13. Februar 2020 – Gibbon Experience
Um 8.15 Uhr ist Treffpunkt im Office vom Gibbon Experience. Hier deponieren wir den Großteil unseres Gepäcks. Wir werden zunächst in die Sicherheitsbestimmungen eingewiesen, insbesondere wie man sich an den Ziplines mit den zwei Karabinern seines Klettergeschirrs sichert. Ein französischer Naturliebhaber hat das Projekt 1996 ins Leben gerufen und 2004 das erste Baumhaus errichtet. Eng verknüpft mit dem Aufbau der Baumhäuser war die Aufklärung der Bevölkerung, welche Vorteile das Projekt für sie mitbringen kann, wenn sie die Ressourcen des Waldes schützen. Ein Teil der Einkünfte des Projektes fließt in die Infrastruktur der Dörfer, Einheimische finden bezahlte Beschäftigungen als Bauarbeiter, Köche, Fahrer oder Guides. Mehr als 150 lokale Mitarbeiter beschäftigt das Gibbon Experience mittlerweile. Bis heute gibt es natürlich Wilderei und illegales Fällen von Primärwald, jedoch ist es durch die Einrichtung des Nam Kan Nationalparks und der vom Betreiber beschäftigten zwanzig Park-Rangern inzwischen auf ein Minimum reduziert worden. Das Gibbon Experience ist sicher kein billiges Vergnügen, aber nach den drei Tagen werden wir festgestellt haben, dass es ein "Once in a Lifetime Experience" und jeden Cent wert ist (buchbar über die Website des Veranstalters).
Mit einem Toyota Hillux werden wir zunächst bis Ban Domchai gebracht und fahren von dort aus auf einer Schotterpiste bis zum Ban Toup Village, unserem Ausgangspunkt. Von hier aus geht es nur noch zu Fuß weiter, und wir müssen mit geschultertem Rucksack ca. 3,5 Kilometer bergan steigen.
Am Basislager angekommen, werden die Baumhäuser auf die Teilnehmer verteilt. Als wir uns als nahezu älteste Teilnehmer als Bewohner des „Honeymoon-Baumhauses“ outen, werden wir vom Jungvolk regelrecht gefeiert! Tatsächlich sind wir zumindest auf unserer „Silver-Honeymoon-Tour“! Das Baumhaus Nummer 2 ist das einzige, das man zu zweit bewohnt, alle anderen Baumhäuser beherbergen bis zu acht Gäste. Wir sind jedenfalls sehr froh, ein privates Baumhaus gebucht und somit unsere Ruhe zu haben.
Vor der ersten Zipline-Fahrt werden wir noch einmal genauestens instruiert und schon schweben wir mit einer Geschwindigkeit von bis zu 60 km/h über den Baumwipfeln des Dschungels. Unsere erste Zipline ist gleich 240 Meter lang – Corinna ist etwas nervös, zumal es die allererste Zipline-Fahrt unseres Lebens ist. Letztlich ist alles kein Problem und wir beginnen schon bei der zweiten, dritten Fahrt die Aussicht zu genießen. Es ist ein einzigartiges Erlebnis, nahezu lautlos über den unberührten Dschungel zu schweben. Nach jeder Zipline-Fahrt geht es erst einmal zu Fuß weiter, um wieder im Schweiße unseres Angesichts Höhe zu gewinnen und die nächste Zipline zu erreichen.
Unser Baumhaus Nummer 2, das Honeymoon-Baumhaus, ist klein aber traumhaft schön. Es verfügt über eine Openair-Dusche und als einziges Baumhaus auch über eine richtige Sitztoilette mit Spülung. Uns erschleicht wieder einmal ein privilegiertes Gefühl, einen solchen magischen Ort ganz für uns alleine haben zu dürfen. Phitsai ist unser Personal-Guide für die nächsten drei Tage, er wird begleitet durch seinen reizenden Trainee Seinglaw. Während einer Tasse Tee und ein paar Snacks erfahren wir von unserem sehr gut englisch sprechenden Guide viele interessante Dinge über sein Land.
Schließlich überlassen die Beiden uns unserem "Schicksal" und wir genießen die exotischen Geräusche des Dschungels, während die Dunkelheit über uns hereinbricht. Rund um uns herum herrscht ein einziges exotisches Gezwitscher, dennoch bekommen wir trotz unserer exponierten Lage kaum Vögel zu sehen. Immerhin identifizieren wir ein paar Warbler und Drongos in den Baumkronen, später noch Green Eared Barbets und einen Nightjar an ihren markanten Rufen.
Grünlaubsänger (Greenish Warbler) Königsdrongo (Black Drongo)
Gegen Abend bringt uns eine Mitarbeiterin unser Abendessen, natürlich per Zipline, und bereitet das Bett vor, zwei Matratzen, die mit einem Stoffhimmel überzogen werden. Unter dem funkelnden Sternenzelt – wir haben in unserem Dach eine speziell dafür vorgesehene Öffnung – nehmen wir ein romantisches Dinner zu Zweit ein. Außer den nächtlichen Dschungelgeräuschen ist kein weiterer Laut von der Zivilisation zu hören. Wir lauschen noch ein wenig in die Nacht hinein und begeben uns dann früh zur Ruhe.
14. Februar 2020 – Gibbon Experience
In aller Herrgottsfrühe erleben wir das Konzert der Gibbons, die lautstark futuristische Rufe von sich geben – ein absolut beeindruckendes Erlebnis, das man nicht mehr vergisst, selbst wenn man die Tiere nicht zu Gesicht bekommt. Nur noch 1300 – 2000 der Black Crested Gibbons gibt es weltweit. Hier im Nam Kan Nationalpark leben davon 35 Exemplare in vier Familien, mit je einem Männchen und Weibchen sowie bis zu fünf Heranwachsenden. Wenn Weibchen geschlechtsreif werden, wechseln sie ihre Farbe von schwarz zu gelb-braun, daher lässt sich das Geschlecht von juvenilen Gibbons nicht bestimmen.
Das Frühstück wird uns von Seinglaw in gestapelten Warmhaltedosen gebracht. Auch zum Frühstück gibt es Reis, Springrolls, Gemüse und Chicken – ein Himmelreich für ein europäisches Frühstück!
Alsbald machen wir uns auf den Weg, denn wir wollen heute auf einer Tagestour alle anderen Baumhäuser besuchen. Wir sind gerade ein paar Schritte unterwegs, als wir auf Bewegungen in den Baumwipfeln aufmerksam werden. Tatsächlich schwingt sich nicht weit entfernt eine Gibbon-Familie von Baum zu Baum. Leise versuchen wir uns näher an die Gruppe heranzuschleichen. Es ist alles andere als einfach, die Tiere bei Morgengrauen zu sichten oder gar zu fotografieren, da sie mehr oder weniger permanent in Bewegung sind. Dennoch sehen wir eine Mutter mit ihrem winzigen Baby, das sich in den ersten Lebensmonaten am Bauch der Mutter festkrallt. Bis zu zehn Meter weit können Gibbons von Ast zu Ast springen. Leider gelingen uns keine brauchbaren Fotos, daher können wir hier nur ein abfotografiertes Foto aus dem Informationszentrum präsentieren! Das Erlebnis hat sich aber auf immer und ewig in unserem Gedächtnis festgebrannt.
Die Fußmärsche zwischen den Ziplines sind teilweise anstrengend, da wir immer wieder Höhenmeter gutmachen müssen. Im höchsten Baumhaus der Welt, dem Baumhaus Nummer 5, fünfundvierzig Meter hoch, wird uns unser Lunch serviert. Auf dem Weg dorthin kommen wir an bescheidenen Behausungen mit einer offenen Dschungelküche vorbei - hier werden die Speisen für die Baumhausgäste zubereitet.
Während des Mittagessens erzählen uns unsere Guides interessante Geschichten aus ihrem Leben. Phitsai hat eine deutsche Freundin, die in der Nähe von München lebt. Seinglaw, gerade einmal 22 Jahre alt, ist bereits verheiratet und hat ein süßes Baby von zwei Monaten, das er uns stolz in einem Video zeigt. Immer wieder kommt das Gespräch auf den negativen Einfluss, den die Chinesen auf das noch immer arme Laos ausüben. Sicher, auf der einen Seite investieren die Chinesen in die Infrastruktur des Landes, auf der anderen Seite, ähnlich wie in Afrika oder Südamerika, beeinträchtigen sie aber auch die Umwelt nachhaltig negativ, in dem sie zum Beispiel riesige Staudämme zur Stromerzeugung in den Flussläufen errichten.
Wir setzen unsere Tour fort, sichten unterwegs noch einen Black Giant Squirrel und einige Vögel. Die besten Baumhäuser für uns sind Nummer 5 und 7 sowie das Familienbaumhaus 4, das mit vier Personen maximal belegt werden kann. Am späten Nachmittag erreichen wir wieder unser Baumhaus, das für uns natürlich das Allerbeste ist! Die Sonne geht über den Baumwipfeln des Dschungels unter und wir fühlen uns wie im siebten Himmel!
15. Februar 2020 - Gibbon Experience / Houay Xay
Erneut lauschen wir während des Sonnenaufgangs schweigend und andächtig dem beeindruckenden Konzert der Gibbons. Noch einmal genießen wir es, mit den Ziplines geräuschlos über die Baumwipfel zu schweben. Leider heißt es Abschied nehmen von einem Erlebnis der ganz besonderen Art, das wir nie vergesssen werden! Wir wandern hinab zum Dorf, in dem uns zunächst Seinglaw stolz sein Baby und sein bescheidenes Heim zeigt. Nach einem abschließenden Lunch im "Dome" schießen wir noch Erinnerungsfotos mit unseren beiden famosen Guides und werden schließlich wieder zurück zum Office von Gibbon Experience nach Houayxay gefahren.
Zunächst schauen wir uns nach einem brauchbaren Hotelzimmer um und werden fündig im nahegelegenen Riverside Hotel (250.000 Kip inkl. Frühstück). Die Zimmer sind extrem einfach, verfügen aber über gute Twin Beds und sogar eine Klimaanlage. Wir haben lange mit uns gehadert, wie wir unseren Weg fortsetzen, mit dem Bus über Luang Namtha nach Oudomxay oder aber mit dem Slowboat zurück nach Pakbeng und von dort aus nach Oudomxay. Schließlich entscheiden wir uns für letztere Variante und ergattern bei Smile Cruise nach kurzer Verhandlung zwei Plätze zum halben Preis (je 40 USD). Somit vermeiden wir die deutlich günstigeren Public Boats, die laut und häufig überfüllt sind. Überhaupt können wir nur empfehlen, private Cruises vor Ort und kurzfristig zu buchen. Die Betreiber sind froh, wenn sie ihre Boote auffüllen können und man kann deutlich günstigere Preise aushandeln.
Genau gegenüber unseres Hotels führt eine lange Treppe zum Vat Chom Khao Manirath, dem größten Kloster Houayxays. Von dort wollen wir den Sonnenuntergang bewundern. Nachdem wir uns eine Weile umgeschaut haben, kommen wir mit einem jungen Novizen-Mönch ins Gespräch, der sich sehr interessiert nach unserem Leben erkundigt und aus dem Seinigen berichtet. Er lädt uns ein, dem gerade beginnenden 18 Uhr Gebet beizuwohnen, was uns beide sehr beeindruckt. Die Mönche sitzen vor den Buddha-Statuen, die von kitschigen, bunt blinkenden LED-Lampen eingerahmt sind und singen monotone Gebete. Es herrscht trotz des merkwürdigen Ambientes eine feierliche Stimmung.
Bouaketh, der junge Novizen-Mönch, wartet bereits an der Treppe auf uns, weil er sich mit uns unbedingt noch auf facebook verbinden und ein Foto mit mir schießen möchte. Vermutlich ist ein Foto mit einer Frau verboten, so dass Corinna die Rolle der Fotografin zukommt. Frauen dürfen Mönchen nicht zu nahe kommen und schon gar nicht berühren.
Am Ende der Treppe befindet sich in einer Nebengasse das Terrasse Restaurant, das von einem Franzosen und dessen laotischer Frau betrieben wird. Hier gibt es tatsächlich Spaghetti Bolognese – in vegetarischer und nicht-vegetarischer Variante! Nach einer guten Woche sind wir den Sticky Rice bereits leid, zumal er im Gibbon Experience dreimal täglich serviert wurde. Für einen französischen Besitzer passend, gäbe es zum Dessert hier sogar französische Käsevariationen, jedoch sind wir nach der Nudelportion pappsatt und müssen schweren Herzen dankend ablehnen!
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