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Kosi Bay

4.11.2012
Unsere Tischnachbarn bei unserem Abschiedsfrühstück in St. Lucia sind ein deutsches Paar, das im Umfolozi Park ebenfalls eine Tour gemacht haben, den sogenannten Extended Short Trail, der über drei Tage geht und bei dem ausschließlich in Safari-Tents übernachtet wird. Nach dem Frühstück begleichen wir unsere Rechnung und brechen alsbald auf zu unserem nächsten Ziel in der Nähe von Kosi Bay. In Hluhluwe gibt es eine Art Arbeitsbeschaffungsinitiative der örtlichen Gemeinde für die einheimische Bevölkerung, das Ilala Weavers, wo man hundertprozentig handgefertigtes Kunsthandwerk zu günstigen Preisen erwerben kann. Wir kaufen dort eine bildschöne handgeschnitzte Giraffe – ein schönes Reisesouvenir für unser Esszimmer - sowie hölzerne Serviettenringe mit Großwildmotiven (garantiert nicht kitschig!), wie wir sie bereits im Santa Lucia Guesthouse gesehen haben.

Da wir unsicher sind, ob es bis Manguzi eine Tankstelle gibt, tanken wir unser Auto noch einmal in Hluhluwe voll. Die Einheimischen nennen Manguzi übrigens ausschließlich Kosi Bay, auch nicht Kwangwanase, wie in einigen Roadmaps aufgeführt, was immer wieder zu Irritationen führt. Beim Bezahlen trifft mich dann fast der Schlag, muss ich doch feststellen, dass ich meine Kreditkarte offenbar im Santa Lucia Guesthouse vergessen habe. Schnell aktivieren wir unser Handy und hören die Mailbox ab. Marty hat schon mehrfach versucht uns anzurufen, um uns mitzuteilen, dass wir die Kreditkarte tatsächlich auf dem Tisch nach dem Bezahlen liegen lassen haben. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die 80  Kilometer nach Santa Lucia zurück zu fahren. Marty kommt uns netter Weise ein kleines Stück entgegen, so dass wir etwas von der Wegstrecke einsparen. Das kleine Missgeschick kostet uns rund zwei Stunden.

Von Hluhluwe führt die R22 rund 150 Kilometer in Richtung Grenze von Mozambique. Die Straße ist in unerwartet gutem Zustand, so dass wir sehr zügig vorankommen. Die kleinen Dörfer entlang der Straße wirken sehr viel gepflegter als alles, was wir zuvor in Südafrika an Behausungen für die schwarze Bevölkerung gesehen haben. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es eine zumindest eine Primary School, manchmal sogar eine High School. Viele Menschen haben sich regelrecht in Schale geworfen und tragen ihre bunten Sonntagsuniformen, mal blau, mal grün dann wieder schlicht weiß, in denen sie den Kirchgang absolvieren. Die praktizierte Religion der Einheimischen ist eine Mischung aus Christen- und Judentum, haben wir uns sagen lassen.

Wir haben die Memela Lodge, unsere gebuchte Unterkunft, bereits telefonisch informiert, dass wir später eintreffen werden. Ab Kosi Bay müssen wir noch zehn Kilometer über eine üble Dustroad fahren – überall winken uns am Wegesrand einheimische Kinder freundlich zu. Die letzten Meter bis zum „Carpark“ verlangen unserem 2x4 Vehikel einiges ab, aber mit etwas Schwung bewältigt unser Renault die bisweilen tiefe Sandpiste bravourös.

Am Carpark wartet ein abenteuerlich aussehender Typ mit Rastalocken und Safarihut auf uns, der uns sofort an „Indiana Jones“ erinnert. Es ist Willis, der Besitzer der Memela Lodge. Wir werden von ihm herzlich begrüßt und beladen seinen abenteuerlichen 4x4 Mercedes Oldtimer (Baujahr 1974), bei dem mehr oder weniger das komplette Innenleben von der Heizung über die Seitenscheiben bis hin zum Blinker ausgebaut ist, mit unserem Gepäck. Die letzten drei Kilometer bis zur Memela Lodge sind definitiv nicht mit einem normalen Fahrzeug zu bewältigen, extrem tiefer Sand, dazu steile Anstiege bedeuten das Aus für jedes 2x4 Fahrzeug (Update 2016: Leider hat Willis die Memela Lodge aufgegeben und ein neues Leben in einer Lodge am Waterberg begonnen - sehr traurig!!!).



Die Memela Lodge liegt auf einer kleinen Erhebung inmitten eines kleinen Wäldchens, in dem man bei Tag und bei Nacht einige intressante Entdeckungen machen kann, angefangen von prachtvollen Buschlilien bis hin zu großen bunten Käfern. Es gibt fünf Safari Tents auf Holzplattformen, ähnlich der Zelte im Umfolozi Park, mit angeschlossener Gemeinschaftsküche sowie drei individuell gestaltete Hütten mit Strohdach, die nach allen Seiten hin offen sind und lediglich Strohmatten als Seitenwände haben. Die Ausstattung der Hütten ist „very basic“, aber dafür liegen sie aber inmitten einer unbeschreiblich schönen Umgebung. Es gibt eine Open-Air Toilette sowie eine Einfachdusche das heiße Wasser kommt von einem antik anmutenden Dieselofen. Die Hütten kosten ca. 600 Rand pro Person inklusive Vollpension. Willis vermietet für kleinere Gruppen auf Anfrage zudem die traumhaft gelegenen Rondavells im Manzamyama Camp mitten in einem Raffiapalmenwald des iSimangaliso Wetland Parks.

Eine Reihe von Aktivitäten sind von der Memela Lodge aus möglich:
+Beobachtung der Eiablage von Leatherback-Schildkröten (nur zu bestimmten Jahreszeiten)
+geführte Tageswanderung durch das iSimangaliso Naturschutzgebiet inklusive Birdwatching
+Strandwanderungen zum Black Rock oder zur Rocktail Bay
+Bootsfahrt zu den Utshwayelo Fisch-Kraals im Kosi Bay Seensystem
+Whalewatching Tour (nur zu bestimmten Jahreszeiten)
+Schnorcheltour im Kosi Bay Mouth
+Strandpicknick an den Traumstränden von Kosi Bay
+Tagestripps zum Tembe Elephant Park

Infos zu den Unterkünften und
das komplette Aktivitätsprogramm in der Memela Lodge geben wir gerne per
Mail oder ihr wendet euch direkt an Willis von der Memela Lodge.

Das meeresnahe Gebiet rund um Kosi Bay ist ein unberührtes und bislang lediglich von Individualtouristen entdecktes Paradies mit Bilderbuchstränden. Es liegt direkt an der Grenze zu Mozambique und gehört ebenso wie das Cape Vidal zum iSimangaliso Wetland Park, über den Nelson Mandela einmal gesagt hat:
„Der Wetland Park muss der einzige Ort auf unserem Globus sein, an dem das älteste Land Säugetier (Nashorn) und das größte terrestrische Säugetier (Elefant) sich ein Ökosystem teilen, mit dem ältesten Fisch der Welt (dem Coelacanth, einem erst 1938 entdeckten Quastenflosser) und dem größten Meeressäugetier der Welt (Wal)!“ Dieser Ausspruch ist Ergebnis der vielfältigen Ökosysteme, die hier auf engstem Raum nebeneinander anzutreffen sind.

Willis fragt uns, ob wir heute Abend am Strand Schildkröten bei der Eiablage beobachten wollen. Wir sagen natürlich begeistert zu. Zunächst wird uns ein wohlschmeckendes Abendessen in Büffetform serviert. Es gibt Hühnchen in Soße mit Reis und Salat. Derzeit weilen diverse andere Gäste in der Lodge, unter anderem ehemalige Nachbarn von Willis, Cecilia und Roger, nebst Familie, die eine Lodge in der Nähe des Krüger-Parks betreiben.

Nach dem Abendessen fahren wir über eine holprige Dustroad hinunter zum Strand. Es ist uns ein absolutes Rätsel, wie sich Willis in diesem Wirrwarr von Wegen und Abzweigungen zurecht findet. Am Strand erwartet uns ein Guide der Bhanganek Turtle Research Station, der uns zunächst in die Verhaltensregeln einweist. Wir laufen den Strand hinauf auf der Suche nach den warmblütigen Loggerhead Turtles, die an den Stränden rund um Kosi Bay geradezu ideale Bedingungen zur Eiablage vorfinden. Im vergangenen Jahr waren wir in Costa Rica bei unserer nächtlichen Tour in Tortuguero erfolglos und haben keine einzige Leatherback-Schildkröte, eine noch größere Schildkrötenart, aufgespürt. Leatherback-Schildkröten kommen auch nach Kosi Bay, allerdings an andere Strandabschnitte.


Heute haben wir mehr Glück. Schon nach wenigen Metern entdeckt unser Guide die erste rund einen Meter breite Spur, die hinauf an den Rand der Dünen führt. Die Schildkröte hat jedoch ihre Eiablage bereits abgeschlossen uns wir entdecken sie kurz vor dem Erreichen des Meeres. Auf dem weiteren Weg finden wir einige weitere Spuren, jedoch müssen die Bedingungen des Strandabschnittes der Schildkröte zusagen, damit sie mit der Eiablage Prozedur startet. Manchmal ist der Sand zu hart, so dass sie unverrichteter Dinge zum Meer zurückkehrt. Unser Guide kommentiert die Spuren ohne Nest mit einem nüchternen „In and Out“ und setzt den Weg fort. Schließlich werden wir fündig: Eine Schildkröte hat soeben oben an den Dünen begonnen, ein Loch für die Eier zu graben. Bevor sie mit der Eiablage beginnen kann, müssen die massigen Tiere ungefähr eine halbe Stunde hart arbeiten. Schließlich ist das Loch tief genug und sie beginnt bis zu einhundert Eier in dem Loch zu versenken. Es ist für uns ein wahrhaft aufregender Moment, dieses Wunder der Natur so hautnah beobachten zu können. Schließlich ist die Schildkröte nach einer Reise von mehreren Tausend Kilometern in den Ozeanen dieser Welt und Jahrzehnte später an den Ort ihrer Geburt zurückgekehrt, um hier ihrerseits ihren Nachkommen das Leben zu schenken!


Lediglich im schummrigen Licht einer Rotlicht Taschenlampe dürfen wir den aufregenden Augenblick beobachten, damit die Tiere nicht gestört werden. Fotos mit Blitzlicht sind natürlich ebenfalls streng verboten. Nach der Eiablage ist das mächtige Tier noch eine ganze Weile damit beschäftigt, das Nest mit Sand zu bedecken und zu tarnen. Die Nesträuber sind vielfältig und lauern bereits auf leichte Beute: Hyänen, Wilde Hunde und viele andere Tiere dezimieren die Brut bereits im Nest auf ein Minimum, wenn sie das Gelege aufspüren. Ganz besonders gefährlich ist aber für die frisch geschlüpften jungen Schildkröten der weite Weg zum Meer. Lediglich zwei von Hundert überleben am Ende.


Man sieht dem mächtigen Tier die große Anstrengung bei der Eiablage an, immer wieder muss es kurze Verschnaufpausen einlegt. Schließlich macht sich die Schildkröte auf den Rückweg zum Meer. Auch dies fordert dem Tier einiges ab, muss es doch den massigen Körper eine ziemlich weite Strecke über den weichen Sand wuchten. Letztlich ist es geschafft, und die Schildkröte überlässt ihr Gelege ihrem weiteren Schicksal - Brutpflege gibt es bei diesen Tieren nicht. Auf dem Rückweg sehen wir noch diverse „In and Out“ Spuren und unmittelbar an unserem Ausgangspunkt sogar noch ein weiteres Tier, das soeben seine Eiablage beendet hat. Roger ist an unserem Ausgangspunkt geblieben, um zu angeln und hat das Gleiche ohne jegliche Anstrengung beobachten können. Die Schildkröte ist sozusagen zu ihm gekommen – wie ungerecht ist das denn!?

Auf gleichem Weg fahren wir zurück und wir staunen abermals über Willis, der in dem Wirrwarr von Wegen und Abzweigungen mühelos den Weg zurück zur Lodge findet. Wir begeben uns alsbald unter unserem Moskitonetz zur Ruhe und schlafen hautnah inmitten ungewöhnlicher nächtlicher Buschgeräusche.



5.11.2012
Jeden Morgen um 7 Uhr wird uns unten an der Hütte heißes Wasser und Milch hingestellt, so dass wir den Tag mit einer Tasse Kaffee oder Tee starten können – eine wirklich nette Geste des Hauses, die wir während unseres Aufenthaltes zu schätzen wissen. Die Morgenstunden sind in der Memela Lodge etwas ganz besonderes und viel zu schade, um sie zu verschlafen. Die Vögel in dem kleinen Wäldchen erwachen zum Leben. Außer dem seichten Rauschen des vier Kilometer entfernten Meeres ist absolut kein anderes Geräusch an diesem betörenden Ort wahrnehmbar. Meine Lieblingsbeschäftigung ist jeden Morgen, auf einem der Korbstühle vor der Hütte zu sitzen bei einer Tasse Tee und nichts weiter zu tun, als den emsig hin und her flatternden Vögeln zuzuschauen. Wie könnte so ein Tag hier draußen schöner beginnen?

Zum Frühstück werden uns Rührei, Toast und verschiedene Marmeladen serviert. Wir wollen heute ins Kosi Bay Naturschutzgebiet hineinfahren. Alle Fahrten von der Memela Lodge aus sind verbunden mit längeren Fahrzeiten über die huckeligen Pisten und man kommt nur langsam vorankommt. Das Kosi Bay Ökosystem besteht aus einer mit Kanälen verbundenen Seenkette mit einer Estuary, einer Mündung zum Meer, umringt von eindrucksvollen Dünen, Marschland, Sumpf- und Feuchtgebieten. Um diese Zeit verirren sich so gut wie gar keine Menschen in das ebenfalls durch KZN Wildlife betriebene Schutzgebiet, das nur mit einem Permit betreten werden darf. Durch das Kosi Bay Camp Gate, an dem ein völlig zugedröhnter Angestellter kaum Notiz von unserem Permit nimmt und uns mehr oder weniger durchwinkt, gelangen wir zu einem traumhaft gelegenen Campground am kuNbalange, dem größten See des Systems. Hier kann man auch einfache self-catering Cabins mieten (500 Rand/Nacht). Ein Guide nimmt uns unten am See in Empfang und erklärt und kurz das Ökosystem. Mit dem Motorboot fahren wir hinaus auf den See und gelangen nach kurzer Zeit in einen Verbindungskanal.

Überall schwirren graue Kingfisher (Graueisvögel), Bee-Eater (Bienenfresser) und andere bunte Wasservögel durch das Schilf, während Kormorane (White throated Cormoranes) ihr Gefieder, das im Gegensatz zu anderen tauchenden Wasservögeln nicht wasserabweisend ist, in der Sonne trocknen.


Graufischer Eisvogel (Pied Kingfisher)    /      Kormoran (Reed Cormorant)


Die einheimischen Fischer betreiben hier eine über 700 Jahre alte afrikanische Fangmethode, das sogenannte Utshwayelo. Nur noch hier wird diese traditionelle aber ungemein effektive Form des Fischfangs gepflegt. Überall in den Kanälen stecken Zäune aus Holz im Wasser und bilden eine Art Reusensystem, an dessen Ende sich ein Fisch-Kraal befindet, aus dem die Fische hinein, aber nicht wieder hinausgelangen können. Die Fischer haben anschließend leichtes Spiel und müssen ihren Fang nur noch mit Hilfe von Netzen oder Speeren aus dem Wasser holen.

Im Wasser herrscht geschäftiges Treiben, Kraals werden repariert, Fischer versuchen im Wasser stehend ihr Glück mit einer modernen Angel, während ein Paar Frauen am Ufer Strohbündel, die sie selbstverständlich auf dem Kopf tragen, von A nach B transportieren.

Im folgenden See beobachten wir Flamingos. Die Rotfärbung dieser unglaublich schönen Wasservögel ist zurück zu führen auf ihre bevorzugte Nahrung, in denen Caratinoide enthalten sind, zum Beispiel planktonischen Algen, die in der Leber zu Farbpigmenten umgewandelt werden. Die Farbpigemente lagern sich vorwiegend im Gefieder ab und sorgen so für die Färbung. Bei diesen prachtvollen Vögeln gibt es ausnahmsweise einmal keinen Geschlechtsdimorphismus, das heißt, Männchen und Weibchen sehen gleich aus, die männlichen Vögel sind nur etwas größer. Besonders prachtvoll sehen die Tiere aus, wenn sie fliegen, dann wird ihre intensive Rotfärbung unter den Flügeln sichtbar.


Dank an Martin Björck aus Schweden, einem Mitreisenden auf dem Boot, der uns dieses Foto zur Verfügung gestellt hat

Unser Guide stoppt das Boot in einem Kanal. Entlang der Mangroven schnorcheln wir zum Abschluss unserer Bootstour eine Weile lang im kristallklaren Wasser. Das Wasser gleicht einem farbenfrohen Aquarium, in dem sich eine Vielzahl bunter Fische tummeln. Der Guide versichert, dass an dieser Stelle keine Krokodile im Wasser lauern – ein sehr beruhigendes Gefühl. Es gibt im Seensystem, das haben wir bereits gelesen, eine große Menge an Krokodilen und Hippos. Hoffentlich halten sich auch alle Ungetüme an die Aufenthaltsvorstellungen unseres Guides während unseres „Tauchganges“!

Zurück an unserem Auto geht es weiter zum Kosi Bay Estuary, erneut eine einstündige Fahrt über Sandpisten, bei der wir wieder kräftig durchgeschüttelt werden. Selten zuvor haben wir einen solch traumhaften Strand gesehen. Wieder ist unsere kleine Gruppe mehr oder weniger alleine an diesem wundervollen Ort. Lediglich eine Hand voll Einheimischen hat sich hierher verirrt. Unter einer hohen Kokospalme genießen wir in dieser eindrucksvollen Kulisse unser Lunch, bestehend aus leckeren Thunfisch Sandwiches und diversen kalten Softdrinks. Der Estuary ist ebenfalls ein hervorragendes Schnorchelrevier. Man sollte zunächst ein Stück die Mündung hinauflaufen und sich dann von der Strömung hinabtreiben lassen. Wir sehen viele bunte Fische, Zebrafische, Papageienfische und sogar eine große Moräne, die sich als wir an ihr vorbeitreiben direkt in ihre kleine Unterwasserhöhle zurückzieht.


Auf der Rückfahrt zur Memela Lodge stoppen wir noch einmal kurz in Manguzi (oder Kosi Bay). In dem Örtchen beobachten wir eine Weile das lebhafte afrikanische Treiben. Wir sind so ziemlich die einzigen Weißen weit und breit, fühlen uns aber dennoch jederzeit sicher. Überall schwappt uns die pure Lebensfreude der Einheimischen entgegen, die an den Straßenrändern die unterschiedlichsten Waren feilbieten oder alte ausgetretene Schuhe reparieren. Überall sind Frauen mit großen Lasten auf dem Kopf zu sehen, die auf diese Weise ihren Einkauf nach Hause transportieren. Die Atmosphäre ist ausschließlich freundlich, wir blicken fortlaufend in lachende Gesichter und nahezu jedermann hebt die Hand zum Gruß.

Abends genießen wir in der Lodge unser erstes Braai, das in Südafrika so beliebte Barbecue. Es gibt Würstchen aus Impala- und Kudufleisch – extrem lecker!


6.11.2012
Ab heute sind wir alleine in der Lodge, alle anderen Gäste reisen nach dem Frühstück ab. Wir haben mit Cecilia und Roger gesprochen und werden voraussichtlich unsere noch nicht verplanten Tage in seiner Lodge in White River verbringen, um von dort aus in den Krüger Park zu fahren und auch den Blyde Canyon zu erkunden.
 

Willis schlägt uns für den heutigen Tag eine Wanderung durch das Naturschutz Reservat vor. Ich habe Bedenken, ob ich heute zu einer achtstündigen fähig Wanderung bin, da ich mir am gestrigen Tag einen Zeh gebrochen habe, als ich mit dem linken Fuß gegen einen Pfeiler gestoßen bin. Der lädierte Zeh wird kurzer Hand an den benachbarten Zehen mit Tape fixiert – so wird es schon irgendwie gehen!

Die Memela Lodge liegt praktisch in einer Hufeisen-förmigen Ausbuchtung außerhalb des Naturschutz Reservats. Wenn man vom Hügel der Lodge hinunter in die Ebene tritt, befindet man sich bereits auf dem Gebiet des iSmingaliso Wetlands Parks. Zunächst wandern wir über eine weite sumpfige Ebene in Richtung eines mit blauen Seerosen dicht bewachsenen Hippo-Pools, ein größeres Wasserloch in der Sumpflandschaft, das auch während der Trockenzeit mit Wasser gefüllt bleibt. Jeden Abend kann man auch von unserer Hütte aus die hier lebenden Hippos grunzen hören. Viele unterschiedliche Vögel beobachten wir unterwegs, von manchen sind auch nur die Rufe zu hören und Willis erklärt uns, welches Exemplar sich dahinter verbirgt.

 

 

Nach knapp zwei Stunden Fußmarsch geht die Landschaft über in eine saftig grüne Hügelkette. Wir durchqueren Obstbaumwiesen, die zu bestimmten Jahreszeiten prall gefüllt sind mit zuckersüßen Früchten, die uns Europäern gänzlich unbekannt sind, wie zum Beispiel der Monkey Orangen oder Waterberries. Auch eine African Potatoe zeigt uns Willis, eine Kartoffel ähnliche Knolle, die nicht zum täglichen Verzehr benutzt wird, sondern als Heilpflanze.

Wundervolle bunte Schmetterlinge schwirren überall herum, bunte Käfer queren den Weg und die Wiesen sind überhäuft mit farbenfrohen Blumen. Die meisten von ihnen entdeckt man erst aus der Nähe, da die Blüten zumeist recht klein, aber prachtvoll sind.

 

 
Goldbandwaldschmetterling

Kleiner Schwertschwanz

Im Park leben einige Tonga Communities. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit nehmen sie nahezu tägliche Fußwege von 20 Kilometern und mehr auf sich, um beispielsweise in die nächste Ortschaft oder in die nächste Schule zu gelangen. Sie leben von dem bescheidenen Anbau in ihren Gemüsegärten, die in der Ebene verstreut anzutreffen sind oder aber von Viehzucht. Vergeblich hat die Naturschutzbehörde in der Vergangenheit versucht, die größtenteils illegal errichteten Behausungen aus dem Naturschutzgebiet zu verbannen und die Communities auszusiedeln. Die Tongas haben das Land historisch bedingt für sich beansprucht und sind nicht bereit, ihre Grundstücke aufzugeben.
 
Nach einigen weiteren Kilometern dringen wir in einen dichten Raffiapalmenwald vor, der fast so undurchdringlich erscheint wie ein Regenwald. Bis zu 500 Jahre alte prachtvolle Natal Yellow Wood Trees wachsen hier. Wir beobachten eine Gruppe von Samango Monkeys (Diadeem Meerkatzen), eine sehr scheue Spezies, die in den Baumkronen auf Nahrungssuche sind.


Diadeem Meerkatze (Blue Monkey) in Natal Yellowood Trees
 

Auch ein Moschusböckchen, eine mit einer Schulterhöhe von maximal 38 Zentimetern der kleinsten Antilopenarten der Welt, bekommen wir kurz zu sehen, bevor es im Schutz des Unterholzes aus unserem Sichtfeld verschwindet. Wir gelangen zum verwunschen gelegenen Manzamyama Camp, das aus sechs Rondavells und einem Gemeinschaftshaus mit Strohdächern besteht, und das leider mittlerweile nicht mehr betrieben wird. Es wurde errichtet von KZN Wildlife, jedoch hat sich die Tonga Community, denen das Land gehört, erfolgreich gegen den Betrieb gewehrt. Willis hat das Camp eine Zeit lang noch in Einvernehmen mit den Einheimischen betrieben, in dem er Individualtouristen hierher gebracht hat und 15 % der Einnahmen an die Einheimischen weiter gegeben hat. Jedoch gestaltete sich die Zusammenarbeit in der Folgezeit mehr als schwierig, so dass das idyllische Camp nunmehr leer steht. Willis erzählt uns, dass das Camp für interessierte und naturverbundene Individualisten jederzeit von ihm kurzfristig aktiviert werden kann (Update 2017: Willis hat inzwischen seine Lodge aufgegeben). Wir machen eine kurze Pause und stärken uns für den weiteren Weg mit Sandwiches.


Unmittelbar am Camp liegt der vierte See der Kosi Bay Seenkette, der Amanzimnyama. Er weist im Gegensatz zu den anderen Seen, in denen kristallklares Wasser vorherrscht, eine tiefbraune Farbe auf und ist Lebensraum für zahlreiche Krokodile und Hippos. Dieser See darf nicht mit Booten befahren werden und kann somit nur zu Fuß erreicht werden. In den See mündet der Siyadla River. Mit einer winzigen „Fähre“, bestehend aus zusammengebundenen Raffiapalmen Stämmen ziehen wir uns mit Hilfe eines Seils hinüber zur anderen Uferseite und erforschen noch eine Weile die traumhafte Landschaft in Flussnähe. Raffiapalmen haben die längsten Zweige der Welt. Hier leben die seltenen Palmnut Vultures, die einzigen Geier, die sich nicht von Aas sondern von Früchten ernähren. Leider bekommen wir heute keinen dieser prachtvollen Vögel zu sehen.


Schließlich machen wir uns auf den langen Rückweg. Das Wandern über die sandigen Pisten ist kraftzehrend – insgesamt sind wir fast neun Stunden unterwegs und sind froh, als in größerer Entfernung am Horizont unsere Lodge, zunächst nur erkennbar als kleiner weißer Punkt, in Sichtweite kommt.

Am Abend sitzen wir zum Essen zusammen mit Janie, Willis und ihrem zweieinhalb jährigen kleinen Töchterchen Lilly. Janie hat eine leckere Chicken-Pie gekocht und als Nachtisch gibt es einen Apple-Crumble, eine Art Apfelauflauf, der mit Teigstreuseln bedeckt ist. Wir genießen das Abendessen an dem liebevoll gedeckten Tisch bei gedämpftem Licht der zahlreichen Öllampen in vollen Zügen. Erstmals bietet sich die Gelegenheit, mit Janie näher ins Gespräch zu kommen. Sie berichtet uns von ihrer extremen Spinnenphobie, die sie, als sie vor vier Jahren hierher kam, hatte – eine etwas komplizierte Angst an einem Ort wie diesem, der nur so strotzt von Kleingetier aller Art! Hier gibt es zum Beispiel nicht selten die bis zu 15 Zentimeter große und behaarte Baboon Spider (= Tarantula), die bei vielen Menschen sicher spontane Schreikrämpfe auslösen würden.

Nachdem wir die große Düne erklommen haben, öffnet sich ein weiter Blick auf die Dogpoint Bay, wiederum ein absolut traumhafter und weitläufiger Strand, an dem sich keine Menschenseele aufhält. Wir verzehren oben auf der Düne unser Lunchpaket, einen extrem leckeren Burger, mit Avocados und Salat belegt. Am Strand wandern wir in südliche Richtung zur nächsten Bucht, der Black Rock Bay. Auch diese Bucht ist ein einziger Traum. Gesäumt von einer bewachsenen Düne und einem dahinter liegenden Wald voller wilder Bananenbäume, zieht sich der Strand vier Kilometer in einer gleichmäßigen Sichel bis hin zum Black Rock, einem markanten schwarzen Felsblock. Den ganzen Tag über begegnen uns lediglich zwei einheimische Angler, ansonsten sind wir in der rund fünf Kilometer langen Bucht Mutterseelen allein! Auf dem Weg zum Black Rock erforschen wir noch einige Turtle Nester, die in der vergangenen Nacht angelegt worden sein müssen. Eines davon muss sogar von einer Leder Schildkröte (Leatherback-Turtle) stammen, da die „In and Out“ Spur weit über einen Meter breit ist.


7.11.2012
Beim Frühstück informiert uns Willis darüber, dass aus unserer geplanten Whalewatching Tour leider nichts wird. Der Betreiber des Boots beklagt derzeit eine totale Flaute mangels Klienten und für zwei Personen möchte er nicht hinausfahren. Erschwerend kommt hinzu, dass die exklusive Rocktail Bay Lodge, die sonst die überwiegende Kundschaft der Whalewatching Touren gestellt hat, seit einiger Zeit vorübergehend ihren Betrieb eingestellt hat.

Also beschließen wir, einen ruhigen Tag zu verbringen und gegen Mittag eine längere Strandwanderung zu machen. Willis fährt uns mit seinem 4x4 Mercedes zu einem Punkt, von dem aus wir die hohe Düne vor dem Meer sehen können. Von hier aus können wir uns in dem Wegegewirr nicht mehr verlaufen und beschließen, die letzten drei Kilometer bis zum Strand durch das Bushfield zu Fuß zu gehen. Wir verabreden uns mit Willis zu 17 Uhr, Treffpunkt in der nächsten Bucht am Black Rock.


Seit zwei Tagen sind wir auf der Suche nach dem Pink Throated Longclaw, einem ziemlich seltenen Vogel, der hier aber mit Glück aufgespürt werden kann. Die gelbe Variante, die deutlich häufiger vorkommt, haben wir bereits vor die Linse bekommen. Dieser Vogel ist äußerst territorial und wurde von Willis in diesem Gebiet, das wir nun durchwandern, schon manches Mal gesichtet. Leider haben wir auch heute kein Glück. Dennoch ist es landschaftlich ein toller Weg bis zum Strand.



Am Black Rock genießen wir ein ausgiebiges Sonnenbad und schnorcheln noch im kristallklaren Wasser. Dort schwimmt man inmitten riesiger bunter Fischschwärme, ebenfalls ein unvergessliches Erlebnis.


Wie vereinbart, holt uns Willis gegen 17 Uhr ab und wir fahren zurück zur Lodge. Bis zum Abendessen haben wir noch etwas Zeit, sitzen bei einem Gläschen Rotwein vor unserer Hütte und lauschen den Hippos, die sich im Schutze der einsetzenden Dunkelheit aus ihrem Pool in die fruchtbare Ebene bewegen, um dort zu grasen.

Wir verbringen unseren letzten Abend in der Memela Lodge bei einem wunderbaren Fisch-Braai mit Janie und Willis und haben wieder sehr interessante Gespräche. Willis hat von einem der Kosi Bay Fischer frischen, in den Kraals gespießten Kingfish besorgt. Als Nachtisch gibt es einen Zimtkuchen mit Vanillesoße. Beim Rückweg in unser Zelt saugen wir noch einmal den in der Nacht betörenden Jasmin-Blütenduft in uns auf.



8.11.2012
Früh morgens mache ich eine letzte Birdwatching Tour rund um die Hütten und entdecke zahlreiche Brillenweber (Spectacled Weaver). Wir packen unsere sieben Sachen und werden nach dem Frühstück von der ganzen Familie Bartman zum Carpark gefahren. Schnell sind unsere Sachen in unserem Auto verstaut und wir verabschieden uns bei Janie, Willis und der kleinen Lilly, dieser unkomplizierten und bescheidenen Familie, die uns im Lauf der paar Tage regelrecht ans Herz gewachsen ist. Über die Dustroad geht es nach Manguzi. Ausgerechnet bei einem kleinen Anstieg liegt mitten in der Fahrspur ein Felsbrocken, so dass wir zum Stoppen gezwungen werden. Corinna beseitigt das Hindernis, jedoch habe ich nun keine Chance mehr, unser Vehikel auf dem sandigen Untergrund den Hügel hinauf zu bewegen. Also lassen wir uns rückwärts wieder hinunter rollen und schaffen den Hügel schließlich im zweiten Anlauf!

In Manguzi tanken wir bei der Total Tankstelle noch einmal voll und lassen unser Auto dann auf dem dazu gehörenden Parkplatz stehen, um noch eine Weile durch das Städtchen zu schlendern. Wir sind erneut die einzigen Weißen auf der Straße und fallen insofern ziemlich auf. An den Ständen am Straßenrand wird die Ernte aus den privaten Gärten angeboten, Tomaten, Kartoffeln, Knoblauch oder Zwiebeln. Leider gibt es zur Zeit keine interessanten Früchte zu kaufen, da die meisten von ihnen erst ab Dezember reif sind. Andere Geschäfte bieten Kuriositäten an, wie zum Beispiel profillose Gebrauchtreifen oder aber wenig vertrauenserweckende Dienstsleistungen rund um das Liebesleben!


Im Spar Supermarkt kaufen wir noch ein paar Dinge ein, Corinna ist schon die ganze Zeit scharf auf die überall benutzten Staubwedel aus Straußenfedern, die in Deutschland ein Vermögen kosten, hier aber für ganze 25 Rand zu haben sind.

 

< Cape Vidal                                                                    Tembe Elephant Park >

 

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