Auf dem Weg nach Guayaquil wollen wir einige Sightseeing-Zwischenstopps einlegen. Unser erstes Interesse gilt der Laguna Colta, wenige Kilometer südlich von Riobamba gelegen. Die Ufer der Lagune sind umgeben von dichtem Totora-Schilf, der auch am Titicacasee in Bolivien gedeiht, und aus dem die einheimischen Indios allerlei Korbwaren flechten. Natürlich sind auch zahlreiche Wasservögel zu entdecken. Da wir nur auf der Durchfahrt sind, gilt unser Interesse heute ausnahmsweise einmal nicht in erster Linie der ornithologischen Beobachtung. Dennoch sichten wir im Vorbeifahren Hunderte von Anden-Blässhühnern und Inkatauchern.

Weiter geht´s zu der kolonialzeitlichen Kapelle La Balbanera, eine der ältesten Kirchen Ecuadors. Teile der Fassade stammen noch von 1534. Corinna kauft bei einem alten Mann zwei Kerzen, die sie für den bisher glücklichen Verlauf unserer Reise anzündet, auch wenn uns der religiöse Hintergrund dazu fehlt.
Auf dem Kirchplatz bieten Colta-Frauen allerlei selbstgefertigte Tücher, Tischdecken und sonstige gewebte Artikel an. Wir finden leider nicht die passenden Farben, sonst hätten wir gerne ein Tischtuch für unser Esszimmer erworben. Gleich gegenüber am Busbahnhof werden gegrillte Meerschweinchen an Straßengrills angeboten. Ich hatte mir wirklich vorgenommen, diese ecuadorianische Spezialität zu probieren, jedoch hatten wir bisher keine Gelegenheit dazu! Und am frühen Morgen möchte ich mir dann doch noch kein gegrilltes Meerschweinchen schmecken lassen!

Unsere nächste Station ist das kleine Andendorf Guamote, in der eine stolze indigene Gemeinde ansässig ist. Dort findet jeden Donnerstag einer der größten ländlichen Märkte Ecuadors statt. Im Gegensatz zu Otavalo ist dieser Markt voll authentisch und nicht auf Touris ausgerichtet. Die ganze Oberstadt wimmelt von bunt gekleideten Indios, die nach Obst und Gemüse, Reis und Getreide oder aber Kleidung und Haushaltswaren aller Art stöbern.


Unterwegs kosten wir an einem Straßenstand Bolones de Verde, frittierte Klößchen aus Kochbananen, für 50 Cent das Stück! Die gegrillten Schweineköpfe wollen hingegen nicht so recht unseren Appetit wecken!
Auffällig ist, dass nahezu jede Indio-Frau einen Hut mit einer Pfauenfeder trägt. Da der Bedarf so riesig ist, besteht ein Straßenzug fast ausschließlich aus Huthändlern, die dieses modische Utensil feilbieten. Je nach Geldbeutel des Kunden werden die uniformen Kopfbedeckungen mit buntem Federschmuck vor Ort ausgestattet.
Wir lassen uns gut zwei Stunden in dem bunten, trubeligen Irrgarten treiben und genießen die Ursprünglichkeit des Marktes. Während unseres gesamten Rundganges identifizieren wir lediglich ein einziges weiteres Touristenpaar.

Überraschend ist das Häuserensemble rund um den Bahnhof, das herausgeputzt worden ist, um ein Mal täglich einen Zug aus Alausi einlaufen zu lassen. Ob dies zur Belebung des Tourismus beitragen kann ist fraglich und wohl angesichts des wundervoll ursprünglichen Charmes des Ortes kaum wünschenswert. Die Schienen werden bei unserem Besuch jedenfalls zweckendfremdet und dienen als Leinenhalterung für Haustiere. Es herrscht hier eben ein nicht gerade reger Zugverkehr.

Auch auf dem Bahnhofsplatz geht das bunte Markttreiben weiter. Für mich eine echte Inspiration, Portraits von den bunt gekleideten und extrem ausdrucksstarken Indios zu schießen.

Unsere nächste Station ist Alausi, eine an den Rand einer Schlucht erbaute Stadt, die von einer riesigen Petrus-Statue überragt wird. Eigentlich ist Alausi nur bekannt für seine Zugfahrt über die Nariz del Diablo, dennoch sind seine Gassen um den Bahnhof herum durchaus malerisch und einen Besuch wert. Zahlreiche gut erhaltene Häuserensembles aus der Kolonialzeit geben dem Stadtbild ein freundliches Flair.


Über die E 47 fahren wir in Richtung Guayaquil, die ersten Kilometer mehr oder weniger im Blindflug, da uns mal wieder ein dichter Nebel umgibt. Die Straße ist offenbar von mehreren Erdrutschen heimgesucht worden. Wir fürchten, dass uns das gleiche Schicksal wie vor einigen Tagen erneut ereilt und die Straße durch einen Erdrutsch unpassierbar ist. Busse, die uns aus Richtung Guayaquil entgegenkommen, beruhigen dann jedoch unsere Nerven und tatsächlich gelangen wir letztlich problemlos zurück auf die Pan-Americana. Auf einer Stromleitung entdecken wir im Vorbeifahren noch einen großen Ringed Kingfisher - leider können wir nicht so schnell ein Foto schießen von dem interessanten Vogel!
In Guayaquil haben wir uns im Casa Canelos in Flughafennähe eingemietet. Wir erhalten ein klimatisiertes Zimmer mit einem guten, großen Bett. Beim Badezimmer darf man nicht so genau hinschauen: Am Duschkopf befindet sich in unmittelbarer Nähe eine offene Stromleitung, nur mit einer Lüsterklemme verbunden. Ansonsten ist die Unterkunft günstig und für eine Zwischenübernachtung vor dem Weiterflug sehr empfehlenswert. Die Inhaberin besorgt uns noch ein Taxi, das uns zu dem von uns auserkorenen drei Kilometer entfernten Restaurant fahren soll, dem Los Cangrejos de Pepito Loza.
Das Interieur des Lokals erinnert ein bisschen an eine mexikanische Cocktailbar. Die Spezialität des Hauses sind Flusskrebse, die mit Hilfe eines Holzhammers zerlegt werden müssen.
Alle Gäste bekommen ein Plastiklätzchen umgehängt, damit die Kleidung beim Knacken der Schalen nicht beschmutzt wird.
Als zweites Gericht bestellen wir Pulpo in Knoblauchsoße, zum Glück, da wir uns an den kleinen Krebsärmchen ansonsten „hungrig gegessen“ hätten! Das Restaurant ist bei Tripadvisor aktuell die Nummer 1 in Guayaquil, allerdings auch für ecuadorianische Verhältnisse, etwas hochpreisig (ca. 20 USD pro Gericht, 33 USD für den Wein). Die Bedienung ist äußerst aufmerksam und bemüht und bestellt uns nach dem Dinner ein Taxi, das uns zu unserem Casa zurückfahren soll. Wieder müssen wir unser eigenes Google Maps zu Hilfe nehmen, da der Fahrer den Weg nicht findet.
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