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E - Gomera 2008

Wir sind umgezogen auf unsere neue, mordernisierte Website Wehr-Reinhold.de. Dort findest du neben unseren alten Foto-Reiseberichten auch alle neuen Berichte ab 2020! Jetzt zu Wehr-Reinhold.de wechseln!

 




Gomera - eine beinahe unbekannte Bananeninsel im Atlantik, die "Insel der Bekloppten" (Zitat Valle-Bote)! In den 70ern und 80ern war das Eiland ein Paradies für friedliche Blumenkinder, die Love and Peace verkündeten, die Konsum und Betonwüsten entfliehen wollten.


Heute ist Gomera noch immer eines der letzten europäischen Urlaubsparadiese für Naturliebhaber und Individualisten - und dies trotz immer neuer Appartmentanlagen, die bislang jedoch in halbwegs vertretbarer Weise auf der Insel entstanden sind. Hier sind dickbäuchige "Pauschis" zum Glück noch immer nicht das vorherrschende Urlauberklientel, kanarische Runzelkartoffeln, Tapas, Ziegen- oder Kanincheneintöpfe bestimmen die Speisekarten der Restaurants und nicht das Schnitzel mit Pommes wie auf anderen Kanareninseln.

Gomera ist bis heute ein Eldorado für Wanderfreaks geblieben, in dem vielfältige Landschaften mit atemberaubenden Canyons und grandiose Nebelwälder mit einer einzigartigen Flora und Fauna entdeckt werden können. Genau das richtige Ambiente, um den November hier zu verbringen, wenn es in Deutschland schmuddelig, nasskalt und grau wird. Unsere Touren planen wir, wie immer mit dem sehr guten Rother-Wanderführer.


Steilküste beim Valle Gran Rey


15.11.2008
Wir entfliehen dem norddeutschen Herbst-Schmuddelwetter in diesem Jahr mit einem Trip auf die Kanaren. Bereits im Frühjahr haben wir einen extrem günstigen Flug bei Ryan Air ab Bremen nach Teneriffa Süd für ganze 185,-- Euro pro Person gebucht. Nach 4 ½ Stunden entlässt uns der Flieger in die Sonne. Im Anflug auf Teneriffa sehen wir den 4.000 Meter hohen Teide in der Sonne liegen. Auf Teneriffa sind Temperaturen um 25 Grad bei wolkenlosem Himmel.


Mit der Buslinie 488 fahren wir vom Flughafen zum Hafen von Los Christianos
. Die Busse fahren nicht direkt bis zum Hafen, so dass ein kleiner Marsch von ca. 15 Minuten zum Hafen in Kauf genommen werden muss. Die andere Alternative ist, sich mit dem Taxi zum Hafen bringen zu lassen. Auf dem Weg zum Hafen kommen wir ins Gespräch mit einem deutschen Pärchen, dass nach El Hierro möchte. Sie berichten davon, dass der Garajonay Express, die Schnellfähre, die von Los Christianos über San Sebastian direkt ins Valle Gran Rey auf Gomera verkehrt, seit einigen Tagen offenbar ihren Betrieb eingestellt habe. Wir hatten für die Anreise ins Valle auf diese komfortable Beförderung gesetzt und stellen am Hafen tatsächlich fest, dass lediglich die Fähren von Fred Olsen, dem Großmogul von Gomera, nach San Sebastian übersetzen. Die einzige Fähre fährt erst um 19.30 Uhr – somit haben wir noch einige Stunden Zeit. Da wir so spät auf Gomera sicher weder einkaufen, noch in einem Restaurant etwas zu essen bekommen werden, besorgen wir die notdürftigsten Lebensmittel für unser heutiges Abendmahl: Baguette, Salami, Käse, Oliven, Wasser und zwei Flaschen Rotwein. Danach trinken wir in der Bar im Fährgebäude am Hafen ein Gläschen Vina Sol – das Ganze mit Blick auf die inzwischen eingetroffene Fred Olsen Fähre. Die Ticketpreise für die Überfahrt sind in den letzten Jahren kräftig erhöht worden: One-Way kostet das 45 minütige Vergnügen mittlerweile stolze 34 Euro pro Nase.

In San Sebastian angekommen, begeben wir uns auf die Suche nach dem Bus ins Valle, der direkt am Hafen startet. Der letzte Bus fährt aber erst in einer guten Stunde. Ein geschäftstüchtiger Taxiunternehmer bietet uns und zwei weiteren Neuankömmlingen seine Dienste an. 50 Euro für alle Fahrgäste sind ein angemessener Preis, so dass wir nach kurzer Rücksprache mit unseren „Mitreisenden“ das Angebot annehmen. Die Fahrt in einem zum Glück relativ neuen Mercedes Kombi über die kurverbreichen Passstraßen ins Valle ist schon ziemlich abenteuerlich! Die Überholmanöver sind für unsere Verhältnisse rasant, jedoch macht der Fahrer insgesamt einen souveränen Eindruck. Unsere beiden Mitfahren, ein Gomero, der ebenfalls in El Guro wohnt sowie ein in Salzburg lebender Holländer wirken zumindest relativ entspannt. Um 21.30 Uhr kommen wir schließlich in El Guro an, schultern unsere Rucksäcke und steigen hinauf ins Dorf. El Guro ist nur über zwei Wege über ca. 120 Stufen, nicht jedoch mit dem Auto, zu erreichen. Alle Bewohner müssen ihr Auto unten an der Hauptstraße parken und den mühsamen Aufstieg in das idyllisch gelegene Dorf auf sich nehmen. Mit 25 Kilo Gepäck auf dem Rücken und in der Hand sind wir nach dem Aufstieg schweißgebadet! Unten haben wir Björn, den Verwalter unseres Domizils, angerufen und er erwartet uns am Ende der Treppe.

Das Casa Nisarga (das Haus ist seit 2013 verkauft und wird nicht mehr vermietet), unser Domizil für diesen Urlaub, ist ein ehemaliges Meditationszentrum eines deutschen Paares, das mittlerweile seinen Lebensmittelpunkt nach La Palma verlegt hat. Der Mietpreis beträgt 45 Euro pro Tag zzgl. 50 Euro Endreinigung. Das Haus verfügt über ein Wohnzimmer mit Stereoanlage und Sat-TV (im Urlaub von uns in der Regel unbenutzt), einer Küche mit Herd und Backofen, einem Schlafzimmer mit sehr gutem und großen Doppelbett sowie einem Badezimmer mit Waschmaschine. Zusätzlich gemietet kann ein weiteres Schlafzimmer mit Doppelbett auf dem Dach. Es gibt weiterhin eine überdachte Terrasse, mit sensationellem Blick auf die grüne Hölle im „ Tal des großen Königs“. Dort nehmen wir bei Kerzenlicht und Vollmond unser Abendessen ein und genießen diese einmaligen Temperaturen, die auch nachts noch hier zu dieser Jahreszeit vorherrschen. Wir schlafen nach der langen Anreise – insgesamt sind wir inklusive Fahrt zum Bremer Flughafen immerhin 13 Stunden unterwegs gewesen – den „Schlaf der Gerechten“ und werden um 8.00 Uhr vom Geläut der Ermita de los Reyes gegenüber von El Guro aus tiefem Schummer gerissen.

 
 

16.11.2008
Am Morgen schauen wir uns erst einmal um, wo wir überhaupt gelandet sind. Wieder einmal erfüllt unsere gebuchte Unterkunft, wie auch das charmante kleine El Guro unsere Erwartungen komplett. Das Dorf ist ein Potpourri aus individuell gestalteten Steinmauern, blütenumrankten Terrassen und architektonisch ausgefallen, bunt bemalten Häusern, an denen selbst Hundertwasser seine Freude gehabt hätte. Seit Jahr und Tag gilt El Guro als Treffpunkt für Lebens-Künstler und Kunst-Freunde aus aller Welt, wenn auch die Deutschen im Dorf klar die Oberhand zu haben scheinen. Neben dem Casa Nisarga gibt es hier eine Reihe weiterer individuell gestalteter Objekte.

Es ist Sonntag, somit hat der kleine Tante Emma Laden, ehemals „Vivieres Nestor“,  unten an der Hauptstraße geschlossen, und wir müssen unser Frühstück in einer Bar einnehmen. Björn hat uns am Abend die kleinen Lokale am Strand von La Playa empfohlen. Wir laufen hinunter zur Hauptstraße und queren das Flussbett, um nicht auf der Straße in Richtung Meer laufen zu müssen. Die Schotterpiste verläuft parallel zur Straße hinab nach La Calera. Sie ist keinesfalls eine Augenweide, da sie an Schrottplätzen und ähnlichen „Schauplätzen der Zivilisation“ vorbei führt (lieber gleich auf der Straße bleiben!). In „La Playa“ frühstücken wir im La Namera, dem einzigen Cafe neben einer Reihe von Restaurants in der Avenida de la Playa, mit Ausblick auf den schwarzen Lava-Sandstrand Playa La Calera. Mittlerweile erstreckt sich der Sandstrand bis hinüber nach Puntilla (einige Kieselsteine sind in den letzten Jahren abgetragen worden), wenn auch im Sommer und bei Flut nur in der Nähe der Bars ein kleines Stückchen schwarzer Sandstrand übrig bleibt. Im Vale Gran Rey in Strandnähe gibt es eine ganze Reihe von netten Unterkünften, große Hotelanlagen Fehlanzeige!

Das Frühstück besteht aus Cafe con Leche, Bocadillos mit Serrano Schinken bzw. Ziegenkäse sowie Spiegeleiern mit Speck – alles lecker und preislich ok. Die Toiletten in diesem „Etablissement“ sind allerdings mehr als gewöhnungsbedürftig: Licht wird gespendet durch eine Baulampe, Toilettenpapier ist erst gar nicht vorhanden und der Seifenspender kommt einem bei Betätigung direkt entgegen.

Nach dem ausgiebigen Frühstück, machen wir uns auf zum Flohmarkt, der an diesem Sonntag am Busbahnhof stattfinden soll. Der Flohmarkt erweist sich als eine Hand voll Stände, die hauptsächlich Produkte aus der „Esotherik-Ecke“ feilbieten – Schmuck, Öle und ökologisch erzeugte Kosmetika sowie zahlreiche Produkte auf Aloe Vera Basis. Heimisches Obst und Gemüse suchen wir leider vergeblich.
Den heutigen Tag wollen wir erst einmal ruhig angehen lassen und begeben uns daher zum Playa Ingles, zehn Minuten zu Fuß vom Ortskern von La Playa entfernt. Der Playa Ingles besteht aus feinem schwarzen Sand, ist in keiner Weise überfüllt und somit für unseren Geschmack sehr empfehlenswert. Da der Strand überwiegend von deutschen Touristen aufgesucht wird, hat sich die „Freikörperkultur“ mittlerweile komplett durchgesetzt, auch wenn dies einigen Gomeros ein Dorn im Auge ist. Das Wasser hat eine äußerst angenehme Temperatur. Beim Baden ist allerdings Aufmerksamkeit geboten, da sich unterhalb der Wasseroberfläche einige scharfkantige Felsbrocken verbergen, auf die man durch den starken Sog oder die Wellen gedrückt werden kann.


Gegen Abend genießen wir im Las Jornadas, besser bekannt als Casa Maria, bei einem Vino Blanco den Sonnenuntergang. Diese Bar genießt seit Jahrzehnten geradezu einen legendären Ruf im Valle und ist einer der Szenetreffpunkte schlechthin. Das Essen soll hervorragend sein, große Portionen und kleine Preise. Das Gläschen gomerischer Landwein überzeugt auf jeden Fall schon einmal durch seine Frische und seinen kleinen Preis (1,30 Euro!). In der Bar spielen einige Gitarreros und eine Geigerin überwiegend gefühlvolle Rumbas. Im Gegensatz zum restlichen Spanien herrschen auf Gomera südamerikanische Rythmen wie Salsa und Rumba, nicht etwa der Flamenco, vor.

Gleich gegenüber am Strand beginnt wenig später das allabendliche Konkurrenzkonzert der Trommler. Hier treffen sich Freaks, die teilweise in der benachbarten „Schweinebucht“ unter freiem Himmel in den Höhlen leben sowie andere hängen gebliebene Alt-Achtundsechziger zur Trommelsession. Eine prall mit Münzen gefüllte Strickmütze ist der Lohn für das unterhaltsame Treiben, das auf uns ein wenig anachronistisch wirkt. 
 

 
In La Playa kaufen wir schließlich noch etwas für das Abendessen ein. Den in unserem Michael Müller Reiseführer als größten Supermarkt im Valle beschriebenen Supermercado Albatros gibt es mittlerweile nicht mehr, so dass wir in dem Miniladen Pili wenige Lebensmittel einkaufen. Danach begeben wir uns auf den Weg zurück nach El Guro, drei Kilometer die Straße hinauf mit dem Höhepunkt am Ende, den 120 Stufen ins Dörfchen. Wir genießen ein sehr einfaches Nudelgericht mit Tomaten und Thunfisch, dazu ein Gläschen Gomera Wein. Den einmaligen gomerischen Sternenhimmel direkt über uns und die himmlische Ruhe gibt es gratis dazu.

Eines steht jetzt schon fest: Ein Urlaub mit selbst gekochten „kulinarischen Highlights“ wie zum Beispiel in der Toskana wird dieser nicht, zumal die Einkaufsmöglichkeiten im Valle sehr beschränkt sind und auch unsere Küche nicht gerade üppig ausgestattet ist. Sicher werden wir dafür die vielen netten und scheinbar günstigen Restaurants ausprobieren.

 
17.11.2008
Am Morgen kaufen wir zunächst in dem kleinen Lädchen unten an der Straße super fri
sche und leckere Brötchen ein. Hier gibt es außerdem frisches Obst und Gemüse, allerlei kleinere gomerische Leckereien sowie die notwenigsten Artikel, die man benötigt. Wir genießen das Frühstück auf unserer Traumterrasse. 120 Stufen hinunter und wieder hinauf für den Frühstückseinkauf ist echter Frühsport, zugegebener Maßen allerdings nicht jedermanns Sache!

 Eine der beliebtesten Wanderungen auf Gomera startet direkt vor unserer Haustür, der Weg durch den Barranco de Arure zum Wasserfall. Sie führt zunächst vorbei an herrlichen Terrassengärten und einer imposanten Basaltwand in ein kleines Seitental des Valle Gran Rey.


Zunächst ist der Weg deutlich blau-gelb markiert bis zur Abzweigung nach Casa de la Seda. Hier geht es hinab zum Bachbett, was verbunden ist mit einer kleinen Kraxelei, bei der man hin und wieder auch die Hände zu Hilfe nehmen muss. Wir folgen dem Bachbett und den weißen Markierungspunkten, vorbei an kleineren idyllischen Wasserfällen. Nach einer guten Stunde erreichen wir den Wasserfall, der aus 15 Metern Höhe in einen wunderschönen Felsenkessel  hinabstürzt. Hier machen wir erst einmal eine kleine Rast.

 

Danach geht es auf gleichem Weg wieder zurück nach El Guro. Wir begegnen noch einer kleinen Wandergruppe, die wir bereits auf dem Hinweg überholt haben und deren Mitglieder sicherlich alle um die 80 Jahre alt sind. Unsere vollkommene Hochachtung gilt diesen alten Leuten, da diese Tour mit Kletterpassagen verbunden ist, mit denen manch jüngerer Mensch seine liebe Müh und Not hätte.

Nachdem wir unsere Badesachen zusammen gepackt haben, laufen wir direkt hinunter nach Vueltas. Im Tambara Cafe genießen wir eine leckere gemischte Tapas Platte mit verschiedenen Gemüsesorten, einem scharfen Cous Cous mit Hühnchen (10 Euro) bei herrlichem Ausblick auf das Meer. Die Bar ist in maurischem Stil eingerichtet und bietet auch allerlei Tapas mit arabischem Einschlag an.

Anschließend schlendern wir zum Hafen von Vueltas. Hier kommt im Normalfall der Garajonay Express an. In der Touristeninformation haben wir erfahren, dass das Einstellen des Garajonay Expresses ein echtes Politikum im Valle ist, zumal die Beteiligung des langjährigen und korrupten Bürgermeisters Esteban Bethencourt (im Volksmund deutscher Residenten aufgrund seiner Bestrebungen zur Urbanisation auch „Bettenkurt“ genannt), dessen 29 jährige Regentschaft erst kürzlich zu Ende gegangen ist, an dem gomerisch-sizilianischen Fährunternehmen äußerst dubios erscheint. Die Betreiber waren in jedem Fall dem omnipotenten Herrscher über Gomera, Fred Olsen, mit den niedrigen Fahrpreisen vermutlich ein Dorn im Auge. Für Einheimische und Residenten kostet die Fahrt mit dem Garajonay Express in die Inselhauptstadt San Sebastian ganze 40 Cent, Rentner erhalten gar eine Ermäßigung und zahlen 34 Cent! Angeblich soll ab Dezember der Betrieb wieder aufgenommen werden, zu welchen Preisen und mit welchem Betreiber steht indes in den Sternen! Fred Olsen hat – welch Wunder - angeblich bereits Interesse an der Übernahme der Fährlinie bekundet. Im
Valle-Boten, einer humoristischen Postille, die vier Mal im Jahr erscheint, wird die korrupte Politik im Valle Tal auf amüsante Art und Weise regelmäßig aufs Korn genommen. 


 

 

Vom Hafen aus führt ein 30 minütiger Spazierweg zur "Schweinebucht" und zur Finca Argayall, wörtlich übersetzt „Ort des Lichts“ -, in der New Age Spiritualismus unter dem Motto „Tourismus und Therapie“ angeboten wird. Die Betreiber waren früher größtenteils Sannyasins, also Anhänger des längst verstorbenen Gurus Bhagwan. In der Finca buchen sich sogar mittlerweile renommierte Firmen wie Siemens ein, um ihre Führungskräfte von Managerkrankheiten wie dem Burn-Out Syndrom durch spirituelle Sitzungen heilen zu lassen.


Das letzte Stück des Weges hinter der Finca ist eine Kletterpartie über Geröll bis hin zu der kleinen geschützt liegenden Bucht mit schwarzem Sandstrand. Hier relaxen wir für eine kurze Zeit, begleitet von sphärischer Trommel- und Flötenmusik der Höhlenbewohner, die an diesem Ort in den lieben Tag hinein leben.

Auf dem Rückweg buchen wir im
Oceano Büro eine Whale Watching Tour für den kommenden Mittwoch. Die 4-stündige Tour kostet 37 Euro pro Person und propagiert die sanfte und respektvolle Begegnung mit frei lebenden Walen und Delfinen unter Einhaltung der kanarischen Whale Watching Regularien. Anschließend kaufen wir im Spar-Markt in Vueltas – mittlerweile der größte und angeblich am besten sortierte Supermarkt im Valle – für den heutigen Abend ein. Auch hier ist das Angebot an Frischwaren (Gemüse und Fleisch) nicht gerade üppig. Den Rückweg entlang der Straße im Dunkeln, dazu mit dem Einkauf im Gepäck, ersparen wir uns an diesem Abend und nehmen ein Taxi. Gerade einmal  5 Euro kostet die Fahrt nach El Guro. Heute gibt es Süßkartoffeln mit roter und grüner Mojo Soße, die wir in der Bodega Vino Tinto in Vueltas zusammen mit zwei Flaschen gomerischen Vino Blancos erstanden haben. Dazu gibt es ein Kalbsschnitzel.


18.11.2008
Heute werden wir unsere erste anstrengende Bergtour machen. Wir haben die Tour von La Calera nach Arure ausgewählt. Zunächst müssen wir von El Guro hinabsteigen ins Tal nach La Calera. Von dort aus windet sich der GR 132 in Serpentinen bergan und vermittelt einen immer umfassenderen Überblick über das Mündungsdelta des Valle Gran Rey. In der Mittagshitze ist der Anstieg, der über 600 Höhenmeter ohne auch nur die kleinste Unterbrechung umfasst, eine schweißtreibende Angelegenheit. Die meisten anderen Wanderer kommen uns entgegen, da sie sich für die leichtere Variante, den Abstieg von Arure nach La Calera entschieden. Nach ca. 1 ½ Stunden erreichen wir die Hochebene von La Merica.

Ein kleiner 10 minütiger Abstecher zum Steilabbruch der Riscos de la Mercia, schon von weitem sichtbar durch eine im Wind wehende gelbe Fahne und einem einzelnen schattenspendenden Baum. Dies ist ein herrlicher Rastplatz mit großartigem Tiefblick nach La Playa und Playa Ingles. 

Nachdem wir genüsslich unsere Brötchen verzehrt haben, machen wir uns auf den Weg in Richtung Gipfel des La Merica. Der Weg über die Hochebene ist ein wenig eintönig und führt zwischen Geröll und nur geringem Pflanzenbewuchs stetig leicht bergan. Nach einer halben Stunde beginnt der wohl schönste Abschnitt der Wanderung, vorbei an Höhlen, die in Ziegenställe umfunktioniert worden sind und mit zartem Grün bedeckten Weiden, auf denen sich Ziegen gütlich tun. Das Ziel Arure haben wir dabei zumeist vor Augen. Schließlich erreichen wir nach insgesamt drei Stunden reiner Wanderzeit unser Ziel. Da Bus fahren auf Gomera reine Glückssache ist und die ohnehin nur selten verkehrenden Busse häufig nicht den Fahrplan einhalten, versuchen wir unser Glück per Anhalter. Es dauert keine fünf Minuten, da hält auch schon ein deutsches Pärchen und nimmt uns mit zurück nach El Guro. Per Anhalter fahren ist auf Gomera sehr einfach, da viele Wanderer bei Streckenwanderungen vor dem Problem des Rücktransports stehen und sich daher gegenseitig mitnehmen.

Bei unserem kleinen Lädchen kaufen wir ein für ein einfaches Nudelgericht, dazu lassen wir uns jungen gomerischen Landwein abfüllen, der sehr lecker ist. Den Abend verbringen wir in aller Ruhe in unserem Häuschen, betrachten noch eine Zeitlang den Sternenhimmel auf unserer Terrasse und gehen für unsere Verhältnisse sehr früh schlafen.


19.11.2008
Nach unserem Frühstück stehen wir wie verabredet um 11:00 Uhr unten an der Straße bei der Waschanlage, um unser Auto von der mit Sixt kooperierenden Firma Cicar entgegen zu nehmen. Wir haben 25,-- €/Tag für das Auto bezahlt. Pünktlich erwartet uns eine Dame mit einem Opel Meriva.

Nach der Übernahme machen wir uns auf den Weg nach Alojero, einem kleinen Dorf zwei Täler nördlich vom Valle. Zunächst muss man immer erst in das Landesinnere fahren um in die nächsten Täler zu gelangen. Mit zunehmender Höhe nimmt die Temperatur stetig ab, pro 100 Höhenmeter ca. um 1° Grad. Auch werden die Wolken zahlreicher. Alojero erreichen wir über eine kurvenreiche schmale Straße. Der erste Eindruck begeistert uns nicht gerade. Das Tal ist nicht so lieblich wie das Valle, eher recht schroff. Wir fahren noch bis zum Strand hinunter, der aber alles andere als einladend wirkt. Aufgrund der schlechten Wetterlage beschließen wir zurück zu fahren und uns heute an den Playa Ingles zu legen. Auf der Rückfahrt machen wir am Mirador von Manrique einen Zwischenstopp. Von hier hat man einen wunderbaren Blick ins Tal.



In La Playa genehmigen wir uns einen Cafe con leche, kaufen noch ein paar Postkarten im Shop von „El Fotografo“ sowie ein Buch, herausgegeben vom Valle Boten, mit dem Titel „So fing das damals alles an“. Dieses Buch beschreibt in Anekdoten das bunte Treiben im Tal, und gibt humoreske Hintergründe zu den Anfangsjahren der Kult-Postille – schlichtweg ein Buch wie geschaffen für dieses leicht skurrile Umfeld des Valles!

Leider ist heute auch am Strand nicht das allerbeste Badewetter - es ist recht stürmisch und bewölkt. Wir suchen uns eine der vielen aus Steinen gebauten Strandburgen und verbarrikadieren uns hinter unseren Sonnenschirm, der als Windschutz herhalten muss. Bei Sonne und Wolken im Wechsel lesen wir unsere Lektüren. Zwischendurch kaufen wir bei einem fliegenden Händler einen Cafe con leche und einen Crepes, gefüllt mit Banane und Nutella. Das Ganze für 4 €. Gern unterstützen wir diese Individualisten, die von uns Urlaubern leben.
Am späten Nachmittag kehren wir nach dem Strandbesuch wieder in der Bar Maria ein und genehmigen uns zunächst einen Vino Blanco und später einen 43er auf Eis. Es ist spannend hier zu sitzen und einfach nur die vorbeiziehenden Menschen zu beobachten oder aber einen ambitionierten Radrennfahrer im gelben Trikot, „sponsored by Deutsche Post“, der fortlaufend unten im Tal die gleiche Runde dreht und alle paar Minuten an uns vorbeigerauscht kommt. Jeder lässt jeden im „Tal der Bekloppten“ – wie es der Valle Bote so schön auf einen Nenner bringt - gewähren wie es ihm beliebt und keiner stört sich an irgendwelchen Marotten eines anderen. Anderssein ist hier Normalität. Eine sehr angenehme Atmosphäre.


Abends versuchen wir bei Sebastian in Le Calera, eines der Klassiker Restaurants im Valle, einen Tisch zu ergattern – um 19.30 Uhr ist dieses Unterfangen am heutigen Abend allerdings hoffnungslos. Der Wirt sagt uns, dass wir spätestens um 6 Uhr abends hier sein müssen, um überhaupt eine Chance zu haben, Tischreservierungen nimmt er hingegen erst gar nicht an. Also schleichen wir uns von dannen und versuchen unser Glück unten an der Uferpromenade im Paraiso. Wir entscheiden uns dort für eine Fischsuppe (3 €) bzw. eine Brunnenkressesuppe (3,50 €) – diese wird in nahezu jedem Restaurant auf Gomera, zumeist zusammen mit Gofio, einem sättigenden Maismehl, angeboten, als Hauptgerichte Canejo en Salsa (Kaninchen in Soße) für 9 €, bzw. gegrillte Gambas für 10 €, alles sehr lecker und empfehlenswert.



20.11.2008
Heute wollen wir wieder eine der zahlreichen Highlight-Wanderungen auf Gomera ausprobieren. Die ursprünglich geplante Tour durch den Barranco de Argaga von Vueltas nach Gerian verschieben wir aufgrund des unbeständigen Wetters. Im Tal scheint zwar die Sonne, oben in den Bergen türmen sich hingegen bedrohliche Wolken auf. Diese Wanderung erfordert absolut trockenes Wetter, sonst ist sie geradezu lebensgefährlich. Also planen wir kurzerhand um und entscheiden uns für den Weg durch den Barranco de Guarimiar
, wie sich später herausstellen wird, eine sehr gute Wahl – diese Wanderung gehört sicherlich zu den größten Wandererlebnissen, die wir je gemacht haben.

Wir stellen unser Auto an der Abzweigung nach Imada ab, wohin wir in rund 15 Minuten hinabsteigen. Ein Camino führt nun auf der rechten Talseite hinab. Wir passieren das liebliche, von Terrassenkulturen geprägte Hochtal von Imada, das Dörfchen mit seinen weißgetünchten Fassaden stets im Rücken. Nach und nach wird das Tal rauer und die Schlucht enger. Die steil aufragenden Felswände, die die Guarimiar Schlucht einrahmen kommen nun immer näher. Nach einer halben Stunde taucht unten im Tal der kleine Weiler Guarimiar auf. Der nun folgende Weg ist geradezu spektakulär. Über ein natürliches Felsband geht es mit permanent Schwindel erregendem Tiefblick stetig bergab bis zu dem kleinen idyllischen Weiler.

Vom Weiler Guarimiar aus geht es nun in einem Steilhang auf einem Felsensteig rund 500 Höhenmeter permanent aufwärts. Die Ausblicke ins Tal mit dem Roque Agando sind grandios.

Nach einer guten Stunde treffen wir schließlich auf die Kammhöhe bei Targa und setzen den Weg fort bis zum Restaurant Las Palmeras. Die Einkehr haben wir uns jetzt redlich verdient. Das Las Palmeras bietet gomerische Landküche zu unglaublich günstigen Preisen. Ich entscheide mich für Thunfisch (7 €), Corinna wählt Cherne (7,50 €), ein heimischer Fisch – beides sehr saftig und lecker. Dazu gibt es wie immer die kanarischen Kartoffeln Pappas Arrugadas mit gründer und roter Mojo Salsa. Die restliche Strecke durch Alajero zurück nach Imada ist unspektakulär und führt anfangs über die kaum befahrene Straße. Den Weg zum Drago, einem großartigen alten Drachenbaum, der in Europa eigentlich längst ausgestorben ist, ersparen wir uns angesichts der bereits zurückgelegten Strecke und nahezu 4 ½ Stunden reiner Wanderzeit.

Am Auto angekommen, fahren wir noch hinab nach Santiago. Der Flughafen von Gomera, den wahrhaftig niemand braucht, liegt am Ende der Bergstraße. Tatsächlich landen mittlerweile selbst die Inlandsflüge von Teneriffa recht selten hier, so dass die Landebahn ohne größeren Nutzen lediglich die Landschaft verschandelt. Santiago ist dann auch den Abstecher kaum wert. Ein schmuckloser Hafen, der vom Garajonay Express, wenn er denn wieder in Betrieb ist, angesteuert wird, und eine zersiedelte Landschaft mit dem unrühmlichen „Höhepunkt“ eines Golfplatzes, ebenfalls geplant und erbaut von „Betten-Kurt“, dem ungeliebten und mittlerweile verjagten Bürgermeister des Valles. In wasserarmen Regionen wie diesen haben unserer Auffassung nach Freizeitanlagen dieser Artnichts verloren, da sie täglich einen Wasserverbrauch einer Kleinstadt verbuchen, nur damit ein paar gut sit
uierte Schnösel auch in ihrem Urlaub ihrem Freizeitvergnügen nachgehen können.

Zurück geht es durch den Nebelwald Gomeras. Oben nehmen wir noch ein bedauernswert im Regen stehendes Berliner Pärchen mit hinunter ins Valle, das in Casa de la Seda wohnt. Die beiden haben wir bereits bei unserer ersten Wanderung nach La Merica getroffen – die Insel ist halt klein und man trifft immer wieder auf die selben Leute. Nach einer Kurzeinkehr im Casa Maria erledigen wir noch einen Einkauf im Spar von Vueltas und verbringen einen gemütlichen Abend auf der Terrasse unseres schönen Häuschens.


21.11.2008
Eine weitere großartige Wanderung steht heute auf dem Programm: V
on der Ermita de los Reyes gegenüber von El Guro nach La Vizcaina. Diese Wanderung ist schwarz markiert, also mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad versehen. Von der Ermita laufen wir für ein kurzes Stück taleinwärts auf dem GR 132 und biegen alsbald in einen steil aufsteigenden Camino, der sich die Steilwand in Serpentinen hinaufsc
hraubt. Da der Himmel heute bedeckt ist, laufen wir glücklicherweise ausschließlich im Schatten, sonst wäre der Aufstieg noch schweißtreibender. Nach ungefähr einer Stunde haben wir die 500 Höhenmeter bewältigt und treffen oben an der Kammhöhe erneut auf das Berliner Pärchen von gestern. Nach einem kurzen „Hallo“ trennen sich unsere Wege jedoch. Von hier aus (Degollada del Cerrillal) zweigen diverse Wanderwege in unterschiedliche Richtungen ab. Auf einem leicht zu übersehenden kleinen Pfad zweigen wir unmittelbar nach der Kammhöhe in Richtung der nicht zu übersehenden markanten Kammscharte. Dort öffnet sich ein grandioser Blick auf das Valle Gran Rey.


 

Über ein äußerst schmales Schichtband geht es in der senkrecht abfallenden Steilwand eine Viertelstunde immer geradeaus, mit permanentem Tiefblick in das mehrere hundert Meter tiefer liegende Tal. Dieser Weg ist wirklich nur Wanderern zu empfehlen, die absolut schwindelfrei und trittsicher sind – nichts für schwache Nerven also.


Der Abstieg hat es dann ebenso in sich. In sehr steilen und gerölligen Kehren geht es abwärts. Hier tut man gut daran, sich bei jedem Schritt gut zu konzentrieren. Einigen Ziegen scheint das Fortbewegen in der Steilwand leichter zu fallen – meckernd springen sie von Fels zu Fels als wenn nichts wäre. In einer ebenfalls steil abfallenden Geröllrinne setzt sich der Weg fort – auch hier ist wieder höchste Aufmerksamkeit gefordert. Danach wird der Weg bis hinunter nach La Vizcaina etwas einfacher, wenn auch immer noch steil. Untern angekommen verläuft der Weg über El Hornillo im Tal zurück zur Ermita. Insgesamt 3 Stunden – also eine halbe Stunde weniger als im Reiseführer angegeben – haben wir für die Tour benötigt.

Mit dem Auto fahren wir hinunter nach La Playa und trinken im La Namera einen Cafe con Leche und genießen den hervorragenden selbst gebackenen Kuchen (z.B. Joghurt-Himbeer oder Bananenkuchen). Da sich das Wetter nicht mehr zu bessern scheint, fahren wir zurück nach El Guro und machen es uns auf unserer Terrasse gemütlich.


Abends entscheiden wir uns für das Restaurant
El Palmar in Barbollan, gelegen mitten in den Bananenplantagen, ebenfalls ein klassisches und sehr gemütliches Gomera-Restaurant. Es gibt dort hervorragende Live-Musik von zwei Gitarreros, die gomerische Folklore zum Besten geben. Wir wählen neben einem Salat mit gebratenem Ziegenkäse (eine gomerische Spezialität für 4,50 €) eine Zarzuella mit Seeteufel, ein leckerer Fischeintopf mit Zwiebeln, Paprika, Kartoffeln, Tomaten und Knoblauch (12 €). Corinna entscheidet sich für Solomillo, ein Rinderfilet mit Palmhonig in Estragonsoße – ebenfalls eine gomerische Spezialität -, dazu die üblichen kanarischen Kartoffeln, Papas Arrugadas, „Runzelkartoffeln“, die im Meerwasser gekocht werden und noch in einem Topf ohne Wasser weiter schmoren bis sie mit einer Salzkruste überzogen einschrumpeln (12 €). Restaurant, Ambiente und alle Speisen sind absolut empfehlenswert! Mit einem Verdauungsspaziergang an der „Promenade“ bei 21 ° Grad beenden wir den Tag.


22.11.2008
Das Wetter ist heute leider nicht besonders gut. Über den Bergen hängen dicke dunkle Wolken und sogar im sonst so regenarmen Valle tröpfelt es. Aus unserem ursprünglich geplanten Strandtag wird somit heute nichts. Daher fahren wir nach dem Frühstück durch den nebligen Lorbeerwald bei unter 10° Grad hinüber in den Norden nach Agulo. Das gegenüberliegende Teneriffa mit seinem 4.000 Meter hohen Teide kann man in den Wolken gerade einmal schemenhaft erkennen. Zumindest regnet es nicht und die Temperaturen sind recht angenehm. Wir schauen uns in dem als schönstes Dorf geltenden Agulo um und teilen diese Einschätzung nicht ganz. Die Bergdörfchen im Valle gefallen uns um ein Vielfaches besser.


Von Agulo geht ein kleiner Camino entlang der Küstenlinie nach Hermigua. Zunächst geht es über eine unangenehm steile Treppe vorbei an einem verfallenen Lift, mit dessen Hilfe früher die Bananenstauden nach der Ernte von den Terrassenfeldern nach oben transportiert wurden, hinunter in einen mit Meter hohen Schilf bewachsenen Barranco. Von dort steigt der Camino wieder an bis zum „Bananendörfchen“ nach Lepe, das bestimmt wird durch Bannanenplantagen, in denen auch einige Papayabäume gedeihen.

 
 
Über die Dorfstraße gelangen wir hinab zur Playa de Santa Catalina, dem groben Kieselstrand von Hermigua.  Dort laufen wir bis zu einem Meerwasserschwimmbecken, einem Überbleibsel einer alten Mole. Die Mole war früher die einzige Verbindung zur Außenwelt in diesem Tal. Hier legten die Bananendampfer an, zudem brachen von hier aus zahlreiche kanarische Auswanderer auf in die „Neue Welt“. Nach dem Bau der Küstenstraße hatte der kleine Hafen seine Schuldigkeit getan und zerfiel nach und nach zu einem Betongerippe. Da das Wetter nicht unbedingt zu einem Bad im Meerwasserschwimmbecken einlädt, machen wir uns alsbald auf den Rückweg.



Der kurze, aber extrem steile Anstieg an der Treppe am „Bananenlift“ treibt den Puls in Rekordhöhen!
Wir fahren weiter nach Hermigua und trinken im Casa Creativa einen Cafe con Leche, dazu gibt es einen sensationell guten Vollwertkuchen. Auf dem Rückweg nehmen wir oben im Lorbeerwald noch einen deutschen Anhalter mit ins Tal. Heute wählen wir die landschaftlich reizvolle Route über El Cercado und Las Hayas, die in Arure herauskommt.

Unser Abendessen nehmen wir ein im
Coco Loco in Borbalan, ein Lokal das hinter dem vom Valle-Boten so blumig beschriebenen neuen Kinderspielplatz im Valle („… die sichere Umzäunung gleicht einem Hochsicherheitstrakt und deutet darauf hin, dass hier Eltern vor ihren antiautoritär erzogenen Kindern geschützt werden sollen!“). Besitzer sind natürlich auch Deutsche, offenbar aus Ostdeutschland – eine Fahne des Fußballvereins Erzgebirge Aue (… in welcher Liga spielen die denn???) hängt über der Bar, in der bereits in den 70ern und 80ern angeblich rauschende Partys gefeiert wurden, die die damaligen deutschen Besitzer in den Ruin stürzten (laut Valle-Boten). Wir versuchen uns an dem Thunfisch für 7,50 €, dazu gibt es wie üblich „Runzelkartoffeln“ und zwei extrem knoblauchhaltige aber gute Mojos.


23.11.2008

Heute wird der Ruhetag nachgeholt, den wir bereits in den letzten beiden Tagen machen wollten. In der Nacht hat es stark geregnet im Valle und die schwarzen Wolken müssen sich zunächst verziehen. Das Wasser rauscht lautstark durch das Leitungssystem von El Guro hinab ins Tal. Nach dem Frühstück sieht es über dem Meer sehr gut aus, so dass wir einen sonnigen Tag am Playa Ingles verbringen. Ein Bad in den heute relativ hohen Wellen bereitet echtes Vergnügen. Am Nachmittag genehmigen wir uns noch einen Cafe und ein Stückchen leckeren Kuchen im Cafe La Namera. Ein ziemlich abgedreht wirkendes Pärchen sorgt vor dem Cafe für ungewöhnliche, hingegen für gomerische Verhältnisse fast normale musikalische Untermalung: Er spielt mit den Händen eine Steel Drum, sie ein Didgeridoo und verfällt dabei in Trance – Alltag auf Gomera sozusagen!


Für ein wenig Bewegung sorgt an diesem Tag der Weg entlang am Strand nach Vueltas und zurück. Danach fahren wir zunächst in unser Häuschen in El Guro und nehmen dabei vor dem Abendessen die 120 Treppenstufen in Kauf, um uns frisch zu machen. Unsere Restaurantwahl fällt auf das El Mirador in La Calera. Man sitzt auf einer überdachten Terrasse mit einem wunderbaren Blick auf das Delta des Valles. Die Preise für einige Gerichte sind in diesem Restaurant etwas höher als anderswo, die Fischgerichte sind dennoch vergleichsweise günstig (gegrillter Tintenfisch und Seehecht jeweils 8,50 €).


24.11.2008

Heute steht eine der klassischen Wandertouren auf Gomera auf dem Programm – die Rundtour entlang des Roque El Cano bei Vallehermoso
. Die Fahrt hinunter nach Vallehermoso ist alles andere als ein Vergnügen. Die Fahrspur wird gerade verbreitert und wir müssen permanent anhalten, damit Baufahrzeuge mit Schutt beladen werden können. Zunächst müssen wir in Vallehermoso unser Benzinproblem lösen, da wir bereits auf Reserve fahren. Auf den Kanaren macht tanken noch richtig Spaß – es ist lange her, dass man einen Kleinwagen für 25 Euro voll tanken konnte! Der Liter Normalbenzin kostet hier gerade einmal 65 Cent.

Vallehermoso bedeutet wörtlich übersetzt „das schöne Tal“ – ein immergrünes fruchtbares Tal, das beherrscht wird von einem gigantischen Felsbrocken, dem Roque Cano. Ansonsten wirkt das Örtchen etwas schläfrig und unspektakulär. Auf der Plaza parken wir unser Auto und laufen zunächst über eine asphaltierte Straße bergan, die später in eine geröllige Sandpiste übergeht. Wir passieren das fruchtbare terrassenförmig angelegte Tal oberhalb des Ortes. Hier gedeihen Wein, Gemüse, Mais, Zitronen- und Orangenbäume. Eine knappe Stunde lang geht es aufwärts, bevor ein steiler Pfad in Serpentinen nach El Tion von der Schotterstraße abzweigt. Dies ist der einzige anstrengende Abschnitt auf dieser ansonsten recht gemütlichen Wanderung.



Am Wasserhäuschen von El Tion machen wir eine kurze Pause und setzen unseren Weg schließlich über eine asphaltierte Straße bis zur Aussichtsplattform unterhalb des Restaurants Roque Blanco fort. Danach beginnt der spektakuläre Teil der Tour. Ein wunderschöner Camino mit herrlichen Tiefblicken führt direkt auf den imposanten Felsen des Roque El Cano zu. Mit großartigem Blick ins Tal geht es hinab zurück nach Vallerheroso.

Wir fahren anschließend hinab an den Playa de Vallehermoso. Hier befindet sich eine kleine Cafeteria, in der wir einen Cafe con Leche bestellen. Direkt oberhalb des Strandes ist das große Meerwasserschwimmbecken von Vallehermoso, das allerdings nur bis September geöffnet hat. Auf der linken Seite der Bucht ist das Castillo de Mar, ein einstmals ambitioniertes Kulturprojekt, in das „El Fotografo“ Thomas K. Müller Millionen von Euro gesteckt hat. Hier sollten Rock- und Popgrößen wie Genesis oder Mana Station machen, was allerdings nicht funktionierte. Heute gammelt Da das Wetter immer besser wird und die Wolken sich sogar über den Bergen von Gomera verziehen, beschließen wir, über die kleine Passstraße von Agulo in Richtung Garajonay Nationalpark zu fahren. Die sich verziehenden Wolken erlauben sogar einen Blick auf den 4.000 Meter hohen Teide auf Teneriffa. das Objekt vor sich hin.

Am Parkplatz Alto de Contadero stellen wir unser Auto ab und machen uns auf zu dem zwei Kilometer langen Aufstieg auf den „Balkon“ Gomeras. Leider ziehen wieder Wolken auf  , so dass uns der Rundumblick verwehrt bleibt. Dennoch genießen wir den ersten Eindruck des sagenumwobenen Nebelwaldes von Gomera. Die Besonderheit in dem naturbelassenen „Zauberwald“ Gomeras sind unter anderem Tausende, teilweise endemischer, also nur hier lebender, Flechtenarten, die von den Stämmen der Lorbeerbäume und anderer Gewächse herabhängen. Flechten sind Symbiosen aus Algen und Pilzen, die eine eigenwillige Lebensgemeinschaft eingehen. Der eine sorgt für ein sicheres fest verwurzeltes Zuhause, der andere versorgt die Gemeinschaft durch sein Chlorophyll mit Photosyntheseprodukten. Manch Wanderer könnte meinen, der Wald sei krank, weil so viele Stämme bemoost und verwittert sind, dies ist jedoch mitnichten der Fall. Das eigenwillige Aussehen des Waldes hängt direkt zusammen mit der dauerhaften Feuchtigkeit, die der permanente Nebel mit sich bringt. Oben auf der Garajonay Spitze ist es mit gerade einmal 8° Grad empfindlich kalt und der Wind pfeift uns gewaltig um die Ohren.Wir genießen dennoch den herrlichen Rundumblick über die Insel.

Wir fahren schließlich zurück ins warme Valle, wo das Thermometer schnell wieder 20° Grad erreicht. Heute soll eigentlich selbst gekocht werden, jedoch müssen wir unsere Pläne schnell ändern, da der deutsche Schlachter in Vueltas am Hafen, bei dem man auch frischen Fisch einkaufen kann, Montags Ruhetag hat. Also beschließen wir kurzerhand, heute bei Sebastian in La Calera einzukehren. Das Ambiente ist schlicht, es gibt keine Speisekarte sondern nur eine Tafel an der Wand, die Küche ist aber ausgezeichnet. Wir entscheiden uns beide für Thunfisch a la Plancha (8,50 €), der sehr saftig und lecker ist. 


25.11.2008
Auch heute Morgen ist kein strahlend blauer Himmel in Sicht. Da wir nun aus einschlägiger Literatur, wie auch von unserem Tante Emma Ladenbesitzer wissen, dass das gute Wetter immer im
Süden zu finden ist, machen wir uns ein weiteres Mal auf den Weg nach Imada. In diesem wunderschönen Tal wollen wir eine selbst zusammengestellte Wanderung von Imada über Lo del Gardo, Taco und wieder zurück auf der anderen Barrancoseite von Guiarimar nach Imada machen. Bewaffnet mit Wanderführer und Wanderkarte starten wir kurz nach 11.00 Uh an der einzigen Bar in Imada. Leider macht sich zeitgleich auch gerade eine französischsprachige Wandergruppe auf den Weg. Wir genießen beim Wandern auch die Stille der Natur, Geplapper jeder Art ist da für uns unerwünscht.

Es geht links auf der linken Barranco Seite einen sanft ansteigenden Camino den Berg hinauf. Wir interpretieren die erste Abzweigung falsch, merken unseren Fehler aber recht
schnell. Leider werden wir dadurch von der Franzosentruppe, die wir gerade abgeschüttelt hatten, wieder eingeholt. Es soll nicht das letzte Mal am heutigen Tag gewesen sein. Wir folgen ihnen bis zu einem Bergrücken, von dem steil ein Weg in das Nachbartal von Benchijigua herabführt.

Hier beginnt nun die eigentlich Tour, die wir aber entgegen gesetzt des beschriebenen Weges im Rother Wanderführer gehen. Wie sich herausstellen wird, sollte man das auf Gomera besser nicht tun, wenn man weder Tour noch Gegend ausreichend kennt. Ein weiteres Mal überholen wir die Franzosen und steigen etwas schneller in das vor uns liegende Tal, den Vulkanschlot Roque Agando immer im Blickfeld. Unten angekommen, halten wir uns zunächst an der gelb-weiß markierten Kreuzung rechts, denn nach unserer Karte müsste es talabwärts gehen. Nach unserer Brotzeit mit leckeren frisch gepflückten Orangen vom Wegesrand stellen wir schnell fest, dass der von uns eingeschlagene Weg nicht der richtige sein kann - also bleibt uns nur der Weg zurück.

 

Oben an der Wegkreuzung gibt es ein herzliches Wiedersehen mit unseren „Frenchies“. Wir befragen die Wanderführerin nach dem richtigen Abstieg nach Taco. Tatsächlich befinden wir uns weit oberhalb der im Wanderführer angegebenen Stelle, wo es Richtung Tal geht. Mit einem großen Umweg über den Weiler Benchijigua und die Ermita de San Juan gelangen wir auf die andere Seite des Barrancos und steigen wir über einen steinigen Pfad hinab. Der Weg durch den Barranco de Benchijigua erscheint endlos und die Zeit läuft uns langsam davon. Wir mögen gar nicht daran denken, dass uns unten noch ein langer Aufstieg von 600 Höhenmetern bevorsteht. Trotzdem gefällt uns die Umgebung sehr gut: Palmen. Orangen- und Zitronenbäume, Agaven und Kakteen soweit das Auge reicht. Lauschige alte Weiler mit zerfallen Ziegenhütten runden d as Bild ab. Nach einem über einstündigem Abstieg auf teilweise ausgesetzten Wegen und Querung des Bachbettes, kommen wir endlich in Pastrana an. Vor uns läuft das ältere Ehepaar aus Aachen, welches wir gestern beim Abstieg vom Roque Cano getroffen haben – so klein ist die Insel! Als wir erzählen, dass wir noch nach Imada aufsteigen müssen, bieten sie uns an, uns mit dem Auto dorthin mitzunehmen, was wir dankend annehmen. Inzwischen ist es 16:30 und der Aufstieg hätte noch mindestens 2 Stunden gedauert und uns in die einsetzende Dämmerung geführt. Über Santiago und den Flughafen geht es nach Imada, wo wir uns von unseren netten Chauffeuren verabschieden.  Rechtzeitig zum Sonnenuntergang sind wir zurück im Valle. In der Tamara Bar in Vueltas trinken wir ein Glas Wein und essen eine Kleinigkeit, umrahmt von einem großartigen Sonnenuntergang mit knallroter Einfärbung des Horizonts.

 

Wir beschließen am heutigen Abend zuhause zu kochen und kaufen beim deutschen Metzger „Christopher“ am Hafen ein. Eine große Auswahl an verschiedenen Fleisch- und Fischsorten macht die Wahl zur Qual. Wolfram entscheidet dann, dass es heute Abend Kaninchen gibt. Unsere Wurstvorräte können wir hier auch auffüllen, alle Waren sind garantiert von „glücklichen Tieren“, aus eigener Herstellung und sehen ausgesprochen appetitlich aus. Ein Schild weist sogar darauf hin, dass zu Weihnachten Hirsch- oder Gänsebraten vorbestellt werden können. Diese kommen, wie der Inha ber erläutert, jedoch vom spanischen Festland und sind tiefgefroren.

So koche ich also am Abend ein wohlschmeckendes Kaninchengericht, dazu gibt es Papas Arrugada. Das mit der Salzkruste müssen wir noch üben, dennoch sehen die Kartoffeln denen aus den Restaurants schon recht ähnlich. Kaninchen ist einfach nicht Corinnas Fall, insbesondere wegen des Abnagens der kleinen Knochen. Sie hält sich lieber an die äußerst leckere Soße und die Kartoffeln. Es gibt also doch kulinarische Genüsse, bei denen unsere Geschmäcker auseinander driften. Zum „Nachtisch“ bekommen wir dann noch einen splitternackten Maler in unserem Nachbarhaus serviert, der sich bei offenem Fenster ungeniert seinen Künsten hingibt. In El Guro ist eben alles möglich.


26.11.2008
Am Vormittag verbringen wir zwei Stündchen am Strand von La Playa. Nach einem Cafe con Leche inklusive Kuchen in unserem Stammcafe, begeben wir uns zum Hafen, da wir heute unsere Whale-W
atching Tour gebucht haben. Aufgrund der großen Artenvielfalt zählt der Atlantik vor Gomera zu den besten Revieren der Welt, um Delfine und Wale in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben. Auf einem umgebauten Fischerboot fahren wir mit weiteren acht Gästen hinaus aufs Meer. Das Boot von Oceano ist ausgestattet mit der Flagge Barco Azul, das Zeichen für zugelassenes und ökologisch einwandfreies Whale-Watching. Das Boot ist zugleich Forschungsplattform für die Erhebung von Sichtungsdaten und verhaltensbiologischer Studien von Meeressäugern.Wir platzieren uns vorne auf einer Plattform, weil man von hier aus die Tiere am besten beobachten können soll.

Schon nach kurzer Fahrt werden die ersten Wale gesichtet. Es handelt sich um eine größere Gruppe von Pilotwalen, die sich in unmittelbarer Nähe des Bootes aufhalten. Diese riesigen Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten ist schon äußerst beeindruckend. Die Gruppe begleitet unser Boot eine ganze Weile lang. Einige Tiere tauchen unmittelbar neben dem Boot auf und sind zum Greifen nah.
 

   

Eine Weile später entdeckt unser „Captain“ eine Schule jagender Rauhzahn-Delfine. Über der Gruppe kreisen Möwen, die die Reste der Jagd „einsammeln“. Diese Delfine sind relativ scheu und wir haben großes Glück, diese Tiere aus dieser Nähe beobachten zu können. Grundsätzlich gilt bei den Tierbeobachtungen bei den Oceano Expeditionen die Maxime, dass wir die Gäste der Tiere in ihrem Lebensraum sind und nicht umgekehrt. Eine Philosophie, die von den meisten Whale Watching Veranstaltern leider nicht eingehalten wird. Das Boot hält immer einen gew issen Abstand zu den Tieren, lediglich wenn die Delfine oder Wale von sich aus nahe an das Boot heranschwimmen und mit diesem in Interaktion treten, ist eine Beobachtung aus nächster Nähe möglich. Später werden noch einige Streifendelfine gesichtet. Nach gut drei Stunden nähern wir uns schließlich wieder der Küste. Der Wind hat deutlich aufgefrischt und unsere kleine Nussschale ist einem wilden Geschaukel ausgesetzt. Während Corinna diese Bootsfahrt sichtlich genießt, habe ich schon meine gewissen Vorbehalte. Mit festem Boden unter den Füßen fühle ich mich wohler, auch wenn ich mittlerweile das Geschaukel bei Bootsfahrten ertragen kann. Insgesamt ist die Tour mit diesem Veranstalter absolut empfehlenswert. Auf dem Rückweg fahren wir in unmittelbarer Küstennähe zurück zum Hafen. Die untergehende Sonne sorgt für ein tolles Farbenspiel auf den Felsen der Steilküste. Auch die Schweinebucht lässt sich vom Meer aus einer anderen Perspektive betrachten.

 

Im Hafen angekommen, bedanken wir uns für dieses wahrhaft außergewöhnliche Erlebnis bei der freundlichen und vor allem kompetenten Mitarbeiterin von Oceano. Wir fahren zurück nach El Guro und genießen schon einmal eine kleine selbst gemachte Vorspeise: Gebackener Ziegenkäse mit Palmhonig. Unser Abendessen nehmen wir dann in einem Traditions-Restaurant in La Calera, dem El Descansillo, ein. Dieses Restaurant gibt es bereits seit 1982. Wirt Chenche und sein Bruder Miguel servieren hier frisch Fleisch und Fisch vom Grill. Man sitzt unter Palmen auf einer Terrasse und genießt den Blick auf die Bucht. Corinna entscheidet sich erneut für Thunfisch (7 €,--), während ich das gegrillte Kaninchen (8,-- €) bestelle. Alle Gerichte sind extrem lecker und für diesen kleinen Preis unglaublich reichhaltig.

 

27.11.2008
Trotz des schlechten Wetters entschließen wir uns zu einer Wanderung. Durch den Lorbeerwald wollen wir vom Parkplatz Alto de Contadero absteigen nach Hermigua, insgesamt sind dabei 1.100 Höhenmeter zu bewältigen. Dies ist eine der Paradetouren auf Gomera, da sie so ziemlich alle Register zieht, die man sich auf der Insel vorstellen kann. Hier oben auf 1.350 Meter Höhe ist es am heutigen Tag mit gerade einmal 6° Grad empfindlich kalt. Zunächst geht es durch den fantastischen Bosque del Cedro. Lange Bartflechten hängen von den bemoosten Stämmen der Bäume herab, riesige Farne sind im Unterholz auszumachen.

    

Der Cedro-Bach begleitet uns ein ganzes Stück auf unserem Weg. Es ist der einzige Bach auf Gomera, der ganzjährig Wasser führt. Wir gelangen zur Ermita de Lourdes, einer kleine Wallfahrtkirche mitten im Wald. Von hier aus ist es nicht mehr sehr weit bis zum kleine Weiler El Cedro. In der kleinen idyllischen Bar La Vista mit angeschlossenem Campingplatz (der einzige auf Gomera) kehren wir ein. Es gibt einen frisch gepressten Orangensaft (2 €), sowie Cabra (Ziege mit Soße) für 7 € und für Corinna Hähnchen in Soße (6 €) – beide Gerichte sehr lecker. Nach El Cedro beginnt der steilere Teil des Abstiegs hinunter in das Hermigua Tal. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind einmal mehr gefragt, zumal die Felsen teilweise vom Regen etwas rutschig sind. Von einer senkrechten Felswand stürzt rechter Hand der höchste Wasserfall Gomeras, der Salto de Agua, 175 Meter tief  ins Tal. Das ganze Tal ist mit dichtem Lorbeerwald bewachsen. Nach rund 45 Minuten Abstieg gelangen wir zu einer Staumauer und die Zwillingsfelsen Los Germelos kommen in Sichtweite. Malerisch schmiegen sich die bunten Häuser der Vororte von Hermigua, El Curate und El Estanquillo an den Fuß der markanten Felsen. Schließlich gelangen wir über Gartenterrassen mit Bananen-, Orangen- und Zitronenbäumen zu unserem Zielpunkt El Convento an der Carretera del Norte.

Da wir heute eine klassische Streckenwanderung gemacht haben, müssen wir uns nun um den Rücktransport zu unserem Auto bemühen. Die Busverbindungen von Hermigua in Richtung Valle Gran Rey sind sehr bescheiden und zudem mit Umsteigen in eine andere Buslinie (1 und 6) verbunden. Daher stellen wir uns an die Straße und versuchen zu trampen. Schon nach wenigen Minuten hält eine junge einheimische Journalistin, die sich auf dem Weg nach San Sebastian befindet. Sie arbeitet bei Television Canaria und ist, wie sie uns berichtet, mit ihrer Kamera immer unterwegs, um die aktuellen Geschehnisse der Insel einzufangen. Allerdings passiere auf der Insel fast überhaupt nichts berichtenswertes – gerade sei sie bei einem  Verkehrsunfall in der Nähe von Hermigua gewesen. Leider entspricht ihre Fahrroute nicht ganz unserem Ziel. Wir lassen uns mitnehmen bis zur Kreuzung, die nach El Cedro und hoch in den Garajonay Nationalpark führt. Dieses Nebenstrecke wird leider nicht sehr stark frequentiert. In einer Viertelstunde fahren gerade einmal eine Handvoll Autos den Berg hinauf, keines jedoch nimmt uns mit. Endlich erbarmt sich ein Belgier, der auf dem Weg vom Hafen in San Sebastian zurück zu seinem Quartier in Santiago ist. Er nimmt sogar noch einen kleinen Umweg für uns in Kauf und chauffiert uns direkt zum Parkplatz bei Alto de Contadero. Wir fahren von hier aus auf direktem Weg hinunter ins Valle, in der Hoffnung, noch ein paar Sonnenstrahlen am Meer zu erwischen. Aber auch im Valle scheint die Sonne heute nicht und es mit 18° Grad verhältnismäßig kühl. Am Strand von La Playa relaxen wir dennoch eine Zeit und gehen dann in der Charcuteria Christopher am Hafen für das heutige Abendessen einkaufen. Es gibt Papaya und Ziegenkäse, mit einem Dressing aus gehackten Zwiebeln, Orangensaft und Olivenöl. Weiterhin lassen wir uns in Olivenöl gebratene Papas Arrugadas – die Reste unseres letzten Menüs - mit einer selbstgemachten Aioli-Avocado Soße schmecken.

28.11.2008
Das Wetter unseres letzten ganzen Urlaubstages ist leider erneut bestimmt von Wolken, so dass aus unserem geplanten Strandtag nichts wird. Wir beschließen, uns den Tropischen Fruchtgarten Aragara oberhalb der Finca Argayall anzuschauen
. 1985 legte das Ehepaar Schrader mit viel Liebe diesen idyllischen Garten in Terrassen an. Seit 1994 kann der Obstgarten besichtigt werden, und zwar jeweils an zwei Wochentagen, dienstags und freitags, der Kostenbeitrag für die rund 1,5 stündige Führung beträgt 10,-- €. Beim Gang durch den paradiesischen Garten werden kompetente Erklärungen zu den exotischen Bäumen gegeben und viele Früchte, die gerade reif sind, können verkostet werden. Dabei handelt es sich teilweise um Früchte, von denen wir noch nie etwas gehört, geschweige denn diese probiert haben. Wir können unter anderem Orinocos (Apfelbananen), Carob (Johannisbrot), Kakteenfeigen, Granatäpfel, Macadamia Nüsse, Cherimoya, Guaven, Lovo Lovi, Mango, Avocado, Tamarinden und Muntingia kosten. Einige Früchte, die uns zwar bekannt sind, schmecken direkt vom Baum komplett anders als die Supermarktware, die man von zu Hause kennt und die einen langen Transportweg hinter sich hat. Beispielsweise der Granatapfel, dessen Kerne hier unglaublich aromatisch, geradezu nussig sind, oder aber Mangos, die mit der vitaminreichen Schale verzehrt werden können, da sie selbstverständlich an diesem Ort nicht behandelt werden. Dem Problem der Mittelmeerfruchtfliege kommt man auf natürliche Weise bei. Es gibt viele Marienkäfer, Schlupfwespen sowie eine Vielzahl an Vögeln, die den Garten eifrig nach Schädlingen absuchen. 



 

Nach diesem äußerst lohnenswerten Besuch der Fruchtplantage, nehmen wir in einer Bar am Hafen, dem Rincon del Marinero einen kleinen Snack ein. Dort sitzt gerade an einem Nachbartisch in Begleitung einiger Freunde ein professioneller Sänger, der mit Gitarrenbegleitung hervorragende gomerische Folklore zum Besten gibt. Diesen Sänger hatten wir bereits einige Tage zuvor im Restaurant Sebastian erlebt. Dort hatte er seiner Begleiterin zum Abschluss des Essens ein Liebeslied vorschmetterte, so dass alle Herren im Restaurant vor Neid erblassten und die Damen nur so dahinschmachteten. Corinna entscheidet sich für einen Salat mit Thunfisch, für mich gibt es sehr gute Chocos, ganze Tintenfische vom Grill (7,50 €).

Auf dem Weg zurück treffen wir ein Paar aus Bad Mergentheim, Sabine und Wolfgang, mit dem wir ins Gespräch kommen und zusammen ein Gläschen Wein im Casa Maria trinken. Wir beschließen am Abend gemeinsam Essen zu gehen. Nachdem wir unsere Sachen gepackt haben, fahren wir nach Vueltas ins Restaurant El Trasmallo. Es wird ein sehr netter Abend, wenn wir auch mit der Qualität des Restaurants nicht sehr zufrieden sind. Trotz Reklamationen ist man nicht in der Lage, uns richtig temperierten Weißwein zu servieren, dafür ist der Rotwein, den wir danach bestellen, eiskalt. Die Bedienung ist extrem unfreundlich und unaufmerksam. Wir bestellen eine Fischplatte für zwei Personen (21,--€), die unglaublich riesig ist und sicher für vier Personen reichen würde. Unter anderem liegen Sardinen, Thunfisch, Seehecht, Seezunge, Muscheln und Gambas auf der Platte. Der Fisch ist zwar sehr frisch aber etwas trocken geraten. Unsere Restaurant Empfehlung: Im Valle gibt es so viele gute Restaurants mit gutem Essen und zuvorkommender Bedienung, da ist man nicht auf die wenigen schlechten, wie es das El Trasmallo ist, angewiesen! Danach fahren wir zurück nach El Guro und plaudern noch einige Zeit auf unserer Terrasse mit Sabine und Wolfgang.


29.11.2008
Nach einem schnellen Frühstück brechen wir gegen 9.30 Uhr auf nach San Sebastian. Für die rund 40 Kilometer lange Strecke benötigt man eine ganze Stunde. Wir geben unseren Mietwagen im Cicar Office im Hafen ab und schauen uns noch kurze Zeit in San Sebastian um. Die Stadt ist für eine kanarische Inselhauptstadt geradezu verschlafen – Welten trennen dieses kleine Örtchen von den Bettenburgen auf Gran Canaria oder Tenneriffa. Vom Place de la Constitucion geht die hübsche Calle Real mit ihren bunten Hausfassaden ab. Dort befindet sich auch die wohl berühmteste Kirche der Kanaren, Nuestra  Senora de la Asuncion, wo Kolumbus 1492 um Beistand für seine Fahrt bat, bevor er kurz darauf Amerika entdeckte.

Um 13.00 Uhr startet die Schnellfähre von Fred Olsen pünktlich und ist 45 Minuten später in Los Christianos auf Teneriffa. Hier trifft einen nach dem idyllischen und beschaulichen Gomera erst einmal der „Kulturhammer“. Am Playa von Los Christianos stapeln sich die Touristen auf ihren blauweiß-gestreiften Liegen, von Sand ist kaum etwas zu sehen. Wir verlassen diesen ungastlichen Ort via Taxi, das uns in 15 Minuten zum Flughafen bringt (Fahrpreis 20,--€). Pünktlich um 16.15 Uhr startet auch unsere Ryan Air Maschine. Wir haben eine nette Reisebegleitung, vier fröhliche Bremerinnen, die von ihrem Häuschen in Hermigua auf Gomera zurückkommen. Eine der „vier Engel“ - auf diese Bezeichnung legen die Vier wert - hat vor Jahren sogar den legendären Linsen-Hein kennen gelernt – eine Kultfigur aus Gomera, über die im Valle-Boten regelmäßig die kuriosesten Anekdoten zu lesen waren. Mittlerweile ist Linsen-Hein in seiner Kneipe in San Sebastian gestorben. Nach knapp 4 ½ Stunden – über 30 Minuten früher als geplant - hat uns das kalte Deutschland wieder.

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