Wir sind mit diesem Reisebericht inzwischen umgezogen auf unsere neue Website Wehr-Reinhold.de und empfehlen dir, dorthin zu wechseln!
Unsere mittlerweile dritte Mehrtages-Hüttentour in den Dolomiten führt uns im Sommer 2018 rund um das beeindruckende Rosengarten-Massiv. Wie immer werden wir uns zunächst ein paar Tage akklimatisieren, und zwar auf der idyllischen, im Schlern-Rosengarten Naturpark gelegenen Plafötschalm. Von dort aus starten wir dann unsere fünftägige Hüttentour. Die Tour ist unter "Rosengarten Trekking" auf der Website von Südtirol inklusive aller Hütten und GPX-Daten beschrieben. Endpunkt der Rundtour ist schließlich wieder die Plafötschalm. Für die Planung und auch während der Wanderung ist in jedem Fall eine Papierkarte notwendig (die Kompass-Karte im Maßstab 1:25.000 ist die Beste!).
03./04. Juli 2018 – Anreise zu unserem „Basislager“, der Plafötsch Alm
Wie schon bei unseren letzten beiden Wanderurlauben in den Dolomiten, übernachten wir bei der Anreise in der Nähe von Nesselwang in der idyllischen Pension „Zum Alten Reichenbach“, wo wir nach einem kleinen Abendspaziergang, um die lange Autofahrt auf den Gliedern zu schütteln, im gemütlichen Biergarten wunderbar zu Abend essen. Am nächsten Morgen geht es über den Fernpass in aller Ruhe in Richtung Brenner.
Wir passieren Tiers und stellen unser Auto an dem kleinen Parkplatz unterhalb der Plafötsch Alm ab. Von hier aus ist es bergauf noch ein Fußweg von vierzig Minuten, zweihundert Höhenmeter sind dabei zu bewältigen. Wir nehmen zunächst nur unseren Rucksack mit nach oben, den Rest des Gepäcks werden wir mit den Besitzern der Plafötsch Alm dann gegen Abend mit dem Auto abholen.
Die Plafötsch Alm liegt unmittelbar unterhalb der malerischen Rosengarten-Zinnen – sie wird sozusagen das Basislager für unsere bevorstehende Hüttentour rund um den Rosengarten sein. Die nette Besitzerin der Alm, Renate, zeigt uns unser gemütliches Zimmer mit Ausblick auf das imposante Felsmassiv. Die Zimmer sind frisch renoviert und verfügen seitdem über ein eigenes Badezimmer. Auch die Betten sind groß, bequem und nagelneu. Nachdem wir uns mit Kaffee und Apfelstrudel gestärkt haben, sitzen wir den ganzen Nachmittag im Liegestuhl auf der Wiese vor dem Haus, entspannen und schauen auf den von der Sonne beleuchteten Rosengarten und den benachbarten Latemar.
Schon Reinhold Messner sagte über die Dolomiten, dass sie die schönsten Berge der Welt seien und diesem Ausspruch können wir uns angesichts dieses atemberaubenden Panoramas nur anschließen!
Am Abend wird uns ein schmackhaftes und zünftiges Menü serviert, zubereitet von „Mutter Rosa“: Es gibt Ravioli mit einer Sahne-Kräutersoße, hausgemachte Polenta mit Gulasch sowie ein Stück Wassermelone als Dessert. Dann erleben wir den ersten schönen Sonnenuntergang mit Alpenglühen im Felsmassiv des Rosengartens.
05. Juli 2018 – Auf dem Oachener Höfeweg
Die Gäste der Plafötsch Alm waren in dieser Nacht sehr international: Ein Paar aus China, ein anderes aus Dubai, jeweils mit einem jugendlichen Sohn, wirken in der Dolomitenidylle mehr als exotisch! Nach dem Frühstück laufen wir hinunter zum Parkplatz und fahren nach Prösels, um von dort den Oachener Höhenweg zu erwandern. Wir werfen noch einmal einen Blick zurück auf die malerische Kulisse von Schloss Prösels und dem idyllischen Dörfchen Oberbozen im Tal.
In der Ferne sichten wir die Masten des Rittner Horns, einer Station der Hufeisenrunde im Sarntal, die wir 2013 gemacht haben. Unterwegs kommen wir an einem ehemaligen Weinkeller eines Gasthofes, heute ein Kulturdenkmal, vorbei, der über eine natürliche Klimaanlage verfügt. Durch das poröse Gestein im Felsen wird Luft abgekühlt und in Windröhren des Kellers getrieben. Dadurch herrschen hier ganzjährig ohne künstliche Energie Temperaturen um 12 ° C, sehr beeindruckend.
Nun passieren wir zahlreiche Gehöfte, in denen überwiegend Wein und Obst angebaut wird. Wir können den süßen und gerade reifen schwarzen Maulbeeren nicht widerstehen, auch wenn wir durch den extrem färbenden Saft der Beeren sehr leicht als „Obstdiebe“ enttarnt werden können! Auch Brombeeren, Blaubeeren, Kirschen, Johannisbeeren und Himbeeren sind eine willkommene Wegzehrung zwischendurch.
Unsere Mittagspause legen wir im Fronthof ein, der seine Tische in einem netten kleinen Garten aufgestellt hat – die Buschenschank hat im Juli und August Dienstag bis Donnerstag geöffnet. Wir bestellen eine klare Rinderkraftsuppe mit Käseknödeln und hausgemachte Holunderbeeren-Schorle – lecker, lecker! An den selbst produzierten Wein wagen wir uns nicht heran, zumal wir noch eine gute Strecke vor uns haben. Im Fronthof werden zudem Schinken und Kaminwurzen von eigenen Schweinen hergestellt – natürlich können wir daran nicht vorbeigehen. Die Kaminwurzen werden Bestandteil einer Brotzeit auf einer unserer kommenden Wanderungen sein.
Weiter führt uns der Rundweg in Richtung St. Kathrein, das wir jedoch links liegen lassen und anstatt dessen in die Straße zum Schnaggerkreuz abbiegen. Der Weg führt uns entlang eines Abenteuerpfades für Kinder zurück zu unserem Ausgangspunkt. Die Runde ist hervorragend geeignet zum „Einlaufen“, die reine Gehzeit beträgt gut 2,5 Stunden, auf den ca. 11 Kilometern sind dabei 400 Höhenmeter im moderaten Auf- und Abstieg zu bewältigen.
Nach dem Aufstieg zur Plafötsch Alm, belohnen wir uns für unseren Wandertag mit einem Buchweizenrolle, der heute frisch von Renate zubereitet wurde und einer Tasse Kaffee. Ein Gewitter zieht auf und vertreibt uns hinein in die gute Stube, wo uns der zehnjährige Sohn des Hauses, Felix, ein zünftiges Ständchen auf seiner „Quetschkommode“ spielt.
Auch heute ist das Abendessen aus Rosas Küche wieder ein Genuss: Es werden Speckknödel serviert, gefolgt von einem Kalbsschnitzel mit Rosmarinkartoffeln. Rosa hat sogar schon ein Kochbuch über regionale Spezialitäten verfasst und man kann auch einen Kochkurs bei ihr auf der Plafötsch Alm buchen!
06. Juli 2018 – Durch die Südtiroler Weinstraße
Keine Dolomitentour, ohne einen Abstecher ins Südtiroler Weingebiet am Kalterer See! Da wechselhaftes Wetter angesagt ist, entscheiden wir uns, diese Tour heute zu machen. Zunächst gilt unser Interesse aber dem Karer See. Auf dem kostenpflichtigen Parkplatz ist schon am frühen Morgen der Teufel los. Vermutlich haben wir sogar noch Glück, denn lediglich ein Reisebus steht auf dem Parkplatz. Durch einen Tunnel, der die Landstraße unterquert, strömen Heerscharen von Menschen zu einer Aussichtsplattform. Das Panorama auf den türkisfarbenen See und das sich darin spiegelnde Latemar-Massiv ist unwirklich schön. Wir haben großes Glück, dass die Sonne gerade den Berg anstrahlt und kaum ein Lüftchen die Spiegelungen auf der Wasseroberfläche beeinträchtigt. Wieder einmal bereue ich, dass wir nur unsere kleine Sony-Alpha 6000 Systemkamera mitgenommen habe, denn hier ließe sich eine fantastische Zeitraffer-Aufnahme machen!
Nachdem wir den See einmal umrundet haben, flüchten wir vor den nunmehr immer zahlreicher werdenden Bus-Touristengruppen und fahren über Bozen zur Kellerei Kaltern. Dort machen wir eine intensive Weinprobe und kaufen danach kräftig ein, insbesondere natürlich die Südtiroler Spezialtrauben, wie zum Beispiel Lagrein, Kerner (den wir besonders lieben) oder Blauburgunder, der dem deutschen Spätburgunder entspricht. Wir entscheiden uns, den Wein liefern zu lassen, da er ansonsten eine Woche lang in unserem Kofferraum „schmoren“ würde - bei den vorhergesagten hohen Temperaturen der nächsten Tage keine besonders gute Idee!
Unsere nächste Station sind die Montiggler Seen, die wir einmal umrunden wollen. Am kleinen Montiggler See an der Jausenstation legen wir unsere Mittagspause ein und stärken uns mit einem relativ unspektakulären Nudelgericht. Einige Buchfinken wagen sich bis unmittelbar an die Tische heran, um ein paar übriggebliebene Brotkrumen zu erbeuten. Leider bewahrheitet sich der Wetterbericht, und es ziehen dunkle Regenwolken auf, was uns allerdings nicht von unserer Runde um die Seen abhalten soll.
Auf dem Rückweg machen wir an der Frommeralm eine kurze Kaffepause und steigen dann bei Nieselregen und mittlerweile kühlen 11 ° C wieder hinauf zur Plafötsch Alm. Aus dem Tal ziehen dichte Nebelschwaden herauf und tauchen die Almwiesen in ein mystisches Licht.
Nach dem erneut leckeren Abendessen (Pizza, Schnitzel mit Bratkartoffeln) setzen wir uns mit einem Gläschen Wein nach draußen und bewundern einmal mehr den spektakulären Sonnenuntergang am Rosengarten, der heute besonders grandios ausfällt. In Ermangelung meiner Spiegelreflexkamera entdecke ich die Zeitrafferfunktion an meinem I-Phone, die das Spektakel erstaunlich eindrucksvoll festzuhalten in der Lage ist!
07. Juli 2018 – Wanderung durch das malerische Tschamintal
Das Tschamintal gilt als eines der schönsten Täler Südtirols. Die Wetteraussichten sind perfekt, so dass wir uns direkt nach dem Frühstück auf den Weg machen. Heute findet der Sky-Marathon rund um den Rosengarten statt und bereits früh morgens hecheln die Extremsportler den Berg hinauf. Wir umwandern die Ausläufer des Rosengartens oberhalb von St. Cyprian und gelangen auf einem gemütlich ansteigenden Fahrweg ins Tschamintal. Eine senkrecht aufsteigende Felswand begrenzt das Tal, wir wenden uns aber zunächst einem Weg zu, der ein ganzes Stück durch den Bosco Tschamin führt.
Am „Rechten Leger“ stoßen wir auf den breiten Bachlauf, der hier oben zu dieser Jahreszeit mehr oder weniger trocken liegt. Auf einer Bank machen wir eine ausgiebige Mittagspause bei Schüttelbrot und Kaminwurzen. Dabei feuern wir die Läufer an, die sich mittlerweile bereits hier auf den letzten Kilometern befinden. Die kürzere 32 Kilometer lange Marathon-Route führt durch das Tschamintal zurück nach St. Cyprian.
Der Rückweg entlang des Tschmainbaches, der im unteren Verlauf mehr und mehr mit Quellwasser gespeist wird und sich dementsprechend anfüllt, ist tatsächlich spektakulär. Unterwegs machen wir am Bach noch kurze Pausen, auch um unsere strapazierten Füße im kalten Wasser zu kühlen. Auf dem Weg nach St. Cyprian stoppen wir an der Tschaminschwaige, bestellen zur Belohnung für den langen Wandertag leckeren Kaiserschmarrn, bevor wir den letzten Abstieg auf einem lauschigen kleinen Pfad, der oberhalb des Tschamin Baches entlang führt, in Angriff nehmen.
Der Bus in St. Cyprian kommt mit zwanzigminütiger Verspätung und bringt uns schließlich zum Plafötsch-Parkplatz. Nach dem Aufstieg relaxen wir auf der Alm im Liegestuhl und genießen die Stille und das phantastische Panorama. Das Abendessen ist wie gewohnt lecker, es gibt Melone mit Speck, Wiener Schnitzel mit hausgemachtem Kartoffelsalat sowie Buchteln mit Vanillesoße!
08. Juli 2018 – Tag 1 „Rosengarten Trekking“: Von der Plafötsch-Alm über die Tschamin Schwaige zur Tschafonhütte
Heute beginnt unsere Hüttentour rund um den Rosengarten, und wir sind schon richtig gespannt! Der Rucksack ist schnell gepackt und nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Renate samt Familie und machen uns auf zu unserer ersten Etappe. Den größten Teil des Weges zur Tschamin Schwaige haben wir bereits gestern absolviert, allerdings gehen wir heute im ersten Abschnitt eine kleine Variante. Das Wetter zum Wandern ist grandios, es ist überwiegend sonnig, aber nicht zu heiß.
Da es zum Einkehren in der Tschamin Schwaige noch viel zu früh ist, setzen wir unseren Weg unmittelbar fort. Über einen Fahrweg geht es sechshundert Höhenmeter stets bergauf und wir kommen erstmals richtig ins Schwitzen. Immer wieder erfreuen wir uns an den bunten Schmetterlingen, die an den Wildblumen am Wegesrand Nektar saugen. Unter anderem sichten wir Hufeisenklee-Widderchen, die, wie der Name schon sagt, von Kleeblüten unwiderstehlich angezogen werden und durch jeweils sechs rote Flecken an den Vorderflügeln gekennzeichnet sind.
Das letzte Stück entlang des Bergpfades 4a ist phänomenal und eröffnet einen Weitblick auf die zerklüfteten Rosengarten- und Latemar-Massive.
Schließlich erreichen wir unser heutiges Etappenziel, die Tschafonhütte. Sie ist ähnlich familiär geführt wie die Plafötsch Alm, und wir sind sofort begeistert von unserem kleinen Zimmer. Wir essen eine Kleinigkeit und relaxen dann den Rest des Tages. Da heute Sonntag ist, haben zahlreiche Einheimische die Tschafonhütte als Ausflugsziel genutzt - dementsprechend voll ist sie heute Nachmittag.
Es gibt für die Hüttengäste eine urige Outdoor-Dusche hinter dem Hasenstall, mit Ausblick auf die grasenden Hauskühe Lara und Gundi! Abendessen gibt es in Tschafonhütte a´ la Carte. Wir entscheiden uns für Gulasch mit Speckknödel sowie ein Brennnessel-Spinat-Omelett. Draußen veranstalten die beiden Kühe zur Belustigung der Übernachtungsgäste ein kurioses Rennen rund ums Haus und laben sich verbotener Weise an den Blumen der Terrasse!
Wir beschließen, uns den Sonnenuntergang auf der Völseggspitz anzuschauen. Von der Hütte ist es ein Spaziergang von zwanzig Minuten zur Bergspitze. Oben eröffnet sich mit ein toller Blick auf den vom Abendlicht beleuchteten Schlern – auch das Schlernhaus, unser morgiges Etappenziel, ist zu erkennen.
09. Juli 2018 Tag 2 „Rosengarten Trekking“: Von der Tschafonhütte über den Prügelweg und die Sesselschwaige zum Schlernhaus (10,7 km, 3:20 Stunden)
Corinnas Geburtstag! Wieder einmal begehen wir ihren Ehrentag während einer Hüttentour in den Dolomiten. Es wird uns ein tolles Frühstück mit selbstgemachter Butter und Joghurt (von Lara und Gundi!), hausgemachtem Frischkäse, Marmelade und einem frischen Ei serviert. Der Hüttenwirt spendiert sogar noch ein Glas Prosecco als er aufgrund der Geschenke mitbekommt, dass Corinna Geburtstag hat.
Eine Stunde lang laufen wir ganz entspannt durch einen lichten Fichtenwald bis wir den Prügelweg erreichen. Von hier aus heißt es nun tausend anstrengende Höhenmeter anzusteigen! Der Prügelweg führt zunächst ziemlich steil zu einem Bergrücken hinauf bis zum Eingang in eine enge Schlucht. Ein Holzsteg ist über den Bach gebaut worden, nicht zuletzt, um das Vieh auf die saftigen Wiesen des Schlerns auf- und abzutreiben. Der Aufstieg zur Sesselschwaige ist spektakulär und schweißtreibend. Oben angekommen, machen wir bei atemberaubendem Ausblick zurück ins Tal eine ausgiebige Mittagspause.
Das nächste Teilstück zur Moarbodn Hütte ist ebenfalls ziemlich steil und führt über die mittlerweile baumfreien Almwiesen. Auch hier pausieren wir eine Weile und genießen einmal mehr den Ausblick auf Rosengarten und Latemar.
Die letzten zweihundert Höhenmeter zum über uns liegenden Schlernhaus durch bunt blühende Almwiesen genießen wir in vollen Zügen.
Das Schlernhaus ist mit 150 Betten eine der größten Unterkünfte der Gegend. Wir haben wieder ein Doppelzimmer gebucht, eine Dusche sucht man im ganzen Haus jedoch vergeblich. Es gibt lediglich einen Waschraum, in dem man sich frisch machen kann. Insgesamt ist das Schlernhaus natürlich nicht annähernd so heimelig und persönlich wie unsere bisherigen Unterkünfte. Das Abendessen ist ok, aber natürlich kein Vergleich zu dem frisch zubereiteten Gerichten in der Plafötsch Alm oder der Tschafon Hütte.
Kein Abend ohne Gipfelbesteigung! Der heutige auf den Mont Petz ist wahrhaft phänomenal! Ein Rundumblick auf die kompletten Dolomiten, inklusive der Marmolada, Seiser Alm, Rittner Horn und viele weitere Gipfeln lässt unser Herz höher schlagen und ist ein großartiger Abschluss eines spektakulären Wandertages.
10. Juli 2018 Tag 3 „Rosengarten Trekking“: Vom Schlernhaus über die Tierser Alpl zum Rifugio Micheluzzi (14,3 km, 4:00 Stunden)
Dichter Nebel umgibt das Schlernhaus, als wir am frühen Morgen die Fensterläden an unserem Zimmer zurückschlagen. „Erst einmal frühstücken, dann wird´s schon besser werden“, versuchen wir Zweckoptimismus für den heutigen Wandertag zu verbreiten. Das Frühstück ist, wie schon fast erwartet, eine Enttäuschung. Abgepackter Käse, Marmelade und Butter vom Büffet, auch hier ist Massenabfertigung angesagt!
Wir halten uns nicht lange auf und brechen zu unserem ersten heutigen Etappenziel, der Tierser Alpl, auf. Von der sicher aussichtsreichen Wanderung können wir nichts berichten, denn wir sehen gar nichts - ...außer ein paar Almkühen, die uns auf dem Wanderweg entgegenkommen und uns neugierig beäugen! Der Nebel raubt uns komplett die Sicht und so arbeiten wir uns mehr oder weniger im Blindflug Schritt für Schritt hinunter. Unterwegs treffen wir eine Schäferin mit ihrem Border Colly Chiara. Sie ist das erste Jahr überhaupt als Schäferin tätig und ist in der Zeit von Mai bis Oktober mutterseelenalleine mit den Schafen und dem Hund in einer einsamen Almhütte auf dem Schlernplateau ohne jeglichen Luxus wie Dusche oder WC unterwegs!
Nach insgesamt zwei Stunden Wanderzeit gelangen wir zur Tierser Alpl, wo wir uns mit einer leckeren Graupensuppe stärken. Die moderne, fast „stylische“ Hütte liegt sehr idyllisch auf einem Bergsattel.
Nach einer kurzen Pause setzen wir unseren Weg fort. Mittlerweile hat sich der Nebel aufgelöst und die wärmende Sonne kommt endlich hervor. Es geht nun stetig bergab ins Duron Tal, wo wir auf einen breiten und ebenen Fahrweg stoßen. Zahlreiche Murmeltiere sind hier zu beobachten, die ihren Clan durch durchdringende Rufe vor sich nähernden Wanderern oder anderen etwaigen „Feinden“ warnen.
Nach weiteren zwei Stunden erreichen wir das Refugio Micheluzzi. Die Zimmer sind einfach ausgestattet, verfügen aber teilweise über eigene Badezimmer. Vor der Hütte gönnen wir uns Kaffee und Kuchen bei leider mittlerweile nicht mehr so sonnigem Wetter. Nach kurzer Zeit fängt es an wie aus Kübeln zu schütten. Wir sitzen im Trockenen und hoffen, dass sich das Wetter bis morgen wieder beruhigt.
Das Abendessen im Micheluzzi ist einfach nur bombastisch! Wir können frei wählen aus einem Primi und einem Secundi Piatti sowie einem Dessert. Der Antipasti Teller für Zwei ist köstlich, überfordert uns aber bereits von der Menge! Danach gibt es hausgemachte Polenta mit Rehpfeffer bzw. frischer Bratwurst und als krönenden Abschluss Panna Cotta mit Waldfrüchten. Nach dieser üppigen Schlemmerei muss ein Abendspaziergang her, der jedoch durch erneut einsetzenden Regen jäh unterbrochen wird.
11. Juli 2018 - Tag 4 „Rosengarten Trekking“: Vom Rifugio Micheluzzi über die Antermoia Hütte und die Grasleitenpasshütte zur Vajolet Hütte (14 km, 4:30 Stunden, 1.033 Meter Anstieg)
Im Gegensatz zum Abendessen fällt das Frühstück im Micheluzzi eher spartanisch aus – halt typisch italienisch (wir befinden uns mittlerweile nicht mehr in Südtirol, sondern im Trentino!). Die Wetterprognosen sehen heute Morgen deutlich freundlicher aus als noch gestern Abend, so dass wir an unserem Plan festhalten, zur Vajolet Hütte zu wandern.
Zunächst geht es auf gleichem Weg wie gestern zwanzig Minuten durch das Duron Tal zurück, vorbei an schönen ursprünglichen und mit bunten Blumenkästen verzierten Holz-Bauernhäusern. Wieder stehen zahlreiche Murmeltiere auf den Hügel und lassen sich von der Morgensonne aufwärmen.
Es folgt ein unangenehmer Aufstieg über einen steilen Geröllpfad zum Passo Ciaregole. 400 Höhenmeter in diesem Gelände am frühen Morgen sind schon eine erste kleine Herausforderung! Bis zum Passo Dona sind es weitere 200 Höhenmeter und wir sind bereits in der ersten Wanderstunde schweißgebadet. Dort steht die Bergstation eines Lastenliftes, da bis hierhin die Lebensmittel für die Antermoia Hütte befördert werden, bevor der Hüttenwirt sie mit einer Transportraupe händisch zur Hütte befördert. Ein wahrhaft mühsames Unterfangen. Die Lage der Antermoia Hütte in einem steil aufragenden Felskessel ist atemberaubend, und wir haben uns eine kräftige Minestrone nach dem anstrengenden Aufstieg verdient.
Rund um die Hütte haben sich eine Hand voll geselliger Schneesperlinge versammelt, um ein paar Krumen der Brotzeit von Wanderern zu erbeuten.
Da sich das Wetter auch am Mittag noch hält, beschließen wir zur Vajolet Hütte weiter zu wandern – andernfalls hätten wir versucht, hier einen Schlafplatz zu bekommen. Es sind weitere drei Stunden Wanderzeit bis zur Vajolet Hütte. Zunächst kommen wir am malerisch gelegenen Antermoia See vorbei – wir verweilen eine ganze Weile auf einem Felsen sitzend, da wir uns an diesem Wunder der Natur kaum satt sehen können. Der See wird überwiegend von Schmelzwasser gespeist, sogar im Sommer sind ringsherum noch Schneefelder auszumachen.
Erneut müssen wir steil aufsteigen zum Passo Antermoia unterhalb des mächtigen Kesselkogels und durchqueren dabei einige weitere Schneefelder. Am Passo schießen wir von uns, auf einer Felsnadel stehend, spektakulär wirkende "Action-Fotos" und steigen dann ab zur Grasleitenpasshütte. Auf diesem Abschnitt ist gute Trittsicherheit gefragt. Ein italienisches Pärchen hat mit ihren leichten Turnschuhen größte Schwierigkeiten, nicht abzurutschen; völlig unverantwortlich, sich derart schlecht ausgerüstet in dieses hochalpine Gelände zu wagen! Auch die Grasleitenpasshütte liegt spektakulär, und wir sitzen eine ganze Weile auf der aussichtsreichen Terrasse bei Buchweizentorte und Kaffee.
Der weitere Abstieg zu unserem heutigen Ziel ist nunmehr relativ einfach. Die Vajolet Hütte ist mit rund hundert Schlafplätzen ebenfalls ziemlich groß und unpersönlich. Die Ausstattung der Zimmer ist einfach. Die Betten sind unbequem und kurz, die Benutzung von Hüttenschlafsäcken ist obligatorisch. Beim nächsten Mal würden wir sicher nach einer Alternative suchen.
In der Gaststube treffen wir Annelie und Carsten aus Berlin wieder, mit denen wir oben auf dem Mont Petz ins Gespräch gekommen sind. Wir haben zusammen einen netten Abend, plaudern über dies und das, insbesondere natürlich über Reisen. Das Abendessen auf der Vajolet Hütte ist durchschnittlich, wieder einmal eine dieser Hütten, in der schnelles Geld auf Kosten der Qualität gemacht werden muss.
12. Juli 2018 - Tag 5 „Rosengarten Trekking“: Von der Vajolet Hütte über das Rotwandhaus und die Kölner Hütte zur Plafötsch Alm (22 km, 8:00 Stunden)
Wir haben beide extrem schlecht geschlafen, zumal mein Bett bei jeder kleinen Bewegung geknarzt hat und zudem viel zu kurz war! Schon beim Frühstück tragen wir uns mit dem Gedanken, heute noch zur Plafötsch Alm abzusteigen, also zwei Etappen an einem Tag zu machen. Diese Strecke würde ungefähr der halben Sky Marathon Strecke entsprechen – mal sehen, ob wir das schaffen werden! Trinkwasser gibt es auf der Vajolet Hütte nicht, so dass wir Mineralwasser kaufen müssen.
Zum Colle Barbolada führt ein kleiner steiler Bergpfad mit kleineren Kletterpassagen ganz am Anfang. Wir bringen immer mehr Strecke zwischen Vajolet Hütte und uns - hier und da genehmigen wir uns einen Blick zurück!
Nach einer Stunde gelangen wir auf den schmalen Höhensteig Nummer 541, der an vielen Stellen durch Erdrutsche extrem ausgesetzt ist. Nur die wenigsten davon sind bereits durch Umleitungen gekennzeichnet. Mehrfach müssen wir gefährliche Stellen umgehen. Dieser Pfad ist im jetzigen Zustand definitiv nur etwas für absolut trittfeste und schwindelfreie Wanderer.
Noch einmal blicken wir an einem Aussichtspunkt zurück auf die zurückgelegte Strecke der letzten beiden Tage bis hinauf zum Antermoia Pass.
An der schlecht ausgeschilderten Kreuzung Torrette verpassen wir prompt den Steig zum Pas de le Zigolada und laufen anstatt dessen rund um ein ausgedehntes Felsmassiv einen Umweg von einer guten Stunde! Leider bemerken wir unseren Irrtum erst viel zu spät!
Schon etwas erschöpft erreichen wir die Rotwandhütte, essen eine Kleinigkeit zu Mittag und füllen vor allen Dingen unsere Wasservorräte auf. Können wir am heutigen Tag tatsächlich noch den Weg bis zur Plafötsch Alm schaffen? Wir beschließen, es zu versuchen, und im Notfall haben wir ja noch eine Reservierung in der Kölner Hütte. Der Wanderweg bis zur Kölner Hütte verläuft mehr oder weniger ohne größere An- oder Abstiege und ist gut ausgebaut. Wir kommen am Christomannos Denkmal vorbei, ein im Jahre 1912 erbauter Bronzeadler, der dem Südtiroler Fremdenverkehrspionier Theodor Christomannos gewidmet ist.
Später entdecken wir am Wegesrand sogar ein Edelweiß! Um 15.45 Uhr stehen wir an der Kölner Hütte, und obwohl uns die Wanderung schon ganz schön geschafft hat, fassen wir den Beschluss, noch bis zur Plafötsch Alm abzusteigen. Schnell haben wir bei Renate von der Plafötsch Alm das Zimmer für heute Nacht bestellt und auch die Reservierung in der Kölner Hütte telefonisch storniert.
Der steile Abstieg von der Kölner Hütte auf dem Geröll-Fahrweg bis zur Mittelstation der Gondel ist die reinste Hölle für die Knie. Wir sind heilfroh, als wir auf den Pfad Nummer 15 abbiegen können, der uns in Richtung Hanniger Schwaige führt. Von der Kölner Hütte haben wir noch einmal 2,5 Stunden vor der Brust, dabei haben wir auf den letzten Kilometern ein aufziehendes Gewitter im Nacken. Die Hüttenwirtin in der Hanniger Schwaige empfiehlt uns, direkt weiter zu gehen, damit wir nicht ins Gewitter geraten. Völlig erschöpft, aber glücklich, es geschafft zu haben, erreichen wir die Plafötsch Alm und beziehen unser liebgewonnenes Zimmer.
Unmittelbar nach dem wieder einmal leckeren Abendessen – es gibt frische Pfifferlinge - fallen wir todmüde in unsere Betten und schlafen den Schlaf der Gerechten.
13. Juli 2018 – Ausflug zum Völser Weiher und der Tuff Alm
Heute wollen wir es sehr ruhig angehen lassen und unternehmen einen Ausflug zum Völser Weiher. Der kostenpflichtige Parkplatz ist bereits recht gut gefüllt und spricht für jede Menge Trubel an dem beliebten Ausflugsziel. Wir wenden uns zunächst dem Wanderweg zur Tuff Alm zu, der immerhin zweihundert Höhenmeter recht steil in fünfzig Minuten zur Alm hinaufführt. Auch hier beobachten wir wieder zahlreiche bunte Schmetterlinge an den Almblüten, unter anderem schöne, orange-farbene Perlmutterfalter.
Die sonnenüberflutete Alm liegt am Fuße des imposanten Schlernmassivs und wir können die Wege nachvollziehen, die wir noch vor wenigen Tagen auf unserer Rosengarten-Trekking Tour bewältigt haben. Es herrscht Hochbetrieb auf der Tuff Alm, nahezu jeder Tisch ist besetzt. Wir bestellen Pfifferlinge mit Kräuterknödeln sowie eine Frittaten-Suppe, beides sehr lecker. Über den weniger steilen Fahrweg steigen wir später wieder ab und umrunden unten zunächst den malerisch gelegenen den Hubert Weiher.
Der See ist sehr viel ruhiger als der Völser Weiher, wo an sonnigen Tagen an den Badestellen betriebsamer Rummel herrscht. Wir halten am See ein erholsames Mittagsschläfchen mit Blick auf den Schlern. Der Hubert Weiher ist durch einen kurzen Waldwanderweg verbunden mit dem Völser Weiher. Hier hat eine Gruppe von Künstlern Installationen vorgenommen, die nur spärlich beschildert sind, aus unserer Sicht aber auch nicht übermäßig spektakulär sind.
Wir begeben uns zurück nach Völs, um uns in der Bar Flora ein leckeres Eis zu gönnen. Unser weiterer Weg führt uns nach Völs-Aicher zum Front Hof, wo wir vor einigen Tagen auf unserer Oachener Höfeweg Wanderung bereits Station gemacht haben. Hier wird auf traditionelle Weise Südtiroler Speck hergestellt. Dabei werden die unterschiedlichsten Körperteile von „glücklich“ aufwachsenden Schweinen verwendet, wie zum Beispiel Rücken oder Schulter - normaler Weise werden für Schinkenspeck ausschließlich „Hinterbacken“ verwendet. Wir decken uns mit verschiedenen leckeren vakuumverpackten Schinkenstücken ein und fahren danach zurück nach Tiers.
Auf Corinnas speziellen Wunsch hat Rosa heute für uns einen leckeren Knödel als Vorspeise zubereitet, danach gibt es ein wundervoll schmackhaftes Ossobuco mit Bandnudeln. Es ist so warm heute Abend, so dass wir unser Dinner vor dem Haus genießen können.
14./15. Juli 2018 – Noch einmal ins wunderschöne Tschamin Tal
Nachdem sich ein heftiges Gewitter in der Nacht ausgetobt hat, erfreut uns am Morgen wieder strahlender Sonnenschein, so dass wir uns zu einer letzten Wandertour aufmachen. Wir wollen noch einmal ins Tschamin Tal, das uns so gut gefallen hat. Dieses Mal finden wir mit Hilfe der Komoot App auch die Abzweigung im Wald oberhalb der Plafötsch Alm, so dass wir uns den Ab- und Aufstieg bis kurz vor St. Cyprian ersparen können. Der Abzweig ist nicht markiert, man muss auf ein Holzgatter achten, dort hindurchgehen und sieht alsbald gelbe Markierungen an Bäumen. Der Weg ist zum Teil sehr schmal und ausgesetzt und an einigen Stellen auch recht abschüssig.
Wie beim letzten Mal machen wir eine ausgiebige Rast am Rechten Leger und verzehren unser mitgebrachtes Schüttelbrot und Kaminwurzen. Auf gleichem Weg geht es am frühen Nachmittag zurück. Sehr angenehm sind am Wegesrand die Quellen mit erfrischendem Trinkwasser, so dass man bei dieser Tour nicht einmal große Mengen Trinkwasser mit sich führen muss.
Nochmals genießen wir an einem erneut lauen Sommerabend Rosas Kochkunst in vollen Zügen, Ravioli, Schnitzel mit Kartoffelsalat und Buchteln mit Vanillesoße – das leckere Essen werden wir definitiv vermissen, können aber mit Rosas Kochbuch ihre Rezepte jederzeit versuchen nach zu kochen! Wir plaudern an unserem letzten Abend vor der Hütte noch eine ganze Weile mit Rosa und Renate und sind uns spätestens jetzt sicher, sehr bald wieder an diesen großartigen Ort zurückzukehren!
Die Rückreise ist geprägt von hohem Verkehrsaufkommen und dem Endspiel um die Fußball-WM, das wir lediglich im Radio verfolgen können. Erstmals seit längerer Zeit passieren wir wieder die Grenze von Österreich nach Deutschland und geraten dort prompt in einen Stau. Wir passieren im Schrtitttempo auf Einzelspuren bis an die Zähne bewaffnete Grenzsoldaten auf deutscher Seite – wir hatten immer geglaubt, din einem der freiesten und liberalsten Staat der Welt zu leben! So wie der aktuelle deutsche Innenminister derzeit agiert, muss man allerdings für die Zukunft mit noch weitreichenderen Maßnahmen rechnen – vielleicht ein Zaun zwischen Österreich und Deutschland ...??? In den USA wird ein ähnliches Modell ja gerade "erfolgreich" mit Nachbarstaaten praktiziert! Trübe Gedanken nach einem außergewöhnlich schönen Wanderurlaub!
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