28. April 2018 – Von Mindo zum Cotopaxi
Nach dem Frühstück verabschieden wir uns von Heike und Pedro sowie von Christiane und Rainer – wir hoffen sehr auf ein Wiedersehen mit wirklich reizenden Menschen. Da wir nicht über Quito fahren wollen, haben wir die Route über Los Bancos gewählt. In Alluriquin erreichen wir die gut ausgebaute E 20, die von Quito bis nach Esmeraldas an den Pazifik führt. Sie führt über eine bis zu 3.600 Meter hohe Passstraße. Es gießt in Strömen und wir sind sehr froh über den guten Zustand der Straße. In den Straßendörfern haben Restaurants ganze Schweine kopfüber aufgehängt und schneiden Fleischstücke an Ort und Stelle ab, die sofort in einem Ofen gegrillt werden!
Wir erreichen in Machachi die Pan-American, queren sie und fahren von nun an auf einer schlechten Kopfsteinpflaster-Straße immer bergan in Richtung Cotopaxi. Unterwegs machen wir eine Mittagspause im Restaurant Ruta de los Volcanes. Der Gastraum ist urgemütlich und in der Ecke lodert ein Feuer im Kamin – kein Wunder, denn wir befinden uns auf ca. 3.500 Metern Höhe! Die Außentemperatur beträgt 10 °C. Die sehr freundlichen Wirtsleute begrüßen uns und zählen die verfügbaren Gerichte auf. Wir entscheiden uns für eine Kartoffel-Gemüsesuppe sowie eine Lachsforelle. Die Gemüsesuppe wird mit einem brennenden Rand auf dem Teller serviert, die Lachsforelle kommt auf einem heißen Stein dazu gibt es einen Mora-Saft. Dass wir hier so phantasievoll und fantastisch speisen würden, hatten wir wahrlich nicht erwartet! Wieder einmal schwören wir uns, beim nächsten Mal auf die Vorspeise zu verzichten, da die Portionen in Ecuador immer riesig sind und wir anschließend immer papp-satt sind!
Endlich nähern wir uns unserer Unterkunft am Cotopaxi, der leider heute Nachmittag vom dichten Nebel umhüllt ist. Die Chilcabamba Mountain Lodge befindet sich am Fuß des Vulkans, aber noch außerhalb des Nationalparks. Die gesamte Lodge ist supergepflegt und die Zimmer komfortabel und vor allem warm.
Der 5.897 Meter hohe Cotopaxi ist einer der höchsten aktiven Vulkanen der Erde. Er befindet sich lediglich 50 Kilometer von der Hauptstadt Quito entfernt, daher ist sein Gefahrenpotential besonders hoch. Sein Kegel weist eine nahezu perfekt symmetrische Form auf, vielleicht ein Grund dafür, dass die Ureinwohner den Berg als Gottheit verehrten und ihm den Namen "Hals des Mondes" gaben.
Nach dem Einchecken fahren wir auf direktem Weg zum Entrada Norte und weiter in Richtung Gipfel. Zwei Caracaras hocken für ein Foto malerisch auf einem Felsen. Der Nebel hat sich noch immer nicht gelichtet, von daher steht fest, dass wir unsere geplanten Fotos vom imposanten Gipfel heute nicht realisieren können.
Die Dirt Road zum Gipfel ist zwar holprig, aber dennoch bei vorsichtiger Fahrweise sogar mit einem 2x4 Auto zu machen. Endlich stehen wir am Endpunkt auf einem Parkplatz. Nie zuvor waren wir auf einer Höhe von 4.600 Metern! Das werden wir in wenigen Tagen am Chimborazo sogar noch toppen! Die Luft ist extrem dünn, aber zumindest geht es uns beiden gut und wir haben nicht die geringsten Symptome der Höhenkrankheit. Da wir ohnehin im Nebel und leichtem Hagelschauer stehen, halten wir uns hier oben nicht lange auf und fahren wieder hinunter, um noch einen kurzen Abstecher zur Limpiopungo Lagune zu machen. Auf dem See schwimmen einige interessante Vögel, die wir natürlich nur zu gerne fotografisch festhalten.
Andenkiebitz (Andean Lapwing)
Der benachbarte Vulkan Ruminahui liegt in sehr schönem Abendlicht und spiegelt sich idyllsich in der Lagune. Ein solches Bild hatten wir eigentlich vom Cotopaxi geplant – vielleicht haben wir morgen früh mehr Glück!
Das Abendessen in der Lodge ist durchschnittlich - es gibt wieder einmal Forelle und Hühnchen. Danach sitzen wir noch im gemütlichen Restaurant und schmieden Pläne für den morgigen Tag. Die nächsten Tage haben wir nicht im Voraus gebucht, um uns Flexibilität zu bewahren.
29. April 2018 – Vom Cotopaxi nach Chugchilán (Quilotoa-Loop)
Voller Erwartung schieben wir früh morgens die Vorhänge an unseren Fenstern zurück und siehe da: Der Cotopaxi hinter der Lodge erstrahlt in hellstem Morgenlicht! Schnell springe ich in meine Klamotten und schieße ich ein paar Fotos von dem makellos geformten Vulkankegel von der Lodge aus. Wer weiß, ob nicht der Nebel ganz schnell wieder den Berg verhüllt! Anschließend nehmen wir ein schnelles Frühstück ein und bezahlen unsere Rechnung.
Um kurz vor 8 Uhr zur Öffnung des Nationalparks stehen wir erneut am Kontrollpunkt „Norte“, wo wir uns wie gestern in das Registrierbuch eintragen. Der Sinn erschließt sich uns nicht ganz, zumal man bei der Ausfahrt sich nicht wieder austragen muss. Im Sonnenlicht erstarrt man vor Ehrfurcht angesichts dieses unbeschreiblichen Anblicks. Der Cotopaxi erhebt sich majestätisch hinter der sattgrünen Hochebene.
Wir wenden uns zunächst erneut der Limpiopungo Lagune zu, jedoch bläst zu unserer Enttäuschung ein viel zu starker Wind, um eine fotogene Spiegelfläche für den Berg zu erzeugen. Aus dem erhofften Traumfoto wird zunächst nichts. Zudem treiben mittlerweile dichte Nebelschwaden von Norden her auf den Vulkan zu und drohen ihn zu verdecken.
Wir wollen unser Glück bei der Lagune auf der anderen Seite des Cotopaxis versuchen, Santo Domingo. Diese Strecke ist definitiv nicht mehr mit einem 2x4 PKW befahrbar, sogar ein paar kleinere Bachdurchfahrten sind zu meistern. Kaum sind wir von der Hauptroute abgebogen, da steht auch schon ein grasendes Lama malerisch vor dem Cotopaxi, von dem gerade wieder die Wolken fast vollständig fortgezogen sind. Wir starten sofort unser Foto-Shooting, während das Lama geduldig Modell steht.
Die nun folgende Strecke entlang eines alten Lavafeldes ist atemberaubend. Die verwitterte Lava hat auf der Hochebene einen fruchtbaren Boden geschaffen und das Schmelzwasser des Gletschers sorgt beständig für ausreichend Wasser. Wildpferde preschen durch die mit Lavagestein übersäte Ebene. Wir lieben einfach diese weitläufigen, fast öden Landschaften, die Wüsten gleichen!
Der Cotopaxi zieht inzwischen immer mehr zu, und es wird uns klar, dass wir das gespiegelte Foto des Berges in der Lagune nicht mehr realisieren werden. Dennoch genießen wir die Fahrt in vollen Zügen. Nur sehr wenige Fahrzeuge haben sich am heutigen Morgen auf die andere Seite des Vulkans gewagt. Wir sind nahezu alleine unterwegs, und das, obwohl Sonntag ist. Die himmlische Einsamkeit und Ruhe wird sich im Verlauf des Tages allerdings noch dramatisch umkehren!
Eine gute dreiviertel Stunde benötigen wir von der Kreuzung bis zur Santo Domingo Lagune. Wie erwartet ist der komplette Vulkan inzwischen nicht mehr zu sehen, so dass wir uns nicht sehr lange aufhalten und zu einer weiteren kleinen Lagune zurückfahren, der Manantiales. Rund um das kleine Gewässer sieht es eher aus wie in mitten einer lauschigen Moorlandschaft.
Als wir uns der Hauptstraße nähern, bemerken wir, wie sich der Nationalpark in der Zwischenzeit mit Autos gefüllt hat. Viele Einheimische aus Quito haben den freien Sonntag zu einem Ausflug zu ihrem Hausberg genutzt. Ein Auto nach dem anderen rollt über die Südzufahrt in Richtung Cotopaxi, ein flüchtiges Handy-Selfie am Straßenrand jagt das nächste! Vorbei ist es mit der Ruhe, die dieser magische Ort in den Morgenstunden noch ausgestrahlt hat. Die Strecke zum Kontrollpunkt „Sur“ ist deutlich besser ausgebaut, am Ende sogar asphaltiert. Vor dem Kontrollpunkt steht eine endlos lange Schlange Autos an, um sich für die Einfahrt registrieren zu lassen. Welch ein Rummel! Wir können nur den dringenden Tipp geben, den Cotopaxi möglichst an Sonn und Feiertagen zu meiden und in jedem Fall bereits um 8 Uhr möglichst am Kontrollpunkt Norte in den Nationalpark einzufahren.
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