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Durika

2. April 2011
In Gesellschaft unserer kanadischen Reisefreunde genießen wir erneut ein köstliches Früchte-Frühstück. Wir geraten auch mit unseren Gastgebern derartig ins Plaudern, dass wir fast die Zeit vergessen und später als geplant in Richtung Süden aufbrechen. Wir verabschieden uns herzlich von Patricia und Robert. Die gemeinsame Zeit mit den Beiden war zwar kurz, dennoch intensiv. Wir haben sehr viel Spaß zusammen gehabt.

Patrick gibt uns noch einen Tipp für die „Odyssee“ durch das Verkehrschaos von San Jose. Wir befinden uns zwar auf der Hauptroute, die durch ganz Mittel- und Südamerika führt, der Pan Americana, jedoch ist die Ausschilderung komplett dürftig. Die Schwierigkeit in San Jose besteht darin, die Umgehungsstraße Nr. 39 zu finden. Ohne Patricks Hinweis, hinter dem großen "Mexico" Krankenhaus abzubiegen, wäre uns dies sicher sehr viel schwerer gefallen. Hinter Cartago geht es auf einer Passstraße in die Berge. Der höchste Punkt, der Cerro del Muerte – der Berg des Todes -, liegt immerhin auf 3.400 Metern Höhe. Zahlreiche Trucks, die auf dem Weg nach Panama oder in die entgegengesetzte Richtung nach Nicaragua sind, bevölkern die Piste, die besonders in den Bergen in einem relativ schlechten Zustand ist. In der Nähe von San Isidro de El General essen wir in einer kleinen „Soda“, wie die einfachen Restaurants mit typisch einheimischer Küche heißen, eine Fajita mit Chicken bzw. Rindfleisch - Kostenpunkt unglaubliche 3 Euro. Durch riesige Ananasplantagen so weit das Auge reicht, überwiegend im Besitz des international agierenden Frucht-Unternehmens Del Monte, erreichen wir nach gut fünf Stunden Fahrzeit das Örtchen Buenos Aires, das außer dem Namen überhaupt nichts mit der argentinischen Hauptstadt gemein hat. In dem staubigen kleinen Nest leben hauptsächlich die Feldarbeiter, die sich tagein tagaus mit der Ernte von Ananasfrüchten verdingen.

Hier ist das kleine Büro des
Durika Biological Reserves. Dort treffen wir auf German, den Begründer dieses einzigartigen Projektes. Er beäugt etwas misstrauisch unseren winzigen SUV und meldet seine Zweifel an, dass wir mit diesem schwach motorisierten Suzuki Jimny Durika erreichen können. Insbesondere die letzten Kilometer seien extrem steil und schwierig zu fahren. Nachdem German uns einige Tipps gegeben hat, beschließen wir es dennoch zu versuchen. Die ersten vierzehn Kilometer geht es über eine üble Schotterpiste stetig bergauf, jedoch stellt dieser Abschnitt für unser Auto noch kein größeres Problem dar. An einer Finca auf dem Kamm eines Berges geht es dann auf die letzten vier Kilometer, zunächst hinab in ein Tal. Unten müssen wir eine Furt durch einen Bach queren. Jetzt beginnt der wirklich schwierige Teil des Weges. Über einen mit Felsbrocken übersähten Pfad geht es sehr steil nach oben. Mehrmals benötigen wir einen zweiten oder dritten Anlauf, um uns auf den nächsten Abschnitt vorzuarbeiten. Ungefähr einen Kilometer vor Durika müssen wir dann dennoch aufgeben. An einem extrem steilen Stück geht nichts mehr.

Nach diversen vergeblichen Versuchen folgen wir der Empfehlung Germans, lassen unsere beiden großen Rucksäcke vor dem Auto stehen und machen uns zu Fuß auf den Weg nach Durika – eine wahrhaft schweißtreibende Angelegenheit. German, der eine Stunde später nach Durika fahren will, hat angeboten, unser Gepäck mit nach oben zu bringen. Was unser SUV nicht geschafft hat, müssen wir nun auf Schusters Rappen bewältigen, einen steilen Berg, noch dazu mit rund 15 Kilo Gepäck auf dem Rücken! Schließlich erreichen wir Durika, wo uns Christina, eine Bewohnerin der Community Durika, schon erwartet. Sie hat bereits German kontaktiert und schlägt uns vor, zu unserem Auto hinab zu laufen, um German den Schlüssel des SUV´s zu bringen. Er sei ein brillianter Fahrer und würde das Auto schon den Berg hinauf bringen. Etwas skeptisch willigen wir ein und stellen später etwas überrascht fest, dass German es tatsächlich geschafft hat, unseren Jimny nach oben zu bekommen.

Wir beziehen unsere kleine „Cabina Atlantis“, bei den Community Bewohnern auch „Honeymoon-Suite“ genannt, weil dort unmittelbar nach dem Bau ein deutsches Paar seine Flitterwochen verbracht hat. Die Hütte ist superklein und simpelst ausgestattet, verfügt aber über eine winzige Terrasse mitsamt eines romantischen Bänkchens, ein atemberaubender Ausblick auf den Wald und das Tal bei Buenos Aires inbegriffen. Warmes Wasser gibt es hier nicht, so dass wir uns zu einer eiskalten Dusche durchringen müssen – kein Problem, da wir nach unserem anstrengenden Marsch eine Abkühlung gut gebrauchen können. Die Cabina inklusive Vollverpflegung und einer Rundumbetreuung mit Erkundungsgängen in die umliegende Natur, begleitet durch fachkundige Mitglieder der Community, kostet für uns beide 120 USD pro Nacht.

Durika ist offen für Besucher seit 1995. Es bietet dem naturverbundenen Besucher eine einzigartige Gelegenheit, die Artenvielfalt in dieser wenig bekannten Region kennen zu lernen. Luxus ist hier wahrlich nicht zu finden, wohl aber die unmittelbare Nähe zur Natur. Durika ist ein privates Reservat von ca. 8500 Hektar, in den Talamanca Bergen gelegen. Es grenzt unmittelbar an La Amistad, der größten zusammenhängenden Regenwaldfläche des Landes. Wegen seiner abgelegenen Lage, dient das Reservat als Refugium für viele Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, wie dem Jaguar, dem Tapir, oder in höheren Lagen sogar dem Quetzal, einer der schönsten Vögel der Welt. Viele Touristen versuchen diesen wunderschönen Vogel zu etdecken, doch nur wenigen gelingt es. Auch stellt La Amistad und Durika die letzte Zuflucht für viele Arten seltener Bäume dar, wie die Schwarze Costa Rica Eiche, oder einige Zedernarten. Das Gebiet um Durika ist zudem ein Eldorado für die an den Bäumen des Urwaldes „angedockten“ Orchideen.


In Durika wird in der Gemeinschaft aller Gäste gegessen. Es gibt feste Essenzeiten um 7.30 Uhr, 12.30 Uhr und 17.00 Uhr. Es ist gerade eine größere Gruppe von jungen Touristik-Studenten aus dem benachbarten San Isidro hier oben, zudem eine kleinere Gruppe von Volunteers, die gegen Kost und Logis hier arbeiten. Die Verpflegung ist ausschließlich vegetarisch und natürlich aus biologischem Anbau. Fast alle Gemüsesorten werden in Durika selbst produizert. Zunächt gibt es eine leckere Gemüsesuppe, gefolgt von einem Kartoffelauflauf mit Thunfisch und als Dessert einen Kuchen. Vorherrschendes Gewürz der meisten Speisen hier ist, wie wir feststellen werden, Koriander!

Wir beenden den Tag vor unserer Cabina bei einem Gläschen mitgebrachten argentinischem Syrah und fallen anschließend todmüde ins Bett. In Durika laufen die Uhren anders: Man geht sehr frühzeitig ins Bett, um die wohl schönste Zeit des Tages, den frühen Morgen, ausgiebig genießen zu können!


3. April 2011
Wir schließen uns dem Lebensrhytmus der Durika Community an und stehen um 5.30 Uhr auf. Wenn die Natur in den Tropen zum Leben erwacht, ist dies tatsächlich ein atemberaubendes Erlebnis. Das erste Birdwatching erfolgt direkt von unserer Terrasse aus. Wir entdecken einen Emerald-Tukan auf der Spitze des gegenüberliegenden Baums. Er entfernt sich allerdings zu schnell, um ihn auf einem Foto festzuhalten. Außerdem bestimmen wir mit Hilfe unseres Buches „Wildlife of Costa Rica“ Tropical Kingbirds, Flycatcher sowie Tailed Kites. Vor dem Frühstück verspeisen wir mit großem Genuss eine unserer mitgebrachten Mangos vom Fruchtmarkt in Alajuela.

 
Yellow-olive Flycatcher                                                                                                              

Zum Frühstück gibt es das costaricanische Nationalgericht Gallo Pinto, Reis mit Bohnen, dazu Rühreier von glücklichen Durika Hühnern. Christina holt uns um 8.45 Uhr zu einem Erkundungsgang durch den Tropischen Wald ab - es handelt sich dabei um ein urwüchsiges Gebiet mit primärem Waldbestand, in dem unter anderem riesige alte Eichen zu bewundern sind. Einige von Ihnen sind von gewaltigen Würgefeigen umschlungen.

 

 

Wir sehen zahlreiche bunte Schmetterlinge, unter anderem den Blue Morpho. Dieser Schmetterling ist in den Wäldern Costa Ricas überall anzutreffen. Da er nahezu immer in Bewegung ist, kann man ihn in geöffnetem Zustand nicht so einfach fotografieren. Später erfahren wir von einem versierten Kenner ein Geheimrezept dafür: Man muss einfach Zucker mit Bananen und Rum mischen. Schmetterlinge sind verrückt nach dem Gemisch, werden durch den Rum träge und lassen sich dann fantastisch fotografieren! Als wir im Wald eine Pause einlegen und ganz still verharren, tut uns ein Exemplar den Gefallen und lässt sich ganz in unserer Nähe auf einem Baumstamm nieder. Leider handelt es sich dabei um einen schon betagteren Schmetterling. Der Blue Morpho verliert im Laufe seines Lebens seine Strahlkraft und die blaue Farbe wird durch braune Farbpigmente ersetzt. Der Blue Morpho steht für ein Dilemma vieler Tiere im Regenwald: Für die zahlreichen Feinde, hauptsächlich Vögel, müssen sie unsichtbar sein, bei der Suche nach einem Partner hingegen möglichst auffallen. Der Blue Morpho löst dieses Problem sehr geschickt. Auf der Oberseite beeindruckt er seinen Partner mit der strahlend leuchtenden Farbe, während die Unterseite im zugeklappten Zustand unscheinbar und braun ist und somit eine bessere Tarnung im Wald aufweist. Außerdem verwirrt er seine Angreifer mit großen "falschen Augen" auf den Flügeln. Die Augenflecke lenken den Angriff der Vögel von lebenswichtigen Organen ab und verschaffen somit der Beute eine Chance zur Flucht.

 

 

Außerdem beobachten wir filigrane, wunderschöne Libellen mit dem poetischen Namen "Hada del Bosque" - die Waldfee. Christina zeigt uns zahlreiche Pflanzen des Regenwaldes, auch eine „Zamia“, die eine Ananas ähnliche Frucht trägt. Diesem Baum sagen die Indios nach, er sei von Außerirdischen in den Wald gesetzt worden. Auch sehen wir einige Heilpflanzen, die auch von der Durika Gemeinschaft zur Heilung unterschiedlicher Leiden eingesetzt werden.

 

Nach dieser überaus interessanten Exkursion, genießen wir unser Mahl zum Mittag. Es gibt einen kleinen Salat, eine Linsensuppe und Reis mit Gemüse sowie als Dessert Bananen in Zuckerrohrsirup. Wenn vegetarische Kost immer so köstlich zubereitet würde, könnte auch ich zum vorübergehenden Vegetarier werden! Am Gemeinschafthaus schwirrt ein „verrückter“, handzahmer Papagei herum, ein White Crowned Parrot, und lukt durch das Fenster der Küche. Er folgt derzeit einem Mädchen der Community auf Schritt und Tritt. Im Laufe seines Lebens in Durika hat er sich schon diverse Mitglieder ausgewählt, denen er dann eine Zeit lang folgt!

Wir ruhen uns für eine Weile aus und machen dann mit Christina eine Führung über das Gelände der Durika Fundacion. Dabei gibt sie uns hoch interessante Einblicke in das Leben der Community. Die heutzutage nahezu autarke Gemeinschaft hat insbesondere eines gemeinsam: Die große Liebe zur Natur und aller darin lebenden Individuen. Das Leben innerhalb der Community ist geprägt von dem friedlichen Miteinander im Einklang mit der Natur, der gegenseitige Achtung, aber auch der harten Arbeit. Die Community bemüht sich darum, die Natur und Umwelt in diesem Landstrich zu erhalten bzw. dafür zu sorgen, dass von Menschenhand beschädigte Areale wieder aufgeforstet und in ihren natürlichen Zustand zurück versetzt werden. Das ursprüngliche Gebiet von Durika umfasste nur 250 Hektar. Ungefähr 50 Mitglieder bildeten 1989 den Ursprung der Community. Die Gemeinde lebte in dieser Zeit völlig isoliert und war von Außen kaum erreichbar. Mit harter Arbeit schafften sie es innerhalb kurzer Zeit zu Selbstversorgern zu werden. Heute besteht die Durika Community aus 30 Mitgliedern, die permanent hier leben, das jüngste ist 4, das älteste, zugleich einer der beiden Lehrer der Gemeinschaft, ist 64 Jahre alt. Jedes der Mitglieder erhält bestimmte Aufgaben, mit denen er dem Wohl der Gemeinschaft beiträgt. Die Projekte sind unter anderem die Betreuung der Ziegen, Versorgung der Gäste, Bewirtschaftung des Gemüsegartens usw. In Durika ist zudem ein Gesundheitszentrum beherbergt, welches von German und dessen Frau, einer Zahnärztin, geleitet wird. Es wird eine spezielle Form von Alternativmedizin betrieben, in der insbesondere Heilpflanzen des Regenwaldes eingesetzt werden. Auch gibt es Akkupunktur- und Neuraltherapien. Viele Menschen kommen auch mit Krebsleiden hierher und erhoffen sich Heilung durch die Alternativmedizin. Die Menschen leben hier sicher sehr einfach, jedoch führt möglicherweise gerade dieser Umstand zu einer Rückbesinnung zu den wirklich wichtigen Werten des Lebens. Wir sehen während unserer Führung die kleine Schule, in der fünf bis sechs Kinder der Community unterrichtet werden, das Labor, in dem unter anderem Seife aus Naturprodukten hergestellt wird und den Orchideengarten. Das Substrat, auf dem diese schönen Blumen gedeihen, ist Naturholz, das an Balken des offenen „Gewächshauses“ herunterhängt.

  

Durika Kinder sind soeben damit beschäftigt, einigen Baby-Ziegen ein Fläschchen mit Milch zu geben. Mitglieder der Durika Gemeinschaft experimentiert auch mit alternativen technischen Geräten – so gibt es einen „Herd“, der ausschließlich durch Sonnenenergie betrieben wird.

  

Zum Abendessen gibt es eine superleckere Gemüse-Lasagne. Die Frische des Gemüses, das ausschließlich am selben Tag geerntet wie verzehrt wird, ist schon etwas Besonderes an dem Aufenthalt in Durika. Nach einem Gläschen Wein vor unserer Hütte mit einem toll beleuchteten Abendhimmel, begeben wir uns erneut sehr früh ins Bett.


4. April 2011
Wir sind um 6.00 Uhr in der Frühe mit Eugenio zum Bird-Watching verabredet. Eugenio ist ein sagenhaft versierter Vogelexperte. Wir haben an diesem Morgen unglaubliches Glück, denn wir bekommen ein buntes Exemplar aus der Trogon Familie zu Gesicht. Zu dieser Familie gehört auch der sagenumwobene Quetzal.


Violaceus Trogon


 
                                                                                              Flame-coloured Tanager

Eugenio lebt mit seiner Familie seit achtzehn Jahren in der Community und kennt die Gegend in- und auswendig. Er erklärt, dass man viele Vögel zwar hört, häufig jedoch nicht sieht . Beim „Birding“ bracht man eines insbesondere: Geduld! Eugenio erkennt jede der rund 900 Spezies Costa Ricas an ihrem Ruf. Die besten Spots, Vögel zu beobachten, sind in abfallendem Gelände anzutreffen. Dabei sollte man sich idealerweise nicht von der Stelle rühren, da die meisten Vögel sehr scheu sind. Wir sehen später zahlreiche Arten von Woodpeckers, Flycatchers, Peewees und viele andere mehr. Viele dieser Arten nehmen zum Nisten die Strapaze einer 6.000 Kilometer langen „Reise“ nach Nordamerika auf sich. In den Tropen sind die Gefahren für die Brut um ein vielfaches höher. Lediglich 20 Prozent des Geleges überleben, während es in Nordamerika 80 Prozent sind. Eugenio berichtet uns, dass viele Vögel in diesem Jahr spät dran sind. Die Temperatur in Kanada ist in diesem Jahr ungewöhnlich niedrig, so dass die Zugvögel noch nicht aufgebrochen seien. Kein Mensch weiß allerdings, woher die Vögel wissen, dass das Wetter in einer Entfernung von 6.000 Kilometern schlecht ist! Einen Tukan bekommen wir heute leider nicht zu sehen. Eugenio zeigt uns aber einen Strauch mit kleinen Beeren, an dem sich häufig Tukane aufhalten. Später sehen wir noch ein Wespennest in unmittelbarer Nähe eines Vogelnestes. Häufig leben die brütenden Vögel und die Wespen in einer Art Symbiose miteinander. Man verteidigt sich dabei gegenseitig gegen Fressfeinde. Vor den Bienen und Wespen des Regenwaldes sollte man sich unbedingt in Acht nehmen, da sie häufig, ohne sich bedroht zu fühlen, angreifen und ein Stich einiger Arten extreme Atemnot hervorrufen kann.

  

Nach dem Frühstück machen wir mit Christina eine Tour zu einem Wasserfall mitten im Regenwald. Wir passieren auch eine kleine Kaffeeplantage der Community. In ganz Costa Rica wird ausschließlich die Sorte Arabica angebaut. Auch hier sorgen Bäume des Waldes für den benötigten Schatten und somit für optimale Bedingungen. Hier in Durika führt die Höhenlage zu der sehr guten Qualität der Kaffebohnen bei. In der Plantage entdecken wir einen unglaublich perfekt getarnte Laubheuschrecke, eine der zahlreichen Überlebensstrategien der Tiere im gefahrvollen Urwald. Die geäderten Strukturen der Laubheuschrecke entsprechen in verblüffender Weise der Farbe und der Form der Flechten, die die bevorzugte Nahrung der Tiere darstellen.

Wir steigen über einen steilen Pfad durch den Wald hinab zum „Elektrizitätswerk“ der Community. Der herabstürzende Bach treibt eine Turbine an und versorgt so die gesamte Community mit Strom. Dies ist die sauberste Lösung, Energie zu erzeugen, auch sauberer als Solarenergie, da in Solaranlagen aufladbare Akkus verwendet werden und diese am Ende nicht abbaubaren Restmüll produzieren. Die Turbinenanlage ist überwiegend mit Hilfe von Freiwilligen errichtet worden, lediglich zwei externe Ingenieure haben mitgewirkt.

Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Wasserfall. In zwei übereinander liegenden Pools kann man baden, zumindest wenn man sich zu einem Bad in dem eiskalten Wasser überwinden kann. Es ist wahrhaft ein irres Erlebnis mitten im Regenwald das glasklare Wasser auf sich prasseln zu lassen.

 

Nach der Erfrischung geht es über einen anderen steilen Pfad durch den Wald zurück nach Durika. Wir verabreden mit Christina nach dem Mittagessen eine kurze Wanderung zur ursprünglichen Kaffeeplantage der Community zu unternehmen und anschließend selbst Kaffee zu rösten. Das Mittagessen besteht aus einer pürierten Linsensuppe sowie Reis mit Zucchini und Möhrengemüse.

Die Kaffeebohnen werden zunächst einmal eine Zeit lang getrocknet. Im Originalzustand haben die Bohnen eine nahezu ölige Konsistenz. In einem gewöhnlichen Kochtopf werden sie anschließend geröstet. Diese Prozedur dauert eine gute halbe Stunde. In Kaffeefabriken wird diese Arbeit selbstverständlich maschinell erledigt. Beim Röstprozess werden Reste der Hülle gelöst, die vom Endprodukt separiert werden müssen. Der Röstprozess erinnert ein wenig an die Zubereitu
ng von Poppkorn, auch hier platzen die Bohnen auf und geben ein ähnliches Geräusch von sich. Wir mahlen schließlich ein paar Bohnen, um den superfrischen und selbst gerösteten Kaffee zu probieren. Tatsächlich schmeckt der Kaffee fantastisch, kein bisschen bitter, so wie man es von dem bei uns erhältlichen Kaffee kennt! Um den wahren Geschmack zu erleben, rät Christine uns, keine Milch zu verwenden und damit liegt sie vollkommen richtig.

Das anschließende Abendessen verbringen wir gemeinsam mit John, einem Kanadier, der sich in Durika gerade ein kleines Häuschen baut. Er ist ein langjähriger Unterstützer des Projektes. Außerdem laden wir auch Frank ein, gemeinsam mit uns an unserem Tisch zu essen. Frank kommt aus Iowa und ist seit drei Monaten in Costa Rica. Zu Beginn seines Urlaubes hat er einen Unfall mit einem Bodyboard gehabt und seitdem massive Probleme mit der Halswirbelsäule. In Durika wird er seit einigen Tagen mit Neuraltherapie von German behandelt. Wir haben interessante Gespräche über Umweltschutz in den USA und anderswo, alternative Energien, den Reaktorunfall in Japan und vieles andere mehr.


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