4. April 2014 – Von Windhoek zur Bushberg Guest Farm (410 Km, 3,5 Stunden)
T4Africa Karte: Windhoek - Bushberg Guestfarm
Unterwegs zum Etosha Nationalpark – unsere erste Nacht im Bushcamper
Bereits um 9 Uhr sind wir gestern Abend todmüde ins Bett gefallen. Die Nacht ist nach dem anstrengenden Flug erholsam. Nach dem Frühstück sortieren wir unseren Einkauf und stellen fest, dass der Bushcamper auch in Bezug auf Stauraum genial durchdacht ist. Es gibt ein riesiges hochklappbares Fach unterhalb des unteren Bettes, in dem neben dem Reserverad und dem Werkzeug jede Menge Platz für Wasserkanister, Holz und andere sperrige Gegenstände ist.
Einen kleinen Eindruck von Namibias Hauptstadt wollen wir dann doch noch gewinnen, auch wenn Windhoek selbst nicht im Mittelpunkt unseres Interesses steht. Also begeben uns wir uns zu Fuß zur Independence Avenue. Die architektonische Mixtur ist hier besonders auffällig: Kolonialarchitektur trifft auf hyper-moderne Wolkenkratzerbauweise.
Der deutsche Kolonialeinfluss spiegelt sich in Straßen- oder Gebäudenamen wieder, auch wenn die Regierung bemüht ist, diese unrühmliche Zeit Namibias aus dem Stadtbild nach und nach zu verbannen. Einige neue Straßennamen wie die Fidel-Castro Street oder die Robert-Mubabe-Avenue sind allerdings politisch kaum korrekter als die alten! Oberhalb der Independence Avenue befindet sich auf einem Hügel das Wahrzeichen Windhoeks, die Christuskirche.
Nach diesem kleinen Rundgang wollen wir noch Fleisch bei einem deutschen Metzger einkaufen, der in Windhoek seit Jahrzehnten ansässig ist. Die „Klein-Windhoek Schlachterei“ befindet sich im Gewerbegebiet Nord in der Albert Wessels Straße. Hier kann man jegliches Game-Fleisch bekommen. Ich bin der einzige weiße Kunde in dem kleinen Lädchen, in dem im hinteren Teil emsig Wurst- und Fleischwaren aller Art produziert werden. Ich stelle mich brav in der Schlange an, während die Verkäuferin die ausschließlich farbige Kundschaft immer wieder ruppig anfährt, sie mögen aufrücken, schließlich wollten noch mehr Leute Fleisch kaufen! Als ich an der Reihe bin, werde ich sogleich ins Büro gebeten, in dem die Chefin des Hauses vor großen Geldstapeln sitzt und die Tageseinnahmen zählt. Der Sohn des Hauses, von den Angestellten „Wolfi“ oder „Wolferl“ genannt, nimmt meine Bestellung auf. Ich ordere Oryx-, Kudu- und Springbockfilet sowie Burenwurst, jeweils in 500 Gramm Einheiten vakuumverpackt. So hält das Fleisch in unserem Kühlschrank gut und gerne zehn Tage.
Wir wollen heute 400 Kilometer in Richtung Norden zur Bushberg Guest Farm fahren, die noch rund 60 Kilometer vor dem Anderson Gate des Etosha National Parks liegt. Die an uns vorüberziehende Landschaft ist deutlich abwechslungsreicher als in Botswana, insbesondere aufgrund der begrünten Hügelketten, die vor dem blauen Himmel mit Schäfchenwolken unsere Augen verwöhnen. Wir kommen sehr schnell voran, da sich die Straßen in einem guten Zustand befinden, wenn auch hier und da die Schäden der gerade zu Ende gehenden Regenzeit auf der Asphaltdecke unverkennbar sind. Über Otjiwarongo und Outjo gelangen wir zur Farm – wir sind wieder einmal die einzigen Gäste. In dieser etwas abgelegenen Farm erhoffen wir uns, dem vermeintlichen Trubel der Camps rund um Etosha zu entgehen.
Anita und Hannes, die Besitzer der Farm, sind Rinderzüchter, die Vermietung von Zimmern und Campsites sind für sie lediglich ein kleines Zubrot. Wir richten uns ein und sind bereits nach dem ersten Aufbau des Dachzeltes, der ganze fünf Sekunden dauert, „ganz verliebt“ in unseren Bushcamper.
Da wir beide extrem bewegungshungrig sind, unternehmen wir erst einmal einen Spaziergang in die nähere Umgebung. Löwen gibt es hier nicht, sehr wohl aber Leoparden, Geparden und jede Menge Hyänen, die für die Farmer ein permanentes Ärgernis darstellen. Hannes hat im vergangenen Jahr 80 Rinder durch Hyänen verloren. Auf unserem Weg entdecken wir jede Menge "Dickbens Grillen", die sich in manchen Jahren geradezu explosionsartig vermehren sollen. Mit diesen kleinen Biestern werden wir im Verlauf unserer Reise noch nähere Bekanntschaft machen! Begleitet werden wir auf unserem Spaziergang von den beiden Hunden des Hauses, die vermutlich darüber wachen, dass wir nicht verloren gehen!
Zurück an unserer Campsite erfrischen wir uns in dem kleinen Pool. Das Warmwasser unserer Dusche wird betrieben durch einen „Donkey“, einem mit Holz betrieben Ofen, der von den Angestellten des Hauses vor jeder Dusche befeuert werden muss. Derweil zieht am Horizont ein Gewitter mit furchterregenden Blitzen auf. Es gewittert zwar die halbe Nacht rings um uns herum, ein Regenguss bleibt uns jedoch in unserer ersten Nacht im Dachzelt erspart.
Am Abend entzünden wir ein Campfire und grillen leckeres Oryx-Filet – dazu gibt es einen griechischen Salat. Das Game-Fleisch ist grandios! Dazu gibt es einen leckeren Pinotage (Dimersfontein), den wir vor zwei Jahren in Südafrika entdeckt haben. Der kleinere der beiden Haushunde wartet geduldig unter unserem Tisch auf seinen Anteil am Festschmaus, den er am Ende des Abends schließlich auch erhält. Ich glaube kaum, dass er in seinem Leben zuvor schon einmal Oryx-Filet genießen durfte!
5. April 2014 – Von der Bushberg Guest Farm zum Halali Camp im Etosha Nationalpark (145 km)
T4Africa Karte: Bushberg Guestfarm - Halali Camp (Etosha NP)
Verwaiste Wasserlöcher und ein ungepflegtes Camp
Wir lassen es heute Morgen ruhig angehen, frühstücken in aller Seelenruhe, packen unsere Sachen zusammen und verabschieden uns dann von Anita und Hannes. In einer guten halben Stunde ist das Anderson Gate erreicht, wo wir uns zunächst in der üblichen Liste des Nationalparks registrieren. In Okaukuejo, einige Kilometer weiter, entrichten wir die Eintrittsgebühr (170 NAM $ für 2 Personen und Auto).
Etosha, was in der Sprache des Ovambo Stammes soviel heißt wie „Großer weißer Ort“, ist einer der am besten zugänglichen Reservate im südlichen Afrika. Ein großer Teil der Gravelroads, die durch den Park führen, sind mit einem herkömmlichen 2x4 Fahrzeug – zumindest in der Trockenzeit - leicht zu bewältigen. Die Etosha-Pfanne, eine Salzpfanne, die sich vor 100 Millionen Jahren gebildet hat, ist mit einer Ausdehnung von 130 x 50 Kilometern und einer Gesamtfläche von ca. 4.800 Quadratkilometern, was ungefähr einem Viertel der Gesamtfläche des Parks entspricht, das markanteste Merkmal des Nationalparks.
Wir fahren zunächst einen Loop westlich von Okaukuejo nach Adomax. Am Ende der Regenzeit finden die Tiere im gesamten Park Wasser, insofern konzentrieren sie sich nicht wie in der Trockenzeit ausschließlich auf die Wasserlöcher, sondern verteilen sich im gesamten Park. Wir sehen riesige Springbockherden, Zebras, Gnus und Oryx-Antilopen, darunter auch sehr viele Jungtiere. Später sichten wir auch noch Kuhantilopen und Schwarznasenimpalas.
Schwarznasenimpala
Wir haben im vergangenen Jahr in Botswana so viele Raubtiere und Elefanten, so dass wir nicht einmal enttäuscht sind, heute keinerlei „Big 5“ Tiere gesehen zu haben! Die Landschaft steht für uns bei unserem Etosha-Tripp im Vordergrund. Und diese genießen wir in vollen Zügen! Gerade die unendliche Weite, garniert mit einer dezenten, eher unauffälligen Blütenpracht am Ende der Regenzeit, empfinden wir als äußerst attraktiv.
Auch die Wasserlöcher im Verlauf des Loops bei Olifantsbad und Aus sind wie leer gefegt – kein Tier zeigt bei dem derzeitigen reichhaltigen Wasserangebot Interesse an den Wasserlöchern! Dafür kommen wir in den Genuss eines ersten kleineren Offroad-Abenteuers. Bis vor wenigen Tagen war die Piste um Aus, zumindest für 2x4 Fahrzeuge, durch Überflutungen noch unpassierbar. Wir müssen mehrere matschige Wasserlöcher durchqueren – für ein Allradfahrzeug stellen diese Passagen jedoch keine Herausforderung dar.
Wir haben eine Campsite im Halali Camp vorgebucht – um diese Jahreszeit im Prinzip völlig überflüssig, da maximal ein Viertel der Stellplätze belegt sind - mit 400 NAM $ ist Halali einer der teuersten Campsites unserer Reise, wohl auch einer der ungepflegtesten. Die Sanitäranlagen haben ihre besten Tage bereits hinter sich, kaum eine Dusch- oder Toilettenkabine lässt sich von innen verschließen. Für eine Nacht wird es schon gehen.
Am Abend kochen wir uns im Potjie gemischtes Gemüse und grillen dazu Burenwurst. Halali verfügt über ein beleuchtetes Wasserloch, zu dem wir nach Einbruch der Dunkelheit laufen. Das Camp ist umzäunt, so dass man sich auch nachts hier bedenkenlos bewegen kann. Außer uns hat sich keine Menschenseele beim Wasserloch eingefunden – wir freuen uns allerdings zu früh. Nach und nach treffen immer mehr Campgäste am Wasserloch ein - aus unserem romantischen Event wird also nichts! Die vielen Menschen verscheuchen auch die letzte Attraktion des heutigen Abends, eine kleine Eule, die sich direkt über uns nieder gelassen hat. Ansonsten warten alle Gäste vergeblich auf eine spektakuläre Tierbegegnung.
6. April 2014 – Vom Halali Camp zum Onguma Reserve (90 km)
T4Africa Karte: Bushberg Guestfarm - Halali Camp (Etosha NP)
Luxus am Rande der Etosha-Pfanne
Unser morgendlicher Game-Drive entlang des Rhino-Drives verläuft erneut ohne nennenswerte Tiersichtung. Einige Giraffen sowie ein Schildkröte, die bei unserem Eintreffen gemächlich das Weite sucht, sind die magere Ausbeute. Um diese Jahreszeit muss man schon viel Glück haben, Löwen, Leoparden oder Geparden zu sichten. Die Tiere sind im gesamten Park weit verstreut und im hohen Gras von den Wegen aus kaum auszumachen. Nur eine Schildkröte watschelt gemächlich über die sandige Pad, als wir uns ihr nähern. Etosha ist ein Vorgelparadies. Die im gesamten südlichen Afrika verbreitete Gabelracke, zumeist auf exponierten Ästen am Wegesrand anzutreffen, oder die Weißflügeltrappe, die ohrenbetäubend protestiert, wenn man ihr zu nahe kommt, sind immer wieder wunderbare Tierbegegnungen.
Gabelracke (Lilac breasted Roller) / Weißflügeltrappe (Northern Black Korhaan)
Nach dem Frühstück packen wir zusammen und fahren weiter in Richtung Onguma Lodge, nicht ohne beim Etosha Lookout zu halten. Hier kann man mit dem Auto in die Salzpfanne ein kurzes Stück hineinfahren. Es ist allerdings nicht annähernd ein solches Erlebnis wie in den Salzpfannen von Kubu Island oder bei den Baines Baobabs in Botswana, die man ja über weite Strecken durchfahren kann. Dennoch ist der Lookout ein idyllisches Plätzchen, der einen Eindruck von der unendlichen Weite der riesigen Salzpfanne vermittelt.
Der nun folgende Abschnitt ist eher eintönig und führt durch endlose Mopane- und Dornbusch-Savanne. Immer wieder sichten wir große Zebra-, Impala und Springbockherden, auch vereinzelte Kuhantilopen und Strauße können wir immer wieder ausmachen, wenn wir uns der Salzpfanne nähern.
Kurz vor Namutoni haben wir dann doch noch eine spektakuläre Tiersichtung: Ein Spitzmaulnashorn döst im Gras vor sich hin und lässt sich auch von unserer Anwesenheit nicht aus der Ruhe bringen. Das lauschende und sich permanent drehende große Ohr lässt darauf schließen, dass das Tier auch im Schlaf durchaus wachsam ist. Spitzmaulnashörner sind mehr noch als Breitmaulnashörner vom Aussterben bedroht. Immer wieder werden gewilderte Tiere aus den Nationalparks gemeldet. In Asien werden für die Hörner horrende Preise gezahlt, da man die pulverisierten Hörner irrtümlich für ein potenzsteigerndes Mittel hält! Wenn der Wilderei nicht Einhalt geboten wird, so werden diese Tiere bald in freier Wildbahn nicht mehr zu beobachten sein.
Wir verlassen den Etosha Nationalpark durch das Von Lindquist Gate, um direkt dahinter zum Onguma Reserve abzubiegen. Das 34.000 Hektar große Reserve grenzt direkt an den Etosha-Park. Die Anlage ist liebevoll angelegt und bietet verschiedene Unterbringungsmöglichkeiten für unterschiedliche Geldbeutel. Wir haben uns natürlich auf den idyllisch gelegenen Campsites des Bush Camps eingebucht. Jeder Platz verfügt über ein eigenes Badhäuschen. Die Campinggäste können alle Annehmlichkeiten der Lodge nutzen, inklusive des schönen Pools und des Restaurants.
Den Nachmittag verbringen wir auf der idyllisch gelegenen Aussichtsterrasse des Restaurants und beheben zunächst einmal ein paar technische Probleme mit unserem Garmin-GPS sowie der W-Lan Steuerung unserer Gopro Kamera. Wir haben uns angemeldet zum Abendessen im „Fort“, einem im marokkanischen Stil eingerichtetem geschmackvollen Luxus-Ressort. Wir müssen dazu den umzäunten Bereich verlassen und kommen auf diese Weise zu einem kurzen Night-Game-Drive.
Das Fort ist ein wirklicher Traum. Wir werden zunächst auf die überdachte Terrasse mit Blick auf eine Ebene samt kleinem Wasserloch geführt. Dort nehmen wir einen Aperitiv ein, ein Glas Sauvignon Blanc. In dem stilvollen offenen Restaurantbereich können wir ebenfalls auf die beleuchtete Ebene schauen. Wir hören zwar Löwen in der Nähe brüllen, leider tuen sie uns nicht den Gefallen, am Wasserloch vorbei zu schauen. Lediglich ein Schakal, der vom Duft gebratenen Fleisches angelockt wird sowie einige Springböcke unterhalten uns während unseres delikaten Viergangmenüs. Es gibt zunächst eine Tomatensuppe, gefolgt von Miesmuscheln in Weißweinsoße, Rind in Rotwein-Rosmarin Sauce sowie einer Karamellcreme. Auch die teilweise einfältigen Gespräche der wenigen Lodgegäste können uns diesen stimmungsvollen Abend kaum vermiesen. Auch Luxus können wir hier und da genießen! Wir zahlen unsere Rechnung, zusammen mit dem Aperitiv, einer Flasche Rotwein, Wasser und Espresso zahlen wir knapp 1.000 NAM $ - völlig angemessen für die Qualität in einem absolut einzigartigem Ambiente. Anschließend fahren wir zurück zu unserer idyllischen Campsite und in unser gemütliches Dachzelt.
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