9. September 2019 – Paternoster – Franschoek
„Wine & Dine“ in den Winelands
Noch einmal beobachten wir am frühen Morgen beim aussichtsreichen Frühstück ein fantastisches Delfinspektakel in der Bucht von Paternoster. Eine ganze Schule von Delfinen lässt sich wie Surfer auf dem Wellenkamm zum Strand treiben, um dann vom höchsten Punkt mit einem akrobatischen Sprung sich in die Fluten zu stürzen. Man sieht den Tieren förmlich an, dass es ihnen bei diesem sich ständig wiederholenden Spielchen ausschließlich um Lebensfreude und Spaß geht – ein eher ungewöhnliches Verhalten, geht es doch bei den fast allen Spezies in ihren Verhaltensmustern zumeist ausschließlich um Nahrungssuche und Arterhaltung.
Nach dem Frühstück und einem letzten kurzen Strandspaziergang verstauen wir unsere sieben Sachen und fahren in Richtung Winelands. Über Nacht hat sich ein Reifen unseres Toyotas verabschiedet und hat kräftig Luft verloren. Da sich in Paternoster keine Tankstelle befindet, müssen wir mit halb plattem Reifen langsam bis nach Vredenburg zur nächsten Tankstelle fahren, wo wir den defekten Reifen erst einmal aufpumpen lassen. Das werden wir im weiteren Verlauf des Tages beobachten müssen!
Unsere nächste Station ist Riebeeck-Kasteel, wo wir uns in dem netten Shop der Winery Het Vlock Casteel mit Oliven und Marmelade eindecken. Alle Produkte können in dem liebevoll dekorierten Shop verkostet werden – es macht richtig Spaß, die Leckereien durchzuprobieren. Es ist ein Jammer, dass wir nicht mehr einkaufen können, da wir die Lebensmittel in den nächsten Tagen vor unserem Inlandsflug nach Hoedspruit kaum verbrauchen können!
Auf dem Weg zu unserer nächsten Station, dem Doolhof Vineyard in Wellington, sichten wir auf einer blühenden Wiese an einem kleinen Weiher ein Paradieskranich-Pärchen (Blue Cranes), welch majestätische Vögel!
Paradieskranich (Blue Crane)
Der Doolhof liegt idyllisch am Fuß eines den Dolomiten ähnelnden Gebirgszuges. Dort gönnen wir uns einen kleinen Snack, begleitet von einer Weinprobe der Produkte des Vineyards. Man kann sich fünf Weine des Gesamtangebotes aussuchen und zahlt dafür 50 Rand. Insbesondere der Single Vineyard Pinotage mundet uns außerordentlich gut, auch wenn es gerade einmal Mittagszeit ist!
Im weniger idyllischen Paarl entdecken wir bei der Durchfahrt wenig später einen Reifen-Express-Service an der Hauptstraße. Unser Hinterreifen hat schon wieder Luft verloren, so dass wir um eine Reparatur nicht herumkommen. Der Schaden ist innerhalb einer Viertelstunde erledigt und kostet gerade einmal 80 Rand! Somit können wir unsere Fahrt nach Franschoek, unserem heutigen Ziel, nunmehr sorgenfrei fortsetzen.
Das von Hugenotten 1688 gegründete Franschoek ist die älteste Siedlung Südafrikas und liegt inmitten der Winelands, umgeben von einem imposanten Felsenkessel. Hier haben sich diverse Weingüter der Spitzenklasse angesiedelt und auch die Dichte an Gourmettempeln dürfte in Südafrika unerreicht sein. Entlang der Hauptstraße reihen sich Straßencafés, Restaurants, Boutiquen und Galerien mit französischem Flair aneinander. Das Städtchen strahlt auf Anhieb ein sympathisches Flair aus. Unsere gebuchte Unterkunft in den Rose Cottages liegt zwei Kilometer außerhalb des Ortszentrums inmitten der Weinberge. Bei der Anfahrt befindet sich eine Farm, die Lavendel anpflanzt, so dass man meinen könnte, sich in der Provence zu befinden! Wir haben das Cottage „The Vineyard“ gemietet, das über einen kleinen (derzeit leider sehr kalten) Pool verfügt und in französischem Stil gemütlich eingerichtet ist. Hier werden wir es in den nächsten zwei Tagen sehr gut aushalten können!
Das Dinner führt uns heute Abend ins Reuben´s und eines vorweg: Es wird für uns alle das beste Dinner, das wir seit langer Zeit genossen haben.
Zunächst ein Wort zu den beiden gewählten Weinen: Den einmaligen Chenin Blanc vom hiesigen Weingut Mullineux – mehrmals als Weingut des Jahres Südafrikas gekürt - kannten wir bereits von unserer letzten Reise ans Western Cape. Der Pinotage Rotwein namens „Spencer“ ist eine einzige Geschmacksexplosion, stammt vom Lemberg Vineyard in Tulbagh und begeistert uns allesamt. Die Speisen sind genial zubereitet, ein frisches Beef-Tartar gefolgt von Moon-Fish für die Damen (ein Kugelfisch und zugleich der schwerste Knochenfisch der Welt, auch „Gotteslachs“ genannt), sowie Langzeit-geschmortes Osso Buco mit Kräutern für die Herren – lecker, lecker! Der Service ist kompetent, aufmerksam und niemals aufdringlich – nach unserer gestrigen Restauranterfahrung ein echtes Kontrastprogramm.
10. September 2019 – Franschoek
Wanderung durch duftenden Fynbos
Morgens werden wir geweckt vom markanten Geschrei von Hagedasch-Ibissen, die hinter unserem Haus in Scharen auf den Feldern nach allerlei Getier picken. Da wir gestern Abend mit dem Taxi zurück gefahren sind, laufen wir nach dem Frühstück zu Fuß in die Stadt. Vorbei an der Lavenderfarm und dem unspektakulären Hugenotten-Denkmal machen unsere Damen eine kurze Stippvisite in den Boutiquen entlang der Hugenotte Road, während wir Herren uns dem Fotografieren widmen. Eines der schönsten Häuser Franschoeks ist sicherlich das Leeu-House, in dessen Vorgarten Skulpturen von Nelson Mandela und Mahatma Gandhi stehen. Gärtner schneiden soeben die kerzengeraden, das Grundstück begrenzenden Hecken in Form. Zum Abschluss kaufen wir im gut sortierten Feinkost-Lebensmittelladen von Woolworth für unser heutiges Home-Dinner ein.
Uns ist nach der gestrigen Autofahrt sehr nach Bewegung und so wollen wir die zweite Hälfte des Tages mit einer Wanderung am Franschoek-Pass verbringen. Wir haben großes Glück, denn der Pass war aufgrund von Erdrutschen zwei Monate lang gesperrt, und ist gerade gestern, deutlich früher als erwartet, wieder geöffnet worden. Unterwegs an der Passstraße lauern schon die Baboon-Clans auf Touristen, in der Hoffnung, in einem unaufmerksamen Moment einige Leckereien aus den haltenden Autos erbeuten zu können. Dennoch ist es immer wieder ein Erlebnis, Paviane in freier Wildbahn beobachten zu können.
Am Mont Rochelle Nature Reserve entrichten wir eine geringe Conservation Fee und entscheiden uns dann für den „Vista-Trail“, der hinauf auf einen Hügel mit schöner Aussicht auf das Franschoek Tal führt. Überall am Wegesrand ist die extrem artenreiche Fynbos-Vegetation anzutreffen, teils mit recht unscheinbaren Blüten, die sich bei näherem Hinsehen dann aber als filigran und interessant erweisen. Kaum eine Region gibt es weltweit, in der die Bio-Diversität annähernd so hoch ist. Auf einer Fläche vergleichbar mit Niedersachsen gibt es am Western Cape über 8.000 verschiedene Pflanzenarten, zu denen auch einige Proteen zählen, mehr als die Hälfte davon sind endemisch. Zum Vergleich: Im vergleichbar großen Bundesland Niedersachsen gibt es gerade einmal 1.700 Arten, keine ist endemisch. Der Trail durch den Fynbos ist wunderschön.
Auf der Spitze des Hügels machen wir eine kurze Rast und genießen die grandiose Aussicht. Auf einem vorgelagerten Felsen entdecke ich einen Kap-Felsenspringer (Cape-Rockjumper), eine von sechs endemischen Arten der Region. Anschließend treten wir den Rückweg an.
Zumindest ein Wine-Tasting wollen wir in Franschoek noch machen und so fällt unsere Wahl auf die La Motte Winery. Das Gut ist idyllisch angelegt mit einem kleinen Weiher, in dem Cape-White-Eyes hektisch von Blüte zu Blüte schwirren. Im Tasting-Room kann man sieben Weine für 60 Rand verkosten, wobei uns keiner der Tropfen hinsichtlich Preis-Leistungsverhältnis vom Hocker haut. Aus diesem Grund verzichten wir heute auf einen Einkauf, eine gute Entscheidung, denn wir stellen später fest, dass die Weine über einen deutschen Versandhändler deutlich günstiger zu bekommen sind, als wenn man sie hier vor Ort bestellt hätte. Die großen Weingüter sind dann doch schon sehr versaut und haben sich zu sehr auf den schnellen Tourismus eingestellt. Es fehlt ihnen die Individualität, wie wir sie beispielsweise gestern am Doolhof in Wellington erlebt haben.
Durch die Weinstraße verkehren Wine-Trams auf verschiedenen Routen von Weingut zu Weingut im Hop-On – Hop-off Verfahren. Von allen angeschlossenen Weingütern kann man sich nach Deutschland beliefern lassen, auch in Kombination mehrerer Weingüter.
Zurück an unserem Cottage chillen wir noch eine Weile, schreiben Reisebericht, laden Fotos herunter, bevor wir uns erstmals in diesem Urlaub an den eigenen Herd begeben. Wir kochen eines unserer Standardgerichte, immer wenn wir in Afrika sind: Einen Eintopf aus Rinderfilet, Kürbis, diversem kleingeschnittenen Gemüse und Linsen, den wir normaler Weise am offenen Feuer im Potjie lange und langsam schmoren lassen. Dazu gibt es den fantastischen Pinotage vom Doolhof! Das I-Tüpfelchen unseres stilvollen Abends bildet das prasselnde Feuer im Kamin, denn es hat sich gegen Abend ziemlich abgekühlt.
< Paternoster & Lambert´s Bay Stanford >
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