4. September 2015, Von der Red Dune Farm zum Kgalagadi Transfrontier Park, Rooiputs Campsite (330 Kilometer zzgl. 40 Kilometer Gamedrive)
Endlich Wildnis – Aufbruch in den KTP
Die eiskalte Nacht hat unser Olivenöl auf dem Tisch gefrieren lassen! Nach einem schnellen Frühstück sind wir um kurz nach 7 Uhr zurück auf der Gravelroad in Richtung Mata Mata, die eine typische Kalahari-Landschaft durchzieht. Wir wollen in der Sitzas-Farm, wenige Meter vor der Border Control unsere Fleischvorräte auffrischen, da wir gelesen haben, dass es hier Game-Meat gäbe! Was für eine herbe Enttäuschung: In der Gefriertruhe liegen lediglich einige Lamp-Chops, die wir geflissentlich liegen lassen. Zehn Kilometer zurück sind wir an einer anderen Farm vorbeigefahren, die ebenfalls Fleisch anbietet. Diesen kleinen Umweg nehmen wir für schönes Wildfleisch in Kauf, werden jedoch erneut enttäuscht: Die Farm hat heute leider geschlossen – das hatten wir beim Vorbeifahren leider übersehen. Unser Tipp: Bereits auf der Terra Rouge Farm einige Kilometer zurück oder aber bei Pieter auf der Red Dune Fam mit Wildfleisch eindecken!
Nachdem wir noch einige Milchprodukte in unseren Reisetaschen verstaut haben, fahren wir ein in den Checkpoint bei Mata Mata. Eines vorweg: Niemand wird in Mata Mata behelligt wegen eingeführter Lebensmittel! Kontrolliert wird lediglich, ob Feuerholz an Bord ist – dies ist strengstens verboten. Da bei allen KTP-Anfängern (so wie wir) immer wieder Unsicherheit besteht, wie das genaue Procedere für die länderüberschreitende Durchfahrt im KTP ist, hier die exakten Schritte stichpunktartig. Alle Durchreisende, die in Mata Mata in den Park fahren (von Namibia nach Südafrika) und in Mabuasehube (oder Kaa) den Park wieder verlassen (in Botswana), müssen folgende Formalitäten einhalten:
1. Namibia Border Control Mata Mata: Auf der Departure Seite das Grenzübertrittsformular ausfüllen und am Schalter Reisepass für die Ausreise abstempeln lassen. Falls das Auto in Südafrika gemietet wurde, muss man das grüne Formular abgeben.
2. Sanparks Office Mata Mata: Zuerst die Reservierungen zeigen, Indemnity Form ausfüllen, Parkregularien ausfüllen und unterschreiben. Falls noch nicht geschehen, Parkgebühr entrichten, sofern man auf der südafrikanischen Seite übernachtet. Wer ausschließlich auf botswanischer Seite Unterkünfte gebucht hat, muss die sehr viel teureren südafrikanischen Conservation Fees (270 ZAR p.P. und Tag) nicht bezahlen.
3. Südafrika Border Control Mata Mata (im selben Office wie Sanparks): Die südafrikanischen Polizisten tragen die Daten der Reisepässe in Formulare ein. Danach wird das Auto gecheckt. Wie bereits gesagt, wird ausschließlich nach Waffen und Holz geschaut!
4. DWNP Twee Rivieren: Hier sollte man sich zu statistischen Zwecken und für Notfälle nochmals bei DWNP per Formular anmelden (ist nicht obligatorisch). Falls man Umbuchungen der reservierten Campsites vornehmen möchte, ist man hier ebenfalls an der richtigen Adresse.
5. Zoll Botswana Twee Rivieren: Bei den botswanischen Behörden (im selben Gebäude wie DWNP) muss man sich zwingend den Reisepass für die spätere Ausreise abstempeln lassen, wenn man an anderer Stelle als eingereist den Park verlassen möchte. Hierfür ist in jedem Fall ein Aufenthalt von mindestens zwei Nächten im Park obligatorisch!
Der Kgalagadi Transfrontier Park ist der erste grenzüberschreitende Nationalpark der Welt und zudem einer der größten weltweit. Im Jahr 2000 wurde der Gemsbok National Park, das Mabuasehube Wildreservat und der südafrikanische Kalahari Gemsbok Park vereint zum heutigen KTP, der rund 38000 Quadratkilometer umfasst. Während der botswanische Teil des KTP relativ unerschlossen und wild erscheint, ist der südafrikanischen Teil infrastrukturell bestens ausgestattet. Die Temperaturunterschiede während der Jahreszeiten sind extrem: Im Sommer von Oktober und April können die Temperaturen im trockensten Gebiet Botswanas leicht 40 °C betragen, während im Winter das Quecksilber schon einmal auf -10 °C fallen kann. Inmitten des Nationalparks im trockenen Flussbett des Nossob verläuft die mit Grenzsteinen markierte Landesgrenze zwischen Südafrika und Botswana.
Für die Bereisung des Parks ist eine rechtzeitige und gute Planung wichtig. Auch wir haben bei der Planung unserer Route durch den Park Fehler aus Unwissenheit gemacht. Leider erhält man nirgendwo zusammengefasst Hinweise, was zu beachten ist. Grundsätzlich ist zu erwähnen, dass es lediglich eine Handvoll Routen gibt, die ohne Vorbuchung und ohne Permit befahrbar sind. Dies sind:
1. Von Mata Mata nach Twee Rivieren durch das Auob Trockenflussbett
2. Von Twee Rivieren nach Nossob und weiter nach Grootkol durch das Nossob Trockenflussbett
3. Zwischen diesen beiden Routen gibt es zudem zwei Querverbindungen
4. Von Grootkolk bis Kaa Gate
5. Von Nossob bis Mabuasehube Gate
Die Routen 1 – 3 sind Gravelroads, die auch mit 2x4 befahrbar sind, 4 und 5 hingegen sind die Verbindungsrouten in die beiden anderen Parkregionen und sind nur mit Allradfahrzeugen zu bewältigen. Alle anderen Trails im Park bedürfen eines kostenpflichtigen Permits, das zuvor online beantragt werden muss. Wir würden bei einem nächsten Besuch versuchen, die Hauptstrecken wo immer es geht zu meiden und dafür Wilderness Trails in die Fahrroute mit einzubeziehen.
Wir erledigen die Formalitäten, wie unter Punkt 1 -3 beschrieben. Gestern haben wir uns entschlossen, die erste gebuchte Two Rivers Campsite am 6. September sausen zu lassen und stattdessen ein Wilderness Camp auf südafrikanischer Seite zu buchen. Dies ist zugegebener Maßen teuer (1.300 ZAR zzgl. der südafrikanischen Entrance Fee, s.o.), aber wir wollen unbedingt das wenig heimelige und zudem eingezäunte Two Rivers Camp umgehen.
In Mata Mata befindet sich ein kleiner Supermarkt, wo wir uns mit Fleisch und Feuerholz eindecken. Eine Tankstelle ist ebenfalls dort, bei der allerdings, ebenso wie im Supermarkt, nur mit Cash bezahlt werden kann. Kreditkartenzahlung ist nur in Twee Rivieren oder Nossob möglich! Wir reduzieren unseren Reifendruck auf 1,5 bar und fahren die 120 Kilometer lange Piste entlang des Auob Trockenflussbettes nach Twee Rivieren. Dabei entdecken wir auf einem erhabenen Ast einen Schwalbenschwanzspint (blaue Schwanzfedern), den wir fast für einen Zwergspint (grüne Schwanzfedern) gehalten hätten.
Im dortigen Office von DWNP wollen wir eine Umbuchung unserer Campsites vornehmen, da wir nach Möglichkeit auch nicht die zweite Nacht in Two Rivers übernachten wollen. Wir drücken ein wenig auf die Tränendrüse und sagen, dass wir das erste Mal im KTP seien und uns den Weg von Two Rivers bis Kaa sehr viel kürzer vorgestellt haben. Lieber würden wir anstatt Two Rivers eine Zwischenübernachtung auf halber Strecke in Polentswa einlegen. Tatsächlich hatten wir im Vorfeld natürlich versucht, Polentswa zu buchen, aber auch ein halbes Jahr vorher waren die gewünschten Termin in dem wohl beliebtesten Camp des KTP nicht mehr zu bekommen. Der DWNP Angestellte meint, dass wir leider keine Chance hätten, Polentswa sei bis zum Jahresende komplett ausgebucht! Er hat dann aber doch offenbar Mitleid und bietet uns ein „Notcamp“ ohne Facilities für den 7. September an. Wir sind begeistert und nehmen das Angebot nur allzu gerne an.
Wir richten uns in Rooiputs, Campsite Nr. 5, erst einmal ein. In Rooiputs gibt es sechs Campsites, jeweils zwei Plätze teilen sich die sanitären Anlagen. Es steht je eine Trockentoilette, wie wir sie bereits aus der Central Kalahari kennen, sowie eine einfache Dusche mit kaltem (Salz-)Wasser zur Verfügung. Jede Campsite ist zudem mit einem sogenannten A-Frame, einem Holzzelt auf einem Betonplateau, ausgestattet.
Unser erster Gamedrive zum Sonnenuntergang führt uns entlang des trockenen Flussbettes des Nossob, das den Grenzverlauf zwischen Südafrika und Botswana, sichtbar an den regelmäßig aufgestellten Grenzsteinen, darstellt. Außer ein paar Schakalen, Springböcken, Oryxen und Riesentrappen kommt uns nichts vor die Linse. Auch die nahen Wasserlöcher von Rooiputs und Kiy Kiy sind wie ausgestorben. Unverrichteter Dinge machen wir uns auf den Heimweg und entzünden unser Campfire.
Riesentrappe (Kori bustard)
Corinna meint, merkwürdige Geräusche aus dem Dachstuhl des A-Frames zu hören. Tatsächlich, als ich näher komme, höre ich es auch. Ein Geräusch wie ein Schnaufen. Corinna meint, es höre sich an, „als ob jemand eine Luftmatratze aufbläst“. Wir wollen der Sache näher auf den Grund gehen. Plötzlich ein Aufschrei neben mir: Corinna ist vor Schreck erstarrt! Ein aufgeschreckter Kauz, scheinbar der Verursacher des Geräusches, fliegt knapp über unsere Köpfe davon. Er hatte sich im Dachstuhl des A-Frames häuslich eingerichtet und wurde von uns gestört!
Schnell ist es um uns herum stockdunkel. Wir müssen uns erst einmal wieder daran gewöhnen, uns unbeschwert in der Wildnis mit Löwen und anderen Raubtieren zu bewegen. Natürlich wissen wir, dass die Löwen Feuer meiden, dennoch verbleibt an unserem ersten Abend ein angespanntes Gefühl und wir leuchten das ein oder andere Mal um uns herum, um nach leuchtenden gelben Augen Ausschau zu halten. In der Nacht hören wir außer dem „Lachen“ einer Hyäne kaum einen Laut, erst am Morgen vernehmen wir weit in der Ferne Löwengebrüll.
5. September 2015, KTP (Rooiputs Campsite)
Morgendliche Löwenbegnung
Pünktlich um 6.30 Uhr sind wir bereit für unseren Morning Game-Drive, früher darf man im KTP nicht Autofahren! Zunächst scheint die Savanne entlang der Piste in Richtung Nossob an diesem friedlichen Morgen wie ausgestorben zu sein. Doch schon kurz hinter dem Kiy Kiy Wasserloch sichten wir zwei ausgewachsene Löwenmänner, die direkt auf uns zukommen. Sie sind auf dem Weg zum Wasserloch, um ihren Durst zu stillen. Keine zwei Meter entfernt laufen sie an unserem Auto vorbei und würdigen uns keines Blickes. Wir fahren zurück zum Wasserloch und warten auf die beiden Prachtkerle. Hier machen wir weitere Schnappschüsse aus nächster Entfernung.
Im weiteren Verlauf entdecken wir noch interessante Raubvögel, unter anderem einen Halsband-Zwergfalken (Pygmy-Falcon), eine komplette Gaukler-Familie (Bateleur Eagle) und einen Milchuhu (Verreaux´s Giant Eagle Owl), der bis zu zwei Kilogramm schwer werden kann und somit die größte Eule der ganzen Region ist.
Gaukler-Familie mit Nachwuchs (Bateleur Eagle)
Milchuhu (Verreaux´s Giant Eagle Owl)
Zurück an unserer Campsite packen wir unseren Tisch und unsere Stühle ein, denn wir müssen laut unserer Buchung von Campsite 5 zu 4 wechseln. Diese ist für uns der am schönsten gelegene Platz von Rooiputs, mit wundervoller Aussicht auf die Savanne. Zum Frühstück gibt es leckeren French Toast, dann machen wir es uns unter dem A-Frame gemütlich. In der Nähe unserer Campsite beobachten wir in einem der riesigen Siedelweber Nester das bunte Treiben dieser emsigen kleinen Vögel. Webervögel gehören zur artenreichen Familie der Sperlinge. Die Nester werden vorzugsweise in den unteren Astbereichen von Bäumen angelegt, um möglichst viel Schatten zu erzeugen. Durch die gute Isolierung der Nester beträgt die Temperatur im Nest immer zwischen 15 °C und max. 30°C. Diese können bis zu 300 „Zimmer“ beherbergen und bis zu 500 Vögel. Die Vögel bauen und renovieren zuweilen jahrelang an ihrem Nest. Leicht können die Nester auf einen Durchmesser von bis zu fünf Metern anwachsen - kein Wunder also, dass so mancher Ast unter der immer größer werdenden Last zusammenbricht. Siedelweber bauen die größten Gemeinschaftsnester, die unter den Vögeln bekannt sind, dabei sind die brütenden Paare stets monogam. Häufig werden frei gewordene Kammern von anderen Vogelarten zum Nisten benutzt, was merkwürdigerweise von den Siedelwebern tolleriert wird. Der kleine Pygmy-Falcon geht im Winter mit den Siedelwebern so etwas wie eine Symbiose ein. Nur durch die Wärme der Weber-Behausung kann der Falke die kalten Winter überleben, dafür beschützt er seine „Gastgeber“ vor Schädlingen und Fressfeinden.
Siedlerweber (Sociable Weaver)
Wir nutzen die Zeit, unsere diversen Kamera- und Laptop-Akkus aufzuladen. Wieder einmal stellt sich heraus, dass wir gut ausgestattet sind und alle Adapter und Kabel besitzen, die notwendig sind, wenn in der Wildnis einmal kein Stromanschluss zur Verfügung steht (siehe Packliste).
Unser abendlicher Game-Drive soll im Zeichen von Erdmännchen stehen. Bisher haben wir Erdhörnchen ohne Ende gesehen, aber noch kein einziges Erdmännchen! Diese halten sich laut dem offiziellen Kgalagadi Information Guide bevorzugt in den Querverbindungen der Trockenflussbetten auf. Beim Wasserloch Kiy Kiy fahren wir hinein in die rote Dünenlandschaft, doch entdecken wir keine Erdmännchen, dafür jede Menge „Whistling-Rats“, die für eine Vielzahl der Löcher im Erdreich verantwortlich sind. Später sichten wir noch eine Straußenfamilie mit Nachwuchs, die schnell das Weite sucht als wir ihr zu nahe kommen!
Den Abend in unserer Campsite Rooiputs 4 genießen wir in vollen Zügen. Auch diesen Platz ernennen wir zu einem der ganz großen Spots, die wir in Afrika bislang besucht haben. Der Sonnenuntergang ist einmal mehr phänomenal und taucht den Himmel in ein Farbenmeer aus Rot und Blau.
6. September 2015, KTP, Vom Rooiputs Campsite zum Gharagab Camp (280 Kilometer, 5:50 h reine Fahrzeit)
Löwenbesuch auf der Campsite
Bei meinem „Toilettengang“ in dieser Nacht (die Abolutions sind viel zu weit entfernt und der Gang zu gefährlich bei Nacht, daher müssen die Büsche herhalten!) entdecke ich grüne Augen im Taschenlampenlicht. Es handelt sich um Springhasen, die in der zoologischen Klassifizierung in einer eigenen Familie eingeordnet werden. Ihre Fortbewegung entspricht den Sprüngen eines Kängurus – absolut kurios.
Ich habe mich kaum wieder zur Ruhe begeben, als ich das Röhren eines Löwen vernehme – und zwar ganz in unserer Nähe! Es ist 4.30 Uhr und ich wecke Corinna. Gemeinsam spähen wir zu der Seite unseres Zeltes heraus, aus deren Richtung ich das Geräusch vermute. Das Röhren setzt wieder ein und wir wissen, dass der Löwe jetzt ganz in der Nähe unseres Zeltes sein muss. Da erfasst mein Lichtkegel den majestätischen Körper einen ausgewachsenen Löwenmannes, keine fünf Meter von uns entfernt. Er stolziert gemächlich an uns vorüber und lässt sich auch nicht durch das grelle Blendlicht der Taschenlampe irritieren. Wir ziehen uns zunächst in unser Zelt zurück und versuchen zu orten, in welche Richtung der Löwe seinen Weg fortsetzt. Plötzlich ein ohrenbetäubendes Röhren, der das Zelt erzittern lässt. Er muss sich direkt hinter unserem Zelt niedergelassen haben und brüllt nun von dort aus Leibeskräften. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn nur noch die „Stoffschicht“ eines Zeltes eine Trennbarriere von einem solch riesigen Raubtier darstellt! Fast zwei Stunden hält sich der Löwe in der Nähe unseres Camps auf, dann wagen wir uns vorsichtig aus unserem Dachzelt.
Anhand der Fährten lässt sich leicht rekonstruieren, wo der Löwe entlang gelaufen ist. Tatsächlich hat er sich direkt hinter unserem Zelt eine Zeit lang niedergelassen und ist dann in gleicher Richtung, aus der er gekommen ist, wieder verschwunden. Die mächtigen Abdrücke der Tatzen zeugen von einem riesigen Tier, um die 350 Kilogramm schwer.
Nach diesem atemberaubenden Erlebnis, packen wir unsere Sieben Sachen zusammen und machen uns auf den Weg, der Löwe hat für eine halbe Stunde Verzögerung bei der geplanten Abfahrt gesorgt. Das nächste aufregende Ereignis soll aber nicht lange auf sich warten lassen. Am Melkvlei Wasserloch entdeckt Corinna auf einem kleinen Hügel einen Gepard. Wir bringen gerade unsere Kameras in Anschlag, als wir ein zweites Tier entdecken und kurze Zeit später noch zwei weitere. Geparden sind normalerweise Einzelgänger und in Gruppen nur zu sehen, wenn ein Muttertier mit ihren Jungen unterwegs ist oder aber, wenn sich mehrere männliche Tiere zu einer Jagdgemeinschaft zusammentun. Letzteres scheint bei unserer Sichtung der Fall zu sein.
Später erfahren wir, dass es sich bei der Gruppe vermutlich um die „Union Boys“ handelt. Dieser Name wurde kreiert von einem Cheetah Experten namens Matthew, der jeden einzelnen Geparden des Kgalagadi identifizieren kann und mit Namen belegt hat. Geparden sind faszinierende Tiere. Da sie in der Rangfolge der Raubtiere einen unteren Platz einnehmen, müssen sie permanent darum fürchten, ihrer Beute beraubt zu werden. Sie können auf der Jagd kurzfristig Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreichen.
Auf einem Rastplatz frühstücken wir erst einmal und beobachten zahlreiche Trauerdrongos im Baum über uns. Der Rest der Fahrt bis Nossob verläuft relativ unspektakulär, da die Wegstrecke häufig nicht den Blick auf das Flussbett öffnet und außerdem die meisten Tiere sich in den Schatten verkriechen. Nur zwei Wildkatzen luken unter einem Busch hervor und schauen uns neugierig hinterher.
Trauerdrongo (Fork-tailed Drongo) / Afrikanische Wildkatze
In Nossob tanken wir noch einmal voll (Kreditkartenzahlung möglich) und erledigen im Shop letzte Einkäufe. Man bekommt hier zumindest tiefgefrorenes Fleisch, H-Milch und Konserven; auf Gemüse hingegen braucht man nicht zu hoffen. Auch decken wir uns mit Feuerholz für die nächsten Tage ein, das wir auf dem Dach verschnüren. Wir checken uns anschließend für das gebuchte Gharagab Camp im Sanparks-Office ein.
Hinter Nossob verändert sich die Vegetation spürbar: Es wird eindeutig grüner im Flussbett und überall sprießen blühende Akazienbüsche mit üppigen, weißen Blüten. In diesem Teil des KTP fallen etwas mehr Niederschläge als im Rest des Parks. In Polentswa werfen wir schon einmal einen Blick auf unser „Reserve-Camp“, das uns der freundliche DWNP-Beamte in Two Rivers zugeteilt hat. In Camp 3 halten gerade zwei andere DWNP Mitarbeiter Siesta. Wir erklären ihnen, dass wir morgen die Reserve-Campsite belegen werden und nach kurzem Hin und Her bestätigen die beiden uns den Wechsel der Campsite schriftlich auf unserem Permit. Einfacher wäre es gewesen, wenn dies bereits der Mitarbeiter in Two Rivers getan hätte!
Der Wilderness Trail nach Gharagab führt über eine Two-Spoor-Sand Piste und ist ausschließlich den Bewohnern des Camps vorbehalten. Wir fahren durch die typischen parallel zueinander verlaufenden Langdünen (sogenannte Seif-Dunes), deren Rotfärbung durch Eisenoxyd zustande kommt. Das Eisenoxyd kann aufgrund der geringen Niederschläge im KTP nicht ausgewaschen werden - aus diesem Grund ist der Sand der Dünen dauerhaft rot.
Alle Dünen im Park sind bewachsen, was zu ihrer dauerhaften Form beiträgt. Im Gegensatz dazu sind die Dünen außerhalb des Parks nicht oder wenig bewachsen und somit dauernden Veränderungen ausgesetzt, da die Pflanzen von Nutztieren der Farmer abgegrast werden.
In der Kalahari herrscht Frühling – spätestens an dieser Stelle ist es unübersehbar. Üppig wuchern die weiß blühenden Akazienbüsche und verströmen einen betörenden Duft, während sich auf dem roten Boden ein feiner Pflaum aus Millionen anderer kleiner weißer Blüten ausgebreitet hat.
Das Gharagab Wilderness Camp besteht aus vier Cabins, die idyllisch auf einem kleinen Hügel angereiht sind. Ein Attendant sorgt hier für das Wohl (und die Sicherheit) der Gäste. Die Attendanten haben in den Wilderness Camps immer 14 Tage Dienst, bevor sie von Kollegen abgelöst werden. Nach einer kurzen Einführung in die Regularien des Camps machen wir es uns auf unserer kleinen Terrasse vor der Cabin gemütlich. Von hier hat man einen phantastischen Blick auf die Savanne mit einem Wasserloch, das nachts beleuchtet wird.
Die Cabins sind sehr gut ausgestattet mit zwei Betten, Toilette und Dusche sowie einer gut ausgestatten Küchenzeile mit Kühlschrank. Die „Barking Geckos“ veranstalten abends ein Konzert der Extraklasse – dies ist ebenfalls ein typischer Sound, der untrennbar mit Afrika verbunden ist. Das Wasserloch erhält heute keine erwähnenswerten Besuche, nur ein paar Schakale kommen, um ihren Durst zu stillen.
< Red Dune Camp KTP-2 >
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