24. Februar 2020 – Von Pakse nach Champasak
Wir bestellen an der Rezeption ein Tuktuk, das uns nach Champasak bringen soll (250.000 Kip). Die vierzig Kilometer lange Fahrt geht immer am Mekong entlang, während erste bestellte Reisfelder in Sicht kommen.
Champasak ist ein fünf Kilometer langes Straßendorf am Mekong, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Wir haben uns für vier Tage in der Residence Bassac eingemietet. Die Hotelmanagerin Api, eine sehr gebildet wirkende Inderin, bietet uns zunächst einen Willkommensdrink an, der aus verschiedenen kalten Tees besteht. Sie plaudert sehr begeistert von ihrem Heimatland, als sie hört, dass wir Vielreisende sind. Indien stand bisher nicht auf unserer Travel-Bucket-List, insbesondere wegen seiner extremen Armut und bettelnder Kinder auf den Straßen. Auf der anderen Seite wissen wir natürlich auch, dass Indien einer der weltweit besten Birding-Hotspots ist – vielleicht sollten wir noch einmal über dieses Reiseziel nachdenken!
Wir haben die Möglichkeit, mit einem Upgrade von 25 USD p.d. die „Suite Mekong-Side“ zu beziehen, was wir nach kurzer Beratung annehmen. Das geschmackvoll eingerichtete Zimmer ist im Nebengebäude auf der anderen Straßenseite gelegen, das dem Kolonialstil nachempfunden und zum Fluss ausgerichtet ist. Vor der Tür steht ein blank gewienerter alter Mercedes mit Heckflossen als Eyecatcher und Deko, man kann ihn allerdings auch für eine Spritztour mit Fahrer anmieten!
Wir bestellen eine Cola Zero, mit der wir uns an den Mekong setzen. Tatsächlich schwirren hier zahlreiche Vögel im Garten herum, unter anderem Sunbirds, die sich an den Blüten der Bananenstauden oder anderer Pflanzen laben. Auch einige große bunte Schmetterlinge werden vom Nektar der Blumen im Garten angezogen. Warum bloß gibt es im Süden Laos offenbar verschiedene tropische Vögel, im Norden jedoch kaum (mehr)?
Braunkehl-Nektarvogel (Brown-throated Sunbird)
Für 5 USD/Tag mieten wir mittags Fahrräder, die ersten brauchbaren Drahtesel dieses Urlaubs, Mountainbikes, deren Sattel sich in akzeptable Höhe verstellen lassen, mit funktionierenden Bremsen und sogar einer Gangschaltung! Wir hätten uns gewünscht, dass ein Hotel in dieser Preisklasse kostenlose Leihräder anbietet! Unser kurzer Mittagssnack im Nakorn Café, wir bestellen Thai-Curry mit Shrimps sowie „Morning Glory“ (Thai-Wasserspinat), wird beschallt durch eintönige Asia-Klänge vom benachbarten Vat – die Klänge gehen einem bereits nach wenigen Minuten unfassbar auf den Geist, so dass ich mir vorstellen kann, „alles zu gestehen, wenn doch nur die Musik aufhört zu spielen…“! Es ist der Ausklang eines Festivals, das hier drei Tage und zwei Nächte lang stattgefunden hat.
Wir befahren den Rice-Fields Trail, wählen allerdings eine Variante mit einem Schlenker entlang des Bewässerungskanals, der uns später durch kleine ursprüngliche Dörfer führt. Über eine riesige Pumpe wird Wasser aus dem Mekong in die künstlichen Kanäle geleitet und von hier aus über ein Schleusensystem auf die Rice-Paddies verteilt. Reis ist in den asiatischen Ländern zumeist zu einer permanent unter Wasser stehenden Sumpfpflanze geworden. Pro Kilogramm Reis werde 3.000 bis 5.000 Liter Wasser benötigt. Nassreis ist interessanter Weise die einzige Pflanze in der Nahrungsmittelproduktion, die seit Jahrtausenden in Monokultur angebaut wird, ohne dabei den Boden nachhaltig zu schädigen. Überwiegend wird Sticky Rice angebaut, weil er das Grundnahrungsmittel in Laos und natürlich auch in vielen anderen Ländern ist. Sticky Rice wird zu jeder Tageszeit gegessen, er ist sozusagen der Brotersatz und Energieträger für die einheimische Bevölkerung.
In den Dörfern winken uns wieder Kinder mit einem „Sabeidee“ auf den Lippen zu, während Kuhreiher die Felder bevölkern, um Reissamen aufzupicken. Rund fünfzehn Kilometer lang ist die schöne Runde, für die man mit Fotopausen fast zwei Stunden veranschlagen muss.
Schließlich gelangen wir wieder zurück zur Hauptstraße und nach einem kurzen Zwischenstopp im „Champassak with Love“, wo wir uns ein Beer Lao genehmigen, fahren wir zurück zu unserer Residence.
Am Abend haben wir unten am Fluss einen Tisch bestellt, wo die Angestellten stilvoll und exklusiv für uns eingedeckt haben. Nach wenigen Augenblicken werden wir von kleinen Fliegen jedoch geradezu aufgefressen, so dass wir uns kurzerhand entscheiden, ins Hotelgebäude an der Straße zu wechseln. Leider hat das Restaurant der Residence Bassac nicht die Qualität des Hotels, so dass wir uns morgen einmal woanders umschauen werden.
25. Februar 2020 - Champasak
Bereits vor dem Frühstück fahren wir mit dem Fahrrad zum zehn Kilometer entfernten Vat Phou. Der Khmer Tempel zählt zu den Hauptsehenswürdigkeiten in Laos und ist ein Unesco-Weltkulturerbe. Vat Phu hat seine Ursprünge bereits im 6. Jahrhundert und liegt somit zeitlich noch vor dem weltberühmten Tempel von Angkor. Häufig wird er sogar als architektonisches Vorbild für Wat Angkor sowie andere frühzeitliche kambodschanische Tempel erachtet. Ursprünglich war Vat Phou ein hinduistischer Tempel, seit dem 14. Jahrhundert wird hier jedoch Buddha verehrt. Wir sind die ersten Besucher zur Öffnung der Anlage um 8 Uhr, zahlen am Eingang die Eintrittsgebühr von 50.000 Kip und können anschließend ziemlich ungestört Fotos schießen.
Zunächst kommen wir an zwei langgestreckten Wasserbassins vorbei, die zu Zeiten der Khmer Dynastie religiöse Bedeutung hatten, zugleich aber auch als Speicher dienten. Dahinter folgt ein langgestreckter, von Stelen umsäumter Prozessionsweg, der zu zwei identischen Palästen führt, deren Eingänge sich jeweils gegenüberstehen. Steile Treppen, die von Frangipani Bäumen flankiert werden, führen weiter hinauf zum Fuß des Phou Kao Berges und zum Heiligtum, dem Tempel. Gut erhaltene schöne Steinreliefs zieren das alte Gemäuer. Vor dem Tempel verkaufen Frauen auf Bananenblätter aufgespießte Tagetes-Blüten, die man als Gabe vor dem Buddha ablegen kann.
Auf gleichem Weg fahren wir zurück zum Hotel und frühstücken erst einmal ausgiebig. Heerscharen von Schulkindern fahren mit Fahrrädern, die älteren auch mit Motorrollern, an uns vorbei; die meisten Zweiräder sind mindestens mit zwei, drei oder gar vier Kindern besetzt. Die erwachsenen Einheimischen gehen indes ihren alltäglichen Beschäftigungen nach, einige sind mit ihren merkwürdigen langgabeligen Mini-Traktoren, die in ganz Laos anzutreffen sind, auf dem Weg zu ihren Feldern oder aber transportieren Materialien von A nach B.
Es wird gegen Mittag brutal heiß, um 37 ° Celsius, so dass wir es uns am Mekong im Schatten gemütlich machen - außer Siesta machen ist zu dieser Tageszeit an keine andere Aktivität zu denken!
Erst am späten Nachmittag raffen wir uns auf, Champasak zu erkunden. Wir steuern gezielt die Pottery von Soulivanh Phounthareungsy an. Er soll der einzige Bildhauer in ganz Laos sein, der originalgetreu Khmer Skulpturen, die beispielsweise im Vat Phou an den Fassaden zu finden sind, aus Ton nachbildet. Und dies macht er mit großer Leidenschaft. Er spricht zwar kein Wort Englisch, aber mit Händen und Füßen verständigen wir uns und erwerben zwei schöne Wandskulpturen für unser Heim.
Im Vat Amath wenige Meter weiter findet ebenfalls gerade ein Festival statt. Wir sehen einen Mönch, der über eine Lautsprecheranlage Gläubige zum Spenden auffordert, sogar einen rauchenden Mönch, was eigentlich im Vat strengstens verboten ist!? Kinder haben sich herausgeputzt und tollen ausgelassen auf einer Hüpfburg sowie auf dem gesamten Festplatz herum, an Ständen werden allerlei Kuriositäten vom Grill, unter anderem Hühnerkrallen, angeboten. Eine abenteuerliche Bühne unter Aussparung jeglicher, normierter Sicherheitsstandards wird soeben errichtet – hier sollen am späteren Abend noch Live-Perfomances stattfinden. Wir setzen uns mit einem Beer Lao an einem der Stände hin und beobachten eine ganze Weile das bunte Treiben.
Am Abend fahren wir erneut zum Nakorn Café und bestellen Duck-Laab mit Steamed Rice. Das beigemischte süße Basilikum hat einen eigenartigen Nachgeschmack und ist überhaupt nicht unser Ding.
Wir haben Tickets für das zweimal wöchentlich stattfindende Schattentheater erworben (50.000 Kip/Stück), das um 20.30 Uhr beginnt. Ein achtköpfiges Musikensemble mit traditionell laotischen Instrumenten stimmt die Besucher erst einmal musikalisch ein, bevor ein Sprecher zwanzig Minuten lang in ziemlich schlechtem Englisch versucht, die extrem verworrene Handlung zu erläutern. Eine Stunde und 15 Minuten lang bemüht sich der Held der Geschichte „Param“ seine Herzensdame zu erobern, natürlich mit Happy End! Die Musiker untermalen die Handlung mit Geräuschen und Musik.
Jeden Abend wird in der Residence Bassac unsere „Suite“ für die Nacht vorbereitet, der Kühlschrank mit kaltem Tee und Wasser aufgefüllt, der Himmel rund um das Bett zugezogen, noch einmal aufgeräumt, die Fensterläden geschlossen und ein Luftbefeuchter aufgestellt – welch außergewöhnlicher Service!
26. Februar 2020 - Champasak
Vor dem Frühstück wollen wir uns die beiden noch erhaltenen Villen der Königsfamilie anschauen, die in Champasak bis ins 20. Jahrhundert gelebt hat. Leider sind die im Kolonialstil errichteten Gebäude nicht in einem besonders guten Zustand. Davor radeln Kinder ununterbrochen mit Ranzen auf dem Rücken oder im Korb zur Schule, die Größeren haben das gleiche Ziel und rauschen mit ihren Rollern an uns vorbei.
Nicht weit von der Villa entfernt befindet sich der farbenfrohe königliche Tempel Vat Thong mit zahlreichen Gräbern der Königsfamilie davor.
Nach dem Frühstück im Hotel erkunden wir mit unseren Mountainbikes die südlichen Dörfer entlang des Mekongs, hinter der Abzweigung der Hauptstraße in Richtung Vat Phou. Hier sind noch immer sehr traditionelle Siedlungen anzutreffen. Man lebt vom Fischfang und traditionellen Handwerken, wie der Korbflechterei, aber auch eine große Reismühle ist hier zu finden. Es gibt sogar eine katholische Kirche, auf dessen Gelände eine Primary School steht, und wir wagen einen Blick durch das geöffnete Fenster ins Klassenzimmer.
Mehrere Vats liegen am Wegesrand, unter anderem das Vat Pha Non Tai direkt am Mekong. Wir entdecken riesige bunte Schmetterlinge an den Blüten eines der Büsche, die überall auf dem Gelände verteilt stehen. Ein kleiner frecher Novize tollt in einem Baum herum und lässt sich johlend von einem Kumpel mit der Schubkarre über das Gelände befördern - auch die weltlichen Freuden kommen hier scheinbar nicht zu kurz!
Noch weiter südlich erreichen wir das Vat Meuang Kang, das älteste Vat der ganzen Gegend. Die Architektur ist ganz offensichtlich geprägt vom französischen Kolonialstil des 19. Jahrhunderts. Leider sind die Gebäude dem Verfall ausgesetzt, auch wenn scheinbar immer mal wieder Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden. Auch hier findet demnächst ein Festival statt, die Aufbauarbeiten sind im vollen Gange. Ein jugendlicher Mönch schmückt soeben die Buddha-Statuen mit goldenen Seidenschals.
Gegen Mittag wird die Hitze drückend, so dass wir uns nach einem leckeren Snack im benachbarten „Homemade“ in unser klimatisiertes Zimmer zu einer Siesta zurückziehen. Am Nachmittag haben wir ein dreistündiges Wellnessprogramm im Champasak Spa gebucht (300.000 Kip) und wollen uns nach allen Regeln der Kunst verwöhnen lassen. Zunächst wird das Gesicht und Körper jeweils 30 Minuten mit einem Peeling behandelt, gefolgt von einer fünfundvierzig minütigen Entspannungsphase auf der Terrasse mit Blick auf den Mekong. Den Abschluss bildet eine Ganzkörpermassage von 1:15 Stunden – wir fühlen uns danach wie neugeboren! Im Gegensatz zu vielen anderen Massageeinrichtungen sind die Angestellten hier bestens geschult, kommen aber alle aus den umliegenden Dörfern. Damit leistet die französische Besitzerin einen wichtigen sozialen Beitrag für die Community. Eine vorherige Anmeldung mindestens einen Tag zuvor ist obligatorisch.
Auf dem Rückweg essen wir im Saythong Guesthouse. Die Lage am Mekong ist außergewöhnlich schön, das Essen ist einfach, aber ok, die Bedienung niedlich und bemüht, aber mit den wenigen Gästen ziemlich überfordert!
27. Februar 2020 - Champasak
Malerisch, wie jeden Morgen, geht die Sonne vor unserem Fenster über dem Mekong auf. Heute wollen wir der gegenüberliegenden Insel Don Daeng einen Besuch abstatten und haben telefonisch in der noblen La Folie Lodge ein Arrangement gebucht, das den Transfer, ein Lunch sowie die Nutzung des Pools beinhaltet (35 USD p.P.). Am Bootsanleger in der Nähe der Tourist Information werden wir wie vereinbart um 9.30 Uhr von der kleinen hoteleigenen Fähre abgeholt. Über den in der Trockenzeit breiten Sandstrand laufen wir hoch zur Lodge und werden vom Hotelmanager in Empfang genommen. An der Lodge ist ein Wasserstandsanzeiger vom September 2019 aufgestellt, wo der Mekong bis nahezu auf die Höhe des Restaurants der Lodge anschwoll, was in erster Linie auf den rücksichtslosen Umgang der Chinesen mit den Staudämmen im Mekong und den Nebenflüssen zu erklären ist.
Auf der Insel gibt es mehrere, mit Farben ausgeschilderte Radwege. Wir entscheiden uns für die halbe Umrundung der Insel. Die Ruhe auf der Insel ist greifbar, von Hektik, Stress und Lärm keine Spur – hier geht alles gemächlich und entspannt zu. Die zumeist aus Holz erbauten Hütten stehen alle Stelzen, um dem Hochwasser des Mekong zu entgehen. Auch hier grüßen uns wieder die meisten Einheimischen im Vorbeifahren, wir haben einfach das Gefühl, willkommen zu sein. Die Vats auf der Insel sind zumeist geschlossen und unspektakulär, vielleicht liegt es auch daran, dass wir einfach inzwischen so viele gesehen haben!? Insbesondere der Rückweg entlang des kleinen Arms des Mekongs ist schön. Er führt durch einen schattigen Wald und am Ende durch ein nettes authentisches Dörfchen.
Zurück in der La Folie Lodge geben wir uns dem „Savoir Vivre“ hin, machen es uns mit einem Lemon-Soda am Pool gemütlich und schauen auf den Mekong mit den dahinter liegenden Bergen. Zum Lunch bestellen wir in dem an eine afrikanische Lodge erinnernden offenen Restaurant einen hervorragenden Caesar´s Salad, das Dessert, ein gemischtes Eis, lassen wir uns später am Pool servieren. Einen halben Tag am Pool ohne Aktivität ist für uns ungewöhnlich und macht uns zumeist nervös, aber heute genießen wir ihn dennoch in vollen Zügen. Immerhin gibt es ein paar Vögel zu beobachten, insbesondere Sperbertauben (Zebra Dove), mit ihrem markanten Ruf sind sie auf der Insel omnipräsent!
Der Fährmann der Lodge bringt uns wieder hinüber ans andere Ufer nach Champasak. Zuvor beobachten wir am Sandstrand zahlreiche Wasservögel, Sandbrachschwalben, Seeregenpfeifer und Flussuferläufer.
Flussuferläufer (Common Sandpiper) Sandbrachschwalbe (Small Pratincole)
Im Hotel haben wir den morgigen Transfer nach Don Khone mit dem Local Bus gebucht. Die Hotel Managerin informiert uns, dass die die Fähre nach Don Khone nicht verkehre, da der Wasserstand so niedrig sei. Irgendwie würde man aber schon auf die Insel kommen – wir nehmen es hin mit laotischer Gelassenheit! Abends essen wir im romantisch illuminierten Ambiente des Hotels Bassac, dazu heute gibt auch die dezente, passende Dinnermusik, was beim letzten Mal nicht der Fall war und uns arg gestört hatte.
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