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4000 Inseln
28. Februar 2020 – Von Champasak nach Don Khone
Unser heutiger Ortswechsel beginnt mit einem privaten Minibus, der uns zum drei Kilometer entfernten „Fähranleger“ von Champasak bringt. Wir müssen zur anderen Flussseite hinüber wechseln, um zur Busstation zu gelangen. Über eine steile Treppe bugsieren wir unsere Taschen hinunter zum Fluss auf ein kleines, hölzernes Longboat, das uns zum anderen Ufer des Mekongs bringt. Auch auf der anderen Uferseite kann man kaum von einem Pier sprechen, sondern eher vvon einer Sandpiste, die zum Flussufer führt. Zunächst irren wir etwas orientierungslos umher - niemand kann uns so wirklich sagen, wie, wann und wo der Bus nach Nakasong abfährt - einer der wartenden Kleinbusse ist zumindest nicht unser gebuchtes Fortbewegungsmittel! Wir ergreifen die Initiative und schleppen uns samt Gepäck hinauf zur Hauptstraße, nachdem einige Minivan Fahrer am Hafen, die kaum des Englischen mächtig sind, in die Richtung weisen. Nach einer ganzen Weile erklärt uns endlich jemand mit Händen und Füßen, wir sollen oben an der Kreuzung warten. Inzwischen haben sich andere Mitreisende zu uns gesellt, auch ein sehr nettes englischen Paar, mit dem wir eine ganze Weile Reiseerlebnisse austauschen.
Einige Zeit später trifft ein offener Local Bus ein, der bis unter das Dach mit Menschen vollgepackt ist. Oben auf dem Dach sitzen obendrein zahlreiche weitere Fahrgäste und haben bei lauter Musik offenbar richtig Spaß. Einen Moment überlegen wir, ob dies vielleicht unser Bus nach Nakasong sein könnte – ist er natürlich nicht.
Das richtige Gefährt kommt wenig später, und der Fahrer signalisiert, dies sei der richtige Bus zum Fähranleger bei den 4.000 Inseln. Der Minivan ist richtig luxuriös, mit Klimaanlage und bequemen Sitzen - wir hatten eher einen Schrott-Bus erwartet, wie wir ihn im Norden von Laos hatten! So gelangen wir sehr bequem nach Nakasong, wo uns der Ticketverkäufer am Bootsanleger bestätigt, kein Boot verkehre aufgrund des Niedrigwassers nach Don Khone. Wir fragen nach der Alternative und nach einigem Hin und Her verstehen wir, dass wir zunächst mit dem Boot nach Don Det fahren müssen und von dort aus mit dem Tuktuk nach Don Khone. Also besteigen wir erneut ein kleines Boot für die Überfahrt nach Don Det. Schon bei der Überfahrt nach Don Det versteht man die Namensgebung für das Si Phan Don Archipel (4.000 Inseln) in dem hier bis zu vierzehn Kilometer breiten Mekong. Überall ragen kleinste Inselchen oder auch nur Büsche auf winzigen Erhebungen aus dem Wasser.
Am Fähranleger in Dot Det angekommen fragen wir in der Ticket Agency nach einem Tuktuk, die hier etwas anders aussehen als an anderen Orten in Laos. An einem uralten Motorrad ist ein klappriger Beiwagen mit Holzbänken befestigt, der soeben Platz für zwei Personen bietet. Nachdem unser Gepäck notdürftig verstaut ist, tuckern wir mit diesem abenteuerlichen Gefährt quer über die Insel über eine staubige, mit Schlaglöchern übersäte Piste bis zur Französischen Brücke, die Don Det mit Don Khone verbindet. Von hier kann man unseren sonnengelben Bungalow vom Hotel Sala Done Khone bereits ausmachen.
Unser Floating Bungalow bietet den allerbesten Ausblick auf den Fluss. Der Bungalow Zimmer ist fast so etwas wie ein Hausboot, mit einer kleinen Terrasse, von der wir die Füße in den Mekong baumeln lassen können. Bei der grandiosen Lage schaut man gerne auch schon einmal über die mehr als spartanische Einrichtung und das leicht heruntergekommen wirkende Interieur hinweg!
Don Khone verströmt mit seinem bunten, turbulenten Treiben in den Dörfern karibisches Flair, überall wachsen Kokospalmen, anstatt Reggae erschallt aus jeder zweiten Hütte asiatische Popmusik. Kinder spielen indes unbeschwert auf den staubigen Straßen.
Nachdem wir einen leckeren Salat im nahen Garden Restaurant eingenommen haben, machen wir eine ausgedehnte Mittagspause auf unserer Hausbootterrasse, mit zwischenzeitlicher Abkühlung im Hotel-Pool. Auch im Mekong direkt von unserer Terrasse unseres Floating Bungalows kann man baden, was ich später auch noch mit Begeisterung nutze. Einheimische Kinder suchen am gegenüberliegenden Ufer bei der irren Hitze ebenfalls nach einer Erfrischung. Tatsächlich kommt unser Bungalow immer mal wieder ins Schwanken, insbesondere wenn Boote vorbeifahren - an Seekrankheit sollte man bei dieser Unterkunft definitiv nicht leiden!
Wir haben uns zufällig einen ganz besonderen Tag für Don Khone ausgesucht. Denn heute findet hier das Fest der Feste auf der Insel statt – das große Vat-Festival. Die ganze Nacht über soll auf der Insel der Ausnahmezustand herrschen – man spürt förmlich die freudige Erwartung der Einheimischen. Wir schauen uns das Festivalgelände schon einmal auf einem Nachmittagsspaziergang an, jedermann dort ist mit den Vorbereitungen beschäftigt. Ein Mönch macht Soundcheck für seine Bühne, wo später am Abend Geld für das Vat gesammelt wird. Kinder tollen ausgelassen und voller Erwartung rund um die bunten Stände.

Unsere Aufmerksamkeit gilt aber zunächst dem nahenden Sonnenuntergang, und so laufen wir zurück zu unserer Terrasse auf dem Floating Bungalow. Eine bessere Stelle, den Sonnenuntergang sich anzuschauen, gibt es vermutlich auf ganz Don Khone nicht! Dazu gibt es ein Beer Lao, während knatternde Boote den Mekong rauf und runter tuckern.

Das heutige Dinner nehmen wir im Emily´s Noodle Restaurant ein, benannt nach der jüngsten Tochter, wie uns der Chef des Hauses stolz berichtet. Ich entscheide mich für Mekongfisch, während Corinna vegetarische Nudeln bestellt – solide und ehrliche Kost!
Danach statten wir dem Vat-Festival einen Besuch ab. Auf dem bunten und turbulenten Fest gibt es eine Menge kurioser Dinge zu entdecken. Kinder vergnügen sich beim Pfeilwerfen oder auf einem wenig vertrauenswürdig aussehenden Karussell, während sich auf der Hauptbühne eine laotische Rockband abmüht, ohne dafür den verdienten Zuspruch zu erhalten.
Auf einer anderen Bühne, vor der die meisten Besucher auf Bambusmatten hocken, findet eine Show mit knapp bekleideten Tänzerinnen und einer Sängerin statt. Nicht weit davon entfernt sitzt eine Gruppe kichernder, junger Mönche! Bei einem Roulette ähnlichen Spiel auf laotisch, bei dem eine Zahl mit drei Würfeln ermittelt wird, sitzen eine Reihe von Menschen um das Spielbrett herum und setzen Kips - wie bei uns auch, gewinnt hier in erster Linie der Spielleiter!
Wir ziehen uns aus dem bunten Treiben zurück und versuchen in unserem Bungalow Ruhe zu finden. Natürlich werden wir in der Nacht bis zum frühen Morgen beschallt – mit Hilfe von Oropax finden wir aber auch in der heutigen Ausnahmenacht Ruhe!
29. Februar 2020 – Don Khone
Das Frühstück im Sala Done Khone ist alles andere als eine Offenbarung. Lieblos werden die Speisen auf einem Büffet dahingeklatscht, während das Personal desinteressiert auf der Terrasse hin und her schlurft. Immerhin ist das Sala Don Khone eines der teuersten Hotels auf der Insel – da kann man schon etwas anderes erwarten! Das haben wir in Laos auch schon ganz anders erlebt, und aus diesem Grund werden wir morgen dankend auf unser gebuchtes Frühstück verzichten und uns ein heimeligeres Plätzchen suchen.
Bei einem der zahlreichen Anbieter auf der Insel leihen wir uns Fahrräder, die den Namen kaum verdienen! Überall gibt es allerdings die gleichen altersschwachen Räder mit zerschlissenen Satteln und natürlich ohne Gangschaltung - unsere Räder weisen zumindest im Gegensatz zu den meisten anderen eine halbwegs passable Höhe auf. Wir fahren zu den Liphi Waterfalls, die man seit Anfang dieses Jahres ohne Eintrittsgebühr besuchen kann, ebenso übrigens wie die Französische Brücke, für die früher ebenfalls ein Wegegeld erhoben wurde.
Natürlich ist bei den Liphi Wasserfälle auch ein Vat zu finden, sogar ein sehr schönes, wie wir finden. Die Wasserfälle sind eine Ansammlung mehrerer Felsstufen, durch die sich das Wasser des Mekongs schlängelt, sich sammelt und schließlich donnernd zehn Meter tief in eine Schlucht hinabstürzt.

Wir folgen dem Pfad entlang der Schlucht und gelangen zu einer kleinen Bar, wo das junge Mädel hinter der Theke gerade ihren Rausch von der gestrigen Party ausschläft und so gar keine Anstalten macht, uns eine kühle Cola Zero zu verkaufen. Ihr Freund übernimmt den Job, während ihr Kopf komatös zurück auf den Bartresen sinkt. Es gibt hier schöne offene Hütten mit Liegeplätzen, in denen man eine Weile wunderbar abhängen kann. Dabei beobachten wir Bienenfresser, die von einem erhabenen Ast aus Insekten erspähen und sich im Sturzflug auf sie stürzen.

Braunkopfspint (Chestnut headed Bee Eater)
Auf unseren Rädern geht es weiter zum Khongyai Beach, wo uns die „Schlepper“ beider Lokale am liebsten sofort in ihr Etablissement lotsen wollen. Wir lehnen dankend ab, da wir zunächst im Mekong baden wollen. Wenn man hundert Meter der Sanddüne folgt, kommt man an menschenleere, schattige Plätzchen unter Bäumen. Bei 37 ° Celsius in der Mittagszeit benötigen wir ganz dringend eine Abkühlung. Das Mekongwasser ist in der Trockenzeit klar, ja fast türkisfarben. In der Regenzeit wird das Sediment stark aufgewühlt, dann verwandelt sich der Mekong in eine braune Brühe und einen reißenden Strom - die Wasserqualität ist allerdings zu jeder Zeit recht gut.
Später laufen wir zurück zu den Strandbars, wählen eine von beiden aus und bestellen einen kleinen Mittagssnack. Unter den Tischen planschen süße Gänseküken vergnügt in einer kleinen Pfütze.
Wir haben uns entschieden, eine Tour zu den Irrawaddy Süßwasser Delphinen zu machen (90.000 Kip), die extrem vom Aussterben bedroht sind. Eine Gruppe hält sich bevorzugt in den weiten Mekong Pools an der kambodschanischen Grenze auf. Eine Zählung ergab 2018 gerade einmal noch 92 Exemplare, viel zu wenig, um die Art hier langfristig zu erhalten, zumal immer wieder chinesische Dammbaupläne für die Gegend für Aufruhr bei den Umweltschützern sorgen. Tatsächlich sichten wir direkt eine Gruppe von Tieren, die friedlich nicht weit von unserem Boot ihre Bahnen zieht und zum Atmen die Wasseroberfläche durchstößt. Es ist eine echte Challenge, brauchbare Fotos von den seltenen Tieren zu schießen, zumal sie maximal für drei Sekunden sichtbar sind.
Auch die Fahrt zu den Delphinen ist bereits aus ornithologischer Sicht sehr interessant, zumal wir viele Wasservögel zu Gesicht bekommen, Schlangenhalsvögel (Darter), verschiedene Reiher, unter anderem zahlreiche Mangrovereiher und als Highlight einen großen Eisvogel, ein Kappenliest (Black capped Kingfisher), von dem uns leider kein richtig brauchbares Foto gelingt.

Mangrovereiher (Striated Heron) Indischer Schlangenhalsvogel (Indian Darter)

Zurück am Ausgangspunkt nehmen wir noch einmal ein erfrischendes Bad im Mekong, zumal wir 1,5 Stunden auf dem Boot der knallenden Sonne ausgesetzt waren! Danach machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Hotel und genießen erneut den Wahnsinns Sonnenuntergang auf unserer aussichtsreichen Terrasse am Fluss. Abendessen gibt es im „The Garden“, ein leckeres Massaman Curry. Wir sind immer wieder überrascht über die niedrigen Preise in Laos, mit Getränken zahlen wir weniger als 140.000 Kip, rund 13 Euro!
01. März 2020 – Don Khone
Wir fahren über die Brücke nach Don Det und dann am Mekong entlang zu Mama Leuahs Guesthouse, das einem Deutschen und seiner laotischen Frau gehört. Es gibt einen fantastischen Bolaven Kaffee, frisches Obst mit Joghurt und Säfte. Als Sahnehäubchen bestelle ich ein Original Schweizer Rösti mit Spiegelei – wenn ich mich danach auch gut gefüllt fühle, das war es in jedem Fall wert! Die einfachen Hütten am Fluss, die hier vermietet werden, sehen auch toll aus, sind sehr einfach, kosten aber auch nur 150.000 Kip und sind sicher eine sehr gute Alternative für Ruhesuchende! Auf dem Rückweg werfen wir noch einmal einen Blick auf unsere Floating Bungalows an der anderen Uferseite.
Auf der alten Eisenbahnstrecke radeln wir ganz in den Süden der Insel nach Ban Hang Khon. Auf der sieben Kilometer langen Trasse aus der französischen Kolonialzeit wurden Anfang des 20. Jahrhunderts Güter und sogar ganze Boote samt Ladung von Ban Hang Khon über die Französische Brücke bis nach Don Det transportiert, um so die unüberwindlichen Wasserfälle im Mekong zu umgehen. Das Hebewerk in Ban Hang Khon und zwei seit achtzig Jahren vor sich hin rostende Dampfloks zeugen noch immer von der ungewöhnlichen Transportmethode, die durch japanische Bomben in den Vierziger Jahren ihr Ende fand.

Wir blicken auf die Pools im Mekong an der Grenze zu Kambodscha, in denen wir gestern noch die Delphine beobachtet haben. Wenn der Wasserpegel des Mekongs höher ist, kann man an dieser Stelle mit etwas Glück sogar Delphine von Land aus sichten. Auch von hier aus kann man sich mit dem Boot für 90.000 Kip zur Delphinbeobachtung hinausfahren lassen, wir empfehlen aber dennoch, die Tour von Khongyai Beach zu machen.
Über einen sehr schönen, schattigen Waldpfad fahren wir erneut zum Khongyai Beach. Unterwegs sichten wir Hecken- (Greater Coucal) und Grünschnabelkuckucke (Green billed Malkoha), zwei Spezies, die wir schon zuvor ein paar Mal auf der Insel gesichtet haben. Wir machen es uns erneut unter unserem schattigen Baum am Mekong gemütlich. Auch hier entdecken wir wieder zahlreiche interessante Vögel, wie zum Beispiel die hübschen Goldbrustbülbüls (Black crested Bulbul).

Grünschnabelkuckuck (Green billed Malkoha) Goldbrustbülbül (Black crested Bulbul)

Wir umrunden die nördliche Spitze der Insel, um zu den Khon Pa Soi Wasserfällen zu gelangen. Somit haben wir an einem Tag mit den Fahrrädern die ganze Insel erkundet - einen Motorroller braucht man also definitv nicht zu mieten, um die beiden Inseln zu erkunden, dafür sind sie viel zu klein. Auffällig ist, dass die Dörfer ziemlich vermüllt sind. Die Einheimischen schmeißen ihre Abfälle achtlos ans Ufer des hier nahezu ausgetrockneten Mekong, so dass unschöne, stinkende Müllberge entstehen, die möglicherweise irgendwann verbrannt werden sollen. Auf diese Weise werden sicher wieder Unmengen Plastikmüll in die Weltmeere gelangen! Die Wasserfälle liegen mehr oder weniger trocken und sind über die Hängebrücke nicht mehr erreichbar; sie ist baufällig, größtenteils eingestürzt und somit gesperrt. Mit einer kleinen Kletterparty durch den Canyon könnte man dennoch auf die gegenüberliegende Insel Don Pa Soi gelangen, was wir uns allerdings ersparen, da ohnehin kaum Wasser vorhanden ist und die Fälle kaum als solche erkennbar sein werden.
Am Abend erleben wir letztmals einen der galaktischen Sonnenuntergänge auf den 4.000 Inseln, bei dem der Mekong rot zu glühen scheint, bevor wir im hochgelobten „Chez Fred & Lea“, bei Tripadvisor in Don Khone völlig zu Recht auf Platz 1, unser Dinner einnehmen. Das Restaurant hatte an den beiden letzten Tagen geschlossen, wahrscheinlich wegen des Festivals. Interessant, dass man hier, wie in den meisten anderen Restaurants in Laos, die Schuhe vor der Tür ausziehen muss, die dann am Ausgang wild durcheinander auf ihre Besitzer warten! Das Essen und der Service sind tatsächlich sehr gut. Fred, der französische Besitzer gibt sich alle Mühe, die Gäste zufriedenzustellen, und endlich gibt es auch wieder einmal Wein zum Dinner, auch wenn es nur ein chilenischer Chardonnay aus dem Schlauch ist!

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