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GR - Kreta 2010

Wir sind mit diesem Reisebericht inzwischen umgezogen auf unsere neue Website Wehr-Reinhold.de und empfehlen dir, dorthin zu wechseln!

 

 


Im Frühsommer 2010 haben wir die größte griechische Insel, Kreta, bereist. Dabei haben wir uns auf die noch weitgehend touristisch unerschlossene Ostküste in der Nähe des berühmten Palmenstrandes Vai konzentriert. Diese Region Kretas bietet vielfältige Möglichkeiten zum Baden an einsamen Traumstränden und zum Wandern durch tiefe Schluchten und Küstenabschnitte, aber auch kulturell Interessierte kommen nicht zu kurz: Die Region ist, wie fast überall auf Kreta, das reinste Freilichtmuseum. Ausgrabungsstätten aus den unterschiedlichsten Zeitepochen sind in Hülle und Fülle zu entdecken.


28.05.2010

Unser Nachtflug mit TUI-Fly ab Hannover (ca. 250,-- € p.P.) landet planmäßig um 7.00 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen von Heraklion. Wir haben einen Mietwagen gebucht (416,-- € für 16 Tage) und erhalten einen nagelneuen Suzuki Alto. Sogleich machen wir uns in Richtung Osten auf den Weg. Die Landschaft bis Agios Nikolaos ist wenig attraktiv. Das Gebiet ist mittlerweile stark zersiedelt, eine Touristen Bettenburg jagt die nächste. Höhepunkt ist sicherlich das ehemals unscheinbare Straßendorf Malia, das wegen seines schönen Strandes und der Nähe zu Heraklion eines der Touristenzentren Kretas darstellt. Immerhin kommt man auf der gut ausgebauten Küstenstraße schnell voran, so dass wir diese für uns ungastliche Region schnell hinter uns lassen können.

Hinter Agios Nikolaos beginnt die Kretische Riviera. Die Panoramastrecke mit Ausblicken auf das türkisfarbene Meer und üppig sprießenden Oleander, strahlend gelben Ginster sowie bildschön gewachsenen Zypressen am Straßenrand, dazwischen immer wieder sattgrüne Olivenplantagen und Weinberge, bietet ein großartiges Farbenspektakel. Östlich der weiten Bucht von Agios Nikolaos stoppen wir in einem kleinen verschlafenen Nest direkt am Meer, Pachia  Ammos. Im Cafe Aephaes genießen wir ein kleines Frühstück, bestehend aus einem Sandwich und einem Cappuccino. Den herrlichen Ausblick auf das Meer mit kleinen vorgelagerten Inseln gibt es gratis dazu.




Einziger Wermutstropfen: Die Bucht von Pachia Ammos gilt als die „Kloake“ von Agios Nikolaos, da der Unrat der Stadt permanent an den Strand des Örtchens gespült wird. Trotz der Bemühungen der Einwohner ist der Müll am Strand allgegenwärtig. Am östlichen Ende der Bucht befindet sich eine bildschöne kleine Kapelle.

 

Unterbrochen von einigen Fotostopps auf der Panoramastrecke, u.a. an einem bizzarren Steinbruch, fahren wir weiter nach Sitia, einer scheinbar touristisch aufstrebenden Kleinstadt, in der möglicherweise demnächst ein weiterer internationaler Flughafen für den Osten der Insel eröffnen soll. Bislang landen hier lediglich einige Inlandsflüge pro Woche. Die Landschaft um Sitia profitiert offenbar nicht gerade von den Plänen – überall wird gebaut und es werden leer stehende seelenlose Siedlungen hochgezogen. Höhepunkt ist die wohl größte Fehlplanung der Region, Dyonisos Village, 1993 von einem Investor mit großen Ambitionen als Time Sharing Projekt erbaut und nach dessen Pleite bis zum heutigen Tag nahezu leer stehend! In Sitia erledigen wir so lediglich für einen Einkauf der notwendigsten Lebensmittel in einem Spar Supermarkt.

Hinter Sitia wird die Landschaft karg – die Region gilt als die regenärmste auf ganz Kreta. Über kahle Bergrücken gelangen wir nach Kato Zakros, einer wunderschönen Badebucht mit idyllischen Tavernen am Strand. Wir haben uns oberhalb des Örtchens im Yiannis Retreat für die erste Woche unseres Kreta Aufenthaltes eingebucht (40,-- € pro Nacht). Die Anlage ist liebevoll angelegt mit fünf zu vermietenden Studios.



Besitzerin Katerina und ihr Mann Yannis sind nicht anwesend, da sie früher als erwartet am heutigen Tag im Krankenhaus von Agios Nikolaos einen gesunden Sohn (Nikos) zur Welt gebracht hat. So werden wir von ihrer Schwester Stella, die nebenan ebenfalls sehr hübsche Studios vermietet, freundlich empfangen. Da wir in dieser Nacht nur sehr wenig Schlaf bekommen ha
ben, relaxen wir zunächst auf unserer wunderbaren blumenumrankten Terrasse. Der Garten der Anlage ist Balsam für das Auge, überall wuchern Wandelröschen, Oleander, Minzebüsche und Rosen, die von bunten Schmetterlingen umschwirrt werden. Von den kleinen schattigen Sitzplätzen im Garten hat man einen sagenhaften Ausblick auf die Bucht von Kato Zakros, mit einer davor liegenden, fast bis zum Strand reichenden Olivenplantage. Neben Yiannis Retreat gibt es auf dieser Seite des Tals einige weitere nette kleinere Apartment Anlagen, wie z.B. Katerina Apartments, vermietet durch den Wirt der Taverne Akrogiali, George Villas.
 

Am Abend laufen wir hinunter zum schönen Kiesstrand. Das Wasser leuchtet wie auf Postkarten in verschiedenen hellblauen Farbtönen. Unten vermietet fast jedes Haus Zimmer, z.B. das Coral, das Athena und das Poseidon (ebenfalls im Besitz des Akrigiali Wirtes), die bereits ab 20 € zu haben sein sollen. Kato Zakros besteht nur aus wenigen Häusern, die Hälfte davon sind Tavernen, die alle nebeneinander am Strand stehen. Wir entscheiden uns für das Akrogiali, das von allen am schönsten gelegen ist. Wir ordern griechischen Salat und Saganaki (gebackener Schafskäse) sowie Lamm mit Kartoffeln bzw. geschmortes Gemüse – alle Gerichte sind lecker und werden mit bekannt griechischer Gastfreundschaft von dem maximal 1,50 m großen „Kellner“ serviert. Mit Wasser und einem Liter Hauswein zahlen wir am Ende rund 35,-- €, ein akzeptabler, wenn auch nicht mehr wie in früheren Zeiten sensationell günstiger Preis.

 
29.5.2010
Wir frühstücken auf einer der uns zur Verfügung stehenden schattigen Sitzplätze unterhalb unseres Studios. Die Zubereitung ist etwas improvisiert, da es nur einen sehr kleinen Herd mit einer großen und einer sehr kleinen Herdplatte gibt. Das Brot kann in einem Sandwich-Maker getoastet werden. Zutaten zum Frühstück wie Butter, Marmelade, Obst, Tee und Kaffee werden kostenlos bereitgestellt.


Nach einem ausgedehnten Frühstück fahren wir hinunter zum Strand. Am nördlichen Ende der Bucht gibt es einen kleinen einsamen idyllischen Kiesstrand, wo wir unseren ersten Strandtag bei einer guten Lektüre genießen. Natürlich nehmen wir auch unser erstes Bad im schon recht warmen Mittelmeer.

In der Nähe unseres Strandes am nördlichen Ende der Bucht beginnt eine Wanderung zur Pelekitas Tropfsteinhöhle, die wir heute in Angriff nehmen wollen. Die Wandertouren auf Kreta entnehmen wir wie zumeist bei unseren Reisen in Europa dem Rother Wanderführer. Der malerisch gelegene steinige Pfad ist mit roten Punkten und Steinmännchen bestens markiert. Er führt entlang der schroffen Küstenlinie durch eine aromatisch duftende Macchia Landschaft, die durch lila blühende Thymian Büsche bestimmt wird.

Nach einer guten Stunde erreichen wir die Tropfsteinhöhle. Bewaffnet mit einer Taschenlampe erkunden wir das Innere und entdecken zahlreiche Stalaktiten. Von der Höhle aus führt über den Bergkamm ein weiterer Wanderweg nach Kato Zakros, der allerdings ca. drei Stunden in Anspruch nimmt. Alle Wanderwege in der Nähe von Zakros sind gut markiert. Es gibt zudem an den Ausgangspunkten Tafeln mit Wanderkarten. Eine ausführliche Wanderkarte des Gebietes mit einem Maßstab von 1:25.000 kann z.B. bei Stella, die auch als Wanderführerin arbeitet, erworben werden. Wir gehen nach einer kurzen Rast vor der Höhle auf gleichem Weg wieder zurück.

 

Zurück bei Yiannis Retreat treffen wir endlich auf unseren Vermieter, den wir zunächst herzlich zur Geburt seines Sohnes beglückwünschen. Er begrüßt uns herzlich mit einem Willkommenskorb, gefüllt mit Raki, Wein, Oliven etc. Heute Abend entscheiden wir uns für die Taverne Kato Zakros Bay. Es gibt Tsatsiki und Auberginen Mus als Vorspeise, danach einen gemischten Grillteller mit Gemüse aus eigenem Anbau und Moussaká.


30.05.2010
Heute legen wir einen geruhsamen Strandtag in Xerokambos ein. Über Zakros geht es durch ein mit Olivenbäumen bewachsenes Tal in das verschlafen wirkende Örtchen. Früher war der Ort eher eine Sommersiedlung für Bauern, heute leben die Bewohner mehr und mehr vom allerdings noch sehr beschaulichen Tourismus. Überall werden an der Straße „Rooms“ und „Apartments“ angeboten, wahrscheinlich hofft man auch hier bereits auf den geplanten Ausbau des Flughafens in Sitia!? Zur Zeit ist die komplette Ostküste glücklicherweise vom Massen- und Pauschaltourismus verschont geblieben, wahrscheinlich auch deswegen, da hier archäologische Fundstätten vermutet werden, die geschützt werden sollen und daher die Behörden keine Baugenehmigungen erteilen. Wir fahren an das südliche Ende des Strandes zu einer kleinen Kapelle und einer völlig unspektakulären Ausgrabungsstätte. Xerokambos verfügt über eine Vielzahl idyllischer Strände, die auch am heutigen Sonntag fast menschenleer sind. Unterhalb der Ausgrabungsstätte lassen wir uns in einer kleinen Sandbucht nieder.


Gegen Mittag nehmen wir in einer Taverne am Strand, die den gleichen Namen trägt, wie eine der Tavernen in Kato Zakros Akrogiali, einen kleinen Snack ein, Moussaká (6,50 €) und Grüne Bohnen mit Tomaten und Kartoffeln (5,50 €) – insgesamt sind die Speisen hier nicht gerade eine Offenbarung. Den zweiten Teil des Tages verbringen wir in einer wundervollen Bucht, dem Katsounaki Strand, den man über eine üble Schotterpiste, ausgehend vom nördlichen Ortsrand, erreicht. Das Auto stellen wir am Ende der Piste ab und laufen noch ca. gut fünf Minuten in Richtung der Sanddünen. Die ca. 100 Meter lange Bucht mit feinstem Sand ist eingerahmt von Felsen, das Wasser ist kristallklar.

Am Abend  besichtigen wir die Hauptattraktion von Kato Zakros, den minoischen Palast (Bild unten), der neben den Ausgrabungsstätten in Knossos und Phestos zu den wichtigsten Funden der minoischen Kultur zählt (Eintrittspreis 3,-- €). Der Palast von Zakros wurde erst 1961 entdeckt. Da er im Gegensatz zu den anderen Ausgrabungsstätten nie geplündert wurde, konnten hier die wichtigsten Fundstücke der minoischen Kultur entdeckt werden. Für Archäologie-Laien ist der Besuch der Ausgrabungsanlage nicht sehr spektakulär. Man muss ein wenig seine Phantasie spielen lassen, um sich das Leben der Minoer im Palast vorstellen zu können. Es sind lediglich einige Steinhaufen und Mauern auszumachen. Ein Flyer informiert über die Anordnung der Räumlichkeiten im Palast. Es gibt auf dem Gelände damals wie heute einige Brunnen und Wasserstellen, in denen Sumpfschildkröten leben. Der violette Boden in und um die Palastanlage ist wie im gesamten Tal von Kato Zakros allgegenwärtig. Bemerkenswert ist die runde Zisterne, die wahrscheinlich als privates Schwimmbecken oder als Aquarium für exotische Fische diente - …und das vor 3400 Jahren! Bei unserem Rundgang  haben wir die ganze Anlage für uns alleine. Am Hang oberhalb der Ausgrabungsstätte hat man einen wunderschönen Überblick. Im Schatten eines alten Olivenbaumes genießen wir die Beschaulichkeit dieses Ortes. Zu guter Letzt schauen wir uns noch den wahrscheinlich ersten Metall Schmelzofen der Weltgeschichte an.



Abends gibt es in der Akrogiali Taverne unten am Meer leckere warme Weinblätter (4 €) sowie Kaninchen (9 €) und Bifteki (5,50 €).


31.05.2010
Wir werden wohl unser geplantes Programm für heute ein wenig umstellen müssen. Bereits morgens ist es sehr warm, so dass an eine ausgedehnte Wanderung kaum zu denken ist. Heute wollen wir zum berühmten Palmenstrand Vai fahren. In Paleokastro kaufen wir in einem netten kleinen Shop, Art & Lumiere, ein paar Postkarten sowie ein Buch über Schluchten auf Kreta. Hier kann man außerdem diverse Wanderkarten sowie allerlei (nicht kitschige) Souvenirs erwerben. Wir entscheiden uns zunächst nicht am Touristenanziehungspunkt Nummer 1 an der Ostküste, dem Palmenstrand Vai, zu stoppen, sondern zwei Kilometer weiter nördlich zu den einsameren Stränden von Itanos, dem Vai in Kleinformat, zu fahren. Auch hier stehen einige Palmen direkt am Strand, vor allem am Südstrand, den man über die historische Ausgrabungsstätte erreicht. Hier gibt es eine frühchristliche Basilika mit zahlreichen umgestürzten Säulenstümpfen. Wir laufen durch die alten Steine hinauf auf den vor uns liegenden Berg. Von hier hat man eine gute Aussicht auf die drei aneinander grenzenden Strände, die im Gegensatz zu Vai nicht überfüllt sind. Wir beschließen von hier aus nach Vai zu wandern. Wir queren den kleinen Palmenstrand, gehen durch ein Ziegengatter hinauf den Felsen und folgen einem unmarkierten Trampelpfad der Küstenlinie entlang. Unter uns entdecken wir weitere traumhafte Strände, die völlig menschenleer sind. Unterwegs sind sogar einige Wegmarkierungen mit roten Punkten auszumachen.

Nach ca. 30 Minuten kommt der Strand von Vai in Sicht, allerdings aus einer anderen und viel schöneren Perspektive, als ihn die meisten anderen Bustouristen erleben. Wir suchen uns einen Weg durch die Macchia nach unten zur Bucht. Der Strand ist für Vai-Verhältmisse verhältnismäßig leer, zur Hauptsaison werden die Pauschaltouristen aus den Hotelanlagen von Malia & Co gleich scharenweise hierher gekarrt! Heute finden wir sogar einen Platz unter Schatten spendenden Palmen in erster Reihe.

Vai ist einer der wenigen Palmenstrände in Europa - man fühlt sich fast wie in der Karibik. Die Palmenart von Vai ist sehr selten. Hier gibt es Hunderte von Phoenix-Theophrastii-Palmen, die ansonsten nur an wenigen anderen Stränden Kretas vorkommen. In den 70er Jahren war Vai ein einziges Hippie Paradies. Der Müll der wild kampierenden „Blumenkinder“ stapelte sich, in die Stämme der Palmen wurden Sprüche und Initialien eingeritzt, Palmblätter abgerissen - die Palmen waren schließlich vom Aussterben bedroht. Die kretische Naturschutzbehörde reagierte und vertrieb die Hippies und die meisten Palmen  wurden eingezäunt. Am Strand sind mittlerweile Sonnenschirme und Liegen aufgestellt, die gemietet werden können (4,50 € pro Person). Ein großer gebührenpflichtiger Parkplatz befindet sich hinter dem Strand (4,-- € pro PKW).

Nach einer kleinen Siesta unter Palmen essen wir in der Snackbar am Strand ein pappiges  Sandwich mit Feta bzw. Thunfisch (3,-- €). Oberhalb der Bar befindet sich zudem eine Taverne, die aber laut  Reiseführer ebenfalls mit einer eher mäßigen Qualität aufwartet. Für den Rückweg entschließen wir uns, einen Weg entlang des Strandes zu finden. Diese Variante ist ebenfalls möglich, erfordert aber einige Kletterpartien über Felsen. Belohnt werden wir durch einen völlig menschenleeren Traumstrand zwischen Vai und Itanos, den wir bereits von oben ausgemacht hatten und der uns sicher immer in Erinnerung bleiben wird.



Auf der Rückfahrt besichtigen wir noch das Kloster Toplou, das mit seinen meterdicken Mauern wie eine mittelalterliche Burg daherkommt. Es gilt aufgrund seiner großen Ländereien als eines der reichsten Klöster Kretas, auch der Strand von Vai gehört zu den Besitztümern. In der Kirche sind eine Reihe wertvoller Ikonen ausgestellt, die teilweise aus dem 17. Jahrhundert stammen. Heute lebt nur noch ein einziger Mönch hier. Nach der Besichtigung kaufen wir noch zwei Liter Olivenöl, das neben Wein hier produziert wird. Mit einem Gläschen Weißwein aus eigenem Anbau stoßen wir im klostereigenen Kafenion auf einen wunderschönen Tag an.

Unser Abendessen nehmen wir in der kleinen Glaros Taverne unten am Strand von Kato Zakros ein. Es gibt gefüllte Weinblätter bzw. Zucchiniblüten sowie Kaninchen in Weinsauce (8,--€) und Pastitio (6,--€), ein griechischer Nudelauflauf.


01.06.2010
Da wir heute die Todesschlucht durchwandern wollen, stehen wir bereits sehr früh auf, frühstücken auf unserer oberen Terrasse in aller Ruhe und sind um 8.00 Uhr bereit zum Aufbruch. Wir haben uns gestern für eine ungewöhnliche Variante der Schlucht Durchwanderung entschlossen, die nicht in dem ansonsten sehr zu empfehlenden Rother Wanderführer aufgeführt ist. Wenige Meter unterhalb des Einstiegs in den Dead´s Gorge führt ein steiler steiniger Pfad nach oben, das Hinweisschild nach Traostalos Mountain unten an der Old Road ist nicht zu übersehen. Wir folgen den gut sichtbaren roten Markierungen bzw. Steinmännchen durch unwegsames Gelände. Nach einem kurzen steilen Aufstieg folgen wir dem Pfad, der zunächst parallel zur nördlichen Kante des Dead´s Gorge führt. Von hier kann man schon einmal tief hinab blicken auf das vom Oleander rosa eingefärbte Bachbett. Nach einer guten halben Stunde durch betörend duftenden Thymian erreichen wir die erste Weggabelung, gekennzeichnet mit hölzernen Hinweisschildern. Wir halten uns links in Richtung Azokeramos. Der Pfad führt mit mäßiger Steigung hinauf zu einem Hochplateau. Die Wanderstöcke erweisen uns in dem gerölligen Gelände gute Dienste. Die beiden Örtchen Zakros und Klissidi kommen nun in Sicht.


Auf der leicht abfallenden Ebene führt der Pfad immer gerade aus, durch ein Ziegengatter hindurch und parallel zu einem Zaun bis links unter uns eine kleinere Nebenschlucht erkennbar wird. Hier lassen wir uns für kurze Zeit verwirren durch eine große rote Markierung auf der Spitze eines Felsens jenseits des Zauns, die steil hinab in die Schlucht führt. Wahrscheinlich hat irgendein „Witzbold“ an dieser Stelle rote Irrwege markiert. Wir halten uns hingegen weiterhin parallel zu dem Ziegenzaun und gelangen schließlich zur Abzweigung, ebenfalls mit Holzschildern markiert, an der wir den Pfad nach Azokeramos verlassen und auf den Dead´s Gorge zuhalten. Erneut müssen wir ein Ziegengatter passieren und steigen dann auf einem schmalen steinigen Pfad in Serpentinen hinunter in eine Nebenschlucht des Dead´s Gorge. Unten blühen die Oleanderbüsche prachtvoll im trockenen Bachbett. Umrahmt von einem rosa Blütenmeer legen wir eine kurze Rast an einem schattigen Plätzchen ein. Der Weg durch das unwegsame Gelände oben auf dem Plateau hat uns doch ein wenig Kraft gekostet.

Schließlich setzen wir unseren Weg den Markierungen folgend fort und gelangen in eine weitere Nebenschlucht. Ein Wegweiser findet sich an der Kreuzung auf einem Felsen im Bachbett. Es folgt eine kleine Kletterpartie an einer Felswand. Hier sind Haken in die Felswand eingeschlagen, die dem Wanderer den Abstieg ermöglichen.

Nach insgesamt mehr als drei Stunden reiner Wanderzeit gelangen wir schließlich in die Todesschlucht. Der Name der Schlucht stammt aus der minoischen Zeit Kretas. Die Einwohner des Palastes in Kato Zakros begruben hier ihre Toten in Felsnischen. Neben der rosa Blütenpracht des Oleanders wird die Schlucht bestimmt durch lila gefärbte Erde und Felswände. Die Färbung wird verursacht durch eine Schicht aus Rotkupfererz, die von der Erosion aus den Tiefen der Erde zum Vorschein gebracht wurde, so dass sich dem Wanderer ein lila farbener Teppich bis zum Palast von Kato Zakros ausbreitet.
 

Der Weg ist nun nicht mehr unwegsam, Klettereien sind nicht mehr erforderlich. Nach einem weiteren kurzen Stück öffnet sich auf der rechten Seite die Felswand. Hier ist der erste Einstieg in die Schlucht, von der neuen Straße zwischen Zakros und Kato Zakros ausgehend. Die Wanderer, die sich für diese Variante entscheiden, verpassen dabei jedoch den spektakulären oberen Teil des Canyons. Ab hier verbreitert sich der Grund der Schlucht, überall sind in den Felswänden Höhlen zu erkennen. Nach insgesamt fünf Stunden gelangen wir schließlich zurück an unseren Ausgangspunkt.

Oben bei unserem Studio angekommen, bietet uns Yiannis erst einmal einen erfrischen Eiskaffee an – langsam kehren die Lebensgeister nach der anstrengenden Tour wieder zurück. Den Nachmittag verbringen wir in der nördlichen Bucht von Kato Zakros. Über den Bergen ziehen gegen Abend dunkle Wolken auf, Yiannis versichert uns allerdings, dass es wohl keinen Regen gäbe. Es handelt sich um Ausläufer des ansonsten gefürchteten Sciroccos, einem Südwind aus der Sahara, der im schlimmsten Fall ganze Landstriche mit feinem Wüstensand überzieht.

Wir haben in diesen Tagen unseren Vermieter Yiannis als einen liebenswürdigen und unglaublich großzügigen Gastgeber kennen gelernt. Heute hat er uns unaufgefordert eine kleine Kommode in das Zimmer gestellt, da ihm beim Reinigen aufgefallen war, dass wir kleinere Probleme hatten, unsere Taschen abzustellen. Abendessen gibt es wieder im Akrogiali, dieses Mal entscheiden wir uns für frittierte Auberginen (4,--€), Lammkoteletts (8,-- €) und gegrilltes Huhn (6,50 €).


2.6.2010
Kato Zakros, vor allem aber auch die himmlisch friedliche Anlage sowie die ehrliche Gastfreundschaft von Yiannis haben uns dazu bewogen, unseren Aufenthalt hier um drei Tage zu verlängern. Wir sind wahrlich weit gereiste Menschen, dieser Ort jedoch sucht seines Gleichen! Heute steht eine Rundfahrt im Südosten der Insel auf dem Programm. Wir fahren zunächst nach Xerokambos und genießen, nachdem wir die abenteuerlichen Serpentinen hinauf zu einer Aussichtsplattform hinter uns gebracht haben, den Blick auf die Bucht von Ambelos. Unsere erste Station ist Voila, ein verlassenes mittelalterliches Dorf, das einst von einer venezianischen Sippe bewohnt wurde. Markant ist der festungsartige Wohnturm mit Ornamenten über dem Eingang und einem hervorragend erhaltenen Tonnengewölbe. Unterhalb des Wohnturms befindet sich ein reich verzierter Brunnen unter einem Schatten spendenden Oleanderbusch, dessen Ornamente leider stark verwittert sind – ein geradezu magisches Plätzchen! Oberhalb der verfallenen Gemäuer thront die doppelschiffige Kapelle Agios Georgios, mit Resten sehr alter Wandmalereien.  



Von Voila fahren wir hinab in die Bucht von Analipsi und Makrigialos. Die den Berghängen vorgelagerte Ebene ist übersäht von unattraktiven Gewächshäusern, in denen Tomaten gepflanzt werden. Auch haben sich hier größere Touristenanlagen angesiedelt, viele „Betonskelette“ an der Straße zeugen zudem von erhöhter Bauaktivität. An der Durchgangsstraße der beiden direkt ineinander übergehenden Ortschaften sind die touristischen Aktivitäten, anders als an der gesamten Ostküste, unübersehbar. Hier reihen sich zu beiden Seiten der Straße Hotels, Shops und Tavernen aneinander.

Oberhalb der Ebene liegt auf 340 Metern Höhe das Örtchen Pefki. Zahlreiche verfallene Häuschen zeugen davon, dass sich die Bewohner mittlerweile dem Leben in dem einsamen Bergdörfchen abgewandt haben. Mittlerweile leben nur noch 70 Menschen hier. Unseren ursprünglichen Plan in der Taverne namens „Zur Weinlaube“ (der Wirt hat jahrelang in München gelebt) eine Kleinigkeit zu essen, verwerfen wir, da ein Generator oben im Dorf einen Höllenlärm verursacht. So fahren wir in das Nachbardorf Agios Stefanos und nehmen in einem unscheinbaren Cafenion gegenüber der Kirche mehr schlecht als recht einen kleinen Snack ein.


Anschließend lassen wir uns noch durch die kleinen Gassen von Pefki treiben – dies
könnte sicher ein sehr charmantes Örtchen sein, wenn man dem Verfall Einhalt gebieten und die Bausubstanz erhalten würde. Überall sind als Grundstücksbegrenzung allerlei Behälter mit Blumen und blühenden Artischocken zu finden.

Über eine abenteuerliche Piste fahren wir hinunter nach Analipsi an den wenig besuchten Strand von Diaskari. Hier befindet sich eine nette kleine Taverne, in der man unter Tamarisken verweilen kann. Es herrscht eine relativ starke Brandung mit einem starken Sog, so dass man beim Baden Vorsicht walten lassen muss. Nächste Station ist das Kloster Kapsa, das am Eingang zur Perivolakia Schlucht auf einem Felsvorsprung klebt. Wir werden herzlich von dem hier lebenden Mönch begrüßt und bekommen ein Stück Gebäck angeboten. Erbaut wurde Kapsa im 15. Jahrhundert, es gibt sogar zwei Ikonen, die aus dieser Zeit stammen. Nachdem wir auf einer steilen Treppe zu einer Höhle oberhalb des Klosters aufgestiegen sind, in der ein Mönch namens Jerontojannis Mitte des 19. Jahrhunderts siebzehn Jahre lang gelebt haben soll, besichtigen wir die sehenswerte Kapelle. Der Mönch schließt uns die Tür auf und gibt uns mit seinen wenigen Brocken Englisch Auskunft über den Bau und die wertvollen Ikonen.



Für die Rückfahrt haben wir eine andere Route ausgewählt. Über Ziros fahren wir nach Chandras und von dort über eine wunderschöne Hochebene in Richtung Sitanos. Saftig grüne Wein Rebstöcke, üppig wuchernde Oleanderbüsche in einem kleinen ausgetrockneten Bachlauf verleihen der Ebene besonders im ersten Teil der Strecke einen lieblichen Reiz. Auch die bunt getünchten Bienenkästen, die überall in der Gegend zu finden sind, liefern farbenfrohe Fotomotive.

Hinunter führt eine kurvenreiche Straße nach Zakros, wo wir in einem Internetcafe Unterkünfte für den zweiten Teil unseres Kretaurlaubes recherchieren. Wir interessieren uns für den zentralen Süden der Insel, wobei die Orte Kamilari und Pitsidia unsere Favoriten sind. Ein im Internet traumhaft wirkendes – wenn auch nicht ganz preisgünstigen - Bed & Breakfast bei Lagolio, „
The Old Kafenion“, das unser Favorit in der Vorauswahl war, ist leider voll belegt.

Abends essen wir in der Kato Zakros Bay Taverne „Kulukopsomo“, geröstetes Tomatenbrot mit Schafskäse und Oliven, eingelegt in Olivenöl und Gewürzen – die griechische Antwort auf italienisches Bruschetta. Bald haben wir die Speisekarten der Lokale unten am Meer komplett durchprobiert. Die Küche liefert zwar in allen Tavernen keine kulinarische Überraschung, jedoch lockt uns die einmalige Atmosphäre am Strand bei kostenlosem Meeresrauschen immer wieder hierher.


3.6.2010
Ein Tag zum Relaxen! Wir wollen am heutigen Tag etwas länger den Traumstrand zwischen Vai und Itanos genießen. Den ganzen Tag verläuft sich am Strand außer uns keine Menschenseele! Um uns herum sind nur der helle Sandstrand und das in satten Blautönen leuchtende Meer. Wir genießen dort unsere Lektüre, u.a. den Bestseller „Die Kathedrale des Meeres“ von Ildefonso Falcones, ein großartiger Mittelalter Roman, sowie „Postlagernd Floreana“ von Luise Marie Dreßler, ein Bericht über die deutsche Familie Wittmer, die in den 30er Jahren auf eine unbewohnte Galapagos Insel ausgewandert ist und ihr gesamtes Leben dort verbracht hat.


Auf der Rückfahrt erkunden wir noch den Kouremenos Strand von Paleokastro – ebenfalls ein sehr idyllisches Örtchen. Der zwei Kilometer lange von Tamarisken umsäumte Sandstrand gilt als einer der besten Windsurfreviere Kretas – heute herrscht allerdings Flaute, so dass von den Surfern nichts zu sehen ist. Hier werden nett gelegene Zimmer direkt am Meer vermietet - von Massentourismus auch hier keine Spur! Zudem gibt es ein paar angeschlossene Tavernen, von denen man einen schönen Blick auf den markanten Tafelberg Kastri hat.

Jeden Abend genießen wir die Fahrt in das Tal von Kato Zakros. Auf der hinunter führenden Straße hat man beinahe das Gefühl, am Ende ins Meer einzutauchen. Dann folgt der Blick auf die atemberaubend schöne Bucht.

Am Abend plaudern wir mit Yiannis und er phylosophiert mit uns über Gott und die Welt. Dazu gibt es sehr leckere garantiert unbehandelte Bio Gurken – ein Genuss, wenn man an die teilweise schlechte Qualität denkt, die man in Deutschland zumeist aus holländischer Massenproduktion erhält. Yiannis lädt uns ein zu einem Bootstrip, den wir in den nächsten Tagen unternehmen könnten. Dieses nette Angebot werden wir dankbar annehmen! Abends in der Kato Zakros Bay Taverne schauen wir, ob weitere Mietangebote per E-Mail gekommen sind. Tatsächlich sind viele der von uns angefragten Pensionen ausgebucht. Kato Zakros ist uns inzwischen richtig ans Herz gewachsen. Da wir uns ohnehin nur halbherzig und bereits mit weinendem Auge um eine andere Unterkunft für unsere zweite Woche bemüht haben,  entscheiden wir uns am heutigen Abend, auch den Rest unseres Urlaubes hier zu verbringen, sofern unser Studio frei ist.


4.6.2010

Am Morgen werden erst einmal Orangen und Zitronen für einen leckeren frisch ausgepressten Frühstückssaft gesammelt. Die Früchte liegen massenweise auf der Erde herum. Außerdem gönnen wir uns heute den berühmten griechischen Joghurt (mit 10 % Fett!!!) mit Honig – lecker!
Heute werden wir durch die Chochlakies Schlucht zur Karoumes Bucht wandern. Wir stellen unser Auto an der kleinen Dorfkapelle ab und laufen einen staubigen Schotterweg mitten durch eine Olivenplantage hinunter. Bis zum Eingang der Schlucht sind es ungefähr zwanzig Minuten. Dort befindet sich das obligatorische Ziegengatter, welches wir brav wieder hinter uns verschließen. Die Wände des Canyons werden nun immer höher und steiler, in den Steilhängen stehend beäugen uns überall neugierige Ziegen. Wir fragen uns, wie diese Tiere die teilweise senkrechten Felswände bewältigen können!
 

Der Weg ist wiederum bestens markiert mit roten Punkten und Steinmännchen. Nach einer weiteren halben Stunde Kraxelei durch die Felsblöcke im trockenen Bachbett erreichen wir die Ebene, in der sich der Bach – zumindest im Winter – ins Meer ergießt. Ein phantastisches Farbenspiel von üppigen Oleanderbüschen, den allseits präsenten lilafarbenen Thymianbüschen sowie knorrigen,  silbrig schimmernden Olivenbäumen und dem türkisen Meer öffnet sich uns.


Auf der Rückfahrt kaufen wir in dem winzig kleinen Lädchen in Zakros auf der Straße nach Kato Zakros (es ist der zweite der beiden nahezu nebeneinander liegenden Minimärkte) hervorragend hausgemachten Schafskäse, den uns die freundliche und gut englisch sprechende Inhaberin zuvor zum Probieren anbietet. Auch kann man hier frische Eier aus Zakros sowie sehr gutes Bio-Gemüse einkaufen, welches nebenan in einem anderen „Verkaufsraum“ auf Kunden wartet. Abends bestätigt uns Yiannis, dass das Studio für die kommende Woche frei ist. Somit ist es beschlossene Sache, dass wir auch die zweite Woche unseres Urlaubes an diesem zauberhaften Ort verbringen werden.

Am Abend verweilen wir einmal mehr in der Kato Zakros Bay Taverne, die sich für uns als der Favorit der Tavernen am Strand heraus kristallisiert hat. Hier gibt es das mit Abstand beste Gemüse („Organic Vegetable“ aus dem Garten hinter der Taverne). Zudem bedient uns zumeist Kiki, die Frau von Taverneninhaber Kostas. Sie lernt gerade in Sitia Deutsch und ist eine wirklich interessante Gesprächspartnerin. Jeden Abend genießen wir zudem den unglaublichen Duft eines „Dama die Noche“ Busches aus dem Gemüsegarten der Taverne, der auf unserem all abendlichen Rückweg vom Strand schon aus 100 Meter Entfernung entgegen strömt. Der Duft der kleinen unscheinbaren weißen Blüten ist allerdings nur nachts in dieser Intensität wahrnehmbar – ein Wunder der Natur! Nach unserem Abendessen setzen wir uns in unmittelbarer Nähe dieses betörend duftenden Busches auf einen alten Mühlstein und betrachten den Sternenhimmel. So einfach, günstig und wunderschön kann Urlaub sein!


5.6.2010
Wir treffen uns mit Yiannis wie vereinbart um 11.00 Uhr und fahren hinunter zum Strand zu seinem Boot.

Heute Morgen hat es etwas geregnet und auch jetzt noch ist es ziemlich bewölkt. Das Boot prescht mit 45 mph die Küstenlinie entlang und schlägt immer wieder hart auf den Wellenkämmen auf. Nach 20 Minuten kommt die Bucht von Ambelos in Sicht. Wir lassen uns südlich von Xerokambos an einem kleinen Strand absetzen und vereinbaren, um 17.00 Uhr am Hauptstand an der Taverne abgeholt zu werden. So verbringen wir einige schöne Stunden am Strand mit Lesen und Baden und laufen dann in rund 30 Minuten zur Akrogiali Taverne, in der wir vor einigen Tagen schon mittags gegessen haben. Das Essen ist nicht annähernd so gut wie in den Tavernen von Kato Zakros, ganz zu schweigen von der Lage.

 

Pünktlich werden wir am Strand aufgelesen, und schon rauschen wir auf dem Meer zurück nach Kato Zakros. Wir bedanken uns herzlich bei Yiannis für den netten Bootstrip und fahren anschließend nach Zakros. Oberhalb des Ortes ist die Quelle, die den Bach Zakros speist und für die Entstehung der Zakros Schlucht verantwortlich ist. Selbst im Hochsommer sprudelt das Wasser aus dem Berg. Wenn man sich durch das obere Dörfchen treiben lässt, hat man fast den Eindruck, dass jedes Haus seine eigene kleine Landwirtschaft betreibt. Es gibt Weinstöcke, Gemüseanbau, Ziegen, Schafe, Hühner, sogar einige Puten bekommen wir zu Gesicht. Unten im kleinen Laden kaufen wir ein biss
chen hausgemachten Schafs-/Ziegenfrischkäse und auch Limonade aus der ortseigenen Limonadenfabrik, die von der Zakros Quelle mit Wasser versorgt wird. Tatsächlich schmeckt die Limonade hervorragend. Nach einem kleinen Plausch mit der freundlichen Ladenbesitzerin – erstmals erzählt uns dabei ein Grieche etwas über die derzeitige extreme Wirtschaftskrise in Griechenland - schenkt sie uns aus lauter Sympathie sogar noch eine Flasche Limonade! Wo gibt es denn noch so viel ehrlich gemeinte Gastfreundschaft  in Touristenregionen?

Am Abend machen wir uns unseren eigenen „Kretischen Abend“ vor unserem Studio. Es gibt lokal produzierten Schafskäse, eingelegt in Yiannis Olivenöl und selbst gesammeltem frischen Thymian, Tsatziki, Ziegenfrischkäse, ebenfalls aus Zakros sowie Tomaten, Gurken und Zwiebeln mit Olivenöl. Am Ende stoßen wir natürlich mit einem Gläschen Raki auf den Tag an – „Yammas“!

6.6.2010
Obwohl wir angesichts unserer Wanderung durch die Schlucht von Pervolakia eigentlich früh losfahren wollten, wird es am Ende doch fast neun Uhr. Nach eineinhalb Stunden kurvenreicher Autofahrt erreichen wir den Eingang der Schlucht. Es gibt in den Wander- und Reiseführern die unterschiedlichsten Angaben über Länge und Schwierigkeitsgrad der Wanderung. Gut gerüstet machen wir uns auf den Weg, insgesamt sind rund 400 Höhenmeter zu überwinden. Auch auf dieser Wanderung werden wir wieder keiner Menschenseele begegnen. Der Weg windet sich mal links mal rechts an den Schluchtenwänden entlang, selten geht man im Flussbett. Permanent müssen Manns hohe Felsbrocken überwunden werden, bei denen die Hände zu Hilfe genommen werden müssen. Der Weg in die Schlucht aufwärts ist nicht immer optimal gekennzeichnet - man muss auf rote und blaue Punkte achten, sowie auf gelbe quadratische Schilder mit rotem Punkt, die an markanten Positionen stehen. Auch sollen Steinmännchen bei der Orientierung helfen, jedoch weisen sie nicht immer den optimalen Wegverlauf.


Die Flora in der Schlucht wird erneut bestimmt durch üppige rosafarbene Oleanderbüsche und den leider noch nicht blühenden Mönchspfeffer. Außerdem wuchern aromatisch duftende Kräuter wie der fast verblühte Oregano, Thymian und Salbei entlang des Weges. Dem Mönchspfeffer wird nachgesagt, dass er den Mönchen helfen sollte, keusch zu bleiben. Nach ca. 45 Minuten müssen wir eine Holzleiter erklimmen, um einen senkrechten Felsen zu überwinden - alles jedoch recht einfach.

 

Steil ragen die durch unzählige Höhlen durchlöcherten Felswände links und rechts des Weges empor. Nach 1,5 Stunden erreichen wir einen herunter getrampelten Ziegenzaun. Danach sind es noch knapp 45 Minuten bis zum Ende der Schlucht. Dort wird man mittels eines auf Europaletten gekritzelten Schriftzuges „Village“ ins winzige Dörfchen Pervolakia geleitet, überquert noch eine Betonbrücke und geht geradewegs auf das Kafenion Aposperiho zu.

Es stehen ein paar Tische vor der Tür. Wir gehen hinein und scheinen die Besitzer beim Mittagsessen zu „stören“. Schnell werden wir jedoch sehr herzlich hereingebeten. Der gut englisch sprechenden  Taverneninhaber Manolis stellt uns kurz die Speisekarte vor. Wir entscheiden uns für Artischocken mit Saubohnen, Kartoffelsalat, Hühnchen mit Gemüse und kretischen Ziegenkäse. Dazu trinken wir sehr leckere Limonade aus Sitia. Später erhalten wir noch ohne Berechnung Kuchen, Früchte, Wasser und Wein dazu. Wolfram wird außerdem „genötigt“,  die von Ehefrau Antonia hausgemachten Schnecken zu probieren, die die Gastleute ebenfalls gerade genüsslich (und geräuschvoll) verspeisen. Tapfer isst er seinen Teller auf – tatsächlich sind die in einer leckeren Tomatensoße zubereiteten Schnecken richtig gut!

 

Schnell kommen wir mit Besitzer Manolis ins Gespräch. Er erzählt uns, dass er früher in der griechischen Navi zur See gefahren ist und nun mit seiner Ehefrau, die aus Athen stammt, in sein Heimatdorf zurückgekehrt ist. Gerade einmal 22 Bewohner zählt Pervolakia heute noch, die meisten davon sind über 70 Jahre alt. Auch wird die miserable griechische Wirtschaftslage kurz thematisiert. Scheinbar haben die griechischen Medien darüber berichtet, dass die Deutschen aufgrund der Krise nicht gut auf die Griechen zu sprechen seien. Manolis beteuert, dass „nicht alle Griechen schlecht seien, lediglich einige hohe korrupte Politiker aus der Regierung die prekäre Situation ausgelöst haben“. Wir bestätigen, dass wir dies genau so sähen. Später betritt noch der Schafhirte des Ortes das Cafenion, zusammen mit seinem wie ein Mafia-Patron aussehenden alten Vater, mit einer riesigen dunklen Sonnenbrille auf der Nase. Nach einer sehr interessanten Stunde zahlen wir unsere Zeche, gerade einmal 20 Euro, und machen uns auf den Rückweg.

Manolis beschreibt uns einen alternativen Weg zurück zum Kloster Kapsa. So ersparen wir uns den Abstieg durch die Schlucht. Abwärts wären die steilen Geröllfelder, die wir durchqueren mussten, sicher kein Zuckerschlecken. Im Dorf ist bereits die erste Markierung auf einer Mauer zu finden. Zunächst läuft man aus dem Dorf hinaus, entlang einer Wasserleitung in Richtung des letzten Olivenbaumes, den man bereits vom Dorf aus oben auf der Bergkuppe ausmachen kann. Rote und blaue Markierungspunkte helfen uns bei der Orientierung. Oberhalb des Olivenbaumes gelangen wir auf einen breiten Karrenweg. Nach 20 Minuten erreichen wir ein Ziegengatter, das wir durchqueren müssen. Malerisch kommt bald das türkis schimmernde Meer hinter der nächsten Bergkuppe in Sicht. Weitere 15 Minuten später biegen wir von dem breiten Pfad ab und folgen den Markierungen über einen steinigen schmalen Pfad in Richtung Schlucht. Der Pfad windet sich in Serpentinen abwärts ins Tal und endet schließlich unmittelbar am Kloster. Direkt neben dem Hühnerstall, bei dem zwei angekettete bedauernswerte Hunde alle Besucher des Klosters bedrohlich ankläffen, enden die roten Markierungen des Pfades. Insgesamt haben wir für den Rückweg durch ausschließlich landschaftlich lohnendes Terrain 1,5 Stunden benötigt.


Nach einer kurzen Verschnaufpause im schattigen Innenhof des Klosters fahren wir zum Ambelos Strand und halten dort ein kleines Schläfchen. Ein kurzes Bad im Meer wirkt ungemein erfrischend. Abends essen wir im Akrogiali. Es weht ein kräftiger Wind aus den Bergen, der Meltemi Wind, der im Hochsommer angenehme Abkühlung nach Kreta bringt.

 

7.6.2010
Der Meltemi-Wind hat morgens noch nicht nachgelassen. Wir beschließen nach Sitia zu fahren, einer Kleinstadt am Meer, in der Touristen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Dennoch säumen die Schilder „Rooms“ und „Apartments“ die Straße, entlang des 1,5 Kilometer langen sichelförmigen schmalen Sandstrandes, der aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zur Straße nicht sonderlich attraktiv ist. Wir parken in der Nähe des Hafens und schlendern die kleine Einkaufsstraße hinauf. An der mit Palmen umsäumten Hafenpromenade buhlen Tavernen und Cafes um Kundschaft. Oberhalb des Hafens thront das venezianische Kastell Kasarma, das allerdings zu unserem Leidwesen geschlossen hat. So haben wir die Treppenstufen hinauf umsonst auf uns genommen. In einem Cafenion am Hafen nehmen wir einen kleinen Snack ein und fahren dann weiter nach Paleokastro.

An der traumhaft gelegenen Taverne Chiona am Fuße des Tafelberges Kastri stellen wir unser Auto ab und besteigen anschließend den Kastri. Zunächst geht es durch ein Ziegengatter und danach durch unwegsames Gelände immer bergauf. Man muss sich selbst seinen eigenen Weg nach oben suchen, Markierungen sind nicht vorhanden. Schmarren an den Beinen, verursacht durch die kratzige und stachelige Macchia, sind unausweichlich. Von oben hat man einen atemberaubenden Ausblick auf die Buchten links- und rechtsseitig des Kastri. Der Wind bläst hier oben so kräftig, dass wir aufpassen müssen, nicht von einer Böe von den Klippen geweht zu werden. 







Den Nachmittag verbringen wir an einer der schönen kleinen Buchten in der Nähe des Kaps Plaka, die man über eine Staubpiste erreicht. Auf der Rückfahrt entdecken wir in Paleokastro einen kleinen Metzger, in dem man auch leckere lokale Produkte wie Olivenöl, Käse, Oliven und vieles mehr erwerben kann.

Abends lernen wir endlich Katerina, Yiannis Frau, kennen und plaudern eine ganze Zeit mit den beiden über die aktuelle griechische Politik. Sie berichten von dem korrupten Gesundheitssystem in Griechenland. So erfahren Patienten in Krankenhäusern (wie zum Beispiel bei Katerinas Entbindung vor einigen Tagen) nur eine angemessene medizinische Versorgung mit Medikamenten und entsprechender Betreuung durch das Krankenhauspersonal, wenn der behandelnde Arzt zuvor mit 250,-- € bestochen wurde. Danach wird uns einiges klarer, warum dieses System wirtschaftlich zusammenbrechen musste.


8.6.2010
Heute werden wir beide zufällig gemeinsam zum Sonnenaufgang wach und setzen uns in aller Herrgottsfrühe still auf unsere kleine Terrasse. Die Sonne geht unmittelbar vor unserer Palme in der Bucht von Kato Zakros auf. Rings um uns herrscht himmlische Ruhe, lediglich das Gemecker einiger Bergziegen sowie das Gezwitscher der erwachenden Vögel sind zu vernehmen. 



Wir wollen eine Wanderung nach Xerokambos entlang der Küste machen. Der wiederum gut mit roten Punkten gekennzeichnete Pfad beginnt unten in der Bucht, wo die Boote ins Wasser gelassen werden. Zunächst passiert man das obligatorische Ziegengatter, dann windet sich der geröllige schmale Pfad einen kleinen Hang hinauf. Einige teils tiefere Schluchten sind zu durchqueren.

 

Das Wandern über den steinigen Untergrund ist auf Dauer Kräfte zehrend. Nach einer knappen Stunde erreichen wir eine traumhafte Felsbucht, zu der wir hinabsteigen und ein erfrischendes Bad nehmen. Kurz vor Erreichen des Katsounaki Strandes nördlich von Xerokambos, passieren wir eine sehr schöne Kiesbucht, bei der der Pfad einen spektakulären Verlauf nimmt: Unmittelbar an der Kante einer Steilwand, die an den meisten Stellen zehn bis fünfzehn Meter senkrecht ins Meer abfällt, setzt sich der Weg fort.

In der Katsounaki Bucht machen wir dann eine lange Badepause. Wir wollen zurück per Anhalter nach Zakros fahren. Oben an der Straße fahren nicht allzu viele Autos, so dass wir darauf hoffen, nicht zu lange warten zu müssen. Nach nicht einmal fünf Minuten hält das erste Auto, das überhaupt in Richtung Zakros fährt, ein Berliner, der auf dem Weg nach Paleokastro ist. Er macht für uns sogar noch einen kleinen Umweg und setzt uns an der Einmündung der Old Road auf der Straße nach Kato Zakros ab. Wir laufen die Old Road hinunter bis zu Yiannis Retreat. Unterwegs hat man einen tollen Blick in den tief eingeschnittenen Zakros Gorge, den man auch den „kleinen Grand Canyon“ nennt.




9.6.2010

Nach dem gestrigen Aktivtag gibt es heute „Relaxing Pur“! Wir verbringen den ganzen Tag am Strand von Paleokastro, unterbrochen von einem kleinen Snack, den wir am Nachmittag in der Chiona Taverne einnehmen. Wir können uns nicht erinnern, jemals an einem idyllischeren Ort gespeist zu haben. Unter einer schattigen Tamariske sitzt man auf einer Plattform, die direkt auf einem Felsvorsprung im Meer gebaut wurde. 


Heute wollen wir in unserem kleinen Idyll grillen. Wir kaufen in Paleokastro Lammkoteletts und Rinder Hackfleisch ein, dazu gibt es griechischen Salat mit Schafskäse und Oliven. Yiannis hat den Grill bereits für uns präpariert, so dass wir ihn nur noch entflammen müssen. Diese Gastfreundschaft ist wirklich sagenhaft! Unser Vermieter Yiannis liest uns jeden Wunsch von den Lippen ab! In unserem Studio finden wir heute erneut kleine Leckereien vor – eine kalte Gemüse Pie sowie eine Marmelade, beides selbstverständlich selbst gemacht von Katerina.


Am Abend sinnieren wir über all die Unterkünfte, die wir während unserer Reisen bislang genossen haben. Keine ist uns jemals so ans Herz gewachsen wie diese!


10.6.2010
Heute wollen wir eine Streckenwanderung von Agathia bei Paleokastro nach Hohlakies machen. Wir haben gestern Yiannis nach einer Busverbindung gefragt. Nach einem kurzen Telefonat berichtete er, dass morgen jedoch kein Bus zwischen Zakros und Sitia verkehre. Da er aber ohnehin morgens nach Sitia fahren müsse, bietet er uns an, uns mitzunehmen. So treffen wir uns um 9.30 Uhr an seinem Haus, das ungefähr bei der Einmündung der Old Road in die neue Straße liegt. Wir fahren mit zwei Autos nach Hohlakies, parken dort unser Auto wie vor einigen Tagen an der kleinen Kirche oberhalb der Schlucht und lassen uns dann von Yiannis bis Paleokastro mitnehmen.

Auf der Straße laufen wir bis nach Agathia, einem idyllischen verschlafenen Nest, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung. Zum ersten Mal ist uns der Rother Wanderführer nützlich, da die erste Wegstrecke ohne Beschreibung schwer zu finden gewesen wäre. Am Ortsausgang an einem abgezäunten
Grundstück fristen wieder einmal zwei armselige Hunde, die an einem Olivenbaum angekettet sind, ihr Dasein. Sie sind derartig verschreckt als sie uns sehen, so dass diese Hunde sicher ohnehin nicht als Wachhunde taugen können. „Wozu dann diese Tierquälerei“, fragen wir uns zum wiederholten Mal. Wir lassen ihnen aus Mitleid je ein hart gekochtes Ei aus unserem Proviant zukommen und setzen dann unseren Weg fort. Das krasse Gegenbeispiel von Hundefehlverhalten war uns nur wenige Meter zuvor begegnet: Einer der zahlreichen wilden Hunde hatte ein wild flatterndes und um sein Leben kämpfendes Huhn gerissen.

Über einen üblen steilen Geröllpfad müssen wir einige Höhenmeter bewältigen bis zu einer Zisterne und dann auf einem Pfad weiter aufwärts zu einem weißen Kirchlein wandern. Kurz hinter der Kirche stehen auf dem Pfad einige Bienenkästen. Da wir uns zuvor bereits mehrfach nahe an die Kästen herangewagt haben, setzen wir arglos unseren Weg fort. Schnell bemerken wir, dass sich die Bienen anders verhalten. Einige fliegen ungebremst auf uns zu, teilweise ins Gesicht, so dass wir schnell einen kleinen Schlenker um die Bienenkästen herum machen, um ein wenig Abstand zu halten. Corinna trägt zu guter Letzt doch noch einen Stich an der Hand davon. Sicher rührt die Aggressivität daher, dass die „Wächter“ des Stockes sich von uns bedroht fühlten. Die Arbeiterinnen, die den Pollen auf den Thymianblüten sammeln und die uns auf unseren Wanderungen regelmäßig in großen Mengen umschwirren, sind überhaupt nicht angriffslustig.

Auf einem breiten Fahrweg geht es nun hinauf zu einem Sattel zwischen zwei Schluchten. Ab hier wird der Wegverlauf nunmehr grandios. Oben öffnet sich ein Wahnsinnblick auf die Bucht von Skinias, zu der wir auf einem Fahrweg abwärts wandern. Auf halber Strecke sind einige blau gekennzeichnete Abschneider hinunter zur Bucht markiert.


Unten in der Skinias Bucht – wir haben bis hierher gut zwei Stunden benötigt - suchen wir uns ein Plätzchen auf einem flach abfallenden Felsen. Das Wasser ist glasklar und türkis wie in einem Swimmingpool! Wir lassen uns von diesem Ambiente nicht lange bitten und nehmen ein erfrischendes Bad. Beim Herauskommen müssen wir Vorsicht walten lassen, da sich zahlreiche Seeigel an den Felsen festklammern.

 

Das außerordentliche Idyll wird beim anschließenden Sonnenbad durch beißende Fliegen getrübt, die uns penetrant piesacken. So beschließen wir, unseren Weg fortzusetzen über den schönen Pfad, der nun fast eine Stunde lang parallel zur Küstenlinie führt. Kurz vor der Karoumes Bucht entdecken wir einen winzigen, ebenso idyllischen kleinen Sandstrand, der von roten Felswänden umgeben ist. Hier legen wir eine zweite Badepause ein.




Danach führt der Pfad zur Karoumes Bucht und hinauf in die Schlucht von Hohlakies, auf gleichem Weg, den wir vor einigen Tagen bereits begangen sind. Unterwegs in dem nunmehr noch prächtiger blühenden Bachbett – sogar der Mönchspfeffer fängt mittlerweile an zu blühen – entnehmen wir einige Oleander Ableger, die wir zu Hause in unserem Garten (natürlich in einem Topf) anpflanzen wollen. Schauen wir einmal, ob das gelingt!



In der Hohlakies Schlucht findet ein „Höllenspektakel“ durch massenhafte Bienenschwärme statt, die angelockt durch die betörend duftenden Thymianfelder am Bachdelta am Meer, nunmehr zurück zu ihren Stöcken am Eingang der Schlucht fliegen. Am Auto angekommen, sind wir doch etwas platt, der Weg über die steinigen Pfade ist ziemlich ermüdend gewesen. Inklusive der ausgedehnten Badepausen haben wir für die Strecke gut vier Stunden zuzüglich der Badepausen benötigt.


11.6.2010

Ein Strandtag! Wir fahren an den Chiona Beach bei Paleokastro und verbringen dort fast den ganzen Tag. Auf dem Weg nach Paleokastro nehmen wir einen abenteuerlich aussehenden Anhalter mit langen Rastalocken und Gitarre mit. Er heißt David, kommt aus Brisbane/Australien und ist seit sage und schreibe 22 Jahren in der ganzen Welt unterwegs. Sein ganzes Hab und Gut passt in einen kleinen Beutel, dazu kommt seine Gitarre. Seinen Lebensunterhalt verdient er sich durch seine Musik (Bob Dylan & Co), die er in Kneipen und Tavernen oder auf der Straße zum Besten gibt. Über manche Lebenskünstler kann man einfach nur staunen!

Am frühen Nachmittag möchten wir einen kleinen Snack an einer der schön gelegenen Tavernen am Fuße des Tafelberges Kastri einnehmen. Wir entscheiden und für die Fischtaverne Batis, nahezu ebenso schön gelegen wie die benachbarte Chiona Taverne, in der wir vor einigen Tagen waren. Leider machen wir hier am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes an der Ostküste Kretas die ersten schlechten Erfahrungen überhaupt. Das Essen ist geradezu ungenießbar. Wir haben einen Octopus-Salat bestellt – mit 10,50 € nicht gerade ein Schnäppchen. Der Tintenfisch ist zäh wie Leder und schwimmt in einem fiesen, stechend schmeckenden Essigdressing. Die Tavernenwirtin hat sich derweil in Luft aufgelöst, so dass wir unsere Beschwerde nicht einmal loswerden können. Beim Bezahlen hört sie sich dann unsere Beanstandung fast teilnahmslos an und verschwindet anschließend wieder in ihren Katakomben. Um diesen Laden sollte man trotz der schönen Lage tunlichst einen großen Bogen machen!

Abends verbringen wir noch eine Weile am nördlichen Kiesstrand von Kato Zakros und beobachten die Fischer, die ihre Boote vertäuen. Der Wind hat sich noch immer nicht beruhigt, so dass alle Boote im windgeschützten nördlichen Teil der Bucht ankern. Ein sicheres Hafenbecken gibt es ja hier nicht! Bei extrem starken Stürmen werden alle Boote halt aus dem Wasser gezogen.

Heute hat die Fußball WM in Südafrika begonnen. Mal sehen, ob man in den Tavernen unten am Strand davon Notiz nimmt!? Da wir hier oben kein TV und auch keinen Internetempfang haben, sind wir diesbezüglich komplett von der Außenwelt abgeschnitten.

In der Kato Zakros Bay Taverne gibt es heute Live-Musik. Ein Grieche mit einer Bouzoúki und seine deutschstämmige Frau spielen sehr schöne griechische Folklore. Einige Passagen sind uns sogar geläufig (das klassische „Syrtaki-Thema“ und der durch die griechische Volksheldin Nana Mouskouri um alle Welt gegangene Hit „Weiße Rosen aus Athen“).
 
 

12.6.2010
Unseren letzten Tag verbringen wir unten am Strand von Kato Zakros. Morgens zahlen wir unser Studio und halten noch einen langen Schwatz mit Yiannis. Uns hat schon immer interessiert, wie Oliven geerntet werden. Fachmann Yiannis erklärt es uns gerne.

Zunächst werden Netze unter die Bäume gelegt, anschließend werden die Oliven mit einem rüttelnden oder rotierenden Spezialwerkzeug von den Bäumen geholt. In Zakros gibt es eine Manufaktur, wo das Olivenöl unmittelbar verarbeitet wird. Yiannis Olivenöl ist sicher eines der besten, das wir je gekostet haben – wir sollten einen kleinen Handel in Deutschland damit eröffnen! Leider haben wir in unserem Gepäck nur noch Platz für maximal einen Liter, den uns Yiannis noch morgen früh zusammen mit dem hervorragenden Thymian Honig bringen wird. Eines ist uns beiden klar: Nirgendwo auf unseren Reisen waren wir so sicher, an einen Ort zurück zu kehren!

Mittags verbringen wir unten in der Taverne und sehen dort gemeinsam mit Yiannis und einigen anderen Dorfbewohnern das Desaster der griechischen Fußball Nationalmannschaft bei der WM gegen Südkorea (0:2). Otto Rehagels Denkmal in Griechenland wackelt!

Unseren Abschiedsabend verbringen wir natürlich in unserer Lieblingstaverne Kato Zakros Bay. Dort verabschieden wir uns herzlich von Kiki und hoffen auch bei ihr auf ein baldiges Wiedersehen.


13.6.2010
Mit einem tränenden Auge verlassen wir morgens unser kleines Paradies und sagen zu Katerina und Yiannis ein herzliches „Efcharistó & Adío“. Wir wollen den Tag nutzen, um uns ein paar Orte an der Nordostküste sowie die Lassithi Hochebene anzuschauen. Wir versuchen zunächst in Paleokastro im Art & Lumiere Shop online einzuchecken, leider vergeblich, da auf allen griechischen Flughäfen diese Technik noch nicht verfügbar ist. Unsere erste Station ist Mochlos, an der schönen Steilküste zwischen Agios Nikolaos und Sitia gelegen. Nur wenige Häuser verteilen sich auf der kleinen Landzunge gegenüber einer kleinen Insel, auf der sich, wie sollte es auch anders sein, eine minoische Ausgrabungsstätte befindet, die vom Örtchen mit bloßem Auge erkennbar ist. In einer kleinen Taverne gegenüber der Insel nehmen wir ein zweites Frühstück ein, ein leckeres Omelett mit Kartoffeln und Schinken. Unmittelbar vor uns am winzig kleinen Strand des Dörfchens tummeln sich einige wenige Einheimische, die den Sonntag für ein kühles Bad nutzen. Der Ort dürfte einer der wenigen Oasen an der östlichen Nordküste Kretas sein, wo es noch kein Getümmel und „Remmidemmi“ gibt.


Weiter geht die Fahrt zum Tholos Beach unterhalb des hübschen kleinen Dörfchens Kavousi. Durch einen Olivenhain führt die Straße ausgehend von der Küstenstraße hinab zum Strand. Unten befindet sich eine Taverne, die seinen Gästen Schatten unter riesigen Sonnensegeln spendet. Der grobe Kiesstrand ist nicht sehr sauber, da zum Teil Plastikmüll aus den Touristenzentren um Agios Nikolaos angeschwemmt wird. Das Wasser ist ebenfalls nicht so kristallklar, wie wir dies von der Ostküste kennen. Dennoch nehmen wir ein kurzes erfrischendes Bad, bevor wir zur Lassithi Ebene weiterfahren.

In Agios Nikolaos führt die Straße hinauf durch kilometerlange Olivenhaine. Offenbar hat gerade auf dieser Straße ein Autorennen stattgefunden, da uns zahlreiche getunte, aufgemotzte und extrem röhrende Tourenwagen in einem Affenzahn entgegenkommen. Zunächst kommt man durch das Dörfchen Zenia. Hier arbeiten noch traditionelle Holzlöffelschnitzer, allen voran ein 104 Jahre alter Greis, dessen geschäftstüchtiger Enkel kurz vor dem Ortseingang die Vermarktung der Löffel (und des Opas!!!) übernommen hat. Tatsächlich sind die aus Olivenholz geschnitzten Löffel wunderschön, so dass auch wir zwei Löffel zu jeweils 6 Euro erstehen. Nicht gerade viel, wenn man bedenkt, dass der Opa gerade einmal 2 – 3 Exemplare pro Tag schnitzt. Im letzten Haus des Dorfes auf der linken Straßenseite wird der alte Mann auch „ausgestellt“. Er winkt den vorbei fahrenden Touristen freundlich zu.

 

Am 1100 Meter hohen Pass erhält man einen Blick auf das kreisrunde Plateau unterhalb des Dikti Massivs. Die Lassithi Hochebene selbst liegt auf einer Höhe von ca. 850 Metern. Rundherum liegen Berge von einer Höhe bis zu 2.150 Metern.


Die Hauptattraktion der Hochebene sind neben der Geburtshöhle des Göttervaters Zeus ohne Zweifel die mit weißen Segeln bespannten Windräder. In früheren Zeiten standen in der gesamten Ebene weit über 10.000 Exemplare, die aus dem unterirdischen Kalkgestein das Wasser nach oben pumpten und somit der Bewässerung der Felder und der zahlreichen Obstplantagen dienten. Da das Wasser heutzutage mit Motorpumpen befördert wird, haben die Windräder weitestgehend ausgedient und werden leider nur noch in geringer Zahl für die Touristen in Stand gehalten.

Wir fahren im Uhrzeigersinn in einem kreisrunden Bogen durch die kleinen niedlichen Dörfer am Rande des Plateaus. Überall werden handwerkliche Arbeiten wie Töpferwaren, Holzschnitzereien und Stickereien an der Straße angeboten. Leider befindet sich mittlerweile auch eine Menge Kitsch und Nepp darunter. In der Nähe des Dörfchens Psichro, in dem sich auch die Höhle des Zeus befindet, sind noch die meisten bespannten Windräder erhalten und ergeben schöne Fotomotive. Nach unserer kleinen Rundfahrt geht es weiter zum Pass von Ambelos, der zweiten „Eingangspforte“ zum Lassithi-Plateau. Aufgrund der exponierten Lage standen hier in früheren Zeiten eine Reihe von Getreidemühlen, deren Windräder mit einem Durchmesser von über 10 Metern durch die scharfen Meltemi Winde angetrieben wurden. Heute stehen noch einige Ruinen auf der Bergkuppe und können besichtigt werden. Sogar einige Mahlwerke sind noch auszumachen.

Es wird Zeit sich dem letzten Anlaufpunkt des heutigen Tages zu nähern. Wir wollen am Meer in möglichst idyllischer Lage zum Abschluss schön Essen gehen – ein gar nicht so einfaches Unterfangen in der Gegend um den Rummelort Malia. Wir haben uns für den kleinen Hafenort Paralia Milatos entschieden, ca. 10 Kilometer östlich von Malia. Der Pauschaltourismus ist in dem intimen Hafenort zumindest noch nicht im großen Stil eingezogen, lediglich eine große Hotelanlage ist in der Nähe vor einigen Jahren entstanden. In der schön gelegenen Taverne Panorama am Fischerhafen entscheiden wir uns dann erstmals in diesem Kreta-Urlaub für ein Fischgericht. Im Angebot ist eine gemischte Fischplatte für zwei Personen mit größtenteils fangfrischem Fisch, bestehend aus einer Dorade, Scampis, Oktopus, Muscheln, Tintenfisch sowie Sardinen inklusive griechischem Salat für 35,-- €. Hier bekommen wir dann doch noch einen schönen Sonnenuntergang zu sehen. In Kato Zakros im Osten Kretas waren ja lediglich Sonnenaufgänge zu bewundern!

Auf der Fahrt zum Flughafen stehen wir vor Heraklion prompt in einem fetten Stau, verursacht durch Baustellen auf der Schnellstraße. Wir kommen dennoch pünktlich am Flughafen an, geben unser Auto ab und checken ein. Das Procedere auf dem Flughafen in Heraklion ist geradezu vorsintflutlich, das Personal zudem extrem ruppig. Alles in Allem benötigen wir über eine Stunde und erhalten dann noch zwei nicht nebeneinander liegende Sitzplätze – die Dame am TUI fly Schalter hielt es noch nicht einmal für nötig, uns darüber zu informieren. In einem Cafe in der Abfertigungshalle sehen wir die zweite Halbzeit des deutschen Auftaktsieges über Australien (4:0) bei der Fußball WM. Mit  45 minütiger Verspätung geht es dann los in Richtung Heimat.

 

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