15. November 2016 – Katima Mulilo (Kalizo Lodge) – Mashi River Safaris (240 Kilometer)
Gestresste Hippos
Wir frühstücken in der Lodge und brechen dann auf in Richtung Kongola. Mittlerweile ist die Straße über Linyanti komplett asphaltiert – vor drei Jahren befand sie sich gerade im Bau. Die Straße ist gesäumt von hübschen Dörfchen und wir sind erstaunt, wie ordentlich die Bewohner ihre strohgedeckten Lehmhütten mit Strohzäunen oder gar grünen Hecken umgeben haben. Die Menschen auf der Straße wirken zufrieden und glücklich, obwohl sie sicherlich kaum das notwendigste besitzen. Viele Kinder befinden auf dem Rückweg von der Schule, der tagtäglich mehrere Kilometer betragen kann – das müssten sich einmal die verwöhnten europäischen Kinder - und vor allem deren überbesorgten Eltern - anschauen!

Wir haben schon viel Positives über das Livingstone Camp am Eingang zum Nkasa Mupara Park (frühe Mamili Park) gehört. Eigentlich stand das Camp auch auf unserer Liste, wenn wir unsere Reiseroute nicht kurzfristig geändert hätten. So statten wir dem Camp wenigstens einen Besuch ab, da es nur sieben Kilometer von der Straße entfernt liegt. Adolf, der Besitzer des Camps, begrüßt uns freundlich und wir halten ein kurzes Pläuschchen mit ihm. Auch das Livingstone Camp ist von der extremen Dürre betroffen. Früher ging das Wasser bis an das Camp heran – heute ist es trockenes Marschland. Die Campsites wirken idyllisch und einladend – sicher einmal eine gute Alternative, wenn es denn einmal wieder eine gute Regenzeit in der Region gibt!
Weiter geht´s quer durch den Mudumu Nationalpark auf der neuen asphaltierten Straße. Wir sehen Zebras und diverse Antilopen am Straßenrand. Angekommen im Camp von Mashi River Safaris fühlen wir uns direkt wieder heimisch, zumal wir wie beim letzten Mal Campsite No. 2 bekommen. Auch hier ist die Trockenheit unverkennbar. Dan, der kurze Zeit später zu uns kommt, um uns zu begrüßen, berichtet, dass die Trockenheit für ihn mittlerweile existenzbedrohend sei. Sein Business sind die Aktivitäten auf dem Fluss und den angrenzenden Channels. Wir sind noch vor drei Jahren unmittelbar vor unserer Campsite mit dem Boot hinausgefahren – heute ist der Kanal nur noch ein kleiner Tümpel, der vom Kwando komplett abgeschnitten ist. Dan meint, dass selbst ein gutes Regenjahr noch nicht wieder den alten Zustand herstellen könne – man brauche schon drei aufeinander folgende Jahre mit ergiebigen Regenfällen! Einige Lodges in der Gegend, die sich ebenfalls auf Wasseraktivitäten spezialisiert haben, sind bereits vorläufig geschlossen worden. Unsere morgige Tour wolle er aber noch in jedem Fall machen. Die Touren sind aber mittlerweile nicht ganz ungefährlich, da man aufgrund des knappen Wassers den Hippos sehr nahe kommen müsse. Gestern habe bereits ein Hippo sein mit einer Gruppe voll besetztes Boot angegriffen! Es sei ein Wunder, dass das Boot heile geblieben sei! Das sind ja prächtige Aussichten für unsere Tour!
Abends machen wir einen kleinen Rundgang in der Nähe des Camps. Vor kurzem war in dem Pool noch ein Clan von fünfzehn Hippos, die sich jedoch allesamt aufgrund des Wassermangels in den Main-Channel zurückgezogen haben. Seit heute sind aber offenbar zwei Tiere zurück. Dan erklärt, dass diese nicht aus dem Clan stammen können, der hier beheimatet war, da sie sich im Schilf verstecken und sich nicht so verhalten, als sei dies ihr angestammtes Territorium. Vermutlich stammen sie aus einem anderen Clan flussaufwärts und sind hierher geflüchtet, da der Platzmangel für die Tiere absoluten Stress bedeute. Ein „Haus-Krokodil“ sichten wir ebenfalls in unserem Pool.
Während des abendlichen Braais hören wir ein lautes Rumoren direkt vor unserer Campsite – die trappelnden Geräusche kommen immer näher und lassen uns schnell auf ein Hippo schließen. Da wir die Entfernung nicht so recht einschätzen können, ziehen wir uns vorsichtshalber erst einmal in Richtung Auto zurück. Ich leuchte die Umgebung ab und entdecke es schließlich wenige Meter vom Camp entfernt stehen. Es schaut mich einen kurzen Augenblicken verdutzt an, erschreckt sich vermutlich mehr als wir und rennt dann im Affenzahn zu seinem vertrauten Pool zurück, wo es mit einem lauten Platschen aus unserem Blickfeld verschwindet.

16. November 2016 – Mashi River Safaris; Flusssafari auf dem Kwando
Wilddogs auf der Jagd
Aufbruch zu unserer Boat-Cruise auf dem Kwando Main-Channel ist um 10 Uhr. Wir werden begleitet von Shaddy, der seit vier Monaten für Dan arbeitet. Dan protegiert Shaddy, wo immer es geht und hat erstmals einen Angestellten, der mitdenkt, wie er sagt. William, den wir noch vor zwei Jahren kennengelernt haben, hat er gefeuert, weil er sturzbetrunken zum Dienst gekommen ist – leider keine Seltenheit bei den Menschen in der Gegend. Die Ausbildung in der Schule in Choi und anderen ländlichen Gegenden in Namibia ist hundsmiserabel – den Schulabgang mit Abschluss schafft so gut wie kein Schüler. Durch Manipulation und Bestechung versuchen die Leiter der Schulen immer wieder bessere Quoten zu erreichen, was den allgemeinen Bildungsstand keinesfalls verbessert. 200 Schüler zählt die Schule von Choi, es gibt weder fließend Wasser noch eine Toilette! Die Schüler verrichten ihr Geschäft im nahen Busch. Entsprechend schwer ist es, aus der Community geeignetes Personal zu generi
eren. Shaddy ist auf eine Schule in Rundu gegangen, ist clever und lernt vor allen Dingen schnell. Dan möchte ihn demnächst zu einem Birding-Kurs schicken. Schon jetzt übernimmt Shaddy selbständig Touren und ist eine große Entlastung für Dan.
Das komplette Camping Equipment wird auf einen Pick-Up geladen – Corinna darf in der Fahrerkabine Platz nehmen, während Shaddy und ich es uns auf der Ladefläche gemütlich machen. Dann fahren wir über eine holprige Piste hinunter zum Fluss. Schon auf den ersten Metern erspähen wir Tsessebes (Leierantilopen), die den Kuhantilopen sehr ähnlich sehen. Auch die an Oryx-Antilopen erinnernde Roan-Antilopen haben wir noch nicht allzu oft gesehen.
Ein Wiedersehen gibt es mit dem falsch gepolten Wasserbock, der sich einer Gruppe von Lechwes angeschlossen hat und mittlerweile auch schon Nachwuchs produziert hat. Die merkwürdigen Mischungen aus Wasserbock und Lechwes sind Außenseiter und stehen abseits der Gruppen.

Immer wieder versperren größere Hippo-Gruppen die Passage durch den Channel und die Chefs der Gruppen reißen bedrohlich ihr Maul mit den messerscharfen Hauern auf. Dan und Shaddy meistern auch die kniffeligsten Situationen mit Bravour und manövrieren uns mit viel Umsicht auch durch die Engstellen im Fluss.


Natürlich beobachten wir auch viele Vögel, zum Beispiel verschiedene Bee-Eater und Kingfisher sowie zahlreiche Black-winged Pratincoles (Brachschwalben).

Blauwangenspint (Blue-cheeked Bee-Eater) / Schwatzflügel-Brachschwalbe (Black-winged Pratincole)

Malachiteisvogel (Malachite Kingfisher) / Schwalbenschwanzspint (Swallow-tailed Bee-Eater)

Braunkopfliest (Brown-hooded Kingfisher)
Dan erklärt, dass sich bei vielen Vögeln Farbgebung und teilweise auch Größe von Nord nach Süd verändern. Zum Beispiel ist der Hadeda-Ibis in dieser Gegend eher grünlich, während er in der Kapregion purpurn schimmert und größer ist.
Insbesondere der Channel vor der Namushasha Lodge, die herrlich erhaben gelegen ist und auch Campsites anbietet, ist ein Birding Paradies. Die Vögel finden in dem alten Baumbestand gute Plätze zum Verstecken und reichlich Nahrung, zum Beispiel die gerade reifen Früchten der Jackal-Berry-Trees. In der Namushasha Lodge besorgt Dan erst einmal ein eiskalten Gin-Tonic, den wir während des Birdings genießen können. Sein Angestellter Clement (Dan bezeichnet ihn als ungebildet und absolut nicht lernfähig!) hat einige wichtige Dinge vergessen, für den Campingtrip zu packen, unter anderem Salz, das Dan hier kurz besorgt. Die Dämmerung bricht ein und wir machen uns auf, ein Camp für die heutige Nacht zu finden. Unterwegs sehen wir so viele großartige Dinge, die uns nahezu die Zeit vergessen lassen. Eine Gruppe von Büffeln durchquert den Fluss und überwindet auf der anderen Uferseite, fast so wie bei der berühmten Migration der Gnus und Zebras durch den Mara-Fluss, die steile Böschung. Plötzlich sichtet Dan eine Gruppe von sechs Willdogs auf der Jagd. Sie schleichen sich lautlos an eine Gruppe Lechwes an. Es ist inzwischen zu dunkel, um brauchbare Fotos zu schießen, dennoch ist es ein einmaliges Erlebnis. Als wir aus dem Boot aussteigen, um näher an die Wilddogs heranzukommen, verschwinden sie im Busch. Wir nehmen die Verfolgung auf und entdecken sie kurze Zeit später flussaufwärts. Corinna erspäht gar hinter den Wilddogs eine Tüpfelhyäne, die auf ihren Anteil an der Jagd lauert. Leider verlieren wir nach einer gewissen Zeit wieder den Sichtkontakt und beschließen, da es nunmehr immer dunkler wird, in Richtung Camp zu fahren.
An der nächsten Flussbiegung lauert aber bereits das nächste Highlight: Vier Elefanten, darunter ein Baby-Elefant, trinken am Fluss. Fast lautlos treiben wir ganz nahe an der Gruppe vorbei. Der Wind steht gut, so dass die Elefanten uns nicht bemerken, obwohl wir nur wenige Meter an ihnen vorbeitreiben. Durch das Mondlicht können wir die Gruppe trotzdem bestens aus nächster Nähe beobachten.
Im Stockdunkeln erreichen wir den Platz, wo wir unser Camp für die Nacht errichten wollen. Schnell werden die Zelte aufgebaut, das Nachtlager vorbereitet und das Campfire entfacht. Shaddy macht sich sogleich daran, das Dinner vorzubereiten – eine Arbeit, die er als Mann in seinem Village niemals verrichten würde, wie er unumwunden zugibt! Stilvoll und bei aufgehendem Mond genießen wir Hühnchen mit allerlei Dosenfood aus dem Potjie, dazu gibt es Papp, der traditionelle Maismehlbrei der Einheimischen und leckeren Rotwein.
Nach dem Dinner machen wir auf einem Elefantenpfad noch einen kurzen Spaziergang zum Channel. Wir sitzen eine Weile da und hören hinein in die Nacht - grunzende Hippos und auch weit entfernt das Brüllen eines Löwen.
< Sambesi Kwando 2 >
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