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Ait Ben Haddou-1

7. Februar 2015
Auch am Morgen geht es mir noch immer nicht besser. Ich habe Fieber und einen schlimmen, festsitzenden Husten. Ich befürchte, dass es sich um eine aufkommende Lungenentzündung handeln könnte, die mich vor einiger Zeit schon einmal danieder gerafft hat! Dennoch entscheiden wir uns, unsere Reiseroute fortzusetzen, in der Hoffnung, den Infekt mit Hilfe der Medikamente, die wir in einer Apotheke besorgt haben, in den Griff zu bekommen.

Wir verabschieden uns von Nadine und Alain – sie waren wunderbare Gastgeber während unserer ersten Tage in Marokko. Ein Petit Taxi bringt uns zu unserem Autovermieter Budget. Wir erhalten ein Dacia Logan mit großem Kofferraum, in dem unsere beiden großen Taschen Platz finden. Wir wollen noch in einem Supermarkt Wein einkaufen, ein nicht ganz leichtes Unterfangen in einem muslimischen Land wie Marokko. Unser erster Versuch im großen Marjane Hypermarket endet prompt erfolglos, fündig werden wir aber schließlich im Acima Hypermarket auf der P 7, einer der großen Ausfallstraße Marrakeschs.

Dann fahren wir in Richtung Atlas Gebirge. Schnell kommen die Schnee bedeckten Gipfel des Atlas in Sicht, wenn man die Stadt verlassen hat. Bis nach Ait Ben Haddou, unserem nächsten Ziel, sind es ungefähr 200 Kilometer. Entlang der Passstraße durch den Atlas bieten Händler Mineralien und Souvenirs feil. In der Nähe der Passhöhe des Tizi-N-Tichka legen wir eine kleine Rast ein und essen eine Kleinigkeit in einem der zahlreichen Snackbars am Wegesrand.
Wir entscheiden uns, durch das wunderschöne Ounilatal über Telouet nach Ait Ben Haddou zu fahren. Vor noch nicht allzu langer Zeit war diese Route für normale PKW noch unpassierbar, mittlerweile sind weite Passagen der Straße asphaltiert worden, allerdings noch immer von üblen Schlaglöchern durchzogen. Lediglich eine kleine Wasserdurchfahrt ist zu überstehen, die sich jedoch als harmlos herausstellt. Entlang des Flusslaufes blühen überall die ersten Mandebäume. Die Strecke ist gesäumt von malerischen Kasbahs, die sich harmonisch in die rotbraunen Sandstein Hügel anpassen. Da es mir nicht gut geht und ich mich so schnell wie möglich ausruhen möchte, können wir leider keines dieser alten Gemäuer erkunden.


Der alte Teil von Ait Ben Haddou jenseits des Flusses kann nicht mit dem Auto angefahren werden. Ein gepflasterter Weg führt hinab zum Fluss. Ein freundlicher Souvenirverkäufer ruft bei der Kasbah Tebi an und sogleich kommt einer der beiden Besitzer mit einem Maultier über den Fluss, um unser Gepäck ins Kasbah zu bringen. Man tut sicher gut daran, lediglich eine kleine Tasche zu packen, wenn man im Kasbah Tebi wohnen möchte und den Rest des Gepäcks im Auto zu lassen – das war uns vorher leider nicht ganz klar, so dass sich das arme Maultier nun mit unserem kompletten Gepäck abschleppen muss!

Die Kasbahs von Ait Ben Haddou aus rotbraunem Stampflehm kleben malerisch am Hang jenseits des Oued Mellah, eine alte Festung thront stolz oben auf dem Hügel. Kein Wunder, dass dieser Ort schon für so manch einen Historienfilm herhalten musste (z.B. Sodom und Gomorrha von Orson Wells).


Das Ambiente der Kasbah Tebi
ist wild romantisch. Noch immer gibt es hier kein Strom, auch wenn die Verlegung der Stromtrasse seit Jahren angekündigt ist. Abends werden im gesamten Kasbah Kerzen angezündet und auch die fünf Gästezimmer mit Kerzenlicht illuminiert. Für kältere Nächte sind die Zimmer ausgestattet mit einem kleinen Gasofen, den wir nur zu gut gebrauchen können. Einziger Minuspunkt dieser einzigartigen Unterkunft sind die kleinen Betten (lediglich 1,40 m). Zwar gibt es in den Zimmern noch eine weitere kleine Kammer, wo theoretisch eine Person auf einer Bodenmatratze schlafen könnte, diese ist allerdings bei nächtlichen Außentemperaturen um den Gefrierpunkt viel zu kalt: Ein eisiger Windzug zieht kalt durch alle Ritzen der Fenster.

Das Abendessen wird unten in einem gemütlichen Zimmer serviert. Natürlich gibt es wieder eine Tajine mit Rindfleisch. Wir ziehen uns nach dem Essen schnell zurück, da es mir leider überhaupt nicht gut geht. Wir haben beide eine fast schlaflose Nacht - ich fühle mich am nächsten Morgen richtig krank, auch nach dieser furchtbaren Nacht,  zu Zweit zusammengepfercht in diesem winzigen Bettchen! Am nächsten Morgen überlege ich ernsthaft, ob es nicht sinnvoller wäre, den Urlaub abzubrechen. Schließlich entscheiden wir aber, zunächst einen befreundeten Arzt in der Heimat telefonisch zu konsultieren und dann eine richtig komfortable Unterkunft zu suchen, in der ich einige Tage mich erholen kann.



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