Unterwegs essen wir noch eine Kleinigkeit in El Kelaa M´Gouna im Restaurant Rosa Damaskina. Die Anlage sieht insgesamt ziemlich heruntergekommen aus – das Essen ist aber einigermaßen akzeptabel. Unsere ausgeguckte Unterkunft in Boumaine, „Perle du Dades“, ist von der Straße von Skoura kommend am Ortsausgang scheinbar einen Steinwurf entfernt – jedoch liegt dazwischen ein Fluss, der nach den letzten Regenfällen gut gefüllt ist und nicht einmal mit einem 4 x 4 überquert werden kann. So müssen wir ins Ortszentrum fahren, dort über eine Brücke den Fluss queren und dann auf der anderen Flussseite über eine Schotterpiste zurückfahren.
Perle du Dades ist eine gepflegte Anlage mit einem schönen Pool und Eddy, der Verwalter, zeigt uns ein paar der verfügbaren Zimmer. Wir entscheiden uns für die luxuriöse Variante, die Suite „Toutcoleurs“ (110,-- € inkl. Frühstück), die sehr geschmackvoll eingerichtet ist. Von der Terasse hat man einen tollen Ausblick auf die Gipfel des Atlasgebirges.
Corinna hat zunächst einige Vorbehalte und zweifelt an der authentischen Gastfreundschaft an diesem Ort. „Dir fehlt doch nur das ganze romantische Inch´Allah Gedönz“ von Sawadi“, versuche ich sie im Scherz wieder herunter zu holen. Tatsächlich ist sie ein wenig ungerecht, denn an dem Empfang in der „Perle du Dades“ ist im Grunde nichts auszusetzen – Eddy mag lediglich in seiner Art ein wenig „schräg“ herüber kommen!
Da wir beide ziemlich platt sind, halten wir zunächst eine kleine Siesta. Eddy bringt später noch eine kleine Platte mit Salami und Schinken (Schweinefleisch in Marokko - wo kommt das denn wohl her???) vorbei, über die wir am Nachmittag mit großem Appetit herfallen. So langsam fallen auch Corinnas Vorurteile!
Das Restaurant wird am Abend beheizt von einem großen Holzofen und einem weiteren Gasofen – die Mitarbeiter geben alles, um die Kälte aus dem großen Speiseraum zu vertreiben. Draußen rutschen die Temperaturen gerade ab unter den Gefrierpunkt. Eddy meint, dass es mindestens 10 ° Grad kälter sei als normalerweise um diese Jahreszeit. Wir sind die einzigen Gäste in der „Perle“ und bekommen von dem marokkanischen Koch ein großartiges Menü serviert: Warmen Ziegenkäse auf Salat, eine frische Lachsforelle aus dem Dades, belegt mit Zitronen, Tomaten und Zwiebeln mit gebackenen Kartoffeln und abschließend ein Erdbeersalat. Durch unsere unverhoffte „Salami-Schinken-Session“ heute Nachmittag haben wir noch gar keinen so großen Hunger gehabt, speisen dennoch mit großem Appetit.
14. Februar 2015
Ausgangspunkt für die Fahrt in die Dades Schlucht ist Boumaine. Zunächst schlängelt sich der Dades durch ein Tal aus roter Erde, mit zahlreichen Apfelbaumplantagen und malerischen, aber zumeist verfallenen Kasbahs, eine davon ist die wunderschöne Kasbah Ait Youl.
Wenig später gelangen wir zu den sogenannten Affenpfotenfelsen, eigentümliche Felsformationen, die besonders im Abendlicht ein großartiges Fotomotiv abgeben.
Spektakulär ist die Serpentinenstrecke hinauf zum Café Timzzillite, wo wir eine Weile bei einem Minz-Tee die spektakuläre Aussicht genießen.
Nach Kilometer 33 treten dann die Bergwände sehr eng aneinander und die Strecke führt unmittelbar am Ufer des Dades entlang. Die schweren November Unwetter haben Teile dieser Passage mit sich gerissen. Viele Tagestouristen kehren nach dieser Engstelle um – ein Fehler wie wir finden, denn es folgt noch ein wundervoller Abschnitt, der uns an den Grand Canyon erinnert. Tief unten im Tal hat sich der Dades in Jahrmillionen seinen Weg durch das Gestein gegraben. Von der Straße aus ist eine nahezu makellose 360° Grad Schleife auszumachen.
Die Asphaltstraße endet in Msemrir, wo wir uns im Restaurant Agdal (Chez Hassan) an der Straße niederlassen und dem bunten Treiben auf dem samstäglichen Souk zuschauen. Nach einem kleinen Spaziergang durch den Ort fahren wir auf gleicher Strecke zurück nach Boumaine.
Zum Abendessen haben wir uns erneut Fisch gewünscht, dieses Mal wird ein Doraden ähnlicher Fisch serviert, der wie die Lachsforelle am Tag zuvor mit Tomaten Zwiebeln und Zitronen belegt wird, bevor er in den Ofen kommt. Als Vorspeise gibt es heute eine Quiche – den französischen Inhabern der „Perle“ sei Dank. Ein amerikanisches Paar in ihren Flitterwochen ist ebenfalls für eine Nacht zu Gast und wir plaudern eine Weile mit den Beiden.
15. Februar 2015
Wir haben uns dazu durchgerungen, nun doch noch ein paar Tage in die Wüste zu fahren, allerdings wollen wir die Strecke bis M´hamid nicht an einem Tag bewältigen, sondern ganz entspannt in zwei Etappen. Morgens steht noch die Besichtigung der Todra Schlucht auf dem Programm. Tinehir ist der Ausgangspunkt für Fahrten in die Schlucht. Es eröffnet sich uns auf Anhieb ein komplett anderes Bild als in der Dades Schlucht. In Tinehir stehen bereits die Reisebusse in Reih und Glied, um die Touristenmassen in die Schlucht zu katapultieren. An jedem einzelnen auch noch so kleinen Aussichtspunkt, von dem aus wir unter Umständen ein Panoramafoto schießen könnten, lauern bereits emsige Händler oder bettelnde Kinder, die sofort alle Autofahrer umringen, die ihr Auto zum Stoppen bringen.
Auf einem Parkplatz halten wir für einen kurzen Fotostopp – ein Reisebus ist natürlich ebenfalls bereits vor Ort. Als dann auch noch zwei von marokkanischen Guides gesteuerte 4x4 Fahrzeuge mit acht Italienerinnen an Bord anhalten, die allesamt mit Touri-Turbanen und Flip-Flops ausgestattet sind und auch ansonsten dem allerletzten Italiener-Klischee gerecht werden können, steht für uns der Plan fest: Wir werden den sofortigen Rückzug antreten – dies ist definitiv kein Ort, an dem wir uns wohl fühlen. Die von Marokkobesuchern häufig gestellte Frage, welche der beiden Schluchten wohl die Schönere sei, erhält von uns somit eine mehr als eindeutige Antwort!
< Skoura Mhamid >
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