2./3. November 2016 – Flug Frankfurt / Windhoek; Windhoek bis Ghanzi (450 Kilometer)
Monotone Autofahrt durch die Einöde der Kalahari
Eine bessere Einstimmung auf unsere Afrika-Reise hätten wir uns kaum wünschen können: Am Vorabend unserer Abreise tauchen wir ein in die Natur des südlichen Afrikas innerhalb eines Multivisions-Vortrag des Naturfotografen Reiner Harscher mit dem Titel „Sehnsucht Afrika“ - und das auf einer überdimensionalen zwanzig Meter breiten Leinwand im hannoverschen Astor-Kino! Die fantastischen Aufnahmen unter anderem aus dem Okavango-Delta lassen unsere Vorfreude ansteigen.
Wir haben für die Rail & Fly Anreise mit dem ICE nach Frankfurt einen ausreichenden Zeitpuffer eingeplant – heute ist die DB sogar überpünktlich. In Frankfurt stehen wir als Erste in der Reihe am Air Namibia Counter und ergattern so zwei der begehrten Emergency Seats für den Nachtflug nach Windhoek - ein entspannter Flug ist somit vorprogrammiert! Wir fliegen in den afrikanischen Sonnenaufgang hinein.
Ein Mitarbeiter von Bushlore erwartet uns bereits auf dem Flughafen von Windhoek. Am ATM besorgen wir uns erst einmal namibische Dollars und erwerben bei MTC eine Sim-Karte für Corinnas I-Pad. Wie sich herausstellt hat Verena von Bushlore nicht die Information weitergegeben, dass wir direkt am Flughafen losfahren wollen. Extrem ärgerlich, da wir nun nach Windhoek zum Office von Bushlore fahren müssen, um die Formalitäten zu erledigen, und anschließend die gleichen 40 Kilometer wieder zurück müssen. Wir stellen an Hand des Nummernschildes fest, dass wir 2014 exakt den selben Bushcamper hatten, nur dass das Fahrzeug damals nagelneu war, mittlerweile jedoch 170.000 Kilometer auf dem Buckel hat. Aber immerhin ist unser Hilux komplett neu bereift – immer ein sehr beruhigendes Gefühl!
Einmal in Windhoek, erledigen wir nun auch den eigentlich für Gobabis geplanten Einkauf in der großen Maerua Mall. Im Pep sowie im Super Spar arbeiten wir routiniert unsere vorgefertigte Einkaufsliste ab. Alle Frischeprodukte kaufen wir erst in Maun, da man keine Milchprodukte, Gemüse und Obst sowie Fleisch nach Botswana einführen darf und auch ein Veterinary-Fence bei Ghanzi durchquert werden muss (hier wird in der Regel nur in entgegen gesetzter Richtung kontrolliert!). Nach einem fast zweistündigem „Power-Shopping“ machen wir uns dann über die B6 quer durch die Kalahari auf den Weg in Richtung Grenze. Die Fahrt ist monoton und eintönig. Wir lassen die üblichen Grenzformalitäten an der Mamuno Border über uns ergehen und fahren dann weiter nach Ghanzi ins Thakadu Camp. Blitzschnell ist unser Bushcamper aufgebaut und wir genießen unseren ersten Sundowner in der so typischen Kalahari-Landschaft und bekommen dabei direkt wieder Besuch von den üblichen "Krabblern"!
Abends lassen wir uns im Restaurant der Lodge Rote-Beete Suppe und Elend-Sirloin Steak munden – dazu ordern wir einen leckeren Chenin Blanc. Stilvoller könnte unsere diesjährige Afrikareise kaum starten. An einem beleuchteten Wasserloch nebenan geben sich zahlreiche Antilopen und Schakale ein Stelldichein. Dann begeben wir uns zur Ruhe und schlafen uns erst einmal aus – Flug und die lange Autofahrt stecken uns doch ein bisschen in den Knochen.
4. November 2016 – Ghanzi – Maun (300 Kilometer)
"No Diesel today" - that´s Africa!
Bei Sonnenaufgang begebe ich mich auf die erste Birding-Tour. Es gibt viel zu entdecken, natürlich fehlen auch die üblichen Verdächtigen der Kalahari nicht, wie Glanzstare, Drogons, Maskenweber, Elsterdrosslinge, Akaziendrosseln und viele andere mehr.
Akaziendrossel (Groundscraper Trush)
Am Wasserloch, das von der Morgensonne malerisch ausgeleuchtet wird, umschwirren zahlreiche Marico- und White-bellied Sunbirds einen Jackelberry-Tree. Da die Paarungszeit bevorsteht, wird das eigene Revier mit allen Mitteln verteidigt - gar nicht so einfach bei diesem hektischen Gewusel ein paar brauchbare Schnappschüsse insbesondere von den wetteifernden und ziemlich aggressiven bunten Männchen hinzubekommen.
Weißbauch-Nektarvogel (White-bellied Sunbird)
Bindennektarvogel (Marico Sunbird)
Frühstück gibt es in der Lodge, ein passables Omelett mit Kaffee und Orangensaft. Wir unterhalten uns eine ganze Weile angeregt mit Anja und André, einem sehr netten Paar, das zunächst in die Central Kalahari fahren will und anschließend in den Moremi. Für unseren Geschmack sind die Beiden nicht gerade optimal für das CKGR vorbereitet und ausgerüstet – wir hätten gerne im Nachgang erfahren, ob alles, so wie sie es sich vorgestellt haben, geklappt hat.
Schließlich brechen wir unser Lager ab und fahren auf dem Trans-Kalahari Highway in Richtung Norden. Der Beamte am Kuke Veterinary Fence fragt gelangweilt, wo wir hin wollen und winkt uns ohne Kontrolle durch. Mittlerweile senkt sich die Tankanzeige bedenklich, jedoch erwidere ich Corinna, die auf ihrem Sitz nervös hin und her rutscht, „ kein Problem, in dreißig Kilometern kommt Sehitwa, dort gibt es eine Tankstelle“ - ein fataler Irrtum, wie wir wenig später feststellen.
Eine Shell-Tankstelle taucht tatsächlich in dem kleinen Kaff auf, aber Diesel kann man hier nicht kaufen. Wir glauben kaum, unseren Ohren zu trauen! Der zugekifft wirkende Tankwart versucht noch einen Kumpel in Maun anzurufen, der wahrscheinlich zum horrenden Kurs einen vollen Reservekanister ins achtzig Kilometer weit entfernte Sehitwa bringen könnte, doch dieser hat entweder keine Zeit oder ist ebenfalls bekifft. Jetzt ist guter Rat teuer. Wir beschließen uns an die Landstraße zu stellen, in der Hoffnung dass Anja und André, die noch hinter uns sein müssen, einen Ersatzkanister an Bord haben. An der Straße entdeckt Corinna plötzlich rund 200 Meter entfernt auf einem Parkplatz stehend den bunten Truck von Brummi-Tours, den wir bereits im Thakadu-Camp bewundert haben.
Michael hat den Truck selbst gebaut und karrt nun abenteuerlustige Menschen durch ganz Afrika, inklusive solch exotischer Reiseländer wie Kongo und Kamerun. Selbst ein 81 Jahre alter rüstiger Senior ist bei dieser Tour mit an Bord, die wohlbemerkt ausschließlich Übernachtungen in kleinen Iglu-Zelten vorsieht! Nachdem wir Michael unsere missliche Lage erklärt haben, holt er kurzer Hand einen 20 Liter Reservekanister und wir befüllen dankbar unseren nahezu leer gefahrenen Tank. Das mir ein solcher Anfängerfehler passiert, ärgert mich maßlos – aber wir sind wieder um eine Afrikaerfahrung reicher! Den gefüllten Kanister werden wir Michael direkt ins Audi-Camp in Maun zurück bringen, wo die neunköpfige Gruppe heute übernachtet.
In Maun tanken wir voll, decken uns dann bei Deli-Meat mit leckerem Game-Fleisch ein und fahren schließlich zum DWNP-Office, um die Permits für den Moremi und Chobe zu besorgen (120 Pula p.P. und Tag sowie 50 Pula pro Tag für das Auto). Der geplante Einkauf beim Super Spar ist hingegen eine derbe Enttäuschung. Vor drei Jahren haben wir den Supermarkt noch als bestens sortiert empfunden, heute wirkt das Gemüse gammelig und auch das sonstige Sortiment erscheint uns stark dezimiert gegenüber unserem letzten Besuch. Da wir weder vernünftige Zwiebeln noch Tomaten im Spar bekommen, versuchen wir unser Glück bei Choppies gegenüber und siehe da, hier ist das Gemüse-Angebot deutlich ansprechender. Beim Campingausstatter MacKenzies erwerben wir noch ein paar Storage Boxen für eine bessere Ordnung in unserem Bushcamper.
Wir unterhalten uns im Audi-Camp noch angeregt mit Michael – er plaudert ein bisschen aus dem Nähkästchen über seine (zumeist positiven) Erlebnisse mit Reisegruppen – und beobachten dabei wunderschöne Paradise Flycatcher, die durch das Camp schwirren. Die Reisen mit Brummi-Tours klingen durchaus interessant und könnten selbst für eingeschworene Individualisten wie uns durchaus einmal eine Option in schwieriger zu bereisenden Ländern wie zum Beispiel Kamerun sein!
Dann fahren wir in die benachbarte und sehr viel schöner gelegene Okavango River Lodge, wenn auch die Abolutions etwas heruntergekommen wirken. Wie bereits vor drei Jahren schlagen wir unser Camp direkt unten am Thamalukane River auf, der in diesem Jahr sehr wenig Wasser führt. Im südlichen Afrika herrscht 2016 eine schreckliche Dürre, die für viele Menschen auch eine furchtbare Hungersnot bedeutet. Die Einheimischen steuern ihre Mokoros über den Fluss um zu fischen oder einfach nur den lauen Sommerabend zu genießen.
Am Abend lassen wir es uns erneut beim Dinner im Restaurant der Lodge gut gehen. Wir meinen uns zu erinnern, dass bereits bei unserem letzten Aufenthalt T-Bone Steak auf der Speisekarte stand. Der Mond spiegelt sich malerisch über dem Thamalakane.
5. November 2016 – Von Maun bis Moremi, Third Bridge (125 Kilometer)
Eine Tüpfelhyäane auf Streifzug
Highlights beim morgendlichen Birding am Fluss sind Senegal Coucals und ein niedlicher Flughund, der mich mit großen Kulleraugen in einem Baum hängend anschaut, da ich ihn offenbar gerade aus dem Schlaf gerissen habe!
Senegalvleloerie (Senegal Coucal) / Flughund
Ein African Golden Weaver ist gerade emsig damit beschäftigt, ein kunstvolles Nest für seinen Nachwuchs zu bauen, während ein ein Golden Tailed Woodpecker Männchen seiner üblichen Beschäftigung nachgeht.
Großer Goldweber (African Golden Weaver ) / Goldschwanzspecht (Golden Tailed Woodpecker)
Bei den Red Headed Weavers wird einmal mehr die Ungerechtigkeit der Natur bei den Geschlechtern offenkundig: Die Prächtigkeit des Federkleides von Männchen und Weibchen ist auch bei dieser Spezies etwas ungleich verteilt.
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