 gegründet und im ersten und zweiten Weltkrieg völlig zerstört, danach 1950 wieder aufgebaut. Den malerischen Klosterinnenhof mit seinen symmetrisch angeordneten Häuschen kann man am besten vom Turm aus bewundern. Von oben eröffnet sich zudem ein atemberaubender Blick auf die umliegenden Seen und Wälder.
Wir setzen unseren Weg fort und gelangen gegen Ende unserer Runde nach Bryzgiel, wo wir im Restaurant Widok nach einer anstrengenden Runde neue Energie bei einem sehr leckeren Mittagsmahl auftanken! Anschließend geht es auf direktem Weg zurück zu unserem Campingplatz, wo wir noch kurz duschen und unser Wohnmobil startklar machen.
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