Zum Gauja Nationalpark ist es von Riga aus nicht allzu weit. Der Abstecher unterwegs zur Burg Sigulda ist nicht sonderlich lohnend, auch der in unserem Reise-Know How Reiseführer aufgeführte „Fotografenhügel“ ist so dicht zugewachsen, dass man vom angepriesenen malerischen Gauja-Bogen rein gar nichts mehr sehen kann! Sehr viel lohnender dagegen ist der Abstecher zur Burg Turaida, der wohl berühmtesten Burg Lettlands (Eintritt 5 €). Erst in den Siebziger Jahren wurde die alte Kreuzritterburg mit den typischen roten Ziegelsteinen wieder restauriert. Der Aufstieg auf den fast 40 Meter hohen Nordturm ist natürlich gesetzt, zumal man von oben einen grandiosen Ausblick auf den Gauja-Bogen sowie den Rest der Burg hat.
Unterhalb der Burg liegt die sehr schöne Holzkirche von Turaida, mit einem freundlichen, nordisch anmutenden Interieur. Mit dem vor der Kirche befindlichen Grab der „Rose von Turaida“, das bis heute zahlreiche Liebende anzieht, ist eine herzzerreißende Geschichte verknüpft: Das wunderschöne 19-jährige Mädchen Maja verliebte sich in den Gärtnerjungen Viktor. Ein polnischer Offizier war aber ebenfalls in Maja verliebt. Als Maja die Avancen des Offiziers abblockte, wollte dieser ihr Gewalt antun. In ihrer Not bot Maja dem rasenden Offizier ein Tuch an, das angeblich vor jeder Verletzung schützen sollte. Maja wollte die Wirkung am eigenen Leib demonstrieren. Der Offizier schlug zu und schnitt dabei dem bedauernswerten Mädchen die Kehle durch.
Einige wunderschöne, traditionelle Holzhäuser stehen im Park, zumeist umgeben von farbenfrohen Blumenbeeten, die umschwirt werden von prachtvoll schimmernden Rosenkäfern. Hier kann man gut eine Weile durch die gepflegt angelegten Gartenanlagen wandeln.
Goldglänzender Rosenkäfer (Cetonia Aurata)
Der Gauja Nationalpark ist mit 920 Quadratkilometern der größte Nationalpark des gesamten Baltikums und beherbergt zahlreiche Vogel- (149) und Säugetierarten (48). Wir haben uns als heutiges Ziel den Platz Kanoe Kampings in Ligatne ausgesucht (24,-- €). Er liegt unmittelbar an der Gauja und ist ausgestattet mit nagelneuen Sanitäranlagen, die im Baltikum Womo-Führer noch nicht aufgeführt sind. An dieser Stelle wird eine antiquierte Holzfähre mit Platz für zwei Fahrzeuge betrieben, die mit Muskelkraft von den beiden Fährleuten an einem Stahlseil entlang ans andere Flussufer gezogen wird. Wir fühlen uns fast an afrikanische Verhältnisse erinnert, fehlen nur die Krokodile im Fluss!
Den Nachmittag verbringen wir mit Relaxen und Lesen und ich wage sogar ein erfrischendes Bad im ziemlich eisigen Fluss – für Corinna sind diese Wassertemperaturen ohnehin nichts! Abends wird gegrillt und wir sind begeistert von der guten Qualität des Gemüses und des Thunfisches vom Markt in Riga.
16. August 2017 – Gauja Nationalpark
Für heute Morgen haben wir eine Kanutour auf dem Gauja gebucht (45,-- €), Tourbeginn ist um 11 Uhr. Mit einem Bus werden Boote und Passagiere zwanzig Kilometer flussaufwärts nach Cesis gebracht. Wir verstauen unsere Fotoausrüstung in Wassersäcken und lassen das Kanu in den Fluss gleiten. Die Strömung ist so stark, dass wir uns ohne größere Anstrengung vorwärts bewegen.
Natürlich hoffen wir auf einige Vogelsichtungen, wenn uns auch bewusst ist, dass die Jahreszeit dafür alles andere als optimal ist. Eisvögel kann man jedoch zu jeder Jahreszeit sehen und tatsächlich haben wir auch Glück. Einige dieser wunderschönen und bunten Vögel jagen über die Wasseroberfläche, für ein gutes Foto reicht es aber leider nicht. Außerdem entdecken wir unter anderem Silberreiher, Flussuferläufer sowie einige Gänsesäger.
Gänsesäger (Weibchen) / Silberreiher
Überall schwirren in Ufernähe filigrane Blauflügel-Prachtlibellen durch die Lüfte. Sie stehen in Deutschland auf der Roten Liste und sind in zahlreichen Gegenden vom Aussterben bedroht.
Blauflügel-Prachtlibelle
Es gibt entlang des Ufers Rastplätze, auf denen man bei einer Mehrtagestour übernachten kann. Alle Plätze sind mit einem überdachten Podest sowie einer Trockentoilette ausgestattet. In Briedisi legen wir unsere Mittagspause ein und verspeisen genüsslich unsere mitgebrachten Brote. Man sollte bei dieser Kanu-Tour unbedingt Autan dabei haben, da man auf dem Fluss von Bremsen regelrecht überfallen wird!
Ansonsten macht es großen Spaß, auf dem Fluss die Landschaft gemächlich an sich vorbeiziehen zu lassen. Die von der Besitzerin des Campingplatzes angekündigten Stromschnellen kurz vor Ende der Tour erweisen sich als harmlos; dies kann zu anderen Zeiten natürlich ganz anders aussehen. Im Juni zum Beispiel ist der Wasserstand rund einen Meter höher und der Strom an einigen Stellen entsprechend reißend!
Weil uns der Fluss ein bisschen an Afrika erinnert, beschließen wir heute Abend am offenen Feuer im Potjie (Dutch Oven) zu kochen, den wir uns kurz vor der Reise noch angeschafft haben. Auch bei einer Wohnmobil- oder Campingreise in Europa ist der Potjie einfach ein grandisoes Utensil, das wir nicht mehr missen wollen! Wir bereiten unseren „berühmten Afrika-Eintopf“ mit Rinderfilet, Linsen und frischem Gemüse zu – mindestens eine Stunde gegart - lecker, lecker!
Heute Abend sind die Temperaturen ein bisschen angenehmer, jedoch sorgt eine Armada von Moskitos dafür, dass wir nach dem Essen schnell ins lauschige und Insekten-freie Wohnmobil flüchten.
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