19. April 2014 – Epupa Falls – Okandjambo (Wildes Camp)
T4Africa Karte: Epupa Falls - Okandjambo

Romantische Übernachtung in einem trockenen Flussbett
Früh morgens kommen wir ins Gespräch mit der Gruppe aus Südafrika, die unseren Nachbarplatz eingenommen hat. Sie wollen den berüchtigten Van Zyl´s Pass im Norden des Kaokovelds befahren. An diesen Pass sollte man sich definitiv mit mindestens zwei, besser drei 4x4 Fahrzeugen mit hoher Bodenfreiheit heran wagen. Er ist zudem ausschließlich von Ost nach West befahrbar. Unsere diesbezüglichen Ambitionen sind eher gering, da es uns nicht in erster Linie um ein „Offroad-Abenteuer“ geht. Das 4x4 Fahrzeug bleibt für uns Mittel zum Zweck, unberührte Landschaften zu erkunden und hautnahe Tierbegegnungen zu haben.
Um 7.30 Uhr sind wir startklar. Die Bedienung aus dem Restaurant unserer Campsite fragt uns, ob wir ihren Freund mit nach Opuwo nehmen können. Steven kommt aus der Nähe von Oshakati und hat dort eine Art Taxiunternehmen mit drei Fahrzeugen. Er ist Ovambo, Katholik und nicht polygam wie die Himbas, wie er berichtet. Er möchte seine Freundin im nächsten Jahr heiraten – eine Feier mit über Tausend Gästen – acht Ochsen werden geschachtet! Das nenne ich mal eine Hochzeitsparty!!!
Wir benötigen nur 2,5 Stunden bis nach Opuwo. Steven bedankt sich für den „Lift“, und wir tanken erst einmal unser Auto bei der winzigen Shell-Tankstelle voll – eine deutliche sympathischere Gas-Station als die große Total Tankstelle auf dem Hinweg. Anschließend kaufen wir in einer winzigen Bäckerei ganz frisches Brot und erledigen unseren Einkauf im OK-Supermarkt, der einigermaßen gut sortiert ist. Selbst Frischfleisch kann man hier bekommen. Es ist schon ein sehr ungewöhnlicher Anblick für Europäer, wenn im Supermarkt halbnackte Himba-Frauen zwischen den Einkaufsregalen herumlaufen und sich Cola-Flaschen in ihre Einkaufswagen laden! Vor dem Supermarkt lauern wieder zahlreiche Verkäufer und bettelnde Kinder und belagern Corinna, die unser Auto während des Einkaufs bewacht. Das Kontrastbild hierzu bilden dann wiederum adrett gekleidete junge Mädels mit hochhackigen Schuhen, die vor dem Laden flanieren. Opuwo ist wirklich ein zwar schmuckloses, aber aufgrund der hier aufeinander prallenden unterschiedlichsten Kulturen, ein höchst interessantes kleines Städtchen. Wir bedauern sehr, dass wir keine Zeit haben, uns einfach einmal ein oder zwei Stunden in eine Bar zu setzen und dem Treiben zuzuschauen. Beim ATM der FNB Bank direkt nebenan besorgen wir dann noch etwas Bargeld.
Auf der D 3707 fahren wir tiefer hinein ins Kaokoveld. Die Gravelroad ist in einem verhältnismäßig guten Zustand und lässt sich problemlos befahren. Hier und da sind steil abfallende Flussbetten zu durchqueren. Wir passieren immer wieder kleine Siedlungen, in denen überwiegend Herero-Frauen, aber auch ein paar Himbas im Schatten eines großen Baumes sitzen. Die unendliche Weite mit sanften Berghängen gibt uns einen weiteren Vorgeschmack auf die grandiosen Landschaften des Kaokovelds. In Otjiu treffen wir auf den mehr oder weniger ausgetrockneten Hoarusib River, bereits von weitem an den ihn säumenden Makalani Palmen zu erkennen. Eine Zeitlang folgen wir dem Flusslauf auf einer weiterhin gut zu befahrenen Pad. Die Landschaft mit den in der Sonne weiß schimmernden Gräsern und den sanften Berghängen am Horizont ist berauschend.
Rund 40 Kilometer hinter Otjiu muss die Entscheidung fallen, ob wir dem Riverbed 4wd-Trail folgen können, oder aber weiterhin auf der D 3707 verbleiben. Tatsächlich führt eine Spur in das Flussbett hinein, der wir folgen. Schon auf den ersten Metern werden wir heftig durchgeschüttelt. Unvermittelt führt die Two-Spoor Pad aus dem Flussbett hinaus und wieder zurück zur 3707. Weiterführende Spuren sind nicht zu finden. Da wir nicht die ersten sein wollen, die im Flussbett eine Spur legen, entscheiden wir uns, einen anderen Einstieg in den Riverbed-4wd-Trail zu suchen. Aber auch ein paar Hundert Meter weiter sind wir nicht erfolgreich. Ich laufe einmal quer durch das Flussbett, um eine Fahrspur zu entdecken – vergeblich! Somit ist die Entscheidung für die D 3707 gefallen – wir werden sie am Ende nicht bereuen! Die nun folgenden Kilometer durch eine Schlucht sind spektakulär und landschaftlich wunderschön.

Wir machen uns langsam auf die Suche nach einem Nachtlager. Einige Kilometer vor Okandjambo treffen wir auf ein breites ausgetrocknetes Flussbett, in das wir hineinfahren und unter einem weit verzweigten Anna-Tree ein idyllisch gelegenes Camp finden. Corinna bastelt noch eine Dusche unter dem Baum und schon ist unser Camp perfekt!

Wir lieben einfach diese einsamen Orte, an denen außer den natürlichen Geräuschen der Natur rein gar nichts zu vernehmen ist. Leider verdirbt uns eine fette dunkle Wolke den großartigen African Sky! Eine Time-Lapse Aufnahme unter dem Anna-Tree mit der Milchstraße fällt somit leider aus. Wir haben bereits gestern aus dem übrigen Stück Rinderfilet ein leckere Bolognese Soße gekocht, so dass die Kochprozedur heute Abend mit wenig Aufwand verbunden ist. Wie gewohnt leuchten wir die Umgebung rings um uns ab – wir haben ein Gebiet in der Nähe des Hoarusib Rivers erreicht, in dem Löwen vorkommen können. Außer zwei eng aneinander liegenden leuchtenden Augen im nahen Gestrüpp, die schnell verschwinden als sie in den Lichtkegel geraten, kann ich am heutigen Abend jedoch nichts ausmachen. „Wahrscheinlich ein Schakal“, versuche ich zu deuten, ohne mir meiner Sache sicher zu sein. Einige Nachtfalter umschwirren uns, angezogen vom Licht unserer Kerzen und der Solarleuchte. Am Campfire besprechen wir unsere morgige Route – wir werden den Plan spontan über den Haufen werfen – soviel vorweg!
20. April 2014 – Wildes Camp im Riverbed bei Okandjombo – Marienfluss Valley (Otjinhungwa)– 5 Stunden, 170 Kilometer
T4Africa Karte: Okandjambo - Marienfluss Valley
„Das große Krabbeln“ im Marienfluss Tal
Wir erwachen wie immer in aller Herrgottsfrühe und genießen schweigend den Sonnenaufgang. „Ich habe in der Nacht ein entferntes Brüllen gehört, möglicherweise von Löwen?“, gebe ich zum Besten. Corinna hat aufgrund ihrer Ohrstöpsel wie immer nichts gehört. Zum Frühstück gibt es erneut French Toast. Ich bastele eine „Luxus-Bush-Toilette“ mit Hilfe eines liegenden Stammes – es gibt sogar einen Toilettenpapierhalter, ein abstehender Ast am Stamm!
Den Fahrspuren folgend fahren wir noch ein gutes Stück ins Riverbed hinein. Vier Straußenmänner nehmen schnell Reißaus, als wir uns nähern. Nach und nach verliert sich die Spur, so dass wir uns entscheiden, umzudrehen und zurück zur D 3707 zu fahren. Unterwegs kommt uns ein Jeep entgegen. Wir stoppen und der Fahrer erklärt, er sei der Inhaber des Syncro-Camps am Marienfluss-Tal. Ich erkundige mich nach den Straßenbedingungen und er erwidert lapidar: „Very easy“, dann fahren beide Fahrzeuge ihres Weges. Wir haben schon viele begeisternde Berichte über den Marienfluss gelesen und großartige Bilder gesehen. Ich schlage vor, „warum sollen wir nicht einfach unseren Plan ändern und zum Marienfluss fahren“? Corinna ist zunächst zögerlich, willigt kurze Zeit später jedoch ein. Über die Routen zum Marienfluss werden ebenfalls reinste Horrormärchen erzählt. Wir werden feststellen, dass die Strecke - ausgenommen einer kleinen Passage - wieder einmal halb so wild ist!

Wir fahren an einigen malerischen Tafelbergen vorbei – die Szenerie erinnert uns stark an das Monument Valley. Zahlreiche kleine Himba-Kraals liegen auf der Strecke, Kinder kommen an die Straße, winken oder fordern uns auf, anzuhalten, um „Sweeties“ abzustauben. Es folgt eine etwas schwierig zu fahrende Passage über den Rooidrom-Pass. „Das ist ja der Van-Zyl´s Pass in Miniaturausgabe“, versuche ich zu scherzen. Corinna krallt sich am Amaturenbrett fest und findet die Passage alles andere als witzig! Extrem steile und steinige Auf- und Abfahrten wechseln sich ab – einmal muss ich gar die Differenzialsperre dazu schalten. Wenn man den Pass langsam und vorsichtig fährt, ist auch dieser kein Problem, auch wenn in dem Kaokoland-Führer von Johan Snyman die Route mit dem Schwierigkeitsgrad 3 (von 4) eingestuft ist. Hinter dem Pass öffnet sich eine weite Ebene, auf der zahlreiche Springböcke friedlich grasen.

Schließlich erreichen wir das Jan Joubert Memorial. Der im Jahre 2006 ermordete Jan Joubert hat die Pionierarbeit für die Erschließung des Kaokolands geleistet und großen Anteil daran, dass wir uns heute an dieser überwältigenden Landschaft erfreuen können. Der Blick zurück zur Bergkette raubt uns schier den Atem. Ein Meer von weißen Gräsern, die sich im heißen Wüstenwind sanft wiegen, vor einer kesselförmigen Berglandschaft, garniert mit einem strahlend blauen Schäfchenwölkchen-Himmel. „Davon kann man definitiv süchtig werden“, gerate ich ins Schwärmen! Unter einem Baum beim Memorial rasten wir für eine Weile und Corinna bereitet uns ein leckeres Sandwich zu, während ich das Naturschauspiel mit einer Timelapse festhalte.

Nach wenigen Kilometern hinter dem Memorial öffnet sich der Blick in das zehn bis fünfzehn Kilometer breite Marienfluss-Tal. Es ist eingerahmt von den Otjihipa Mountains im Osten und den Hartmann Mountains im Westen. Die rote Sand-Pad im Tal ist problemlos zu befahren und führt zu dieser Jahreszeit durch einen grünen Grasteppich, so weit das Auge reicht. Besonders die Pastellfarben von Gras, Himmel und Bergkette begeistern uns. Es ist Mittagszeit, so dass wir nicht allzu viele Tiere zu sehen bekommen – sie verstecken sich lieber im kühleren Schatten der Bäume.


Im Marienflusstal (aber auch in anderen Teilen des Kaokovelds) kann man Feenkreise bewundern. Lange Zeit war unklar, wie diese merkwürdigen kreisrunden Gebilde entstehen. Erst im Jahr 2013 ist ein deutscher Naturwissenschaftler dem Phänomen auf die Spur gekommen: Sandtermitenvölker, die hier ihre Bauten in acht Metern Tiefe haben, sind die Verursacher. Die kleinen Insekten fressen die Wurzeln der einjährigen Gräser an, so dass diese absterben. An der Oberfläche bilden sich kreisrunde, völlig vegetationslose Bereiche. Gewünschter Effekt für die Termiten: Das wenige Niederschlagswasser wird nicht durch Wurzeln von Gräsern aufgenommen sondern versickert im Erdreich. So entsteht in den Gängen des Baus trotz der kargen und trockenen Umgebung eine Luftfeuchtigkeit von über 85 Prozent.
Nach fünfstündiger Fahrt erreichen wir endlich den Kunene River. Im Syncro-Camp ist soeben die südafrikanische Truppe eingefallen, die über den Van Zyl´s Pass gefahren ist und bereits bei den Epupa Falls unsere Nachbarn waren. Das ist uns definitiv zu viel Rummel an diesem abgeschiedenen Ort, so dass wir drei Kilometer weiter zum Okarohombo Community Camp, welches von Himbas geführt wird, fahren. Wir sind die einzigen Gäste und wählen eine schöne Campsite (80 NAM $ p.P.) unter einem riesigen, ausladenden Anna-Tree aus.

Ein abgemagerter Hund, bei dem man jede Rippe zählen kann, setzt sich direkt zu uns an den Platz. Er hat in seinem Leben sicher schon allerlei Prügel einstecken müssen, bei jeder kleinsten Bewegung schreckt er auf. Wir haben noch altes Gemüse, das wir eigentlich entsorgen wollten. Wir kochen ihm einen ganzen Topf voll, jedoch rührt er zu unserer Überraschung unser Festmahl nicht an! Trotz allergrößten Hungers werden einige Hunde halt dann doch nicht zu Vegetariern!
Der Abend steht unter dem Motto „Das große Krabbeln“. Überall kriechen rot-schwarz gestreifte Dickbens-Grillen (auf Afrikaans "Dicker Bauch) aus ihren Löchern - Corinna nennt sie „Killer-Heuschrecken“ - und überfallen uns bei unserem Braai. Diese unangenehmen Zeitgenossen sind schon in dem dokumentarischen Roman von Henno Martin, "Wenn es Krieg gibt, gehen wir in die Wüste", der in der Namib-Naukluft Wüste zu Zeiten des 2. Weltkrieges spielt, sehr treffend beschrieben:
„Kleine Hornschrecken, zuerst kaum sichtbar, entwickelten sich zu schwarzen, fünf Zentimeter großen Ungeheuern, die alles fraßen, was ihnen vor die Kiefer kam, selbst ihren eigenen Leib, wenn er verletzt war. Wenn man sie störte, richteten sie ihren langen Fühler auf und zirpten böse. Berührte man sie, gaben sie einen ekligen gelben Saft von sich. Sie krochen in Scharen überall umher; mit Vorliebe besuchten sie uns nachts in den Betten und krabbelten uns mit ihren harten, langen Beinen über Ohren und Nasen.“
Wir fühlen uns nicht allzu weit entfernt von dieser Schilderung!
Die Nacht ist extrem heiß, über 30 °Grad. Wir schwitzen uns in unserem Dachzelt halb tot, obwohl wir alle Fenster geöffnet haben. Erst der Morgen bringt ein wenig Abkühlung und ermöglicht uns doch noch einige Stündchen Schlaf.
21. April 2014 – Marienfluss Valley - Verbindungs-Pad zwischen Khumib und Hoarusib River, 225 Km, 6 Stunden
Geburtstag in der Einsamkeit des Kaokovelds
Mein Geburtstagsfrühstück findet also im Marienfluss-Tal statt – nicht der schlechteste Ort für einen Ehrentag! Es gibt wieder einmal French Toast, dafür opfern wir unseren letzten Schinken und unsere letzten Eier (Speck ist uns bereits vorher ausgegangen). Wir haben einen gern gesehenen "Geburtstagsgast": Im Anna-Baum über uns huscht ein wundervolles African Paradise-Flycatcher Männchen von Ast zu Ast und trällert sein Liedchen. Er ist fortlaufend in Bewegung und daher äußerst schwierig auf einem Foto festzuhalten - dazu noch gegen das helle Morgenlicht in den Baumkronen.

T4Africa Karte: Marienfluss Valley - Hoarusib River
Die „Killer-Heuschrecken“ belagern uns noch immer, so dass wir relativ eilig unser Frühstück beenden, nicht ohne dass der abgemagerte Hund noch ein kleines Leckerli erhält. Wir haben beobachtet, dass der Hund vor lauter Hunger Grillen verspeist - die roten Killer-Heuschrecken lässt er aber links liegen - er wird wissen, warum!!! Corinnas Geburtstagsüberraschung ist neben dem obligatorischen Geburtstagsbrief die Lightroom-Software, inklusive LR-Timelapse, die von dem „Zeitraffer-Guru“ Gunter Wegner kreiert wurde. Damit werden sich unsere Urlaubsfotos und –filme noch besser in Szene setzen lassen können.
Auf dem Weg aus dem Tal heraus suchen wir nach weiteren Feenkreisen. Dazu besteigen wir einen kleinen Hügel, von dem aus die kuriosen Kreise besser zu erkennen sind.



Die Fahrt durch das Marienflusstal in der Morgensonne begeistert uns erneut. Wunderbare Pastelltöne mit weichen Übergängen lassen das Herz eines jeden Fotografen höher schlagen. Unterwegs haben wir auch ein Auge für die zahlreichen endemischen Bäume und Pflanzen, die es im Kaokoland gibt. Wir passieren erneut das Jan Joubert Memorial. Dieses Mal nehmen wir nicht die Route über den „schrecklichen Rooidrom-Pass“ (O-Ton Corinna), sondern machen den ausladenden Umweg über White Hill. Der Umweg hat den Vorteil, dass wir lediglich Strecken fahren müssen, die auf der Kaoko-Scale mit 1 oder 2 eingestuft sind. Wir passieren eine nicht funktionierende Wasserpumpe und die „blaue Tonne“ mit einem „öffentlichen Fernsprecher inklusive Satellitenschüssel“, der selbstverständlich nicht funktionstüchtig ist.


Die nun folgende Wegstrecke führt uns durch eine karge, aber traumhaft schöne Wüstenlandschaft, die Otjiha Plain. Große Teiles des Kaokovelds gehören zu dem bis zu 150 Kilometer breiten Strefen der Namib-Wüste, die entlang der gesamten Atlantikküste Namibias verläuft. Die Namib ist die älteste Wüste der Welt: Es gibt sie bereits seit 50 Millionen Jahren. Zum Vergleich: Die Sahara-Wüste existiert erst seit gut 5.000 Jahren. Aufgrund ihrer langen Historie verfügt die Namib-Wüste über eine erstaunliche Artenvielfalt. Erstmals auf dieser Tour sichten wir auch Oryx-Antilopen, später in größerer Entfernung auch einige Hartmann Zebras, von denen es nur noch 10 – 15.000 Exemplare weltweit gibt. Wichtigste Unterscheidungsmerkmale zum herkömmlichen Steppenzebra sind der weiße, nicht gestreifte Bauch und das dicht aneinander stehende Streifenmuster. Oryx-Antilopen sind an wasserarme Gegenden bestens angepasst. Sie verlieren keinerlei Flüssigkeit durch Schweiß und können ihre Körpertemperatur schadlos auf bis zu 45 ° Grad Celsius hochtreiben. Monatelang streifen Oryx-Antilopen durch wasserlose Wüstengegenden ohne einen einzigen Tropfen Wasser zu sich nehmen zu müssen.

Vor Orubembe werden auf Schildern „Cool Drinks“ in einem Kilometer angekündigt. Wir betreten das Häuschen, vor der eine ältere Herero-Frau sitzt, und fragen, welche „Cool Drinks“ denn so angeboten werden können! „No cool Drinks“, lautet die ernüchternde Antwort. Der Andrang sei heute zu groß gewesen, ergänzt die Verkäuferin. Wir fragen uns, wo all diese Menschen denn hergekommen sein mögen – wir haben jedenfalls auf dem Weg hierher keine Menschenseele getroffen!

Kurz hinter Orupembe fahren wir ein ins Khumib Flussbett (Kaoko-Scale 3). Es gibt zwar tiefsandige Passagen, jedoch lässt sich die Pad problemlos mit 4x4 befahren. Am Rand des ausgetrockneten Flussbettes beäugt uns eine Giraffenkuh mit ihren beiden Kälbern. Mehrere scheinbar verlassene Himba-Dörfer liegen am Rand der Pad. Der Abend rückt näher und wir fragen uns, ob wir uns dem Stress unterziehen und noch bis Puros fahren sollen. Wir halten Ausschau nach einem geeigneten Camp und werden fündig auf der Verbindungsstraße zwischen dem Khumib- und dem Hoarusib-River. Mit Ausblick auf ein kesselförmiges Tal und einer dramatischen Bergkette, errichten wir unser Camp. Ich finde, dass dies ein mehr als geeigneter Ort ist für einen romantischen Geburtstagsabend zu Zweit!!!

Corinna hat sich ein besonderes Dinner ausgedacht. Es gibt geschichtetes Gemüse mit Käse-Sahne Soße überbacken, natürlich gegart im Potjie auf dem Campfire, dazu ein wunderbares Sirloin Steak. Leider bekommen wir erneut nicht den erhofften Sternenhimmel zu sehen, da zahlreiche Schleierwolken die Sicht trüben. Die Temperaturen sind im Vergleich zu gestern Nacht wunderbar, rund 10 ° Grad kühler. Drei oder vier Killer-Heuschrecken haben unser Auto als „Lift“ benutzt und schleichen um uns "scheinheilig" herum, beäugen uns, als wollten sie sagen: "Da sind wir wieder, so schnell werdet ihr uns nicht los"! Wir können es kaum fassen! Ansonsten wird unser Dinner heute aber nicht von krabbelndem Viehzeug gestört.

22. April 2014 – Khumib Rivier - Puros T4Africa Karte: Khumib River - Puros
Festgefahren im Hoarusib
Wir lassen uns zum Frühstück noch einmal berauschen von der Bergkulisse rund um den Mount Himba Sphinx. Wie gewohnt versuchen wir unser Camp so zu hinterlassen, dass niemand unser Nachtquartier erkennen kann. Auch unsere Feuerstelle wird auseinandergezogen und die Asche in alle Winde verstreut. Ein paar letzte Fotos und Filme werden von dieser Traumumgebung produziert und dann brechen wir auf. Bis nach Puros sind es gerade einmal 35 Kilometer, für die man aber in der Regel mindestens 1,5 Stunden benötigt. Wir werden heute sehr viel länger brauchen, wovon wir bei unserem Aufbruch aber noch nichts ahnen können. Bis zum Hoarusib ist die Strecke sehr gut befahrbar. Wir erreichen das Hoarusib Riverbed. Es ist nicht vollständig ausgetrocknet, überall fließen kleinere Rinnsale durch das Flussbett. Corinna nimmt vorsichtshalber schon einmal die „Habachtstellung“ ein und dann geht es auch schon hinein. Die ersten Meter lassen sich wunderbar fahren – Tiefsandpassagen wechseln mit kleinen aber harmlosen Wasserdurchquerungen. Es folgt eine etwas längere Passage, bei der die Oberfläche zwar trocken erscheint, aber noch "verdächtig dunkel" ist. Es kommt wie es kommen muss: Ehe wir uns versehen, fahren wir uns im Matsch fest!


„Das kann doch wohl nicht wahr sein, so eine Sch.... – nicht schon wieder“, fluche ich. Letztes Jahr haben wir uns in Botswana bei einer Bachquerung im Black Soil festgefahren. Ausgerechnet an dieser schlecht einsehbaren Stelle im Flussbett müssen wir uns festfahren. Rings um uns herum zeugen zahlreiche Elefantenhaufen von der regelmäßigen Anwesenheit der Dickhäuter in diesem Teil des Hoarusibs und jeden Moment könnte einer von ihnen um die Ecke kommen und bei unserem im Schlamm steckenden Toyota „vorbeischauen“. Dass unsere Tracks4Africa GPS-Karte zudem an dieser Stelle vor „Aggressive Elephants“ warnt, trägt auch nicht gerade zur Beruhigung bei - das kann ja heiter werden! Ich versuche uns mit dem Einschalten der Differenzialsperre aus der Misere zu befreien, mache die Sache jedoch allenfalls nur noch schlimmer. Die Vorderräder graben sich noch tiefer ein in die „Pampe“, so dass der Matsch mittlerweile nahezu das Bodenblech erreicht.
Beim nächsten Befreiungsversuch schleppen wir tonnenweise flache Steine heran, buddeln die Räder vom Schlamm frei und legen die Steine so gut es geht vor die Reifen. Der Wagen bewegt sich trotz 1,5 stündiger schweißtreibender Buddelei nicht einen Zentimeter! Die Erkenntnis, die wir aus unserem zweiten Selbstversuch gewinnen: Es ist völlig sinnlos, zu versuchen, ein im Schlamm festgefahrenes Fahrzeug freizuschaufeln, da der Schlamm immer wieder nachfließt.
Mit dem kleinen Wagenheber versuchen wir nun die Vorderräder anzuheben, um darunter unsere langen Gummimatten zu schieben, die wir extra für diesen Zweck mit uns führen. Die ganze Prozedur dauert weitere 1,5 Stunden und ich gelange schließlich zu der Überzeugung, dass wir uns mit diesem „Spielzeug-Wagenheber“ auch nicht befreien werden.
Unsere letzte Hoffnung ist also der Hi-Lift-Jack, vor dem uns Gavin von Bushlore so gewarnt hat und eigentlich gar nicht mitgeben wollte. Bei falscher Anwendung kann man sich tatsächlich üble Verletzungen mit "dem Mercedes unter den Wagenhebern" zuziehen! Ich habe jedoch bei der Demonstration auf dem Hof von Bushlore gut aufgepasst und wir befestigen im Teamwork die Haken des Lifters in den Felgen. Als sichere Standfläche für den Hi-Jack dient ein großer flacher Stein. Langsam hebe ich das rechte Vorderrad, das am schlimmsten im Schlamm steckt an. Als das Rad 30 bis 40 Zentimeter angehoben ist, schieben wir Steine unter den Reifen und lassen den Wagen vorsichtig auf die Steine gleiten. „Das sieht erfolgversprechend aus“, sage ich zu Corinna. Der rechte Vorderreifen hat jetzt wieder festen Boden unter sich. Die gleiche Prozedur machen wir mit den anderen drei Reifen und präparieren die geplante Fahrstrecke heraus aus dem Schlamm mit flachen Steinen.

Ich lege den 4x4 Gang ein und mit Vollgas rollen wir ohne größere Probleme ans rettende Ufer. Vier Stunden harte Arbeit liegen hinter uns, aber wir sind heilfroh, dass wir uns dieses Mal selbst befreien konnten. Wir beschließen, Riverbed-Trails, wenn irgendwie möglich, von nun an zu meiden. Es gibt neben dem Trail im Flussbett auch noch einen parallel verlaufenden Pad, den wir jetzt befahren. Endlich sehen wir Giraffen und auch unseren ersten Wüstenelefanten, der sich an einem Busch gütlich tut. Einige Male kreuzen wir noch den Hoarusib und befahren in einigen Passagen auch das Flussbett, jedoch kommen wir in keine weitere brenzlige Situation. Der Trail neben dem Hoarusib ist teilweise extrem steil und für uns „eine klare 3“ auf der Kaoko-Scale.
Vier Stunden später als geplant erreichen wir das Community Camp von Puros und erhalten – wie sollte es anders sein – eine Campsite (Nummer 5) unter einem uralten Anna-Tree (100 NAM $ p.P.). Jede Campsite verfügt über einen „Private Bathroom“, die Bush-Shower ist in einen weit verzweigten Baum hineingearbeitet. Der Camp-Manager „Dax“ fragt uns, ob wir ihn ins fünf Kilometer entfernte Village mitnehmen können. Vor dem winzigen Store hängen einige Hereros und Himbas ab, während wir im Shop Getränke einkaufen. Allzu viel darf von dem kleinen Laden nicht erwarten. Es gibt einige Dosen, Öl, jede Menge Alkoholika (sogar eine Flasche Champagner!!!), aber immerhin frisches Brot.

Puros selbst besteht aus ein paar verstreuten, recht armseligen kleinen Hütten, die mehr oder weniger notdürftig zusammen genagelt worden sind. Eine dieser Hütten gehört dem Bruder von Dax und er bittet uns, kurz bei ihm vorbei zu fahren, da er etwas abholen möchte. Der Bruder ist allerdings nicht da, was ein verschlossenes Vorhängeschloss an der klapprigen Tür signalisiert.

Den Rest des Nachmittags erholen wir uns von den Strapazen im Schatten des Baumes auf unserer Campsite und stärken uns erst einmal mit einem frischen Salat, den Corinna aus unseren Restbeständen zaubert. Nach dem heutigen Debakel müssen wir unsere Fahrroute noch einmal überdenken, da wir für diesen Urlaub genug haben vom Festfahren im Schlamm. Ursprünglich wollten wir den ganzen Hoarusib hinunter fahren und dann zum Amspoort Gorge fahren. Erschwerend kommt hinzu, dass uns der Sprit langsam aber sicher ausgeht. In Puros gibt es keine Tankstelle, nur einen Privatmann, der ab und zu seine Vorräte aus Fässern verkauft. Er hat jedoch in der vergangenen Woche seinen kompletten Bestand an eine Gruppe Südafrikaner verkauft. Die nächste Tankstelle ist in Sesfontein, 110 Kilometer von Puros entfernt. Der neue Plan lautet also, morgen früh ein Stück in den Hoarusib Canyon hineinzufahren und anschließend bis nach Khowarib über Sesfontein. Corinna gelüstet nach einem „kleinen bisschen Luxus“ – in der Khowarib Lodge & Campsites gibt es einen Pool und ein Restaurant, in dem man abends Essen kann.
Am Abend kochen wir wieder einmal auf offenem Feuer einen leckeren Eintopf im Potjie mit Rindfleisch, Linsen und Gemüse. In der Nacht höre ich eine Hyäne in unmittelbarer Nähe zu unserer Campsite. Das gackernde Lachen dieser faszinierenden Tiere klingt immer interessant.
23. April 2014 – Puros – Khowarib
T4Africa Karte: Puros - Khowarib
Ein Hauch von Luxus in der Khowarib-Lodge
Das pastellige Licht des Sonnenaufgangs scheint uns durch das Fenster unseres Dachzeltes direkt ins Gesicht. Plötzlich huscht ein schwarzer Schatten in 30 Metern Entfernung durch das Gebüsch. „Eine Hyäne“, flüstere ich zu Corinna hinüber. Tatsächlich schnüffelt dort ein Prachtexemplar einer Tüpfelhyäne am Boden herum. Ich schleiche mich aus dem Zelt heraus und versuche mich mit einer Kamera und Tele bewaffnet näher an die Hyäne heranzuschleichen. Wie erwartet hat die Hyäne mich längst entdeckt und ist viel zu schlau, um mich nahe an sie herankommen zu lassen. Aus dem Foto wird also nichts.
Wir klappen unser Dachzelt zusammen und fahren hinein in den Hoarusib. Um Puros herum ist der Riverbed-Trail tiefsandig aber trocken – das wird sich schnell ändern! Keine zwei Kilometer hinter Puros ist reichlich Wasser im Flussbett und der Pad führt permanent von links nach rechts und wieder zurück durch das seichte Wasser. Als „gebrannte Kinder“ steige ich vor jeder Wasserquerung aus und prüfe die Bodenbeschaffenheit – ein ganz schön mühsames Geschäft.

Die Canyonwände rücken enger zusammen und die Wasserpassagen werden deutlich länger. Nach kurzer Beratung beschließen wir, nicht weiter zu fahren, da wir kein Risiko eingehen wollen. Eigentlich schade, da der Hoarusib für seine Vielzahl an Wüstenelefanten bekannt ist. Wenn man Glück hat, kann man gar Löwen beobachten, auch wenn das sogenannte Hoarusib-Rudel vor einigen Jahren von Farmern abgeschossen bzw. vergiftet worden ist. Schade, wir haben nicht einen einzigen Wüstenelefanten heute Morgen gesehen.
Zurück im Camp gibt es noch ein schnelles Frühstück und dann sind wir auch schon wieder auf der Piste. Die D 3707 nach Sesfontein (Kaoko-Scale 1) ist sehr einfach. Wir sind erstaunt, dass die Landschaft um uns herum immer wieder mit neuen Farbtupfern aufwartet, permanent wechselt ihr Charakter. Erneut entdecken wir Feenkreise und ich besteige zunächst das Autodach, um einen besseren Fotowinkel zu erhalten. Wenig später besteigen wir einen kleinen Hügel, von dem man die Kreise wunderbar erkennen kann.

Kurze Zeit später sichten wir noch eine Giraffenkuh mit ihren beiden kleinen Kälbern. Dann fahren wir auch schon nach Sesfontein ein. Das Dörfchen bietet ebenso wie Puros keine Einkaufs-Facilities – nur ein paar Basic-Shops sind zu finden, in denen wir nicht einmal unsere Wasservorräte auffüllen können. Aber es gibt eine Tankstelle, oder sollte ich sagen, eine Tanksäule unter einem Wellblechdach? Aber der Diesel fließt, das ist die Hauptsache. Unser zweiter Tank – unser Hilux hat einen Doppeltank von 2 x 80 Litern - war noch immer halb voll, aber ich hasse es, in der Wildnis ohne Sprit-Sicherheitspuffer unterwegs zu sein! Corinna wird sogleich umlagert von den vier süßen Kindern des Tankwarts, die alle Fotos von sich geschossen haben wollen. Am Ende schenken wir ihnen ein paar Packungen Kekse und dem ältesten Mädchen einen kleinen Notizblock mit Rosenmotiv auf dem Deckel. Sie freut sich wie eine Schneekönigin über das unverhoffte Geschenk. Zeitgleich werde ich wieder einmal angesprochen von einem Einheimischen, der sich danach erkundigt, woher wir kommen, wie ich heiße, wie meine Frau heißt, ob ich Kinder habe und wie mein Sohn heißt. Ehe man sich versieht, haben diese freundlichen Menschen eine Makalani-Palmen Nuss zu einem „Kunstwerk“ mit allerlei afrikanischen Tieren und den Namen von allen Familienmitgliedern geschnitzt. Dieses Mal hat der Verkäufer allerdings Pech, da ich ihm mitteile, dass ich bereits drei Nüsse mit unseren Namen darauf gekauft habe und er sich gar nicht erst bemühen müsse! Der findige Verkäufer vor einem Supermarkt in der Nähe von Divundu wollte mich übrigens komplett über das Ohr hauen und für seine drei Kunstwerke stolze 300 NAM $ haben – ich habe ihm am Ende 60 NAM $ gegeben nach dem Motto „Friss oder stirb“!!! Der übliche Preis ist 25 NAM $ pro geschnitzter Nuss.

Gleich nebenan befindet sich das Fort Sesfontein, ein nachgebautes deutsches Fort aus dem 19. Jahrhundert. Auch findet sich hier ein Soldatenfriedhof mit drei Gräbern, der betreut wird von der Deutschen Kriegsgräberfürsorge! Im Fort wird eine Lodge betrieben und wir plaudern eine Weile mit dem Barkeeper, der uns kühle Getränke serviert. Ein weiterer schwarzer Angestellter der Lodge kommt hinzu und sagt, er heiße Reinhard – inzwischen wundert uns bezüglich der namibischen Namen schon nichts mehr. Die Krönung aber ist, dass einer seiner Söhne Hänsel heißt – das ist nun wirklich extrem „strange“!

Wir halten noch in einem weiteren Mini-Shop, um unsere Trinkwasservorräte aufzufrischen – leider erfolglos, sowie bei einer winzigen Bäckerei, um ein Brot zu kaufen. Das Dumme an der ganzen Angelegenheit ist, dass unser Wassertank bzw. der unter dem Auto befindliche Wasserhahn bereits seit einigen Tagen leckt, und wir auch nur noch drei Fünfliter-Kanister Wasser haben. Auch ein Reparaturversuch des Wassertanks war sinnlos, da sich das Loch im Schlauch an einer Stelle befindet, an das ich nicht herankomme.
Nahezu bei jedem Stopp werden wir rund um Sesfontein angebaggert von Halbbetrunkenen, die eine Mitfahrgelegenheit suchen, was wir natürlich jedes Mal konsequent ablehnen. Die C 43 gleicht hinter Sesfontein einer Autobahn, verglichen mit den Pads, die wir in den letzten Tagen befahren haben. Eine breite Gravelroad nahezu ohne jegliches Pothole ermöglicht Geschwindigkeiten von bis zu 80 Km/h. Die Khowarib Lodge ist schnell erreicht und wir erhalten Campsite Nummer 4, die deutlich aussichtsreicheren Plätze 5 bis 8, die an der Abbruchkante zum Khowarib-River liegen, sind leider alle am heutigen Tag ausgebucht. Den ganzen Nachmittag verbringen wir im kleinen Pool der gepflegten Anlage, Teil 1 des versprochenen „Luxusprogramms“ für Corinna!
Teil zwei folgt am Abend - wir haben uns nämlich angemeldet zum Dinner in der Lodge. Zunächst versuchen wir aber erneut Kontakt zu den Lieben in Deutschland per Mail aufzunehmen. Theoretisch bietet die Khowarib-Lodge Free Wi-Fi an, jedoch können wir erneut keine Verbindung aufbauen.
Die Tische während des Dinners sind stilvoll mit Petroleumlampen ausgeleuchtet, das Personal ist extrem gut geschult und aufmerksam. Nebenan prasselt ein kleines Feuerchen, an dem man es sich auf dicken Kissen gemütlich machen kann. Es wird zunächst eine „Gurkenroulade“, gefüllt mit einer Thunfischpaste, serviert, gefolgt von Springbock mit Reis und Gemüse sowie einer Apfel-Zimt-Creme. Es ist auch mal wieder schön, einfach nur dazusitzen, sich bedienen zu lassen und den lauen Abend zu genießen!
Wir plaudern eine ganze Weile mit einer netten Managerin der Lodge, Selda, die aus Swakopmund kommt. Sie verspricht uns am Abend noch einen erfahrenen Guide der Lodge vorbei zu schicken, der kompetent Auskunft über den aktuellen Zustand der Riviere geben kann. Er rät uns schließlich davon ab, den Hoanib zu befahren, da der Zustand des Pads tückisch sei. Überall könne man sich im Schlamm festfahren, auch wenn die Pads oberflächlich halbwegs trocken aussähen. Aufgrund unseres Wassertankproblems, haben wir die Befahrung des Hoanib 4wd-Riverbed-Trails ohnehin schon fast zu den Akten gelegt. Die Auskunft des Guides bestätigt uns lediglich noch in unserer Meinung. Er erzählt noch eine Weile vom Khowarib Riverbed, in das er morgen mit einer Gruppe hineinfahren werde. Dort hätten einige Elefanten gerade Junge bekommen haben, allerdings vermutlich sehr weit flussabwärts bei den Floodplains (Überschwemmungsgebiete) und die Pad sei ebenfalls alles andere als einfach zu befahren. Wir werden mal schauen, was wir morgen machen werden.
24. April 2014 – Khowarib Schlucht - Palmwag
T4Africa Karte: Khowarib Schlucht - Palmwag

Schwierige Passage durch die Khowarib Schlucht
Corinna hat das „Luxusleben“ scheinbar nach einem Tag schon wieder satt und überrascht mich morgens mit dem Vorschlag, in die Khowarib Schlucht hinein zu fahren – und das, nach den Horrorbeschreibungen des Guides gestern Abend! Ok, ich lasse mich nicht lange bitten und stimme ihrem Vorschlag sofort zu. Wir zahlen unsere Campsite (100 NAM $ p.P.) und das Abenddinner (220 NAM $ p.P.), nicht ohne zu erwähnen, dass die Khowarib Lodge & Campsite die bislang beste Location unseres Namibia-Tripps gewesen ist.

Die Pad in die Schlucht hinein verläuft zunächst oberhalb des Riverbeds, aber schon schnell wird uns klar, was der Guide meinte! Es sind zum Teil extrem steile steinige Passagen zu überwinden auch mit größeren Stufen, so dass ich höllisch aufpassen muss, dass unser Wagen nicht aufsetzt. „Viel schlimmer kann der Van Zyl´s Pass auch nicht sein“, stöhne ich. Kaum habe ich das gesagt, gerät unser Toyota nach einer extrem tiefsandigen Riverbed-Durchquerung an der anderen Uferseite in eine bedrohliche Schräglage. Corinnas Nerven liegen blank! Ich versuche Ruhe zu bewahren und schaue mir die Situation erst einmal an. Im Schritttempo versuche ich in eine etwas ebenere Position zu gelangen, was mir schließlich auch gelingt. Ich atme erst einmal tief durch. Doch die nächste kniffelige Situation lässt nicht lange auf sich warten. Ein erneut extrem steiles und steiniges Stück führt unmittelbar in den Tiefsand des Riverbeds. Ich muss sehr vorsichtig die steinige und unebene Böschung herunter kommen, unten aber genug Tempo haben, um im Tiefsand nicht stecken zu bleiben. Als ich im Riverbed angekommen bin – Corinna ist ausgestiegen, um die Aktion filmisch zu dokumentieren -, versuche ich Fahrt aufzunehmen, aber unser Wagen gräbt sich sofort in den Sand ein. Ich lege die Differenzialsperre ein und mit voller Kraft manövriere ich unser Auto aus dem puderigen Sand heraus. „Uff, das ist ja gerade noch einmal gut gegangen“!

Schließlich erreichen wir die Floodplains – von Elefanten ist allerdings weit und breit nichts zu sehen. Wir fahren noch eine ganze Weile durch das Flussbett, fast ausschließlich im pudrigen Tiefsand. Immer wieder muss ich den ersten Gang im 4x4 Modus bemühen und mit Vollgas durch die Two-Spoor-Piste preschen.

Die Floodplains neben dem Flussbett sind überwiegend mit Mopane-Büschen bewachsen und unspektakulär. Die Pad ist hart und gut befahrbar. Ohne weitere Zwischenfälle erreichen wir nach anstrengender Fahrt das Ende der Floodplain und später den Veterinär Checkpoint. Unmittelbar davor leeren wir unseren Kühlschrank und verstecken das Frischfleisch in unseren Taschen. Tatsächlich kontrolliert der Beamte am Checkpoint unseren Kühlschrank, in dem sich außer Getränken jetzt aber nichts mehr befindet. Die Pad führt durch Farmland parallel zum Vet-Fence bis zur C 35. Erstmals bekommen wir seit Tagen wieder Asphalt unter die Räder.
Positive Begleiterscheinung dieses etwas ereignislosen Tages: In Kamajnab gibt es einen passablen Supermarkt, in dem wir unsere Vorräte für die verbleibenden Tage auffüllen können. Als wir unseren Einkauf beendet haben, lauert schon wieder einer jener „Parkplatzwächter“ an unserem Auto und behauptet, „gut auf unser Auto aufgepasst zu haben“. Wir haben keine Lust, ihn mit Geld zu entschädigen, da er heruntergekommen aussieht und jeden Dollar vermutlich in Alkohol umsetzen würde. Daher schenken wir ihm ersatzweise einen Sack Maismehl, für den er sich überschwänglich bedankt.

Über die C 40, eine gut ausgebaute Gravelroad, die über den Grootber-Pass führt, fahren wir weitere 110 Kilometer bis zur Palmwag-Lodge. Um es vorweg zu nehmen: Der Tag in der Palmwag Lodge wird nicht besser, im Gegenteil! Nachdem wir in der Khowarib Lodge so herzlich empfangen wurden und uns auf Anhieb wohlgefühlt haben, sind das Ambiente hier und die Angestellten eher kühl und geschäftsmäßig. Wir erhalten Campsite 1 und stellen zunächst einmal fest, dass die Abolution Blocks ihre besten Tage längst hinter sich haben. Derzeit ist die Palmwag Lodge eine Baustelle – unter anderem werden neue Duschhäuser gebaut. Wir haben allerdings absolut kein Verständnis dafür, dass der Baulärm bis in die Nacht anhält (bis kurz vor 22 Uhr) und tuen unseren Unmut in der Rezeption auch kund. Unter diesen Umständen ist es eine Zumutung für die Gäste, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Im Vergleich zu den meisten anderen Campsites unserer Reise wirkt die Palmwag Lodge unpersönlich, geradezu trubelig. Die Campsites sind parzelliert – fast wie in Europa - und passen so gar nicht in unser Bild eines Camps in Afrika. Auch der Pool ist nicht gerade ein Ort, an dem man gerne eine Weile relaxen würde. Unsere Empfehlung an alle Reisenden im Damaraland: Entweder auf einen der beiden einfachen Campsites im Palmwag Concession Gebiet ausweichen oder direkt weiterfahren zur Khowarib-Lodge (auf direktem Weg ungefähr eine gute Stunde Fahrzeit von Palmwag).
Zum Abendessen gibt es wieder einmal einen Braai, ein Sirloin Steak, Würstchen und Nudelsalat. Wir hoffen, dass der Baulärm irgendwann aufhören wird. Eines steht jedoch fest: Verlängern werden wir in der Palmwag Lodge definitiv nicht!
25. April 2014 – Palmwag - Granietkop Community Camp
T4Africa Karte: Palmwag - Granietkop 
Ein verlassenes wildromatisches Camp in Sandsteinfelsen
Nach einem kurzen Frühstück verlassen wir diesen ungastlichen Ort bereits um 7 Uhr und kaufen noch schnell ein Permit für die Concession Area (200 NAM $ für 2 Personen + Auto). Permits gibt es aber auch an den beiden Gates zur Concession Area, an denen man sich registrieren muss. Wir fahren die klassische „Day Visitors“ Route über Awaxas und sehen unterwegs jede Menge Oryx-Antilopen, Springböcke, Bergzebras, Steinböckchen und Strauße. Einige Oryx-Böcke sind mit einem Peilsender ausgestattet. Überall kann man kleine Abstecher zur Abbruchkante der Canyons machen, in denen zum Teil noch Wasser steht. Tiersichtungen haben wir an diesen Stellen heute allerdings nicht. Hinter Awaxas fahren wir nach gut zwei Stunden wieder aus dem nördlichen Tor der Concession Area heraus und auf der C 43 zurück nach Palmwag. Dort verstecken wir wieder einmal unser Frischfleisch, da am Veterinärzaun erneut eine Kontrolle unseres Kühlschrankes droht. Dieses Mal schaut der Beamte jedoch nicht nach und lässt und passieren, nachdem er wie üblich unsere Daten aufgenommen hat.


Unser nächstes Ziel ist Twyfelfontein, der reichste Fundort von Felsgravuren in Namibia, und seit 2007 als erstes Unesco Weltkulturerbe des Landes anerkannt. Leider blüht der Tourismus inzwischen rund um Twyfelfontein stark auf, so dass man bei den Sehenswürdigkeiten häufig auf Reisegruppen trifft. Neben den Felsgravuren gibt es in Twyfelfontein noch einen „Petrified Forest“ (versteinerter Wald) sowie „Orgelpfeifen“ aus Stein zu bewundern.
Wir wollen uns die Felsgravuren anschauen. Am Parkplatz stehen erwartungsgemäß bereits einige andere Autos von Besuchern. Die Gravuren dürfen inzwischen nur noch mit Guide durchgeführt werden, der Eintrittspreis beträgt 60 NAM $ p.P. Der Guide ist eine Damara und heißt Reinhold! Er kann es kaum fassen, dass dies auch unser Nachname ist! Es ist bereits der zweite Reinhold unserer Reise – den ersten haben wir in der Onguma Lodge getroffen. Reinhold führt uns von Platte zu Platte, auf denen überwiegend Tiere aus dem Busch wiedergegeben sind. Aber auch Meerestiere sind zu finden. Sie zeugen davon, dass die Buschmänner, die diese Gravuren angefertigt haben, sich auch am 100 Kilometer weit entfernten Atlantik aufgehalten haben. Unterwegs treffen wir auf niedliche Kap Borstenhörnchen, die sich an kleinen grünen Nüsschen verlustieren.
Unser Plan, den Abend im Aabadi Mountain Camp zu verbringen, scheitert: Der holländische Inhaber bedauert, uns abweisen zu müssen, aber er sei komplett ausgebucht! Nach dem Reinfall in der Palmwag Lodge, beginne ich langsam, genervt zu sein und wünsche mir langsam aber sicher mein einsames Kaokoveld zurück! Man merkt einfach, dass Orte wie Twyfelfontein und Palmwag an eine gut ausgebaute Gravelroad angeschlossen sind und sich hier deutlich mehr Touristen verirren als im Innern des Kaokovelds.

Da die benachbarte „Mowani-Lodge & Campsites“ für uns nicht in Frage kommt (alle Facilities wie Restaurant und Pool dürfen ausschließlich von den Lodge-Bewohnern benutzt werden und die Camper werden zu Gästen zweiter Klasse degradiert), beschließen wir, einfach weiter zu fahren und treffen wenige Kilometer weiter auf das GranietkopCommunity Camp, ein ebenfalls in den roten Sandstein eingefügtes Camp.

In der Rezeption ist keine Menschenseele zu finden und keiner der fünf idyllischen Campsites, die rund um einen kleinen Hügel angeordnet sind, ist belegt. Also suchen wir uns zunächst einmal den schönsten Platz aus, der etwas erhöht in dem roten Sandsteinfelsen angelegt ist (Campsite No. 5). Alle Campsites verfügen über eine eigene Dusche, Toilette, Feuerstelle und Spülbecken – einziges Manko: Das Wasser ist abgestellt! Wir haben noch zehn Liter Brauchwasser an Bord, damit kommen wir für eine Nacht ganz sicher über die Runden. Später entdeckt Corinna auf Campsite No.2 sogar einen funktionierenden Wasserhahn und somit können wir uns mit Brauchwasser bestens versorgen.
Am Abend besteigen wir bewaffnet mit einem kalten Bier den Granietkop und lassen den schönen Sonnenuntergang auf uns wirken. Endlich färbt sich der Himmel einmal so, wie wir ihn im vergangenen Jahr in Botswana so häufig bewundert haben – ein „African Sky“, wie er im Buche steht. Da das letzte Stück Rindfleisch aus unserem Kühlschrank verbraucht werden muss, gibt es nochmals ein Braai mit einem frischen griechischen Salat.

< Epupa Mount Etjo >
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