Durch das Phalaborwa Gate fahren wir in den Kruger Park ein, erledigen die üblichen Formalitäten und verneinen die obligatorische Frage, ob wir Waffen mit uns führen.
Die Strecken im Krüger sind gewaltig – insgesamt umfasst der Park auf der südafrikanischen Seite ungefähr 20.000 Quadratkilometer, zusammen mit den grenzübergreifenden Gebieten in Zimbabwe und Mozambique sind es sogar 35.000 Quadratkilometer. Schon auf den ersten Kilometern beobachten wir zahlreiche Antilopen, Zebras und Elefanten.
Wir fahren auf der H 14 zum Mopani Camp, wo wir uns für die Boulders Lodge einchecken müssen. Die Anfahrt über die S 136 verläuft durch dichtes Mopane-Gestrüpp und ist relativ unspektakulär. Sehr lohnenswert ist allerdings ein Stopp am Shipandani Hide, der einen Blick außerhalb des Autos auf den aufgestauten Tsendze Fluss ermöglicht. Am Ufer liegt ein riesiges Krokodil, ein Giant Kingfisher durchbricht im Sturzflug die Wasseroberfläche, um Fische zu erbeuten und eine Büffelherde, die sich geduldig von unzähligen Madenhackern bearbeiten lässt, grast friedlich unmittelbar vor dem Hide.
Die Boulders Lodge ist einfach atemberaubend. Man kann die aus sechs Bungalows bestehende Lodge nur in ihrer Gesamtheit mieten, aber dieser Luxus lohnt sich allemal! Jeder Bungalow ist komfortabel und bietet einen Ausblick auf das Wasserloch, der Küchen- und Aufenthaltsbereich ist riesig und funktional ausgestattet. Besser als in der Boulders Lodge kann man wohl im gesamten Kruger Park nirgendwo auf Tuchfühlung mit Wildlife gehen - und das zudem ohne jegliche Umzäunung! Lediglich ein Sanparks Mitarbeiter schaut ab und zu nach dem Rechten und erledigt sogar den kompletten Abwasch und die Reinigung der Räumlichkeiten!
Es ist noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Sonnenuntergang und wir Männer beschließen, noch einen kurzen Gamedrive zu machen, während die Frauen es sich in der Lodge gemütlich machen wollen. An der Kreuzung der S 136 und H 14 sichten wir eine Hyäne auf der Straße. Sie kommt offenbar von ihrer abendlichen Jagd, und wir trauen unseren Augen kaum, als kurze Zeit später fünf Jungtiere ihre Tüpfelhyänen-Mama freudig begrüßen. Sie haben direkt unterhalb der Straße einen Bau, aus dem sie nach und nach hervorkommen. Die Mutter macht sich sogleich daran, ihre Jüngsten zu säugen, während der Rest der Truppe uns neugierig beäugt. Diese Sichtung stand definitiv ganz oben auf unserer Wunschliste für den Kruger Park, da wir noch nie zuvor Hyänen-Jungtiere beobachtet haben. Da es Vorschrift ist, um 18.30 Uhr wieder in der Lodge zu sein, müssen wir uns schweren Herzens von der süßen Hyänenfamilie trennen.
Auf dem Rückweg schießen wir noch ein schnelles Foto von einem Fleckenuhu, der sich in der einsetzenden Dämmerung malerisch auf der Spitze eines Mopane-Busches niedergelassen hat.
Fleckenuhu (Spotted Eagle-Owl)
Es folgt ein stilvolles Dinner mit Kerzenlicht auf unserer Terrasse mit Blick auf das Wasserloch. Wir werden während des Abendessens Zeuge einer Auseinandersetzung zwischen einer kleinen Elefantenherde und einem Tüpfelhyänenrudel. Die Matriarchin stellt sich zusammen mit den anderen erwachsenen Tieren laut trompetend vor die beiden Jungtiere, um sie vor einem sich nähernden Tüpfelhyänen zu schützen. Kurz zuvor haben wir das typische Lachen der Hyänen aus dem Busch gehört, was die Elefanten sofort in Alarmbereitschaft versetzt hat. Später lassen sich zwei Tüpfelhyänen wie Haustiere unmittelbar vor unserer Terrasse zum Schlafen nieder.
21. September 2019 - Kruger Park
Tokos, Ginsterkatzen und Hyänen als Haustiere
Um 6 Uhr morgens startet unser nächster Self-Driving Gamedrive. Vor der Tür werden wir, fast wie bei einer Hauskatze, von einer Hyäne begrüßt, die scheinbar, ebenso wie wir, gerade erwacht ist und uns mit einem Auge linkisch anschielt.
Wir befahren die S 50, die an einer langgestreckten Grasland Ebene entlangführt. Hier beobachten wir große Elefantenherden, Zebras und endlich auch eine Riesentrappe, der größte flugfähige Vogel der Welt.
Riesentrappe (Kori Bustard)
Auch die omnipräsenten Gabelracken, die häufig erhaben auf der Spitze von Büschen anzutreffen sind, dürfen natürlich nicht fehlen. Ein Pärchen pickt in Astlöchern eines toten Stammes. Im Flug leuchten die Flügel dieser Vögel hellblau und natürlich versuchen wir, eine solche Momentaufnahme festzuhalten. Für diesen Schnappschuss ist Geduld gefragt.
Gabelracke (Lilac-breasted Roller)
In der mit Gras bewachsenen Ebene von Mooiplaas am Wasserloch beobachten wir Zebras, später auch noch Schwarzbauchtrappen, ansonsten ist es hier heute ziemlich ruhig. Daher setzen wir unseren Weg fort und fahren zum Mopani Camp, das sehr schön gelegen ist.
Von der Terrasse des Restaurants kann man auf den aufgestauten Tsendze Fluss und die Floodplains schauen. Es gibt auch einen großen überdachten Hide, der von vielen Besuchern und Bewohnern des Camps zum Beobachten und Chillen genutzt wird.
Im gut sortierten Shop kaufen wir noch ein paar Kleinigkeiten ein, insbesondere auch Batterien für meinen Blitz. Johann aus dem Ximongwe Camp, der Profi Fotograf ist, hat mich angefixt und Tipps zur Einstellung gegeben, mit der man Vögel mit Blitz besser ins Licht rücken kann. Seitdem versuche ich mich hier und da mit dieser für mich völlig unbekannten Technik. Im Mopani Camp blühen überall wunderschöne Impala-Lilly Büsche. Man sieht es den Blüten nicht an, dass sie extrem giftig sind. Die Sans nutzen die Pflanze als tödliches Pfeilgift.
Den ganzen Nachmittag verbringen wir im Camp und haben wieder reichlich Elefantenbesuch am Wasserloch.
Auf einem kurzen Abend-Gamedrive zum Pioneer Hide und der Ebene von Mooiplaas begeistert uns eine riesige Elefantenherde, die sich malerisch unter der roten afrikanischen Sonne in Richtung Wasserloch bewegt.
Wir sitzen später auf unserer Aussichtsterrasse einfach nur ruhig da und genießen die abendlichen Farben des sich in Rottönen verfärbenden African Skys. Ein Gelbschnabel-Toko Pärchen hat sich offenbar an unsere Präsenz gewöhnt und weicht uns kaum von der Seite. Leider werden die Vögel vermutlich auch hier von den Gästen ebenso wie die Frankoline angefüttert und gehen von daher mit den Menschen in unnatürlicher Weise auf Tuchfühlung.
Schopffrankolin (Crested Francolin) Gelbschnabel-Toko (Yellow-billed Hornbill
Am Abend wird gegrillt und plötzlich entdeckt Corinna oberhalb unseres Grillplatzes eine Ginsterkatze.
Als wir uns auf die Lauer legen, um dieses seltene Ereignis festzuhalten, bemerken wir, dass hinter den Felsblöcken gleich mehrere kleine Öhrchen hervorluken. Eine ganze Ginsterkatzen Familie scheint sich hier häuslich niedergelassen zu haben. Ginsterkatzen sind nachtaktiv und von daher nicht so leicht zu entdecken, auch wenn sie bis zur Schwanzspitze immerhin bis zu einen Meter lang werden können. Tagsüber verbergen sie sich in Bäumen oder kleinen schattenspendenden Höhlen. Wir sind total happy, diese wunderschönen Tiere gesichtet zu haben, was uns zuvor bei all unseren Afrika-Trips bislang nur ein einziges Mal in Augrabies gelungen ist. Natürlich laufen die Kameras heiß, und da die kleinen Katzen sehr neugierig zu sein scheinen, gelingen uns tolle Schnappschüsse. Diese Sichtung bedeutet für uns viel mehr als zum Beispiel Löwen, die wir bis zum jetzigen Zeitpunkt im Kruger Park noch nicht gesichtet haben.
Später erhalten wir wieder Besuch eines Hyänenrudels, das sich vor unseren Augen aus allen Richtungen des Buschs versammelt und ein ganz merkwürdiges, leises „Lied“ anstimmt. So haben wir das noch nie erlebt und können es, um ehrlich zu sein, auch nicht so recht deuten. Andächtig lauschen wir dem Spektakel. Noch einmal überkommt uns die Begeisterung für die absolut einzigartige Boulders Lodge und wir werden wieder einmal demütig, diese außergewöhnlichen Naturerlebnisse ganz für uns alleine haben zu dürfen.
22. September 2019 - Kruger Park
Aussichten auf die afrikanische Savanne
Noch einmal genießen wir das unfassbar stimmungsvolle Ambiente der Boulders Lodge, während wir auf der Außenterrasse frühstücken. Aus größerer Entfernung hören wir erstmals Löwenbrüllen – wenn der Tag schon so beginnt! Mehrere Hyänen haben sich am Wasserloch versammelt und werden durch das Eintreffen eines einzelnen Elefantenbullens in ihre Schranken verwiesen. Sie trollen sich und verschwinden im Busch. Auf einer letzten Birdingtour rund ums Camp entdecke ich unter anderem Rotbauchschmätzer in den Bäumen.
Wir haben eine längere Fahrt in Richtung Süden vor uns und wenden uns zunächst der Hauptroute durch den Kruger Park, der H1-6, zu. Am Middelvlei Wasserloch haben wir endlich unsere erste Löwensichtung. Ein ganzes Rudel hat sich unter einem Busch zur Ruhe gelegt. Fünf Löwinnen blicken neugierig in unsere Richtung, während sich der Pascha nicht von der Stelle, direkt hinter einem Busch, rührt. Wir beobachten eine Zeitlang das Geschehen, jedoch sind ruhende Löwen nicht gerade das „Unterhaltungsprogramm Nummer 1“!
Auf der Brücke über den Letaba darf man sein Fahrzeug verlassen und auf das breite Flusstal schauen. Genau diese Ausblicke auf die afrikanische Savanne mit viel Weite lieben wir so sehr. Das Flussbett ist voll von Algen, die in der Sonne in den unterschiedlichsten Farben schimmern. Wasserböcke, Impalas und andere Antilopen grasen genüsslich in der Nähe des Flussbetts.
Waffenkiebitz (Blacksmith Lapwing)
Die S 47 entlang des Flusses ist landschaftlich wunderschön. Wir treffen auf zahlreiche Giraffen am Wegesrand, die sich durch unser vorbeifahrendes Fahrzeug überhaupt nicht stören lassen und Büsche und Bäume unbeeindruckt von Blättern „befreien“. Der markante Ruf von Wiedehopfen ist überall zu hören und schließlich sichten wir auch einige Exemplare.
Wiedehopf (African Hoopoe)
Riesige Schwärme von gefräßigen Blutschnabelwebern (Red-billed Quelea) verdunkeln den Himmel geradezu und fressen sämtliche Samen der Savanne, die ihnen vor die gierigen Schnäbel geraten. Blutschnabelweber zählen zu den meist verbreiteten Vögeln weltweit - der Bestand wird auf rund 1,5 Milliarden Exemplare geschätzt!
Wir entdecken „Flusspferde im Salat“, leider kommen wir nicht an das Flussufer heran, um bessere Fotos von der Szenerie schießen zu können.
Im Olifants Camp, das fast schon an der Grenze zu Mozambique liegt, legen wir eine Mittagspause ein. Das Camp ist wunderschön gelegen oberhalb des Olifant Rivers, ist allerdings auch recht groß uns trubelig.
Ein weiterer schöner Aussichtspunkt befindet sich auf der Brücke über den Olifants River an der H 1-4. Im sattgrünen Tal labt sich eine riesige Elefantenherde am frischen Wasser und den saftigen Wiesen. Ein Schreiseeadler (Fish-Eagle) hat sich in Ermangelung eines erhabenen Aussichtspunktes am Fluss auf einer Insel niedergelassen und späht ins Flussbett, um Beute zu machen.
Letzter Höhepunkt am Wegesrand ist ein schöner Gaukler (Bateleur), der sich auf einem toten Baum niedergelassen hat und die Steppe nach Beutetieren absucht. Wir haben zwei Luxury Tents im Tamboti Camp reserviert. Der Check-In erfolgt im Orpen Camp. Die Sanparks Angestellte weist ausdrücklich darauf hin, dass Tamboti ein Pavian-, Meerkatzen- und Honeybadger Problem hat - das werden wir später noch hautnah erleben! Wir bekommen die Zelte 36 und 37 zugewiesen, für unseren Geschmack die am besten gelegenen im gesamten Camp. Alle Luxury Tents liegen am derzeit ausgetrockneten Timbavati River und sind hervorragend ausgestattet. Es gibt eine Außenküche, einen großen Kühlschrank und ein Bad mit einer guten Dusche. Von der Plattform vor dem Zelt kann man direkt auf das Flussbett schauen.
Gaukler (Bateleur)
Am Abend kochen wir noch einmal einen Potjie mit Gemüse und Impala-Filet. Am Fluss laufen Tüpfelhyänen auf und ab, die offenbar nicht in Jagdlaune sind. Von den verschüchtert wirkenden Buschböcken am Elektrozaun nehmen jedenfalls sie keine Notiz.
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