19. Februar 2017 – Von Uvita zur Biological Station Tamandua (Drake Bay)
Abenteurliche Fahrt in den Regenwald
Nach dem Frühstück verbringen wir noch ein bisschen Zeit im Garten der Lodge und machen uns dann auf den Weg in Richtung Osa Halbinsel. Jeden Morgen bei der Fahrt hinunter nach Uvita bewundern wir eine kuriose und an Aloe Vera erinnernde Pflanze mit besonderen Früchten vor einem anderen Grundstück - wer erkennt den Fehler? Natürlich hat hier ein Spaßvogel leere Eierschalen auf die Spitzen der Blätter gesteckt!
Wir machen noch einen kleinen Umweg nach Sierpe – von hier aus kann man sich in den Corcovado Nationalpark schippern oder einfliegen lassen. Der Ort gibt im Vorbeifahren nicht allzu viel her, allerdings ist die Vogelwelt in Sierpe außerordentlich interessant und man kann Bootstrips durch die Mangrovensümpfe buchen - dafür haben wir heute jedoch keine Zeit. Wir fahren zurück nach Palmar Norte und tanken noch einmal voll. Zu Mittag wollen wir im Mirador de Osa zu Mittag essen. Hier kann man aussichtsreiche Cabins mieten und hat einen tollen Ausblick auf den Golfo Dulce.
Das Restaurant ist für mich ein ganz spezieller Ort, da Corinna hier vor sechs Jahren ein Geburtstagsgeschenk zu meinem 50. Geburtstag erworben hat: Ein Tukan-Bild, das jetzt unser Esszimmer ziert! Leider hat der Besitzer der Lodge mittlerweile gewechselt und die angeschlossene Galerie existiert nicht mehr. Dennoch genießen wir den tollen Ausblick und ein leckeres Reisgericht mit Calamares für ganze 2.500 Colones!
In Rincon biegen wir auf die Schotterpiste nach Drake Bay ab. Es sind insgesamt fünf „River-Crossings“ zu bewältigen, die in der Trockenzeit jedoch keine größere Herausforderung darstellen. Lediglich die letzte Durchfahrt ist relativ lang und ein kleines bisschen tiefer. Corinna testet, wie wir das aus Afrika gewohnt sind, routiniert die Tiefe und Beschaffenheit des Flussbettes und ich folge ihr mit unserem kleinen 4x4 Toyota. In Drake Bay müssen wir noch einmal sechs Kilometer hoch in den Dschungel fahren. Normalerweise lassen sich die Gäste aus Drake Bay mit einem Quad oder 4x4 Taxi abholen. Wir sind jedoch sicher, dass wir den Weg mit unserer Allrad-Erfahrung auch selbst mit dem eigenen Auto schaffen werden. Und tatsächlich ist der Weg halb so schlimm, wenn man ein bisschen Offroad-Erfahrung hat. Die weiteren fünf Wasserdurchquerungen erweisen sich zu dieser Jahreszeit als harmlos.
Rebeca, die Besitzerin der Biolgical Station Tamandua, steht bereits unten am Fluss, als wir die letzte Wasserdurchfahrt mit Bravour meistern. Wir sind im tiefsten Dschungel an einem traumhaften Fleckchen Erde gelandet und beziehen sogleich unsere Cabina. Insgesamt drei Cabinas und das gemeinsame Haus, in dem auch gegessen wird, sind harmonisch in den Wald integriert worden. Alle Gäste teilen sich eine Gemeinschaftsdusche und Toiletten. Tamandua ist ein Platz fernab jeglicher Einflüsse der Zivilisationsgesellschaft – es gibt kein W-Lan oder Internet und noch nicht einmal Handy-Empfang! Der von Solar-Panels erzeugte Strom ist lediglich tagsüber im Haupthaus verfügbar – hier können zumindest die Kamera-Akkus und Laptops geladen werden.
Wir laufen bei einem ersten Erkundungsgang den Fluss aufwärts - ein Wahnsinnsgefühl mitten im Dschungel! Natürlich nehmen wir auch ein erfrischendes Bad, da der Bach an einigen Stellen brusttief ist.
Zurück in der Station lernen wir Valerie und Frederik mit ihren beiden siebzehnjährigen Zwillingen Emma und Luise kennen, eine nette französische Familie aus der Nähe von Avignon. Sie werden die nächsten drei Tage mit uns hier oben verbringen. Sie erzählen, dass sie morgen eine Horse-Riding Tour durch den Dschungel gebucht haben. Corinna ist sofort begeistert, während ich sie nur ungläubig anschaue! „Ist das wirklich dein Ernst, willst du das allen Ernstes machen?“, frage ich überrascht und tatsächlich, sie ist wild entschlossen!
Am Abend werden wir bekocht von Allen, der auch nachts in der Station sein wird. Rebeca, die in Drake Bay mit ihren beiden kleinen Kindern lebt, fährt hingegen jeden Abend zurück. Es gibt Reis mit Hühnchen, schwarze Bohnen sowie ein Salat mit Kartoffeln und Rote Beete. Wir haben sehr nette Gespräche mit unseren französischen Mitstreitern. Allen spricht nicht so gut Englisch, so dass immer mal wieder ins Spanische oder auch Französische gewechselt wird – ein echter Multi-Kulti Kauderwelsch Talk!
Auf unserer nächtlichen Tour entlang des Flusses sind wir sehr erfolgreich. Wir entdecken zahlreiche unterschiedliche Treefrogs und auch einen fetten Bullfrog in Ufernähe. Das Gequake der Frösche in der Nacht ist ohrenbetäubend – aber es ist einfach ein grandioses Erlebnis mit den authentischen Geräuschen des Dschungels einzuschlafen!
20. Februar 2017 - Biological Station Tamandua
Rendezvous mit einer hochgiftigen Eyelash-Viper
Vor dem Frühstück besteigen wir den „Mirador“, ein Aussichtspunkt oberhalb der Station. Der Pfad geht ein ganzes Stück steil hinauf, so dass wir bereits früh am Morgen aus der Puste sind; oben wird man jedoch belohnt mit einem grandiosen Ausblick. Für das Birding ist dieses Plätzchen wie geschaffen, zumal man hinab auf die Baumwipfel schauen kann. Sogleich erspähe ich ein wundervolles Trogon-Pärchen, kurze Zeit später fliegen zwei rote Macaws über uns hinweg! Was für ein Naturparadies – es unterscheidet sich vom berühmten Nachbarn Corcovado lediglich darin, dass wesentlich weniger Menschen anzutreffen sind und es deutlich ruhiger zugeht!
Slaty-tailed Trogon
Allen bereitet uns bei unserer Rückkehr ein tolles Frühstück – endlich gibt es das Costa Ricanische Nationalgericht, Gallo Pinto, Reis mit schwarzen Bohnen! Um 8 Uhr startet dann unsere Horse Riding Tour. Nelly und Melvin von „Cabalgadores de Osa“ bringen die Pferde nach Tamandua (40 $ p.P.) – Corinna erhält ein Pferd namens Lluvia (Regen), meines heißt Quiotro. Nachdem uns Nelly ein paar Kommandos für „rechts, links, stopp und schneller“ erklärt hat, bekommen wir noch einen Helm zur Sicherheit und schon geht es los. Sogleich durchqueren wir das Bachbett und reiten den Weg hinab nach Drake Bay. Schon nach kurzer Zeit tut mit das Hinterteil dermaßen weh, dass ich kaum noch weiß, wie ich auf meinem Sattel sitzen soll – natürlich liegt das an meiner fehlenden Technik. Niemals hätte ich gedacht, dass Reiten so anstrengend sein kann!
Unten am Strand angekommen, stürzen wir uns erst einmal in die Fluten und erfrischen uns von dem anstrengenden Ritt. Der Strand von Drake Bay ist idyllisch, umsäumt von zahlreichen Kokospalmen.
Als wir nach unserer kurzen Rast ein kurzes Stück den Strand entlang reiten, fliegt erneut ein Macaw Pärchen über uns hinweg – wiederum habe ich keine Chance, ein schnelles Foto zu schießen. Zurück geht es auf gleichem Weg und irgendwie bin ich am Ende auch froh, als wir wieder an der Station ankommen. Es war in jedem Fall ein tolles Erlebnis, das wir nicht missen wollen.
Die nächsten Stunden entspannen wir in den Hängematten am Fluss, unterbrochen von einem leckeren Lunch, das Allen uns zubereitet - Reis mit Schweinefleisch und Gemüse. Nachmittags wandern wir auf dem kleinen Pfad entlang des Flusses zum Wasserfall. Zahlreiche Kingfisher schwirren über die Wasseroberfläche und wir sichten auch den auf der Osa Halbinsel verbreiteten Talamanca Rocket Frog, ein endemischer, aber hier verbreitet vorkommender Frosch von gerade einmal 20 Millimeter Größe. Nach jeder noch so kleinen Wanderung sind wir schweißüberströmt – die hohe Luftfeuchtigkeit des Regenwaldes fordert ihren Tribut! Umso erfrischender ist das Bad am Ende des Pfades in dem großen Naturbecken am Wasserfall – hier kann man herrlich schwimmen.
Talamanca Rocketfrog
Nach unserer Rückkehr erwartet uns bereits Rebeca, da wir eine Nachttour mit ihr machen wollen. Sie hat Biologie in San Jose studiert und war jahrelang auch Guide im Corcovado. Ihr Spezialgebiet sind allerdings mehr Insekten und Spinnen, nicht so sehr Frösche und Schlangen. Erneut laufen wir zum Wasserloch, da wir hoffen, dort auch Schlangen aufzuspüren. Unterwegs entdecken wir „Walking-Sticks“, stabförmige Insekten, die wie ein kleines Stück von einem Ast aussehen – welch erstaunliche Tarnung.
Walking Stick
Angekommen am Wasserloch – mittlerweile ist es stockdunkel -, suchen wir den Uferbereich ab und sehen zwei sich paarende Treefrogs. Die Frösche kopulieren nicht miteinander, das deutlich kleinere Männchen sitzt auf dem Rücken des Weibchens, stimuliert sie dabei zur Eiablage an einem bestimmten Laichplatz und gibt seine Spermien extern auf die vom Weibchen gelegten Eier.
Auf dem Rückweg finden wir noch zahlreiche weitere Kröten und Frösche. Plötzlich entdecke ich an einem Baum die Kontur einer grünen juvenilen Schlange. Ich habe tatsächlich eine Eyelash-Viper entdeckt! Rebeca erzählt, dass sie hier noch nie diese hochgiftige Schlange gesichtet habe, lediglich im angrenzenden Corcovado Nationalpark! Natürlich ist auch sie total begeistert. Eindeutiges und namengebendes Erkennungszeichen der Eyelash-Viper sind die Wimpern oberhalb der Augen. Die Färbung dieser extrem giftigen Schlange kann stark differieren. Die Spezies, die auf der Karibikseite vorkommen, haben eine knallig gelbe Färbung, während die Exemplare auf der Pazifikseite eher grünlich ausfallen und dadurch deutlich besser getarnt sind.
Greifschwanz-Lanzenotter (Eyelash-Viper)
Im nächtlichen Regenwald gibt es soviel zu entdecken. Auf dem Rückweg sehen wir noch weitere Northern Cat-eyed Snakes, Tarantulas, Skorpione, Glasfrösche, eine Blattschrecke, welche die Form eines Blattes eingenommen hat, um sich vor Fressfeinden zu schützen (in der Biologie als Mimikry bezeichnet) und vieles andere mehr.
Glassfrog
Blattschrecke / Skorpion
Northern Cat-eyed Snake
Die Nachttour mit Rebeca (25 $ p.P.) ist rundum grandios und wir sind total begeistert von den tollen Sichtungen, die wir am heutigen Abend gehabt haben.
21. Februar 2017 - Biological Station Tamandua
Geburtstagsfeier im Regenwald
Am nächsten Morgen genießen wir die Ruhe auf dem Mirador, hoch oben über der Station. Auch das Trogon Männchen gibt sich ein kurzes Stelldichein und versucht mit monotonem Ruf sein Weibchen anzulocken. Dieses antwortet jedoch lediglich aus größerer Entfernung, so dass der Trogon sich schließlich aus unserem Blickfeld entfernt. Der Mirador strahlt insbesondere in den Morgenstunden eine himmlische Ruhe aus.
Da Rebeca heute nach Puerto Jimenez fahren möchte, verabschieden wir uns bereits heute von ihr und zahlen für Unterkunft und Verpflegung (120 $ p.d. mit Vollverpflegung). Eine ganze Weile plaudern wir noch über Gott und die Welt. Sie erzählt unter anderem, dass die meisten Einheimischen für ihre Behausungen rund um Drake Bay kein Dokument haben und daher auch keine Sicherheit. Rebeca mit ihrer Biological Station Tamandua hat ebenfalls keine offizielle Erlaubnis, sie trage aber „kostenlos dafür Sorge, dass ein Stück Regenwald erhalten bleibt“. Das System funktioniert allerdings sicher nur so lange, bis sich ein Investor findet, der an dieser Stelle das große Geschäft wittert. Solange die Infrastruktur und Erreichbarkeit von Drake Bay so bleibt wie sie ist, kann das Risiko dafür glücklicherweise als gering eingeschätzt werden.
Endlich gelingt es mir, ein paar brauchbare Fotos vom wundervollen Blue Morpho Schmetterling zu schießen. Die Morphos werden angezogen von den auf dem Boden liegenden, gärenden Früchten des Brotbaumes und halten dort, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit, ihre Flügel geöffnet.
Nach einer kurzen Foto-Session laufen wir noch einmal über den Sendero zum Wasserfall. Tatsächlich harrt die Eyelash-Viper noch immer an der gleichen Stelle aus, wo wir sie gestern Nacht entdeckt haben. Natürlich schieße ich ein paar weitere Tageslicht Schnappschüsse mit dem Makro-Objektiv. Den tagaktiven Golfo Dulce Poison Dart Frog, den wir heute am Wasserloch finden wollen, können wir allerdings nicht aufspüren. Das erfrischende Bad am Wasserfall genießen wir dennoch.
Nach dem Mittagessen, Allen hat Burritos für uns gekocht, relaxen wir in den Hängematten am Fluss. Das einzige Geräusch, das die Stille durchbricht, ist das Zirpen der Grillen. Kingfisher stürzen in die Fluten und versuchen kleine Fische zu erbeuten, Jesus Christ Lizzards rennen über das Wasser ans andere Ufer, hyperaktive Kolibris saugen in Windeseile den Nektar von Blüten.
Gegen Nachmittag kommen unsere französischen Mitstreiter von ihrem Schnorchelausflug nach Cano Island zurück und wir plaudern eine Weile über ihren Tag. Plötzlich entdeckt Louisa eine Schlange unmittelbar über uns - gerade in dem Baum, unter dem wir stehen. Wir identifizieren die Schlange als eine Bird-Snake, die bis zu 2,5 Meter lang werden kann. Es ist die bislang größte Schlange, die wir in diesem Jahr gesehen haben.
Birdsnake
Mit Valerie und Frederik laufen wir nochmals zum Wasserfall für ein kurzes Bad und zeigen den Beiden unterwegs die Tarantel und die Eyelash-Viper, die beide noch immer brav an ihren Plätzen sitzen. Die Tarantel hat ihren Bau in einem Baum, daher ist sie extrem territorial, aber dass sich die Viper nicht von der Stelle rührt, erstaunt uns schon ein bisschen.
Abends feiern wir Valeries morgigen Geburtstag im Voraus – Rebeca hat einen Geburtstagskuchen gebacken und Corinna ein kleines Blumenarrangement auf einem großen Blatt arrangiert. Dazu gibt es eine Flasche Rotwein, die wir zum Dinner anschließend gemeinsam trinken. Nochmals können wir im Garten die große Bird-Snake in voller Lebensgröße bewundern und schießen aus nächster Nähe ein paar weitere Schnappschüsse.
Birdsnake
< Matapalo & Uvita Golfito >
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