7. Februar 2016, Paternoster - Cederberge, 250 Kilometer
Atemberaubende Gebirgslandschaft in den Cederbergen
Der erste Ortswechsel steht uns bevor, doch zunächst wollen wir noch einmal den Traumstrand von Paternoster entlang laufen. Wieder haben wir den riesigen Strand fast für uns alleine, lediglich ein Paar Jogger kämpfen gegen den heftigen Wind an. Wir haben vor einiger Zeit einen Bildband gekauft, „Traumstrände“ – Paternoster ist definitiv ein heißer Anwärter für diese Hitliste.
Schweren Herzens nehmen wir Abschied von diesem fantastischen Platz, den es in dieser Qualität und zu einem solch günstigen Preis in ganz Europa nicht mehr gibt! Wir geben den Schlüssel im Büro von „Stay in Paternoster“ ab, kaufen noch leckere frische Brote und Marmelade im kleinen Lädchen „Die Winkel“ gegenüber und fahren dann nach Vredenburg. In der Weskus Mall kaufen wir Lebensmittel für die nächsten Tage, die wir als „Selbstversorger“ verbringen werden, ein.
Unser Ziel sind die Cederberge, die wir bereits bei unserem Ausflug nach Lambert´s Bay aus der Entfernung gesichtet haben. Wir wählen die aussichtsreiche R 303 über Citrusdal, das im fruchtbaren Tal des Olifant Rivers liegt. Hier verdingen sich diverse Farmer mit dem Anbau von Obst, insbesondere von Citrusfrüchten. Die lange Fahrt über eine nicht enden wollende Gravelroad führt hinauf zum Middelberg Pass bis zur Mini-Siedlung Op-die-Berg. Hier geht die Piste in Richtung Mount Ceder ab.
Die Cederberge sind wild und von dramatischer Schönheit. Hohe Tafelberggruppen, bei Sonnenuntergang lila und orange leuchtend, dominieren die Szenerie. Das Gebirge ist nach der vom Aussterben bedrohten endemischen Zeder (Widdringtonia Cedarbergensis) benannt, die nur noch vereinzelt in Hochgebirgsregionen oberhalb von 1.500 Metern zu finden ist.
Sie ertrecken sich über fünfzig Kilometer von Norden nach Süden, etwa zwanzig Kilometer von Ost nach West und haben eine außergewöhnliche botanische Vielfalt, Fynbos genannt, auf die ich noch später ausführlich zu sprechen komme. Zudem wird nur hier in einem kleinen Gebiet der weltweit geschätzte und überaus gesunde Rooibos Tee in mühsamer Handarbeit gewonnen.
Mount Ceder ist eine Olivenfarm, die diverse Chalets unterschiedlicher Größe anbietet. Wir haben uns für das „Pepperboom“ Chalet entschieden, eine sehr gute Wahl, wie sich herausstellt, da dieses Häuschen über einen sehr schönen Außensitzplatz verfügt. Die Chalets, die inmitten der atemberaubenden Berglandschaft der Cederberge liegen, sind gut ausgestattet - es gibt sogar eine Klimaanlage. Außerhalb der Wochenenden bietet Mount Ceder ein 3 für 2 Special an. Somit zahlen wir für die drei Nächte gerade einmal 1.720 Rand (ca. 100 €).
Da das Thermometer heute eine Außentemperatur von 37 °C anzeigt, benötigen wir dringend eine Abkühlung. Unten am Grootriver kann man sich wundervoll in die warmen Fluten stürzen (geschätzt um die 30 °C) oder sich auf einem Autoreifen auf dem kaum strömenden Fluss treiben lassen.
Am Abend sitzen wir vor unserer Hütte und grillen leckere Rinderfilets und Boerewoorst, dazu gibt es einen Salat mit Butternut-Kürbis und Sonnenblumenkernen. Da die Lichtverschmutzung in den Cederbergen sehr gering ist, weiß der afrikanische Sternenhimmel uns wieder einmal zu begeistern, Sternschnuppen gibt es en masse und die Milchstraße verläuft von Horizont zu Horizont.
8. Februar 2016, Cederberge
Genuss-Baden und -Wandern
Nach dem Frühstück unternehmen wir einen gemütlichen Hike zum Wasserfall (ca. 60 Minuten hin und zurück), der auf dem Grundstück von Mount Ceder liegt. Eine vorherige Anmeldung bei der Rezeption ist obligatorisch, fremde Gäste benötigen ein Permit. Außerdem hilft uns die freundliche Angestellte an der Rezeption, ein Permit für unsere morgige Wanderung zum „Maltese Cross“, einer markanten Felsformation in Form eines Kreuzes und neben dem Wolfsberg Arch wohl das bekannteste Wanderziel in den Cederbergen, zu bekommen. Beide genannten Wanderziele liegen in der Nähe des Weingutes Dwaarsrivier, dem höchstgelegenen in ganz Südafrika! Dwaarsrivier verwaltet für Cederberg Conservancy das Wandergebiet - dort können die Permits geordert werden. Die meisten Wanderungen in den Cederbergen sind permitpflichtig, an den Zugängen sind zumeist „Permit only“ Schilder anzutreffen. Wanderaktivitäten in den Cederbergen bedürfen grundsätzlich einer gewissen Vorausplanung.
Eine kleine Karte zur Orientierung stellt Mount Ceder für die Wanderungen auf ihrem Gelände bereit. Der Weg zum Wasserfall ist bestens gekennzeichnet und kann kaum verfehlt werden. Wir stellen unser Auto am Startpunkt der Wanderung ab. Durch einen Taleinschnitt kreuzen wir mehrmals einen kleinen Bach, die großartige Kulisse der rotglühenden Cederberge immer vor Augen. Der Wasserfall speist einen kleinen Tümpel mit glasklarem Wasser, in dem man herrlich baden kann. Ein kleiner Foto-Tipp: Erst am Nachmittag wird der Wasserfall vom Sonnenlicht angestrahlt - dann herrscht allerdings auch die größte Hitze!
Nachdem wir erneut den Nachmittag in der allergrößten Hitze im Schatten eines Baumes unten am Fluss verbracht haben, raffen wir uns am frühen Abend auf zu einer weiteren kurzen Wanderung zu Felsmalereien, die über einen kurzen Pfad erreicht werden können. „Rock Art“ ist an vielen Stellen in Südafrika zu finden. Die meisten Malereien, die bis zu 27.500 Jahre alt sein können, sind von Buschmännern, den Sans, als Teil einer religiösen Tradition angefertigt worden. Zumeist zeigen sie Szenen des alltäglichen Lebens. Die Felsmalereien auf Mount Ceder sind ziemlich unspektakulär, stark verwittert und kaum noch zu erkennen. Lediglich zwei oder drei Tiere und ein Buschmann sind auf den Felsen noch zu identifizieren.
Eine Bande Paviane beäugt uns auf dem Rückweg von einem sicheren Felsplateau aus. Der Chef des Clans thront auf einem erhaben gelegenen Aussichtspunkt und beobachtet seine „Untertanen“. Ab und zu stößt er ein kräftiges Grunzen aus, um jüngere Mitglieder der Truppe zur Ordnung zu rufen.
Bei unserem zweiten Braai am Abend brauchen wir die Reste des Vortages auf, Rinderfilets, Springbock und Boerewoorst plus Salat – dazu erneut ein atemberaubender Sternenhimmel – welche Zutaten braucht man noch für einen perfekten Abend in Afrika?
9. Februar 2016, Cederberge
Anstrengende Wanderung zum Maltese Cross
Um 5.30 Uhr klingelt der Wecker – die Nacht war wieder ziemlich warm und hat uns beide nachts zu schaffen gemacht. Wie vereinbart nehmen wir unser Permit am Blackboard der Rezeption von Dwaarsrivier in Empfang und stecken die Conservation Fee von 60 Rand p.P. dafür in den Umschlag. Normalerweise öffnet das Office erst um 8.00 Uhr, was uns allerdings aufgrund der Hitze tagsüber eindeutig zu spät ist.
Auf dem Permit ist eine Zahlenkombination vermerkt, mit dessen Hilfe wir das Zahlenschloss am Eingangstor zum Nationalpark öffnen können. Es folgt eine für ein normales 2 x 4 Auto nicht gerade einfache Two Spoor Gravelroad – das eine oder andere Mal setzt unser Hyundai auch einmal kurz auf einem Felsblock auf. Die Strecke ist dennoch machbar für einen normalen PKW, wenn man ein bisschen umsichtig und langsam fährt.
Um 7.30 Uhr brechen wir vom Trailhead auf. Es herrschen noch angenehme Temperaturen von 18 °C – das wird sich im Laufe des Tages noch sehr deutlich ändern. Zunächst geht der Pfad gemächlich los, wir kreuzen über zwei querliegende Baumstämme einen kleinen Bach. Die Kulisse der Cederberge inmitten der der wilden Fynbos Vegetation, die trotz aller Kargheit immer wieder für Farbtupfer entlang des Pfades sorgt, fasziniert uns einmal mehr. Ganze Berghänge stehen entlang des Pfades voll von rot blühenden "April Fool" Blumen, einer Amaryllis Art.
April Fool Flower
Landschaftlich dominierendes Merkmal sind auch hier die scharf definierten rot gefärbten Tafelberg-Gruppen aus Sandstein, die schwarze Schieferbanden enthalten. Überall ragen auch mächtige isoliert stehende Felsblöcke, die der Fantasie freien Lauf lassen, aus der kargen Gebirgslandschaft empor. Einmal meinen wir eine Hexe mit einem Korb auf dem Rücken zu entdecken, dann scheinen wieder drei Männer um einen Tisch herum zu sitzen und Karten zu spielen! Sicher fällt die Interpretation der Felsformation für jeden Betrachter sehr unterschiedlich aus. Auf den Felsen nehmen buntgezeichnete Agamen ein Sonnenbad.
Der Aufstieg ist zum Teil steil und anstrengend, zumal die Temperaturen nunmehr sprunghaft ansteigen. Immer wieder müssen wir eine kleine Pause im Schatten eines Baumes oder Felsens einlegen, um den Puls wieder ein bisschen nach unten zu bringen und den Flüssigkeitsverlust aufzufüllen. Nach gut zwei Stunden (reine Gehzeit 1,5 Stunden) liegt die imposante Felsformation des Maltese Cross dann vor uns.
450 Höhenmeter haben wir absolviert und uns eine längere Pause im Schatten des mächtigen Felsens wahrhaft verdient. Durch Käse, Oliven und Brot versuchen wir den erheblichen Salzverlust ein wenig auszugleichen, der bei Anstrengungen und bei diesen Temperaturen immer wieder leicht zu heftigen Kopfschmerzen führen kann.
Der Abstieg ist nicht minder anstrengend, da man jeden Schritt mit Bedacht - nicht nur wegen der Schlangen (Puffottern insbesondere), sondern wegen des gerölligen Untergrundes - setzen muss. Im zweiten Teil des Abstieges haben wir das Ziel tief unter uns im Tal jederzeit vor Augen. Das Thermometer hat mittlerweile einen Wert von 37 °C erreicht, Schatten ist auf dem gesamten Abstieg Fehlanzeige! Ziemlich geschafft erreichen wir schließlich unser Auto. Unsere Wasservorräte von 2 Litern pro Person haben wir komplett verbraucht und freuen uns jetzt sogar über das aufgeheizte Wasser, das wir in weiser Voraussicht im Auto deponiert haben.
Zurück in Mount Ceder gönnen wir uns erst einmal ein großes Eis und eine kühle Cola Zero – welch ein Genuss! Danach halten wir eine lange Siesta in unserem Haus (bei laufender Klimaanlage!), bevor erneut eine Erfrischung im Groot River auf uns wartet.
Am Abend haben wir unser Dinner im Restaurant von Mount Ceder bestellt. Gespeist wird auf einer aussichtsreichen Außenterrasse mit Blick auf einen kleinen Tümpel und die Berge. Serviert wird für alle Gäste ein einheitliches Dreigänge Menü (175 ZAR), heute eine Spargeltarte, Hühnchen mit Gemüse und Kartoffeln sowie ein Vanille-Pudding mit Soße. Ein Gourmet-Dinner kann man im Mount Ceder Restaurant sicher nicht erwarten. Erstmals kosten wir auch den Cederberg Wein aus Dwaarsrivier, ein Sauvignon Blanc, und befinden ihn spontan für ausgezeichnet!
< Paternoster Tulbagh >
Hellblau unterstrichene Links sind Affiliate Links. Für Dich kosten die Produkte keinen Cent mehr, wir bekommen bei einer Bestellung ein paar Prozent.
Wir freuen uns über deinen Kommentar. Außer deinem Eintrag und deinem Namen werden keine weiteren Daten von dir erfasst oder gespeichert! Wenn du nicht deinen Namen in den Kommentar eintragen möchtest, ist auch ein Pseudonym willkommen!