23. September 2013, CKGR, Kori Pan – Khumaga
Fährmänner müssen manchmal in die Stadt - Hakuna Matata!
Wir verlassen heute die Kalahari. Es war ein eindrucksvolles Erlebnis, diese Einsamkeit in dieser scheinbar lebensfeindlichen, spröden Umgebung zu genießen. Dennoch stellen wir fest, dass wir schon nach kurzer Zeit die Kalahari lieben gelernt haben, spätestens dann, wenn die Farben eines Sonnenunterganges einem den Atem rauben!
Am Matswere Gate verewigen wir unsere „Sightings“ mit Stecknadeln an dem dafür vorgesehenen Board. Dass neben den Raubtieren ausgerechnet der von uns relativ häufig beobachtete Honey Badger auftaucht, verwundert uns zunächst schon ein bisschen. Jedoch versichert uns der Ranger, dass es keinesfalls an der Tagesordnung ist, diese Tiere zu sichten. Wahrscheinlicher für uns klingt allerdings die Version, dass man auch solchen Besuchern ein „Erfolgserlebnis“ verschaffen möchte, die während ihres Aufenthaltes in der Kalahari weder Löwe, Leopard, Cheetah (Gepard) noch Wild Dog gesehen haben.
Nachdem wir uns aus dem Register ausgetragen haben, fahren wir im zunächst leicht befahrbaren Two Spoor Sand in Richtung Rakops. Erst nach 30 Kilometern kommt der Offroad-Liebhaber für ein kurzes Stück auf seine Kosten. Tiefsandige Löcher müssen umschifft werden – in der Regenzeit können diese Löcher volllaufen und zu einem üblen Hindernis für 4x4 Fahrer werden. Nach drei Tagen Sandpiste treffen wir in Rakops wieder auf eine befestigte Straße.
Die Shell-Tankstelle in Rakops ist ein ewiger Unsicherheitsfaktor, da es hier in der Vergangenheit häufig zu Stromausfällen gekommen ist und die Tankstelle somit außer Betrieb war. Wir haben jedoch Glück und können volltanken und ersparen uns somit einen größeren Umweg. Immerhin muss die Tanksäule nicht mehr mit einer Handpumpe betrieben werden, wie noch vor nicht allzu langer Zeit! Viel moderner sieht die Anlage allerdings bis heute nicht aus! Unseren 80 Liter Wassertank können wir allerdings nicht auffüllen, es gibt zwar einen Wasserhahn, aber keinen Schlauch - und das Umfüllen mit Hilfe einer 5-Liter Wasserflasche ist uns zu mühsam!
In Rakops entdecken wir einige Kuriositäten, unter anderem einladende Friseurgeschäfte und kleine "Tuck-Shops", die "Tante Emma Läden" Botswanas auf dem Land. Überall winken uns die Schulkinder fröhlich und unbeschwert zu.
Wir wollen im örtlichen Lebensmittelladen, dem „DD Complex General Dealer“, der schon an der Hauptstraße mit „Fresh Products and Butchery“ wirbt, versuchen, unsere Lebensmittelbestände aufzufrischen. Es gibt allerdings weder Brot noch Milch, von Käse oder Wurst ganz zu schweigen. Also beschränken wir unseren Einkauf auf einige Flaschen Mineralwasser. In ländlichen Gegenden Botswanas sind diese Art Geschäfte die Regel, Frischware ist fast nirgendwo zu bekommen.
Wir haben geplant in Khumaga mit einer kleinen, antiken Fähre über den Boteti zum Makgadikgadi Pan Nationalpark überzusetzen. Unten spricht uns ein Mitarbeiter von SKL, dem Betreiber des Khumaga Camps, an: „The Ferryman is unfortunately in Maun today. He is coming back tomorrow afternoon at 5 o´clock“! Das kann doch wohl nicht wahr sein, wir stoßen einen leisen Fluch aus. Aber es hilft alles nichts, der nächste Eingang in den Nationalpark befindet sich in Phuduhudu und wir müssen einen Umweg von 100 Kilometern Asphaltstraße und dann noch einmal 33 Kilometer Tiefsand in Kauf nehmen. Das ist Afrika, Hakuna Matata – in Europa würde man selbstverständlich für einen Ersatz-Fährmann sorgen, nicht so hier!
Über Motopi gelangen wir zum Gate von Phuduhudu. Unterwegs beobachten wir bereits Zebraherden, die sich auf dem Weg vom Boteti zur Nxai Pan befinden. In diesem Gebiet ist ein bemerkenswerter Wanderzyklus einiger Wildtiere, insbesondere diverser Antilopen, zu beobachten. Sie ziehen im Verlauf eines Jahres von der Nxai Pan in die Gras- und Schwemmgebiete der Makgadikgadi Pfannen, im August sind die Wasserstellen dort auch ausgetrocknet und die Herden wandern zum Boteti, wo sie in den trockensten Monaten noch Wasser finden. Zu Beginn der Regenzeit im Dezember schließt sich der Zyklus und die Herden ziehen wieder zur Nxai Pan, wo schließlich der Nachwuchs geboren wird.
Wir haben die Campsite Nr. 8 von SKL zugewiesen bekommen. Unser Versuch per Mail die Campsite zu tauschen, wurde schlicht und ergreifend ignoriert. Pro Person kostet die Übernachtung stolze 38 €, wie auf allen anderen von SKL geführten Plätzen auch. Eine Buchung über E-Mail bei SKL ist möglich, die Entrance-Fee (145 Pula p.P./Tag) zahlt man am Gate. Die Plätze 2 und 3 haben einen tollen Ausblick auf den Boteti und sind daher besonders beliebt. Die Sanitäranlagen sind äußerst gepflegt und es ist ein wahrer Genuss, sich den Kalahari Staub der letzten drei Tage von der Haut zu waschen!
Es ist unverkennbar, dass wir im „Elefantenland“ angekommen sind. Überall herrscht wüste Zerstörung, umgeknickte Bäume, so weit das Auge reicht. Außerdem sind die Fußballgroßen Ausscheidungen der grauen Giganten allgegenwärtig. Am Abend machen wir eine erste Pirschfahrt über die sogenannte „Rhino-Route“. Große Zebra- und Gnuherden kommen gerade vom Boteti zurück und queren unseren Weg. Kurz darauf begegnen wir auch den ersten Elefanten, die wir eine Weile beobachten. Es ist immer wieder erstaunlich, wie lautlos sich diese Kolosse im Busch bewegen können! Genussvoll, die Wonne steht ihm geradezu ins Gesicht geschrieben, schabt sich ein Bulle von Kopf bis Fuß an einem Baum, ohne auch nur eine einzige Stelle seines mächtigen Körpers auszulassen.
Abends kochen wir auf Holzkohle ein Stew aus Rindfleisch, Kartoffeln, Zwiebeln, Butternut-Kürbis und Gemüsebrühe, und wir sind wieder einmal begeistert, wie schmackhaft die Gerichte aus dem Potjie sind!
24. September 2013 – Gamedrives in Khumaga, 53 Kilometer, 3:20 h
Selbst gebackenes Brot aus dem Potjie
Nachdem wir gestern aufgrund der „Fährenpanne“ länger als vorgesehen im Auto gesessen haben (330 Kilometer und 7 Stunden inklusive Pirschfahrten), beschließen wir, heute viel Zeit im Camp zu verbringen. Am Morgen befahren wir allerdings erst einmal die Piste am „Hippo-Pool“ und beobachten hier eine Elefantenherde bei der Überquerung des Boteti. Nach der Durchquerung scheinen die Dickhäuter eine Hose angezogen zu haben!
An vielen Stellen verläuft der leidige Vet-Fence genau durch die Mitte des Boteti, um die Wildtiere daran zu hindern, in Kontakt mit den auf der anderen Flussseite grasenden Rinderherden zu gelangen. Der Zaun stört die Idylle des Boteti-Rivers schon extrem! Wir stellen dennoch fest, dass die üppig grüne Landschaft des Flussufers nach Tagen in einer extrem trockenen Umgebung dem Auge sehr gut tut!
Die Chancen, Löwen am Boteti zu sichten sind längst nicht so groß wie in der Kalahari. Im Makgadikgadi Sektor gibt es Konflikte mit den ansässigen Rinderfarmern, die auf der gegenüber liegenden Seite des Flusses immer wieder Tiere abschießen. Die Regierung hat zwar mittlerweile eine Kompensationszahlung für gerissene Rinder ausgelobt, was jedoch kaum zur Lösung des Problems beigetragen hat. Viele Farmer sehen nun gar kein Sinn mehr darin, auf ihr Vieh aufzupassen und sie nachts ins sicherere Kraal zurückzutreiben. Löwen wählen bei der Nahrungssuche verständlicherweise den Weg des geringsten Widerstandes und das ist nun einmal das träge Rind, das im Gegensatz zu Wildtieren keine Chance hat, vor dem Jäger zu fliehen. Die Löwen wissen mittlerweile, dass ihnen von Menschen Gefahr droht darauf eingestellt und scheuen daher in der Regel den unmittelbaren Kontakt. Das haben wir in der Kalahari ganz anders erlebt: Hier waren die Löwen sehr relaxed, obwohl wir nur wenige Meter von ihnen entfernt standen.
Am Boteti finden sich auch unzählige Wasservögel ein, das Ufer an den "Hippo-Pools" ist ein wahres Paradies für "Birder".
Waffenkiebitz (Blacksmith plover) / Hammerkopf (Hammerkop)
Kronenkiebitz (Crowned lapwing) / Graulärmvogel (Grey go-away Bird)
Elsterwürger (Magpie Shrike) / Elsterdrossling (Southern Pied Babbler)
Angola-Schmetterlingsfink (Blue Waxbill)
Nach dem Game Drive genießen wir ein Frühstück ohne jeglichen Zeitdruck. Beim Abwasch kommt Corinna mit einer SKL-Mitarbeiterin ins Gespräch, die anbietet, einen ganzen Sack Wäsche für 90 Pula per Hand zu waschen (eine Waschmaschine gibt es hier natürlich nicht). Da lassen wir uns nicht zweimal bitten und für die Mitarbeiterin ist der Job ein willkommenes Zubrot zu ihrem wahrscheinlich kargen Gehalt.
Heute backen wir im Camp unser erstes „Bushbread“ im Potjie. Hier ist das simple Rezept:
500 g Mehl, ½ Teelöffel Backpulver, 1 geriebene Kartoffel, ½ Päckchen Trockenhefe, lauwarmes Wasser, 1 Esslöffel Olivenöl, 1 Teelöffel Zucker, 1 Teelöffel Salz, nach Geschmack Sonnenblumenkerne sowie getrocknete Kräuter.
Zunächst wird der Teig geknetet und faustgroße Teigbälle geformt. Diese fügt man in den gefetteten Potjie und stellt ihn auf wenig glühende Holzkohle. Auf den umgedrehten Deckel wird ebenfalls Holzkohle gelegt und das Brot in dem „Buschofen“ ca. 25 Minuten gebacken. Unser erstes Bushbread gelingt hervorragend – nicht ganz unwichtig, da wir ansonsten in den nächsten beiden Tagen ohne Brot dagestanden hätten. Außerdem sind wir während unseres 10-tägigen Aufenthaltes im Moremi, Savuti und Chobe ohnehin darauf angewiesen, selbst Brot zu backen, da es dort keinerlei Einkaufsmöglichkeiten gibt.
Durch das Camp fegen zahlreiche Monkey-Banden, die alles auseinandernehmen oder klauen, was nicht niet- und nagelfest ist. Insofern achten wir heute streng darauf, die Türen und Fenster unseres Autos geschlossen zu halten und auch nichts auf dem Tisch liegen zu lassen. Kaum vergessen wir nur für einen Augenblick eine Papierrolle vom Tisch zu nehmen, schon haben die kleinen Racker das „Spielzeug“ entdeckt und über den ganzen Platz verteilt.
Unsere abendliche Pirschfahrt führt uns erneut an das Botetiufer. Hier ist es möglich, in unmittelbarer Ufernähe einige Kilometer zu fahren. Das Schwemmgebiet entlang des Botetis gleicht einem Schlachtfeld. Überall liegen Knochen- und Kadaverreste, hauptsächlich von Zebras und Gnus, herum. Sie zeugen davon, dass die Raubtiere bei Nacht reichlich Beute machen. Nahezu auf jedem der das Ufer säumenden hohen Bäume lauern Geier, die geduldig auf ihren Anteil am „Festmahl“ warten. Auch beobachten wir wieder große Zebra- und Gnuherden sowie Elefanten.
Heute kochen wir im Potjie einmal mit einem etwas anderen Touch: Die Beigabe von Kokosmilch verleiht dem Gericht aus Rindfleisch, Linsen und Butternutkürbis eine eindeutig asiatische Note, dazu gibt es Reis – auch sehr lecker, wie wir finden.
< Central Kalahari 2 Nxai Pan >
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