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Ban Kiat Ngong
02. März 2020 – Von Don Khone nach Ban Khiet Ngong
Auch das Frühstück im Chez Fred & Lea ist wunderbar, und so vertrödeln wir den Morgen bis wir um 11 Uhr von einem Boot direkt vom Hotel abgeholt werden. Das Boot ist voll und unsere Taschen werden bedenklich nahe an der Bordkante verladen – zum Glück haben wir ja wasserdichte Taschen! Der Bootsmann navigiert sein Gefährt durch den flachen Mekong, überall sind dicke Felsbrocken direkt unter der Wasseroberfläche zu umschiffen. Spätestens jetzt wird uns klar, warum viele Boote nicht mehr nach Don Khone verkehren.
Am Anleger herrscht das erwartete Chaos, da sehr viele Busse um diese Uhrzeit von Nakasong aus starten. Mithilfe unserer Fahrkarte werden wir an die richtige Stelle gelotst, wo unser Bus in Richtung Pakse abfahren soll.
Dieses Mal werden wir mit einem klapprigen, alten Omnibus befördert, der auch ziemlich gut gefüllt ist. An vielen Sitzplätzen tropft Wasser von der Gepäckablage auf die Köpfe der Reisenden hinab, die sich schnellstens nach trockeneren Plätzen umsehen. Unterwegs hält der Bus an der selben Cafeteria an, wie auf dem Hinweg. Einheimische steigen ein und wollen Spieße mit gegrillten kleinen Singvögeln verkaufen, was glücklicherweise von allen Mitreisenden dankend abgelehnt wird! Am Kilometerstein 48 werden wir abgesetzt, wo uns der Fahrer der Kingfisher Ecolodge bereits erwartet. Die Lodge liegt am Rande der Xe Pian National Bio-Diversity Conservation Area. In der Regenzeit zwischen August und Dezember ist die Gegend überflutet und ein Sumpfgebiet, jetzt liegt sie hingegen weitgehend trocken.
Die Lodge ist sehr schön angelegt und verfügt über zwei Kategorien von Bungalows. Die Bungalows sind seit letztem Jahr mit einem beleuchteten Steg miteinander verbunden, so dass man auch zur Regenzeit trockenen Fußes zu seiner Unterkunft gelangen kann. Wir haben lediglich einen Garden View Bungalow gebucht, entscheiden uns aber für ein Upgrade zu einem der neu errichteten Deluxe-Bungalows (150.000 Kip/Tag zusätzlich), die über eine Klimaanlage verfügt – bei diesen Temperaturen nicht ganz unwichtig! Unser Tipp: Die hinteren Bungalows (11 – 13) haben den schönsten Blick!
Nach einem kleinen Mittagssnack legen wir uns am schönen Pool ab, der gerade erst Ende letzten Jahres fertiggestellt wurde und schauen auf die vor uns liegenden Weiden, die von Einheimischen mit abenteuerlichen Treckern bearbeitet werden und auf denen Rinder grasen, verfolgt von unzähligen Kuhreihern. Auch einige Asian Openbill Storks picken im Gras nach Getier.
Kuhreiher (Cattel Egrets) Goldbrustbülbül (Black crested Bulbul)
Die Terrasse unseres Bungalows bietet gegen Abend einen famosen Blick über die „trockenen Wetlands“ – es würde uns nicht wundern, wenn im nächsten Augenblick eine Herde Elefanten oder Giraffen über die Ebene traben würde – aber schnell holen wir uns aus unserem Traum zurück in die Realität: Wir sind nicht in Afrika, auch wenn es sich hier fast so anfühlt!
Vor dem Dinner plaudern wir eine ganze Weile mit Chris, dem holländischen Lodge-Manager, der seit einem halben Jahr hier beschäftigt ist, allerdings schon fast sein ganzes Leben in Asien verbracht hat und planen die Aktivitäten der nächsten beiden Tage. Die Gerichte im Restaurant der Lodge sind immer frisch zubereitet und lecker, insbesondere freuen wir uns aber über den chilenischen Rosé Wein, den Chris im Angebot hat. Wenn man in der Kingfisher Lodge absteigt, muss man auch alle Mahlzeiten hier einnehmen – im Dorf gibt es nicht wirklich eine Alternative.
03. März 2020 - Ban Khiet Ngong
Um 6 Uhr in der Frühe sind wir für eine Birdwatching Tour verabredet. Unser Guide stellt sich mit Lae vor und wird uns die nächsten drei Stunden durch die nähere Umgebung führen. Zunächst laufen wir durch das Dorf Ban Khiet Ngong und sehen die gestapelten Maniok Äste, die schräg angeschnitten und in den trockenen Boden zum Austreiben aufgestellt werden. Zur Regenzeit werden die Äste dann in 20 Zentimeter lange Stücke geschnitten und in den Boden gepflanzt. Gegessen werden dann die Knollen, die sich daraus bilden. Ansonsten geht jedermann im Dorf seiner alltäglichen Beschäftigung nach.
In der Trockenzeit ist es unendlich schwierig, Vögel zu beobachten. Immer mal wieder entdecken wir im Wald in den Baumkronen verschiedene Flycatcher, Sunbirds, Barbets, Drongos und sogar einen Indian Roller. Passable Fotos zu schießen, ist fast unmöglich, zumal wir feststellen, dass die Vögel hier deutlich scheuer sind als üblich und eine wesentlich größere Fluchtdistanz aufweisen. Wir führen es darauf zurück, dass Singvögel in Laos auf dem Speiseplan der Einheimischen stehen, wie wir es ja leider schon hautnah miterlebt haben!
Grünrücken-Nektarvogel (Olive-backed Sunbird)
Schließlich laufen wir auch noch eine Weile durch die nahezu trockenen Wetlands. Nur noch ein paar Pfützchen sind von der Regenzeit übriggeblieben, sodass wir wenigstens noch ein paar Plover und Wagtails zu Gesicht bekommen. Die für die Lodge namensgebenden Kingfisher sichten wir nicht, auch wenn Lae beteuert, sie seien noch zu finden! Wir können es uns aufgrund der extremen Trockenheit und der spärlichen, nahezu fischlosen Gewässer ehrlich gesagt nicht so recht vorstellen!
Unser Guide Lae ist zwar lieb und nett und sehr bemüht, ist aber nicht besonders gut ausgebildet und kann die meisten Spezies, die wir sichten, nicht identifizieren, geschweige denn, an ihrem Ruf erkennen - dementsprechend kann er uns auch kaum etwas Neues vermitteln. Immerhin unterstützen wir die Local Community mit unserem Beitrag! Ansonsten empfehlen wir fortgeschrittenen Birdwatchern aber, die Touren lieber auf eigene Faust durchzuführen oder nach Soem zu fragen, der eine spezielle Bird-Guide Ausbildung in Thailand gemacht hat.
Zum Frühstück gibt es ein sehr leckeres Omelett mit Kräutern und Käse. Heute findet auf dem Oberdeck eine Versammlung für die Mitarbeiter statt. Der vietnamesisch/amerikanische Inhaber und Investor der Kingfisher Lodge lässt den einheimischen Angestellten ausrichten, dass aufgrund des Corona-Virus und der ausbleibenden Gäste alle Mitarbeiter bis Mitte des Jahres zunächst einmal nur noch 50 Prozent arbeiten dürfen. Wenn sie nicht zustimmen, müssten sie entlassen werden! Chris hat uns gestern erzählt, dass die Lodge-Angestellten, die ausschließlich aus der hiesigen Community stammen, 1.200.000 Kip im Monat verdienen, also rund 120 €! Kaum zu glauben, dass sich das Virus auch auf diese abgelegene Region auswirkt, aber die Lodge ist sehr abhängig von amerikanischen Touristen, die ihre Reisetätigkeit aufgrund des Virus extrem eingeschränkt haben!
Update 17.03.2020: Zwei Wochen später liegt die Kingfisher-Lodge, ebenso wie andere touristische Einrichtungen auch, aufgrund der sich ausbreitenden Covid-19-Pandemie und der weltweit verfügten Reisebeschränkung komplett brach. Noch während unseres Laos-Urlaubes hätten wir uns eine solche Entwicklung nicht träumen lassen!
Nach dem Frühstück haben wir eine interessante Begegnung mit zwei Mönchen, die uns in der Nähe unseres Bungalows entgegenkommen. Schnell kommen wir ins Gespräch und sie berichten, dass sie hier in der Gegend auf der Suche nach einem geeigneten Platz für die Errichtung eines neuen Klosters seien. Einer der Mönche habe hier in der Lodge gearbeitet, bevor er zum Studieren nach Pakse gegangen sei. Sie wollen ein ökologisch ausgerichtetes Kloster gründen und wilde Hühner züchten. Ein sie begleitender Führer und Fahrer, der mit seinem Glanzanzug und dunkler Sonnenbrille wie ein waschechter Mafioso daherkommt, ist total begeistert von meiner Kamera und dem großen Teleobjektiv und möchte sie unbedingt einmal in den Händen halten. Schnell schießen die kichernden Mönche von diesem kuriosen Augenblick Schnappschüsse mit ihren Handys!
Die heiße Zeit des Tages verbringen wir am Pool und es weht sogar ein angenehmes Lüftchen. Die Kingfisher Lodge stellt seinen Gästen hervorragende Mountainbikes kostenlos zur Verfügung, mit denen wir am Nachmittag die Umgebung erkunden. Das neue Vat, fertiggestellt vor wenigen Jahren, ist bunt und prunkvoll und steht unmittelbar neben einem mehr als hundert Jahre alten Tempel aus Holz.
Wir fahren hinauf auf den Phou Asa, ein Berg aus schwarzem, vulkanischem Gestein, auf dessen Spitze 108 Säulen, die trocken und ohne jeglichen Zement errichtet wurden, ein großes schwarzes Areal einrahmen. In der Mitte sind die Grundmauern eines alten Tempels zu finden. Die Archäologen sind sich ziemlich uneinig, aus welcher Periode die Bauwerke stammen, vermutlich aber aus dem 18. Jahrhundert. In jedem Fall gibt es in ganz Laos kein vergleichbares Bauwerk und es beeindruckt uns fast mehr als Vat Phou in Champasak. Es gibt Theorien, dass die Ursprünge der Tempelanlage aus dem 2. Jahrhundert herrühren. Der Ort verströmt in jedem Fall eine gewisse Magie, der wir uns zum Sonnenuntergang nur allzu gerne hingeben. Natürlich sind wir die einzigen Besucher und genießen die mystische Atmosphäre in vollen Zügen. Alle zwei Jahre im Mai findet hier oben ein Fest der Einheimischen statt, die ihren Gott mit dem Abschuss von Feuerwerk-Raketen im Himmel „aufwecken“, damit er ausreichend Regen, eine gute Ernte uns sonstiges Glück dem Village schenken möge!
04. März 2020 - Ban Khiet Ngong
Wir wollen mehr über die Elefantenprojekte in Laos erfahren. Laos wurde ehemals „Land der Million Elefanten“ genannt, tatsächlich gibt es aber nur noch schätzungsweise dreihundert wilde Elefanten in Zentral-Laos sowie ca. vierhundert domestizierte Elefanten. Einige von ihnen müssen noch immer in der Holzwirtschaft arbeiten und in unwegsamen Gelände Baumstämme von A nach B bewegen müssen.
Sicher ist den Elefanten nicht bewusst, dass sie selbst damit einen Beitrag leisten, ihren eigenen natürlichen Lebensraum zu zerstören! Inzwischen achtet zum Glück auch die Regierung darauf, die verbliebenen Elefanten zu schützen. In Ban Khiet Ngong gibt es noch sechs Elefanten, andere sind in den letzten Jahren bereits von den in Laos aus dem Boden sprießenden Elephant Sancturies aufgekauft worden; ein Elefant soll dabei ungefähr 100.000 USD kosten. Die Elefanten dieser Community werden angeblich nicht mehr zum Arbeiten eingesetzt, sondern ermöglichen Touristen ausschließlich hautnahe Begegnungen. Natürlich kommt für uns das Reiten auf einem Elefanten nicht in Betracht. Die Mahuts, die Besitzer oder Halter der Elefanten, tuen leider für die Wünsche gutzahlender Touristen nahezu alles und lassen bis zu vier Touristen auf einem Elefanten reiten, um möglichst viel Geld mit einer Tour zu verdienen. Nachwuchs wird bei den Elefanten von Ban Khiet Ngong und auch andernorts außerhalb der Sancturies verhindert, da die weiblichen Elefanten während der zweijährigen Schwangerschaft und zwei weitere Jahre danach nicht zum Arbeiten zur Verfügung stehen würden.
Unser Mahut stellt sich mit Mr. Phoun vor und die Elefantendame, die uns auf unserem Spaziergang begleiten wird, heißt Bunyang und ist 35 Jahre alt. Bunyang gehört der Regierung, der Mahut darf aber 70 Prozent seiner Einkünfte, die er mit seinem Elefanten verdient, selbst behalten, den Rest muss er an das Tourist Office sowie die Behörden abführen. Für unsere Tour erhält er 200.000 Kip, weitere 190.000 Kip pro Person müssen wir an die Lodge zahlen.
Asiatische Elefanten unterscheiden sich von den afrikanischen Artgenossen in erster Linie durch ihre Größe. Sie sind sehr viel kleiner, haben kleinere Ohren und die Weibchen verfügen auch nicht über Stoßzähne. Auch das Verhalten ist vollkommen unterschiedlich: Einen afrikanischen Elefanten wie seine asiatischen Artgenossen domestizieren zu wollen wäre vollkommen unmöglich.
Es ist für uns schon herzzerreißend, einen Elefanten mit Fußfesseln zu sehen, insbesondere da wir in Afrika schon so oft in Freiheit lebende Elefanten bewundern durften. Insofern stehen wir der Aktivität sehr ambivalent gegenüber, allerdings tröstet uns, dass dem Elefanten durch seinen Einsatz im Tourismus zumindest schwere Waldarbeit erspart bleibt. Zwei Stunden laufen wir neben Bunyang durch den Wald, fast die ganze Zeit ist die Elefantendame damit beschäftigt, Nahrung aufzunehmen und Büsche am Wegesrand abzugrasen. Der Mahut dirigiert den Elefanten mit verbalen Kommandos, gegen Ende unseres Spazierganges führt er sie noch zum Tränken und Abkühlen an ein Wasserloch.
Im Dorf findet gerade eine interessante Veranstaltung statt und zwar wird von einer Familie eine Party für verstorbene Familienmitglieder abgehalten. Das ganze Dorf ist eingeladen und es werden offene Zelte mitten auf einer der Hauptstraßen gestellt. Die Gäste bringen Speisen aller Art mit, und dann wird über mehrere Tage gefeiert! Wir halten dies für einen bemerkenswerte Form, Verstorbenen zu gedenken, tuen uns allerdings schwer damit, dies auf unsere westeuropäische Gesellschaft zu übertragen! Manchmal können wir von den Ärmsten der Armen viel lernen!
Auch heute relaxen wir wieder in der heißen Tageszeit bei Temperaturen um 37 ° Celsius am Pool, bevor wir noch einmal mit den Mountainbikes die Umgebung und das Dorf erkunden. Die Möglichkeiten, in der Gegend mit dem Mountainbike zu fahren, stellen sich als eingeschränkt heraus, zumal die Hauptstraße 18 unattraktiv zum Fahren ist und wir bei jedem vorbeikommenden Fahrzeug Staub schlucken müssen. Insofern brechen wir unsere Tour nach kurzer Zeit ab und genießen lieber einen letzten Sundowner, natürlich ein Beer Lao, auf der Terrasse vor dem Bungalow.
< 4000 Inseln Vientiane >
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